Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann für viele Frauen ein langer Leidensweg durch Gefängnisse und Konzentrationslager. Das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück war das größte Lager für weibliche Häftlinge auf dem damaligen, deutschen Reichsgebiet.
Bei der Beschäftigung und Aufarbeitung von Themenbereichen aus der Zeit des Nationalsozialismus müssen wir uns der Problematik stellen, dass wir dabei sind die Grenze zwischen Zeitgeschichte und Geschichte zu überschreiten.
Überlebende, aber auch aktiv handelnde sterben aus. Die Geschichtswissenschaft muss sich auf eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus einstellen, die ohne Zeitzeugen auskommt. Dennoch werden zukünftige Generationen Zugang zu einer umfangreichen Sammlung an Quellen haben wie sie, dem Nationalsozialismus zeitlich nähere, Generationen nie hatten.
Im Fokus dieser Magisterarbeit stehen Frauen, deren Alltag durch die Willkür der Nationalsozialisten und der verehrenden Umständen im Konzentrationslager Ravensbrück, aber auch in anderen Lagern bestimmt wurden und die ihre Erinnerungen, zum Teil selbst aber auch mit Hilfe von Journalisten und Autoren, niedergeschrieben haben. Ziel ist es, auf Basis der Berichte überlebender Frauen zu untersuchen welche Auswirkungen es hatte als Frau in einem solchen Lager leben und überleben zu müssen. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass es nicht um eine Bewertung der zugefügten Grausamkeiten im Vergleich mit männlichen Inhaftierten und Opfern gehen soll. Es liegt mir fern zu bewerten ob eine Frau – rein objektiv – mehr leiden musste als ein Mann. Ziel soll vielmehr sein die Perspektive der Frauen zu erörtern und zu analysieren und die Wahrnehmung darzustellen, die sich vor dem Hintergrund des Geschlechts gewiss von einer männlichen Wahrnehmung unterscheidet, ebenso wie sich beispielsweise die Darstellung von inhaftierten Kindern grundsätzlich von denen der Erwachsenen unterscheiden würde. Obwohl in erster Linie Frauen als Opfer des Nationalsozialismus im Fokus dieser Arbeit stehen, soll zumindest skizzenhaft auch die Rolle von Frauen als Täterinnen sichtbar gemacht werden. Wer gehörte zu der Gruppe verantwortlicher und aktiv handelnder Täterinnen? Welche Funktionen führten sie in den Lagern aus und wie bestimmten sie den Alltag derer, über die sie bestimmten und die ihnen ausgeliefert waren?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Konzentrationslager": Begriffserklärung und Geschichte
- Der Begriff „Konzentrationslager'
- Die Geschichte der Frauenkonzentrationslager
- Weitere Frauenkonzentrationslager
- Frauen im „Dritten Reich" - Ideologie und Wahrnehmung
- Frauen als Täterinnen
- Die autobiografischen/biografischen Texte und ihre Autorinnen
- Erlebnisberichte als Quellen? Möglichkeiten und Probleme
- Die Autorinnen
- Das Gemeinschaftsgefüge und die „Gesellschaft" im Lager
- Die Hierarchie im Lager
- Die so genannten „Funktionshäftlinge"
- Die verschiedenen Häftlingskategorien
- Politische Häftlinge
- Die Bibelforscherinnen
- „Asoziale" und „Kriminelle"
- „Zigeunerinnen" und Jüdinnen
- Frauen in Konzentrationslagern
- Ankunft im Konzentrationslager
- Unterbringung und Arbeit
- Die hygienischen Bedingungen
- Sterilisation, Schwangerschaft, Sexualität
- Überlebensstrategien
- Sexuelle Gewalt und medizinische Versuche
- Sexuelle Übergriffe und Lagerbordelle
- Medizinische Experimente an Häftlingen in Ravensbrück
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit den Erfahrungen von Frauen in Konzentrationslagern anhand ausgewählter Autobiografien. Ziel ist es, die Auswirkungen des Lebens und Überlebens in einem solchen Lager aus der Perspektive der Frauen zu untersuchen und die Wahrnehmung darzustellen, die sich vor dem Hintergrund des Geschlechts von einer männlichen Wahrnehmung unterscheidet. Dabei werden die Lebensbedingungen, Überlebensstrategien und geschlechtsspezifische Besonderheiten weiblicher Lagerinsassen beleuchtet.
