Historikern vieler Zeiten will keine plausible Erklärung einfallen, warum sich Rom auf den Ersten Punischen Krieg überhaupt einließ. Der Psychologe Csikszentmihalyi erklärt die Energie zur Überschreitung eigener Grenzen mit dem Erleben eines Flow. Das Ziel ist ein einleuchtenderes Bild zu zeigen, mit dessen Hilfe die Interventionsentscheidung auf Sizilien nachvollziehbarer wird – angetrieben durch Konsul A. C. Caudex. 264 v. Chr. überschritt Rom die Entwicklungsstufe zum imperialistische Denken.
Der entscheidende Vorzug der Idee des Flow als psychologisches Erklärungsmuster ist, dass sie ohne Umschweife ein logisches Bild der Komponenten ergibt, die den Krieg, bzw. das Flow-Erleben veranlassten. Der moralische Ansporn durch die mamertinische deditio, die praktische Einigkeit der Konsuln sowie des einen antreibende Wirkung und natürlich die römische Vorgeschichte gaben den Entscheidungsträgern das Gefühl optimaler Beanspruchung. Mitgerissen von Appius Claudius‘ Euphorie, sank die senatorische Urteilsfähigkeit. Ein mutiges Selbstvertrauen entstand, das den römischen Hegemonialmachtanspruch im Kriegsverlauf auf das westliche Mittelmeer entstehen ließ. Die langfristigen, in den Quellen beschriebenen Ursachen sind natürlich trotzdem in geopolitischen Spannungen und der vor allem aristokratischen Macht- und Beutegier zu sehen. Letztlich konnte aber nicht einmal das ideologisch stabilisierende Vertragsgerüst das Flow-typische, unreflektierte Voraneilen in Gedanken und Handlungen bremsen, sondern wurde durch die Argumentation zum Gemeinwohl sogar noch intensiviert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick zum Forschungsstand
- Darstellungsdivergenzen in den Quellen
- Der Konfliktherd Sizilien
- Moralische Bestärkung: Das mamertinische Hilfegesuch als Auslöser des Flow
- Roms Reaktion: Die zögerliche Senatsdebatte
- Verschiedene Darstellungen
- Erwartungen an den Senat
- Die Entscheidung zur Intervention unter Vorwänden?
- Weitere rationale Argumente gegen eine Intervention
- Der politische Kurswechsel
- Der personelle Anstoß: Ziele eines nobilis
- Angeleitete Angstüberwindung: Die Verflechtung von Egoismus und Gemeinwohl
- Die ideologischen Ursachen in der Entwicklung Roms
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, den Ausbruch des Ersten Punischen Krieges mit Hilfe der psychologischen Flow-Theorie zu erklären. Sie untersucht die Ereignisse, die unmittelbar zur römischen Intervention auf Sizilien führten und analysiert, inwiefern die Flow-Theorie die Entscheidungsfindung des römischen Senats und die Handlungsweise des Konsuls Appius Claudius Caudex beleuchtet.
- Das mamertinische Hilfegesuch als Auslöser des römischen Flow-Erlebens
- Die Rolle des Senats in der Entscheidungsfindung und die Argumente für und gegen eine Intervention auf Sizilien
- Der Einfluss des Flow-Erlebens auf die Überwindung von rationalen Bedenken und die Wahrnehmung von Risiken
- Die Motivation des Konsuls Appius Claudius Caudex und seine Rolle als Symbolfigur des Flow
- Die ideologischen Ursachen für den römischen Machtanspruch und den Wandel von italischen Expansionsinteressen zu außeritalischen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Hypothese auf, dass der Ausbruch des Ersten Punischen Krieges durch das Erleben eines Flow im römischen Senat und bei Appius Claudius Caudex erklärt werden kann. Der Überblick zum Forschungsstand zeigt die unterschiedlichen Deutungen des Kriegsausbruchs in der Literatur auf, die zwischen einer gewollten und einer ungewollten Intervention Roms schwanken. Die Darstellungsdivergenzen in den Quellen beleuchten die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion der Ereignisse und die unterschiedlichen Perspektiven der antiken Historiker.
Kapitel 4 widmet sich der Situation auf Sizilien, die durch die kampanischen Söldnertruppen zu einem Konfliktherd wird. Kapitel 5 beschreibt das mamertinische Hilfegesuch als Auslöser des römischen Flow-Erlebens und stellt die Komponenten des Flow-Erlebens vor. Kapitel 6 analysiert die Senatsdebatte über das Hilfegesuch und diskutiert verschiedene Argumente für und gegen eine Intervention auf Sizilien. Kapitel 7 untersucht den politischen Kurswechsel und beleuchtet die Motivation des Konsuls Appius Claudius Caudex sowie die Rolle des Senats in der Entscheidungsfindung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Ersten Punischen Krieg, der römischen Expansion, dem Flow-Erleben, der Senatsdebatte, dem Konsul Appius Claudius Caudex, der Nobilität, dem Machtanspruch, der Beutegier, der moralischen Bestärkung, der Angstüberwindung und der ideologischen Ursachen für den römischen Imperialismus. Die Arbeit greift auf die Werke antiker Historiker wie Polybios, Cassius Dio, Diodor, Livius und Florus zurück, um die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und das Erleben des Flow-Phänomens im römischen Kontext zu analysieren. Darüber hinaus werden pädagogische und psychologische Ansätze herangezogen, um die Motivation und Handlungsweise der römischen Entscheidungsträger zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Cordula Zwanzig (Autor:in), 2012, Der Flow. Ein Erklärungsmuster für den Ausbruch des Ersten Punischen Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230851