Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes
3. Der Verlauf der Konstruktion
4. Kritische Analyse des Fragebogeninstruments
5. Lösungsvorschläge für eine überarbeitete Version des Erhebungsinstrumentes
6. Fazit/Stellungnahme
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Fragebogen als Erhebungs- und Messinstrument stellt in der empirischen Forschung eine grundlegende Möglichkeit dar, einen bestimmten Untersuchungsgegenstand aus einer Grundgesamtheit auszuwählen und diesen in Bezug auf eine bestimmte Forschungsfrage zu untersuchen. In der folgenden Ausarbeitung soll auf ein bereits bestehendes, und durchgeführtes Messinstrument in Form eines schriftlichen Fragebogens eingegangen werden. Diese Untersuchung kann hierbei als Pretest dienen, denn es erfolgt nun eine kritische Analyse der Konstruktion und des Ergebnisses, welches letztlich durch Lösungs- bzw. Verbesserungsvorschläge ergänzt werden soll. Der Aufbau der Ausarbeitung gliedert sich daher in drei Teilabschnitte. In der ersten Instanz soll die Ausgangslage und der entsprechende Untersuchungsgegenstand vorgestellt werden. Im zweiten Abschnitt erfolgt die Darstellung der Item-Konstruktion im Hinblick auf die Intention welche hierbei ausschlaggebend war. Letztlich soll eine kritische Untersuchung stattfinden, welche sich mit vorherrschenden Komplikationen in der Durchführung auseinander setzt und anschließend Lösungs-und Verbesserungsvorschläge offenbart.
2. Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes
Bei der untersuchten Einheit handelt es sich um 51 SchülerInnen, welche hinsichtlich ihres Wirtschaftswissens im Bereich der schulischen, ökonomischen Bildung und ihrer Berufswahl untersucht werden sollten. Die Gesamtheit der Untersuchten gehört zwei verschiedenen Klassenmodellen an, welche parallel in der Klassenstufe zehn zweier Hauptschulen unterrichtet werden. Die erste Klassenvariante entspricht einer regulären Hauptschulklasse, welche nach Beendigung der 10. Klasse einen Hauptschulabschluss nach Klasse 10, jedoch ohne das Erreichen der Fachoberschulreife, erwerben.[1] Das zweite Modell (BUS) entspricht einer Verzahnung von Schule und Beruf in Form eines in den Schulalltag inkludierten Förderpraktikums. Diese Maßnahme richtet sich an Jugendliche, bei welchen abzusehen ist, dass sie ihrer Schullaufbahn ohne Anschluss verlassen werden.[2] Die Verlagerung der Lernorte an außerschulische Institutionen soll eine Wiedereingliederung in die Anforderungen des täglichen Lebens und einen erleichterten Einstieg in das Berufsleben (auch ggf. ohne Abschluss) erwirken.
3. Der Verlauf der Konstruktion
Bevor auf die Konzipierung der verwendeten Items eingegangen werden kann, sollen die vorangestellten Hypothesen dargelegt werden:
1.Die Auswertung des Fragebogens wird ergeben, dass der einjährige Praxisbezug der BUS-Schüler dazu führt, dass sie sich mit wirtschaftlichen und beruflichen Anforderungen als Berufseinsteiger besser auseinandersetzen können, als jene Schüler des regulären Hauptschulabschlusses.
2.Unabhängig von dem Klassenmodell wird deutlich werden, dass eine große Anzahl der Schüler und Schülerinnen zunächst ihren Anschluss verbessern wollen, jedoch nicht eine berufsvorbereitende Maßnahme aufgreifen wollen.