- Die Geschichte und Organisation der Frauenkonzentrationslager, insbesondere Ravensbrück.
- Die Rolle von Frauen im „Dritten Reich" - Ideologie und Wahrnehmung.
- Die Rolle von Frauen als Täterinnen im Nationalsozialismus, insbesondere die SS-Aufseherinnen.
- Die verschiedenen Häftlingskategorien und ihre Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Frauen.
- Die Herausforderungen des Überlebens in den Lagern - Hunger, Arbeit, Hygiene, Krankheit, sexuelle Gewalt und medizinische Experimente.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Frauen in Konzentrationslagern ein und stellt die Problematik der Quellenlage dar. Die Arbeit fokussiert auf die Erfahrungen von Frauen in Ravensbrück und Bergen-Belsen, die durch die Berichte von Überlebenden rekonstruiert werden.
Das zweite Kapitel erläutert den Begriff „Konzentrationslager" und die Geschichte der Frauenkonzentrationslager, insbesondere Ravensbrück. Es werden die Vorläufer des Lagers Moringen und Lichtenburg vorgestellt und die Entwicklung des KZ Ravensbrück von seiner Gründung bis zur Befreiung beschrieben.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den autobiografischen/biografischen Texten und ihren Autorinnen. Es werden die Möglichkeiten und Probleme der Verwendung von Erlebnisberichten als Quellen sowie die Motivation der Autorinnen beleuchtet.
Das vierte Kapitel untersucht das Gemeinschaftsgefüge und die „Gesellschaft" im Lager. Es werden die Hierarchie im Lager und die Rolle der „Funktionshäftlinge" beschrieben.
Das fünfte Kapitel stellt die verschiedenen Häftlingskategorien vor, darunter politische Häftlinge, Bibelforscherinnen, „Asoziale" und „Kriminelle" sowie „Zigeunerinnen" und Jüdinnen. Es werden die Gründe für die Inhaftierung und die Auswirkungen der Kategorien auf die Lebensbedingungen der Frauen dargestellt.
Das sechste Kapitel widmet sich den Lebensbedingungen von Frauen in Konzentrationslagern. Es werden die Ankunft im Lager, die Unterbringung, die Arbeit, die hygienischen Bedingungen, die Sterilisation, Schwangerschaft und Sexualität sowie die Überlebensstrategien der Frauen beschrieben.
Das siebte Kapitel behandelt sexuelle Gewalt und medizinische Versuche. Es werden die Praxis der sexuellen Übergriffe und die Einrichtung von Lagerbordellen in den Konzentrationslagern dargestellt. Darüber hinaus werden die medizinischen Experimente an Häftlingen in Ravensbrück, insbesondere die Versuche mit Sulfonamiden und Knochen- und Muskeltransplantationen, beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Frauenkonzentrationslager, Ravensbrück, Bergen-Belsen, Frauen im „Dritten Reich", NS-Ideologie, SS-Aufseherinnen, Häftlingskategorien, Überlebensstrategien, Hunger, Arbeit, Hygiene, Krankheit, sexuelle Gewalt, medizinische Experimente, weibliche Wahrnehmung, geschlechtsspezifische Besonderheiten, Erinnerungskultur.
- Arbeit zitieren
- Florian Rübener (Autor:in), 2013, Erfahrungen von Frauen in Konzentrationslagern anhand ausgesuchter Autobiografien., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231752