Das zu untersuchende Kapitel „Die hermeneutische Bedeutung des Zeitenabstandes“ nimmt zwar nur wenige Seiten des Gesamtwerkes „Wahrheit und Methode“ in Anspruch, ist aber inhaltlich von wichtiger Bedeutung für das Verständnis der Gadamerschen Gesamtargumentation. Insofern wird zunächst kurz den Zusammenhang von kapitel und gesamttext eingegangen, bevor dann die einzelnen Textabschnitte untersucht werden. Den Schluss bildet ein kritischer Blick auf Gadamers Gesamtkonzept der Hermeneutik, wie er sie in "Wahrheit und methode" entwickelt. Insofern ergibt sich folgende Gliederung:
1. Der Textzusammenhang
2. Die Zirkelstruktur der hermeneutischen Bemühung
3. Das objektive und subjektive Moment des Zirkels bei Schleiermacher
4. Heideggers Wende : Verstehen als eigentlicher Vollzug des Zirkels
5. Der Vorgriff der Vollkommenheit
6. Der „wahre“ Ort der Hermeneutik
7. Der Zeitenabstand und seine Bedeutung für das Verstehen
8. „Überhaupt verstehen“ heisst „anders verstehen“
9. Der Zeitenabstand und die „wahren“ und „falschen“ Vorurteile
10. Die Naivität des „sogenannten Historismus“
11. Fazit
Inhaltsverzeichnis
- 1. Der Textzusammenhang
- 2. Die Zirkelstruktur der hermeneutischen Bemühung
- 3. Das objektive und subjektive Moment des Zirkels bei Schleiermacher
- 4. Heideggers Wende: Verstehen als eigentlicher Vollzug des Zirkels
- 5. Der Vorgriff der Vollkommenheit
- 6. Der wahre“ Ort der Hermeneutik
- 7. Der Zeitenabstand und seine Bedeutung für das Verstehen
- 8. „Überhaupt verstehen“ heisst „anders verstehen“
- 9. Der Zeitenabstand und die „wahren“ und „falschen“ Vorurteile
- 10. Die Naivität des „sogenannten Historismus“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Bedeutung des Zeitabstandes in Hans-Georg Gadamers „Wahrheit und Methode“. Die Arbeit analysiert Gadamers hermeneutischen Ansatz und dessen Verhältnis zu vorherigen Denkern wie Schleiermacher und Heidegger. Sie beleuchtet die Rolle der Tradition und des Vorurteils im Verständnis von Texten und die Herausforderungen eines historisch informierten Verstehens.
- Die hermeneutische Zirkelstruktur
- Der Einfluss von Heidegger und Schleiermacher auf Gadamers Hermeneutik
- Die Rolle des Zeitabstandes im Verstehensprozess
- Die Bedeutung von Vorurteilen für das Verstehen
- Kritik am Historismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Der Textzusammenhang: Dieses Kapitel etabliert den Kontext der Arbeit innerhalb von Gadamers "Wahrheit und Methode". Es beschreibt den Ausgangspunkt von Gadamers Argumentation in der Frage nach der Wahrheit in der Kunst und wie diese Frage zur Hermeneutik und zum Verstehen in den Geisteswissenschaften führt. Der Bezug zu Heideggers ontologischem Verständnis des Verstehens und Gadamers Konzept der wirkungsgeschichtlichen Hermeneutik wird hergestellt, um den Rahmen für die nachfolgende detaillierte Analyse des Zeitabstandes zu schaffen. Insbesondere wird die Positionierung des Kapitels "Die hermeneutische Bedeutung des Zeitenabstandes" im Gesamtwerk erläutert und seine zentrale Bedeutung für das Verständnis der Gadamerschen Argumentation hervorgehoben.
2. Die Zirkelstruktur der hermeneutischen Bemühung: Dieses Kapitel beleuchtet die Zirkelstruktur des hermeneutischen Prozesses, in dem das Verständnis des Ganzen von den Teilen und das der Teile vom Ganzen abhängt. Am Beispiel der Übersetzung eines altsprachlichen Textes wird gezeigt, wie sich die "Sinnerwartung" des Übersetzers im Laufe der Arbeit verändert und prägt. Die "Richtigkeit" des Verstehens wird als eine "Einstimmung" von Einzelheiten und Ganzem definiert.
