Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung
1. Was ist Kultur?
2. Konzepte als Werkzeuge
3. Sensibilisierung als mittelfristiges Ziel
II. Von intra- zu interkulturell
1. Intrakulturell
a) Rich Points
b) širk
c) Fazit
2. Interkulturell
a) Intercultural Sensitizer
b) Critical Incidents & Ergebnisse
c) Feedback
d) Fazit
3. Verknüpfung vorgestellter Konzepte
III. Schlusslicht
1. Zusammenfassung & Ausblick
2. Literaturverzeichnis
IV. Anhang
1. Fragebogen zum Rich Point širk
2. Intercultural Sensitizer
I. Einführung
1. Was ist Kultur?
Diese Abhandlung versucht sich einem Vergleich ausgewählter Bereiche islamischer und deutscher Kultur kommunikations- und sprachwissenschaftlich zu nähern. Doch was ist Kultur eigentlich? Eine dem Begriff gerecht werdende Analyse würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Infolgedessen soll an dieser Stelle ein relativ enges Verständnis des Begriffs diskutiert und den folgenden Kapiteln zugrunde gelegt werden.
Bei den Vergleichskulturen handelt es sich einerseits um einen säkulären Staat, andererseits um eine universale religiöse Weltanschauung. Eine komparative Analyse wird hier trotzdem als möglich und sinnvoll erachtet: Zum einen wird diese Vorgehensweise durch das Merkmal der gemeinsamen Identität innerhalb des Staates bzw. der Weltanschauung begründet. In der Regel identifiziert sich ein Deutscher mit der eigenen Kultur und seinen Landsleuten. Genauso trifft dies bei einem Muslim bezüglich der muslimischen Gemeinschaft (arab.: ummah) zu. Die Identifikation eines Muslims mit seiner nationalen Herkunft existiert sicherlich auch, steht in der Regel hierarchisch jedoch unter dem gemeinsamen Identifikationsmerkmal der Religion des Islam. Zum anderen resultiert letztere Ansicht vor allem aus dem islamisch-religiösen Verständnis, dass der Islam sich als nationale Grenzen überschreitende Weltanschauung versteht und einen Universalanspruch für sich erhebt. Ob man sich jemandem verbunden fühlt, ist im Islam also keine Frage der Nationalität oder Lokalität, sondern der religiösen Einstellung. Aus diesem Grund können islamische Sitten durchaus auf der ganzen Welt, gleich in welcher Nation, in gleicher Form gefunden werden. Kultur wird hier somit verstanden als die Gesamtheit deutsch-nationaler sowie islamisch-religiöser Traditionen. Es wird darauf hingewiesen, dass in der Ausarbeitung nicht etwa das Augenmerk auf Kulturen bestimmter islamisch geprägter Länder gelegt wird.
Da es sich um in Deutschland lebende Muslime und hiesige Kommunikationsschwierigkeiten handelt, konzentriert sich die Abhandlung auf praktizierende und nicht „assimilierte“ Muslime, welche sich der deutschen Kultur schon soweit angeglichen haben, dass die islamische kaum noch eine Rolle spielt und Kommunikationsschwierigkeiten infolgedessen bei diesen nicht oder kaum noch auftreten. Vielmehr wird versucht auf vorhandene unvermeidliche Konflikte praktizierender Muslime, die in Deutschland leben, hinzuweisen.
2. Konzepte als Werkzeuge
Zur Untersuchung interkultureller Kommunikation am Beispiel von Muslimen in Deutschland wird sich im Rahmen dieser Abhandlung zweier Konzepte bedient. Zunächst wird anhand des Konzepts der Rich Points nach Michael Agar1 das intrakulturelle Verständnis der islamischen Sünde širk (meist übersetzt mit: „Beigesellung Gottes“) untersucht. Dazu wurden sechs praktizierende Muslime zu diesem Begriff befragt. Ziel dieser Untersuchung ist, herauszufinden, inwiefern intra- mit interkulturellen Kommunikationsschwierigkeiten zusammenhängen und wie sie einander bedingen.
Anschließend wurde die Trainingsmethode des Intercultural Sensitizer nach Fiedler, Osgood, Stolurow und Triandis angewendet.2 Als Critical Incidents3 wurden hierfür drei reale Situationen ausgewählt. Sechs Nichtmuslime bewerteten die Vorfälle mit Hilfe des Sensibilisierungstrainings in sieben Schritten und wurden anschließend nach ihrer Bewertung des Trainings gefragt. Hierbei galt es zu erfassen, ob der Intercultural Sensitizer tatsächlich zu besserem interkulturellen Verständnis beitragen kann, wie effektiv dieser ist und ob und welche Optimierungsmöglichkeiten bestehen.
