Als menschliche Emotion und als ästhetisches Phänomen ist der Ekel so alt wie die Menschheit selbst und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Doch als negativ gewertete Erscheinung scheint die Gesellschaft dazu zu neigen, ihn, wo immer es möglich ist, aus ihrer Wahrnehmung auszublenden.
Aber ist es wirklich so? Möchte tatsächlich niemand etwas von diesem widerwärtigen Gefühl wissen oder es gar erleben?
Die unzähligen Fernsehsendungen über Morde, Autopsien und gewalttätige Psychopathen zeugen davon, dass das Interesse am Ekel gegenüber Tod, Gewalt und Leichen vorhanden ist. Millionen von Menschen schauen täglich an den Bildschirmen zu, wie Andere ermordet und seziert, wie sie aufgeschnitten und analysiert werden.
Die Lust an der Abscheulichkeit des Ekels ist demnach nicht zu leugnen und sie ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Als es weder Film noch Foto gab begnügten sich die Menschen mit der Literatur und ebenso, wie wir heute Sendungen verfolgen, die in uns das abscheuliche Gefühl hervorrufen, lasen die Menschen damals Texte, Dramen und Gedichte.
Schon in den Schriften der Antike findet man Passagen über abstoßende Szenen, die bis ins Detail beschrieben sind.
Die bildende Kunst des Mittelalters stellte das Hässliche meist im Zusammenhang mit der Erbsünde oder den Todsünden dar.
In jeder weiteren Epoche sind solche Darstellungen des Hässlichen, des Verfalls und des Todes in der Literatur und der bildenden Kunst zu finden.
Auch wenn die Hinweise auf die Thematisierung des Ekels in der bildenden Kunst nicht zu leugnen sind, beschränkt sich diese Arbeit auf den Ekel in der Literatur.
Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, wie sich der Ekel vorrangig in der deutschen, aber auch europäischen Literatur, ausgehend von der ästhetischen Theorie des 18. Jahrhunderts bis zur Moderne, entwickelt hat und wie er sich in den frühen Gedichten Gottfried Benns manifestiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Ekel im Wandel der Jahrhunderte
- 1. Ekel in der ästhetischen Theorie des 18. Jahrhunderts
- 2. Die Anti-Ekelideale der Antike und ihre Einflüsse auf die Klassik.
- o griechische Statuen als Vorbild der idealen Schönheit
- 3. Schöner Ekel in der Romantik.
- 4. Rosenkranz' Ästhetik des Hässlichen
- 5. Naturalismus – die Verbindung von Kunst und Wissenschaft.
- 5.1. Zola: Experiment Literatur.
- 5.2. Bestie Mensch
- 6. Nietzsche - zum Übermenschen durch die Überwindung des Ekels.
- 7. Fin de Siècle und Dekadenz
- 7.1. Stimmungen und Emotionen der Dekadenz.
- 7.2. Literarische Dekadenz ....
- 7.3. Baudelaire – kränkliche Blumen ..
- 8. Expressionismus ..
- 8.1. Dissoziation des Ichs in einer neuen Welt...
- 8.2. Die Hässlichkeit des Expressionismus.
- II. Der Ekel in Gottfried Benns früher Lyrik.
- 1. Aas, Blut und Sektion - die Morgue..
- 1.1. Worte des Ekels - Wortwahl und Symbolik in Benns frühen Gedichten
- 1.1.1. Menschliches Sein und Verderben
- 1.1.2. Geschlechtlichkeit und Geburt.
- 1.1.3. Nahrung, Ernährung
- 1.1.4. Personen, Dinge und Tiere
- 1.1.5. Soziale Aspekte...........
- 1.1.6. Religiöse Elemente..
- 1.1.7. Schönes .....
- 1.1.8. Medizinisches.
- 1.1.9. Sonstige Aspekte
- 1.1. Worte des Ekels - Wortwahl und Symbolik in Benns frühen Gedichten
- 2. Einfluss der Historie.
- 2.1. Der Gegensatz zur ästhetischen Theorie.
- 2.2. Benn als Gegner der klassischen Anti-Ekelideale..
- 2○ Schöne - hässliche Körper- tote Statuen
- 2.3. Romantik und die Ästhetik des Hässlichen...
- 2.4. Nachwirkungen des Naturalismus.
- 3. Typische Erscheinung des Expressionismus oder Leidender des Fin de Siècle ?.........
- 3.1. Benn und die dekadente Gefühlslage
- 3.2. Benn in der Tradition Baudelaires?.
- 3.3. Wahrnehmungsproblematik und Weltbild in Frühexpressionismus
- 3.3.1. Nihilistische Einflüsse im Expressionismus..
- 3.3.2. Entpersonifizierung und Verdinglichung des Menschen...
- 1. Aas, Blut und Sektion - die Morgue..
- Ergebnis und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht den Ekel als ästhetisches Phänomen in der frühen Lyrik Gottfried Benns. Die Arbeit analysiert die Verwendung von Ekelmotiven in Benns Gedichten und setzt diese in Beziehung zur literarischen Tradition und zu den ästhetischen Strömungen des 19. und 20. Jahrhunderts.
- Ekel als ästhetisches Phänomen
- Ekel in der Literaturgeschichte
- Die Lyrik Gottfried Benns
- Motive und Symbolik in Benns Gedichten
- Einflüsse auf Benns Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Ekel als menschliche Emotion und als ästhetisches Phänomen einführt. Anschließend wird der Ekel im Wandel der Jahrhunderte beleuchtet, wobei die ästhetischen Theorien des 18. Jahrhunderts, die Anti-Ekelideale der Antike und ihre Einflüsse auf die Klassik, der Schöner Ekel in der Romantik, Rosenkranz' Ästhetik des Hässlichen, der Naturalismus, Nietzsche und der Fin de Siècle behandelt werden.
Kapitel II widmet sich dem Ekel in Gottfried Benns früher Lyrik. Es werden Motive und Symbolik in Benns Gedichten analysiert und die Einflüsse der Literaturgeschichte, insbesondere der Romantik, des Naturalismus und des Expressionismus, auf Benns Werk untersucht.
Die Arbeit endet mit einem Ergebnis und Ausblick.
Schlüsselwörter
Ekel, Gottfried Benn, Lyrik, Ästhetik, Literaturgeschichte, Romantik, Naturalismus, Expressionismus, Dekadenz, Motivanalyse, Symbolik, Einfluss
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- Simone Meyer (Author), 2003, Ekel als ästhetisches Phänomen. Zur frühen Lyrik Gottfried Benns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23077