3. Das objektive und subjektive Moment des Zirkels bei Schleiermacher: Dieses Kapitel diskutiert Schleiermachers Hermeneutik und seine Unterscheidung zwischen dem objektiven und subjektiven Moment des hermeneutischen Zirkels. Während Schleiermacher den objektiven Moment im Zusammenhang des Textes mit dem Gesamtwerk des Autors und dessen literarischer Gattung sieht, liegt der subjektive Moment in der Manifestation eines schöpferischen Augenblicks im Seelenleben des Autors. Gadamer kritisiert vor allem den subjektiven Aspekt und betont dessen Irrelevanz für den Verstehensprozess.
Schlüsselwörter
Hermeneutik, Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Zeitenabstand, Verstehen, Zirkel, Vorurteil, Tradition, Heidegger, Schleiermacher, Historismus.
Häufig gestellte Fragen zu "Wahrheit und Methode" (Gadamer)
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die Bedeutung des Zeitabstandes im Verständnissprozess, wie er von Hans-Georg Gadamer in seinem Werk "Wahrheit und Methode" beschrieben wird. Sie untersucht Gadamers hermeneutischen Ansatz und dessen Verhältnis zu Schleiermacher und Heidegger, beleuchtet die Rolle der Tradition und Vorurteile und kritisiert den Historismus.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die hermeneutische Zirkelstruktur, den Einfluss von Heidegger und Schleiermacher auf Gadamers Hermeneutik, die Rolle des Zeitabstandes im Verstehensprozess, die Bedeutung von Vorurteilen und die Kritik am Historismus.
Welche Kapitel werden zusammengefasst?
Die Zusammenfassung umfasst Kapitel zu folgenden Themen: dem Textzusammenhang innerhalb von Gadamers Werk und seiner Einbettung in die philosophische Tradition; der Zirkelstruktur des hermeneutischen Prozesses; dem Vergleich von Gadamers Ansatz mit dem Schleiermachers, insbesondere hinsichtlich des objektiven und subjektiven Moments des Zirkels; und der Bedeutung des Zeitabstandes für das Verstehen.
Wie wird der Zeitabstand in Gadamers Hermeneutik behandelt?
Der Zeitabstand spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit untersucht, wie der Abstand zwischen dem Text und dem heutigen Leser das Verständnis beeinflusst und wie Vorurteile – sowohl "wahr" als auch "falsch" – im Umgang mit diesem Abstand eine Rolle spielen. Die Arbeit zeigt auf, wie Gadamer den "sogenannten Historismus" kritisiert, der eine unvoreingenommene historische Rekonstruktion anstrebt.
Welche Rolle spielen Schleiermacher und Heidegger in der Arbeit?
Schleiermachers Hermeneutik wird im Hinblick auf den objektiven und subjektiven Moment des hermeneutischen Zirkels diskutiert. Gadamer kritisiert dabei vor allem den subjektiven Aspekt. Heidegger beeinflusst Gadamers Verständnis vom Verstehen als einem eigentümlichen Vollzug, der im hermeneutischen Zirkel stattfindet. Die Arbeit stellt die Beziehung zwischen Gadamers Ansatz und den Ansätzen von Schleiermacher und Heidegger dar.
Was ist die hermeneutische Zirkelstruktur?
Die hermeneutische Zirkelstruktur beschreibt den Prozess des Verstehens, bei dem das Verständnis des Ganzen von den Teilen und das der Teile vom Ganzen abhängt. Dieser Zirkel ist kein logischer Zirkel, sondern ein dynamischer Prozess, in dem sich das Verständnis im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Text entwickelt und verfeinert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Hermeneutik, Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Zeitenabstand, Verstehen, Zirkel, Vorurteil, Tradition, Heidegger, Schleiermacher, Historismus.
Was ist das Fazit der Arbeit (in Kürze)?
Die Arbeit zeigt die Bedeutung des Zeitabstandes für das Verstehen von Texten auf und analysiert Gadamers Kritik am Historismus. Sie betont die Rolle der Vorurteile und die dynamische Natur des hermeneutischen Prozesses im Kontext der Philosophie von Gadamer, Heidegger und Schleiermacher.
- Arbeit zitieren
- Michael Veit (Autor:in), 2013, Die hermeneutische Bedeutung des Zeitenabstandes in Hans-Georg Gadamers "Wahrheit und Methode", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231089