Der Aufstieg der Hamas

Zwischen militanter Widerstandsbewegung und konsensfähiger Partei


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entstehung des „Islamischen Widerstandsbewegung“, Hamas, im Kontext der Intifada

3. Ideologie – die Charta der Hamas
3.1 Religion
3.2 Nationalismus
3.3 Antisemitismus
3.4 Dschihad

4. »Hamas«: Die Entwicklung einer militanten Widerstandsbewegung zu einer politisch partizipierenden Partei
4.1 Die Entscheidung zur Partizipation an den palästinensischen Parlamentswahlen
4.2 Das Wahlprogramm der Hamas
4.3 Ursachen des Wahlerfolges der Hamas

5. Internationale Reaktionen auf den Wahlsieg der Hamas
5.1 Israelische und westliche Isolationspolitik
5.2 Folgen des wirtschaftlichen und politischen Boykotts

6. Analyse der Konsequenzen für die Lage im Nahen Osten

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die neuesten Medienberichte über israelische Militärschläge gegen militante Extremisten im Gazastreifen im März dieses Jahres, lassen die Angst vor einem erneuten Aufflammen der Gewalt in der Grenzregion zu Israel steigen.

Es scheint als ob eine friedliche Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht erreichbar sei.

Als Ursache dafür wird in den Medien allzu oft die „Terrororganisation“, Hamas verantwortlich gemacht, die mit ihren Gewaltakten, eine existentielle Bedrohung Israels darstelle und konstruktive Friedensverhandlungen verhindere.

Doch wer genau ist die Hamas? Welche Ziele und Ideologie verfolgt sie? Und stellt sie tatsächlich eine existentielle Bedrohung für Israel und eine Friedenslösung im Nahen Osten dar?

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Frage zu beantworten, wie es der Hamas gelingen konnte, sich von einer militanten Widerstandsbewegung zu einem politischen Akteur zu entwickeln, dem es nach nicht einmal 19 Jahren nach der eigenen Gründung gelingen sollte, als Wahlsieger aus den palästinensischen Parlamentswahlen hervorzugehen. Des Weiteren soll die Frage geklärt werden, welche Bedeutung dieser Wahlausgang für die Sicherheitslage und für die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen hat.

Dazu beleuchte ich zunächst die politischen Umstände zur Zeit der Entstehung der Hamas, um anschließend näher auf deren Ideologie und politischen Ziele einzugehen.

Danach untersuche ich die politischen Rahmenbedingungen und Ursachen, die eine Weiterentwicklung der Hamas zu einer politisch partizipierenden Partei und die Teilnahme an den Parlamentswahlen von 2006 beförderten, um als nächstes die Konsequenzen für die Sicherheitslage im Nahen Osten und die Fortführung von Friedensverhandlungen zu analysieren.

2. Die Entstehung der „Islamischen Widerstandsbewegung“, Hamas, im Kontext der Intifada

Mit dem Beginn der ersten Intifada am 8. Dezember 1987 schlug die Geburtsstunde der „islamischen Widerstandsbewegung“, der sogenannten Hamas, der es innerhalb von 19 Jahren gelingen sollte sich von einer militanten Widerstandsbewegung zu einer die Regierung stellenden, demokratisch gewählten Partei zu entwickeln.

Hervorgegangen aus der 1928 in Ägypten gegründeten Muslimbruderschaft, die sich sehr schnell auch in Palästina mit dem Ziel der Errichtung eines „islamischen Systems“ und der Befreiung Palästinas von den zionistischen Siedlern verbreitete, konnte sich die Hamas im Zuge der Intifada mit ihren Aufruf zu einem gewaltsamen Widerstand gegen die israelische Besatzungsmacht, sehr schnell in der palästinensischen Bevölkerung etablieren und neue Anhänger hinzugewinnen (vgl. Baumgarten 2006: 16-17 ; Croitoru 2007: 80).

Ausgelöst durch einen Unfall mit einem israelischen Laster, bei dem vier Palästinenser ums Leben kamen, entluden sich die durch die jahrelange israelische Unterdrückung und die schlechte wirtschaftliche Lage angestauten Emotionen auf palästinensischer Seite, in Form zahlreicher, langanhaltender Massendemonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der israelischen Besatzungsmacht.

Zunächst nur in Gaza, später aber auch in der Westbank und Ost-Jerusalem (vgl. Croitoru 2007:68-69 ; vgl. Meyer 2009:90-91).

Der erste, flächendeckende Aufstand der Palästinenser, die sogenannte Intifada hatte begonnen.

Einige palästinensische Organisationen, wie die PLO und die Muslimbruderschaft unter der Führung von Ahmad Yasin erkannten sehr schnell, dass es sich bei dieser Intifada um eine von großen Teilen der Bevölkerung getragene Radikalisierung gegenüber Israel handelte, die man für eigene Zwecke nutzen wollte (vgl. Meyer 2009: 91).