Anhand dieser Thesen wurden insgesamt 24 Items entworfen, welche sich grundlegend in die Kategorien „Wissensabfrage“, „persönliche Einstellung“ und „sozioökonomische Daten“ einteilen lassen.[3] Insgesamt setzt sich der Fragebogen aus elf offenen, sieben geschlossenen (Multiple-Choice) und sechs gemischten Fragetypen zusammen. Die letzte Variante sollte dazu dienen, Antwortmöglichkeiten vorzugeben, aber auch Raum für eigene Anmerkungen zu schaffen. Die Kategorie der Wissensabfrage wurde mit Hilfe der curricularen Vorgaben, des aktuellen Lehrmittels sowie den entsprechenden Unterrichtsinhalten entworfen, und sollte somit den bereits erworbenen Kompetenzen entsprechen. Gemäß der Intention, die persönliche Einstellung hinsichtlich der Berufswahl und Perspektiven zu erfahren und letztlich zu vergleichen, wurden Antwortmöglichkeiten vorgegeben, welche auf die Zielgruppe zugeschnitten waren. Das bedeutet inhaltlich, dass Berufe und mögliche Zukunftsperspektiven der Realität entsprechend dargestellt wurden, jedoch persönlich ergänzt werden konnten. Die Abfrage der sozioökonomischen Daten sollte sich bewusst auf das Merkmal des Alters, der Klassenzugehörigkeit und des Geschlechts beziehen. Die Abfrage eines möglichen Migrationshintergrundes in Hinblick auf eine soziale Schichtung sollte ausgeblendet werden, da das Ergebnis unter Umständen verzerrt worden wäre. Da die untersuchten Jugendlichen nicht dem Effekt der „sozialen Erwünschtheit“ unterliegen sollten, und es sich um keine von der Lehrkraft intendierte Prüfung handelte, sollte eine Namensnennung vermieden werden.[4] Die Erhebung fand schließlich unter identischen Bedingungen in dem Zeitfenster von einer Schulstunde unter Aufsicht der zuständigen Lehrkraft statt. Im Folgenden soll nun eine kritische Untersuchung hinsichtlich der Konzeption und der ausgewerteten Ergebnisse erfolgen.
4. Kritische Analyse des Fragebogeninstruments
Um nun reflektiert eine rückwirkende und kritisch gelagerte Analyse hinsichtlich der Fragekonzeption durchführen zu können, sollen in einer kurzen Charakteristik die maßgeblichen Eindrücke nach Abschluss der Auswertung in Bezug auf die vorangestellten Hypothesen vorgestellt werden. Grundlegend lässt sich der Rückschluss ziehen, dass es nicht nachzuweisen ist, dass die Teilnehmer des BUS-Projektes eine signifikant höhere Identifikation mit den geforderten Inhalten ihrer curricularen Vorgaben aufweisen. Der Praxisbezug innerhalb ihrer Verweildauer im letzten Schuljahr steht daher nicht in Verbindung mit den in dem Messinstrument enthaltenen Fragen bezüglich ihres Wissensstandes. Zudem kann keine Differenz hinsichtlich ihrer Berufswahl festgestellt werden. Deutlich wurde jedoch, dass das Verfahren der endlosen Warteschleife im beruflichen Bildungssystem abgelehnt wird. Der Fokus aller Befragten ist auf den Einstieg in das Erwerbsleben gerichtet. Die Ergebnisse erscheinen hierbei auf den ersten Blick einer relativen Gültigkeit zu entsprechen, jedoch stellten sich bei der Auswertung deutliche Problembereiche heraus.
1. Die Fragetechnik
Als besonders schwierig stellten sich die gewählten Fragetechniken heraus. Deutlich problematisch war die Variante der offenen Fragen. Bei der Aufforderung von Mehrfachnennungen wurden häufig unzureichende, zum Teil fehlerhafte, aber auch gar keine Antworten erteilt. Diese Tatsache erschwerte die Auswertung maßgeblich, sodass alle Antworten der offenen Fragen und gemischten Varianten in einen neu codierten Fragebogen eingetragen werden mussten. Hierbei wurden die Variablen in Richtig und Falsch, sowie häufig genannte Antworten unterschieden.[5] Ungenaue und lückenhafte Antworten wurden als falsch gewertet. Zudem mussten nahezu alle Fragen um den Punkt „Keine Angabe“ ergänzt werden, da bereits bei der ersten Sichtung eine häufige Antwortverweigerung sichtbar wurde. Diese von vornherein offensichtlich falsch gewählte Fragetechnik hätte durch die alleinige Verwendung von geschlossenen Fragen vermieden werden können.
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[1] Vgl.: Schulministerium NRW. Die Hauptschule- http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulsystem/Schulformen/Hauptschule/index.html#Hauptschulabschluss (31.03.2011)
[2] Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung (Hg.): Handreichungen für Förderpraktika im letzten Pflichtschuljahr an Haupt-, Gesamt- und Förderschulen Schuljahr 2010/2011. Düsseldorf 2010. S. 2
[3] Siehe Anhang, Darstellung des Fragebogens
[4] Vgl.:Armin Scholl: Sozialwissenschaftliche Methode und kommunikationswissenschaftliche Anwendung. Konstanz 2009. S. 219
[5] Vgl.:Sabine Kirchhoff, Sonja Kuhnt, Peter Lipp, Siegfried Schlawin: Der Fragebogen. Datenbasis, Konstruktion und Auswertung. Wiesbaden 2006. S.37