Zuletzt soll anhand einer Verknüpfung der beiden Konzepte diskutiert werden, inwieweit das Ziel einer Sensibilisierung für interkulturelle Konflikte und bestenfalls einer weitestgehenden Vermeidung ebendieser mit Hilfe jener Konzepte erreicht werden kann.
3. Sensibilisierung als mittelfristiges Ziel
Die Problematik der interkulturellen Konflikte und Kluften zwischen Muslimen und nichtmuslimischen Deutschen ist seit Jahren ein immer wieder diskutiertes Thema in Medien und Gesellschaft. Wurde vor einiger Zeit noch über die Kölner Großmoschee debattiert4, stand danach die Koran-Aktion der „radikal-islamischen Salafisten“5 im Fokus sowie aktuell Innenminister Hans-Peter Friedrichs Plakatkampagne, bei der Migranten auf einem „Vermisst“-Plakat abgebildet sind mit der Aufschrift
Das ist mein Bruder Hassan. Ich vermisse ihn, denn ich erkenne ihn nicht mehr. Ich habe Angst ihn ganz zu verlieren - an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen. Wenn es Dir so geht wie mir, wende Dich an die Beratungsstelle Radikalisierung.6
Umso wichtiger ist eine generelle Sensibilisierung von Muslimen und Nichtmuslimen für die Sprache der Medien und für den Umgang mit anderen Kulturen. Während sich Deutschland lange Zeit de facto nicht als Einwanderungsland hat wahrhaben wollen, besteht nun die umso größere Notwendigkeit vor allem Jugendliche auf vorhandenes Konfliktpotenzial zwischen den Kulturen hinzuweisen. Indem Schwierigkeiten thematisiert und mit Hilfe verschiedener Trainingsmethoden konkret analysiert werden, kann das langfristige Ziel, miteinander ,,mit einem Minimum an Missverständnissen und dem geringsten Verlust an Autonomie”7 umzugehen, erreicht werden.
Diese Ausarbeitung möchte deshalb zum Zwecke der Erreichung dieses Ziels sensibilisieren, indem es entsprechende interkulturelle Trainingsmethoden auf ihre Effektivität hin zu prüfen versucht.
II. Von intra- zu interkulturell
1. Intrakulturell
a) Rich Points
Wie sich Heringer in seinem Buch laut eigener Aussage aus didaktischen Gründen auf so genannte „Hotspots“8 bezieht, wird in dieser Ausarbeitung aus den gleichen Gründen ausschließlich der von Michael Agar geprägte Begriff der „Rich Points“ verwendet, der impliziert, dass Situationen, in denen „Verstehens- und Kommunikationsprobleme auftauchen, die aus mangelnder Kenntnis kultureller Hintergründe resultieren“9, durchaus Bereicherungen sein können. Heringer beschreibt, dass Rich Points nicht zwangsläufig nur inter- sondern auch intrakulturell auftreten können.10 Mit Hilfe einer schriftlichen Befragung sechs praktizierender, in Deutschland lebender Muslime, bezüglich ihres Verständnisses von dem islamischen Begriff širk, sollen beispielhaft Definitionsunterschiede auf intrakultureller Ebene untersucht werden. Die Definitionsversuche des Begriffs širk sind hierbei exemplarisch als Symbol für mögliche intrakulturelle Differenzen zu verstehen.
Der Fragebogen orientierte sich an der von Agar verwendeten Methode der informellen Interviews und wird der Ausarbeitung (ohne Antworten) beigefügt. Die Auswertung der Antworten wird im folgenden Kapitel zusammenfassend dargestellt.
b) širk
Recht einstimmig wurde der Begriff širk von den meisten Befragten vom Arabischen ins Deutsche mit „Beigesellung Gottes“ (auch: „Götzendienst im weiteren Sinne“, „Vielgötterei“) übersetzt. Anhand der Erklärungen über die nähere Bedeutung dieser Sünde im Islam und wie die Befragten diese einem Muslim und Nichtmuslim erläutern würden, zeigt sich jedoch welche Bandbreite die Bedeutung des Begriffs hat und in wie vielen verschiedenen Arten und Weisen diese näher gebracht werden kann.
Je komplexer und weitgreifender ein Begriff ist, der kein sprachliches Adäquat in der entsprechenden Kommunikationssprache besitzt, desto schwieriger wird es folglich sein, einen Konsens über die Begriffsdefinition zu erreichen. Bei širk liegt das Problem jedoch nicht darin, eine treffende, sondern eine abschließende Definition zu finden, die alle Teilattribute dieser Sünde mit berücksichtigt und in ihrer Ganzheit darzustellen imstande ist.