Bis dahin hatte sich die Muslimbruderschaft zur Erreichung ihrer politischen Ziele auf eine umfassende, religiöse Erziehungs- und Bildungsarbeit in der palästinensischen Gesellschaft beschränkt, die zu einer Etablierung des Islam als Grundlage eines „islamischen Systems“ dienen sollte.

Die Ausübung direkter politischer Aktionen zur Erreichung ihrer Ziele lehnte die Muslimbruderschaft bis dato jedoch ab (vgl. ebd.: 82; 84-85).

Erst im Zuge der erfolgreichen, gewaltsamen iranischen Revolution von 1979, die zur Gründung zahlreicher radikaler Gruppierungen führte, die sich in den 1980er Jahren allmählich in den palästinensischen Gebieten ausbreiteten und vor allem bei der jüngeren Generation, aufgrund der anhaltenden Verschlechterung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage durch die israelische Besatzungspolitik, auf große Zustimmung stießen, änderte sich diese Einstellung.

In der Folge entwickelte sich innerhalb der Bruderschaft eine radikalere Strömung, die zu der Einsicht gelangte, dass ein politischer Kurswechsel notwendig sei, um nicht an Bedeutung in der Gesellschaft zu verlieren (vgl. Baumgarten 2006: 48; vgl. Croitoru 2007: 60-63).

In dem Ausbruch der Intifada, welche die politische Situation in den besetzten palästinensischen Gebieten völlig veränderte, sah die radikale Strömung der Muslimbrüder die Gelegenheit, den neuen, politischen Kurs nun auch aktiv zu verwirklichen und durch eine direkte, gewaltsame Konfrontation mit Israel der Befreiung Palästinas und der Errichtung eines islamischen palästinensischen Staates näher zu kommen (vgl. Meyer 2009: 91 ; vgl. Baumgarten 2006: 38).

Gleichzeitig konnte man mit einer aktiven Teilnahme an der Intifada dem Risiko entgegentreten, den populären Aufstand allein der PLO und der Fatah zu überlassen (vgl. Meyer 2009: 92).

Das Resultat dieses politischen Kurswechsels führte schließlich im Kontext der Intifada zur Gründung der „islamischen Widerstandsbewegung“, der Hamas, als militantem Ableger der Muslimbruderschaft.

Ziel einer Neugründung unter anderem Namen war es dabei, sowohl auf die neue, radikalere Stimmung im Land reagieren, als auch an der Intifada teilnehmen zu können, ohne der Organisation der Muslimbruderschaft als solcher, der Gefahr auszusetzen, bei einem Scheitern des Aufstandes eventuell einer existenziellen Bedrohung gegenüber zu stehen (vgl. Meyer 2009: 92).

Die Hamas verstand es zur Zeit der Intifada hervorragend, den von der Muslimbruderschaft geschaffenen Rückhalt und Strukturen in der Bevölkerung zu nutzen, den diese zuvor durch ihre umfassenden Bildungs- und Sozialprogramme in jahrelanger Arbeit erschaffen hatte.

So wurden die von den Muslimbrüdern geleiteten Moscheen kurzerhand in Rekrutierungszentren umgewandelt, in denen die Stimmung gegen die israelische Besatzungsmacht weiter angefacht wurde.

In Flugblättern, in denen sie zum Kampf gegen Israel aufriefen, taten sie ihre politischen Ansichten kund und proklamierten ihr Ziel der Errichtung eines islamischen palästinensischen Staates (vgl. Croitoru 2007: 80; 84-85).

Als Folge dieser Maßnahmen stieg die Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung weiter an, wodurch die Hamas einen immer größeren Zustrom an Anhängern zu verzeichnen hatte und sich in der Gunst der Bevölkerung allmählich von ihrem Konkurrenten, der PLO absetzen konnte(vgl. Ebd.: 80).

3. Ideologie – die Charta der Hamas

Neben den Flugblättern, in denen die Hamas ihre politischen Ansichten und Ziele verbreitete, diente ihre am 18. August 1988 erschienene Charta als geeignetstes Dokument um ihre politischen Ideen und die dahinterstehende Ideologie zu verstehen.

Sie setzt sich aus 36 Kapiteln zusammen, bei denen Religion, Nationalismus, Antisemitismus und Dschihad eine zentrale Rolle einnehmen (vgl. Meyer 2009: 94-96).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Aufstieg der Hamas
Untertitel
Zwischen militanter Widerstandsbewegung und konsensfähiger Partei
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
23
Katalognummer
V231491
ISBN (eBook)
9783656480457
ISBN (Buch)
9783656480303
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
austieg, hamas, zwischem, widerstandsbewegung, partei
Arbeit zitieren
Niklas Rombach (Autor:in), 2012, Der Aufstieg der Hamas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231491

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