Die zwischen 1300 und 1330/40 entstandene Sammlung des Codex Manesse ist eine der wichtigsten Quellen für den mittelhochdeutschen Minnesang von den Anfängen um 1150 bis ins erste Drittel des 14. Jahrhunderts. Aus den anderen mittelalterlichen Handschriften ragt der Codex Manesse durch seinen Umfang, die Zahl der Dichter und durch die kostbare Ausstattung mit Bildern, Lombarden und kunstvollen Initialen hervor.
Der Aufbau des Codex Manesse folgt einem streng hierarchischen Prinzip: die Sammlung ist nach dem Autorprinzip geordnet und beginnt mit Kaiser Heinrich, es folgen die Könige, Herzöge, Markgrafen, Grafen und Freiherrn, der Dienstadel und die gelehrten Meister schließen an. Das Werk eines jeden Dichters wird mit einer ganzseitigen Miniatur eröffnet, die dem Autorportrait entspricht, wobei die Portraits und auch das korrespondierende Wappen mitunter fiktiv sind. Diese Autorportraits zeigen repräsentative Dichterbilder, in denen der Minnesang im Mittelpunkt der Darstellung steht, sowie Themen aus Krieg, Turnier oder Jagd. Eine Ausnahme von der ganzseitigen Miniatur in hochrechteckigem Format ist die des Hadlaub, die aus der Hand des Grundstockmalers stammt. Sie zeigt ein Doppelbild und besitzt außerdem die größte und schönste Initiale.
Dieses gewaltige Werk, das 140 Autorcorpora auf 425 Pergamentblättern in Großfolioformat umfasst2 und als „repräsentative und auf Vollständigkeit bedachte Sammlung der mittelhochdeutschen Liedkunst bis etwa 1330“ gilt, ist nicht in einem Arbeitsgang entstanden, „sondern das Ergebnis eines letztlich sehr langen Prozesses“. Neben einem Hauptschreiber waren weitere zehn Schreiberhände, sowie Maler, Illuminatoren und Rubrikatoren am Werke und haben über einen großen Zeitraum gearbeitet. Dieses 'work in progress' hat jedoch kein Ende gefunden, von Abschluss oder Vollendung kann nicht gesprochen werden. Die stoffliche Untersuchung des Codex Manesse zeigt eine unterschiedliche Güte und Qualität des Pergamentmaterials. Dies lässt vermuten, dass das Schreibmaterial nicht auf einmal gekauft wurde, sondern nach und nach, dass man demnach von einem allmählichen Anwachsen der Handschrift ausgehen kann und dass die Handschrift nicht von Beginn an als diejenige, die sie heute ist, geplant war.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Beschreibung
- 2.1. Datierung des Codex Manesse
- 2.2. Lokalisierung des Codex Manesse
- 2.3. Auftraggeber und ihre Sammelintension
- 2.4. Die sukzessive Anlage
- 3. Präsentation der einzelnen „Hände“
- 4. Tätigkeit der Schreiber
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entstehung des Codex Manesse als einen langwierigen Prozess ("work in progress"). Ziel ist es, die These des allmählichen Anwachsens der Handschrift durch die Analyse verschiedener Aspekte zu belegen.
- Datierung und Lokalisierung des Codex Manesse
- Identifizierung der beteiligten Schreiber und Künstler
- Analyse der hierarchischen Struktur und des Auftraggeberprinzips
- Untersuchung der Materialität und der unterschiedlichen Qualität des Pergaments
- Bedeutung des Codex Manesse als Quelle für den mittelhochdeutschen Minnesang
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Codex Manesse als eine der wichtigsten Quellen für den mittelhochdeutschen Minnesang vor und hebt seinen Umfang, die Anzahl der Dichter und seine kostbare Ausstattung hervor. Sie betont den hierarchischen Aufbau der Sammlung, beginnend mit Kaiser Heinrich und folgend mit Königen, Herzögen, etc., sowie die ganzseitigen Miniaturen als Autorportraits. Die Einleitung führt den zentralen Begriff des "work in progress" ein, der im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden soll – die These, dass der Codex nicht in einem Arbeitsgang, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg entstand.