Die Erläuterungen der Befragten widersprechen sich zwar nicht, benennen jedoch häufig mehrere Aspekte des Begriffs, sodass nicht eindeutig ist, was aus objektiver Sicht noch unter den Begriff širk fällt und inwiefern sich die Befragten - bzw. alle Muslime - in dieser oder jener Definition einig sind.
So beschreiben zwar die Einen den Begriff als „Beigesellung Gottes“ und als die schlimmste Sünde im Islam, erläutern aber nicht, was unter Beigesellung eigentlich zu verstehen ist. Andere hingegen differenzieren, dass es sich bei širk um die Anbetung eines oder mehrerer anderer Götter handelt. Wiederum andere unterteilen den Begriff in großen und kleinen širk und führen dies weiter aus. Großer širk - eindeutig einen oder mehrere andere Götter statt oder neben Allah anzubeten - wird den meisten Muslimen eindeutig als Sünde und Missachtung der islamischen Prinzipien ersichtlich sein. Geht es jedoch darum, anderen Wesen als Gott nur Gott vorbehaltene Attribute zuzuschreiben, zeigen sich bereits die ersten Spaltungen. So werden im Sufismus (der mystischen Strömung des Islam) Pilgerfahrten zu Gräbern von Toten unternommen, um Verstorbene um Hilfe und Segen zu bitten.11 Die Strömung der Zwölfer-Schiiten glaubt an die Unfehlbarkeit der „zwölf Imame“12. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten - Menschen zu segnen und unfehlbar zu sein - stellen nur einige Beispiele der Gott vorbehaltenen Attribute dar, welche von einigen Muslimen missachtet werden, indem sie diese anderen Wesen zusprechen. Es bestehen also bereits bei dem Verständnis von großem širk (auch „eindeutigem“širk genannt) Differenzen.
Bei dem kleinen (auch „verborgenem“) širk gehen diese Differenzen noch weiter und basieren oftmals auf Unwissen über die eigene Religion. Verstanden wird darunter in der Regel Augendienerei, d.h. augenscheinlich gottgefällige Taten mit anderen Absichten, nämlich für jemand anderen zu verrichten. Ein Beispiel wäre ein Mann, der sein Gebet in der Moschee vollzieht, weil er weiß, dass ein anwesender Herr, dessen Gunst er erlangen will, Wert auf Frömmigkeit legt.
Auch Aberglaube fällt unter širk: Einer Münze, einem Amulett oder einer Kette die Macht zuzusprechen, einem Glück oder Schutz zu währen, gilt im Islam als Beigesellung Gottes, denn man relativiert damit seine Allmacht. Einig sind sich die Befragten darüber, dass die Muslime in Deutschland uneinig sind. Differenzen in Bezug auf das Verständnis der Sünde širk sind unstrittig vorhanden. Insgesamt wird diesem Problem ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Immerhin handele sich um die schlimmste, einzig unverzeihliche Sünde im Islam, dessen Gegensatz - der islamische Monotheismus (arab. tau d) - das Fundemant der gesamten Weltanschauung Islam darstellt. Es ist also beachtlich, dass selbst im wesentlichsten Prinzip des Glaubens Uneinigkeit besteht. Infolgedessen ist es nicht verwunderlich, dass alle Befragten die Spaltung unter den Muslimen als größtes intrakulturelles Problem benennen und auch einen Zusammenhang zwischen ebendiesem und interkulturellen Kommunikationsschwierigkeiten sehen. „Natürlich“, schreibt eine Befragte, „Wenn man sich innerhalb einer Kultur nicht einig ist, wie soll man sich im Dialog mit anderen Menschen einig sein?“
Ein Befragter beschreibt die Schwierigkeit, komplexe islamische Begriffe einem Nichtmuslim zu erläutern, folgendermaßen: „Durch mediale Versimplifizierung und aufgrund dessen hervorgerufene negative Konnotation muss der Vorbehalt des Gegenübers erst ausgeräumt werden, um ‚bei null’ anfangen und den Begriff in all seiner mehrschichtigen Bedeutung angemessen erläutern zu können.“ Im konkreten interkulturellen Austausch zwischen Muslimen und Christen wurde zudem der eindeutige und gewichtige Einfluss des unterschiedlichen Verständnisses von Monotheismus bemerkt. Die Trinitätslehre widerspricht eindeutig dem islamischen Verständnis von Eingottglaube, darin sind sich die Befragten einig. Möglicherweise sei es also einfacher, zunächst festzulegen, was man definitiv nicht unter tau d fasse, um dann einzugrenzen, was unter širk falle. Ein Problem unter den in Deutschland lebenden Muslimen, welche širk aus Unwissenheit begehen, bestehe darin, dass, wie ein Befragter es formulierte, häufig „traditionsbegründete Rituale in Religionsausübung mit aufgenommen ohne hinterfragt zu werden“.13
Die meist genannte Idee, wie man die intrakulturellen Kommunikationsschwierigkeiten der Muslime beheben könne, war die der innerislamischen Aufklärung zur Stärkung der eigenen islamischen Identität.
c) Fazit
Erwähnt wurde bereits das Problem der Vermischung kulturell bedingter Traditionen mit den islamischen Gesetzen. Die Missverständnisse, die daraus resultieren, nach außen wie nach innen, sind kaum zu unterschätzen. Besonders fatal sind die Folgen dieser Vermischung, wenn die Handelnden selbst behaupten, ihre Legitimation im Islam zu finden, während der eigentliche Ursprung ihres Verhaltens in ihrer nationalen Kultur liegt und je nachdem sogar konträr zu den islamischen Grundsätzen stehen kann. Infolgedessen ist es zwingend notwendig, sich mit den rechtlichen Quellen der Religion (Koran und Sunna14 ) auseinanderzusetzen, wenn man sich ein realistisches Bild der Ideologie Islam machen möchte. Dies gilt für Nichtmuslime ebenso wie für Muslime. Solche Verständnisdifferenzen - wie am Beispiel des Begriffs širk bzw. tau d dargestellt - liegen in der Regel in Unwissen über die eigene Religion und führen zunächst zu intrakulturellen Problemen. Eine interkulturelle Auseinandersetzung kann in der Folge kaum vermieden werden. Nur eine starke innerislamische Gemeinschaft kann einer anderen Kultur bei interkulturellen Differenzen auf Augenhöhe begegnen.
Elementare Voraussetzung, um überhaupt einen gemeinsamen Konsens unter den in Deutschland lebenden Muslimen zu finden, beschreibt eine der Befragten, in der Antwort auf die Frage, was sie sich von den hiesigen Muslimen wünsche: „Dass sie zum Islam stehen und nicht mit jedem neuen Gesprächspartner ihre Ansichten wechseln.“ Die sechs Befragten erwähnten allesamt, dass eines der größten intrakulturellen Probleme der Muslime ihr fehlendes Selbstbewusstsein sei und die Lösung nur in der Aufklärung über ihre eigenen Werte liegen kann.
Das Konzept der Rich Points, wie es hier angewendet wurde, kann dafür sicherlich eine große Hilfestellung leisten. Eine intrakulturelle Anwendung dieses Konzepts kann also durchaus als Sprungbrett für interkulturelles Verständnis dienen. Problembewusstsein zu schaffen sollte hierbei primäres Ziel sein.
2. Interkulturell
a) Intercultural Sensitizer
Der Intercultural Sensitizer wurde 1962 von Fiedler, Osgood, Stolurow und Triandis entwickelt, um Teilnehmer eines interkulturellen Austauschs auf heikle und möglicherweise konfliktreiche Situationen vorzubereiten.15 Das Trainingsprogramm wurde im Rahmen dieser Abhandlung angewendet, um dessen Effektivität hinsichtlich interkultureller Kompetenz beispielhaft zu untersuchen. Hierfür wurden drei zwischen muslimischer und deutscher Kultur vorgefallene Critical Incidents zusammengetragen und sechs Nichtmuslimen vorgelegt. Die Teilnehmer wurden gebeten die Vorfälle zu bewerten. Hierfür wurde sich an der Thomas-Methode orientiert16:
1. Lesen der Critical Incidents
2. Antwortmöglichkeiten beurteilen
3. Auswahl der wahrscheinlichsten Antwortmöglichkeit
4. Vergleich eigener Beurteilungen mit vorgegebenen Erklärungen
5. Vergleich der gewählten Antwortmöglichkeit mit Ergebnis
6. Lesen der Hintergrundinformationen
7. Vergleich des eigenen Verhaltens vor und nach Bearbeitung
Schließlich wurde um Feedback der Teilnehmer zum Training gebeten, um ein Meinungsbild über die Effektivität des Intercultural Sensitizers zu erhalten. Zu beachten ist, dass es sich bei den Critical Incidents um reale Situationen handelt, um der Skepsis gegenüber konstruierten Vorfällen vorzubeugen. Die bereits bei der Auswahl der Situationen implizite Subjektivität kann jedoch - zumindest wenn das Training wie hier von einer Einzelperson durchgeführt wird - kaum vermieden werden.