2. Beschreibung: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Aspekten des Codex Manesse. Die Datierung wird anhand kunsthistorischer und paläographischer Analysen auf die Zeit zwischen kurz nach 1300 und 1330/40 eingegrenzt. Die Lokalisierung, die Auftraggeber und deren Sammelintensionen werden ebenso diskutiert wie die sukzessive Anlage der Handschrift. Die unterschiedliche Qualität des Pergamentmaterials untermauert die These vom allmählichen Wachstum des Codex. Vergleiche mit anderen Handschriften, wie der St. Gallener Weltchronik, liefern zusätzliche Datierungsansätze und belegen die Beteiligung mehrerer Schreiber und Künstler.
Schlüsselwörter
Codex Manesse, mittelhochdeutscher Minnesang, Handschriftenkunde, Paläographie, Kunsthistorie, Datierung, Lokalisierung, Schreiber, Illuminatoren, "work in progress", sukzessive Anlage, Pergament, Autorportraits, Hierarchie.
Häufig gestellte Fragen zum Codex Manesse
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit untersucht die Entstehung des Codex Manesse als einen langwierigen Prozess ("work in progress"). Die zentrale These ist, dass der Codex nicht in einem Arbeitsgang, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg entstand. Die Arbeit analysiert verschiedene Aspekte, um diese These zu belegen.
Welche Aspekte des Codex Manesse werden untersucht?
Die Hausarbeit untersucht die Datierung und Lokalisierung des Codex Manesse, identifiziert die beteiligten Schreiber und Künstler, analysiert die hierarchische Struktur und das Auftraggeberprinzip, untersucht die Materialität und die unterschiedliche Qualität des Pergaments und beleuchtet die Bedeutung des Codex Manesse als Quelle für den mittelhochdeutschen Minnesang.
Wie wird die Datierung des Codex Manesse in der Arbeit behandelt?
Die Datierung wird anhand kunsthistorischer und paläographischer Analysen auf die Zeit zwischen kurz nach 1300 und 1330/40 eingegrenzt. Vergleiche mit anderen Handschriften, wie der St. Gallener Weltchronik, liefern zusätzliche Datierungsansätze.
Welche Rolle spielen die Auftraggeber und ihre Sammelintensionen?
Die Arbeit diskutiert die Auftraggeber und deren Sammelintensionen. Der hierarchische Aufbau der Sammlung, beginnend mit Kaiser Heinrich und folgend mit Königen, Herzögen etc., wird ebenfalls analysiert.
Wie wird die These des "work in progress" belegt?
Die These des allmählichen Anwachsens der Handschrift wird durch die Analyse verschiedener Aspekte belegt, darunter die unterschiedliche Qualität des Pergamentmaterials und die Beteiligung mehrerer Schreiber und Künstler.
Welche Bedeutung hat der Codex Manesse als Quelle?
Der Codex Manesse wird als eine der wichtigsten Quellen für den mittelhochdeutschen Minnesang hervorgehoben. Sein Umfang, die Anzahl der Dichter und seine kostbare Ausstattung werden betont.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einleitung, Beschreibung (inkl. Datierung, Lokalisierung, Auftraggeber und sukzessiver Anlage), Präsentation der einzelnen „Hände“, Tätigkeit der Schreiber und eine Schlussbemerkung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Codex Manesse, mittelhochdeutscher Minnesang, Handschriftenkunde, Paläographie, Kunsthistorie, Datierung, Lokalisierung, Schreiber, Illuminatoren, "work in progress", sukzessive Anlage, Pergament, Autorportraits, Hierarchie.
- Arbeit zitieren
- Julika Zimmermann (Autor:in), 2002, Die Schreiber des Codex Manesse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23074