Im Folgenden werden die drei Critical Incidents mit der jeweils korrekten Ursache aufgeführt und jeweils anschließend die entsprechenden Umfrageergebnisse zusammenfassend dargestellt. Das Trainingsprogramm wurde der Arbeit (ohne Antworten) angehängt.
b) Critical Incidents & Ergebnisse
aa) Maria beim Araber
Katharina und ihre muslimische Freundin Layla sind zum Abendessen in einem syrischen Restaurant verabredet. Spontan stößt Katharinas deutsche Mitbewohnerin Maria dazu. Maria und Layla haben sich länger nicht gesehen und unterhalten sich angeregt. Als die Kellnerin an den Tisch tritt, um die Getränkebestellung aufzunehmen, bittet Katharina um eine Cola. Layla ist noch mitten in ihrer Erzählung, als Maria ein Bier bestellt. Nachdem Layla etwas irritiert ein Wasser bestellt, hält sie inne und hat den Gesprächsfaden verloren.
Da Katharina schon lange mit Layla befreundet ist, bemerkt sie, dass etwas nicht stimmt. Als Layla ihre Geschichte auch nach einer längeren Pause nicht fortsetzt, fragt Katharina nach, ob alles in Ordnung sei. „Ja“, versichert Layla zögernd. Maria fragt verunsichert: „Hab ich etwas falsch gemacht?“ Entzwei gerissen antwortet Layla nicht mehr. Plötzlich fällt Maria auf, seit wann Layla abrupt zu sprechen aufgehört hat. Sie springt auf und läuft der Kellnerin hinterher, um ihre Bestellung umzuändern. Als sie zum Tisch zurückkehrt, atmet Layla erleichtert auf und bedankt sich mehrfach bei Maria für ihre Reaktion.
[...]
1 Agar, Michael: Language Shock. Understandig the Culture of Conversation. New York 1994
2 Fiedler, F. E., Mitchell, T., Triandis, H. C.: The Culture Assimilator: An Approach to Crosscultural Training. In: Journal of Applied Psychology 7. 1971, S. 95ff
3 Flanagan, J. C.: The Critical Incident Technique. In: Psychological Bulletin 51, S. 327ff
4 Luderschmidt, Angelika: Allah in Ehrenfeld. Die Blamage um Deutschlands größten Moschee- Bau (09.07.2012). URL: http://www.welt.de/fernsehen/article108124993/Die-Blamage-um- Deutschlands-groessten-Moschee-Bau.html (08.09.2012)
5 Reimann, Anna: Salafisten. Junge Deutsch-Türken finden Koran-Aktion gut (16.08.2012). URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/salafisten-junge-deutsch-tuerken-finden-koran-aktion- gut-a-850346.html (08.09.2012)
6 Genc, Ceyhan: Eine Plakataktion mit Folgen. Islam-Verbände kündigen Zusammenarbeit mit Innenministerium auf (07.09.2012). URL: http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/Forum- am-Freitag/2942196/24217170/54ea3a/Eine-Plakataktion-mit-Folgen.html (08.09.2012)
7 Heringer, Hans Jürgen: Interkulturelle Kommunikation. Grundlagen und Konzepte. 3., durchgesehene Auflage, Tübingen 2010, S. 222
8 Heringer, Hans Jürgen: Interkulturelle Kommunikation., S. 165
9 Ebd. S. 164
10 Ebd. S. 163
11 Schimmel, Annemarie: Die Religion des Islam. Eine Einführung. 11. Auflage, Stuttgart 2010, S. 103
12 Halm, Heinz: Die Schiiten. München 2005, S. 33
13 Ein unter den Befragten häufig genanntes Beispiel hierfür ist „Fatimas Auge“, ein blau- schwarzes Amulett, von dem unter den türkischen Muslimen viele glauben, es schütze vor „bösen Blicken“.
14 Die Sunna ist die “Gesamtheit der authentischen Überlieferungen von Worten und Taten des Propheten Muhammad, soweit sie auf seiner Propheteneigenschaft beruhen und nicht auf seiner Eigenschaft als schlichter Mensch.” Aus: Rohe, Matthias: Das islamische Recht. Geschichte und Gegenwart. München 2009, S. 52f
15 Heringer, Hans Jürgen: Interkulturelle Kommunikation. S. 222
16 Thomas, Alexander: Kulturstandards in der internationalen Begegnung. Saarbrücken 1991