Die Rolle der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik


Seminararbeit, 2011

19 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Fragestellung
2. Forschungsstand
3. Methode

II. Die Rolle der Kirche gemäß der Verfassung des deutschen Reichs

III. Rolle der Einzelnen Landeskirchen (zwei Beispiele)
1. Landeskirche Waldeck-Pyrmont
2. Landeskirche Bremen

IV. Die Rolle der ev. Kirche im Bereich Rundfunk

V. Die Rolle der Kirche im Sozialwesen

VI. Ziele der Kirche im Bereich Bildung

VII. Veränderung innerhalb der Kirche zur Republik
1. Kirchentag 1919 in Dresden
2. Kirchentag 1927 in Königsberg

VIII. Zusammenfassung zur Rolle der Kirche in der Weimarer Republik

IX. Kurze Skizzierung der Gegenwart

X. Entwicklung

XI. Fazit

I. Einleitung

„Die erste deutsche Demokratie nimmt eine Schlüsselstellung in der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert ein. Das Erbe des Ersten Weltkriegs und eine antidemokratische Grundhaltung in einflussreichen Teilen der Gesellschaft belastete sie bis zu ihrem Ende, das zugleich der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft war. „Weimar“ ist aber auch das Chiffre für eine Blütezeit in Kunst und Kultur, die sich sozusagen im Windschatten des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Chaos ereignete. Die nie zuvor beobachtete Ambivalenz von Fortschritt und Stagnation, von demokratischen Ringen und Anarchie, von Moderne und fataler Beharrungskraft erklärt, warum das Interesse an der kurzen Spanne von 1918 bis 1933 ungebrochen ist.“[1]

Nicht nur weil die protestantische Kirche die größte Glaubensrichtungen der Zwischenkriegszeit war, ist ihre Position innerhalb der Gesellschaft und ihre Haltung zur Demokratie durchaus von einer hohen Bedeutung.

Immerhin waren laut der Volkszählung von 1925 innerhalb des deutschen Reichs 2 von 3 Bürgern evangelisch. Allerdings gab es in der Zeit viele Sekten, die den religiösen Rückhalt der Menschen bildeten. Auch war die Zahl der Kirchenaustritte in der Zeit der Weimarer Republik sehr hoch, vor allem in den Städten.[2]

Natürlich ist erst einmal von Bedeutung, welche Rolle den Kirchen von Seiten der Nationalversammlung in der Verfassung zugedacht war. Desweiteren ist es wichtig zu wissen, welchen Einfluss die Kirche über welchen Bereich der Gesellschaft in der Realität hatte.

I.1 Fragestellung

Die Fragestellung ergibt sich bereits aus dem letzten Satz der Einleitung und lautet wie folgt: „Welche Rolle spielte die ev. Kirche in der Zeit der Weimarer Republik?“ Eine geeignete These zu dieser Fragestellung ist, je einflussreicher die ev. Kirche in weiten Teilen der Gesellschaft war, desto höher war der Einfluss auf die Demokratie in der Weimarer Republik.

I.2 Forschungsstand

Zum Forschungsstand lässt sich sagen, dass dieser sehr vielfältig ist. In der Zeit der Weimarer Republik kam es zu den 3 Bewegungen: die Theologie der Krisis, der Luther-Renaissance und zum Religiösen Sozialismus.[3]

Es gibt viele Studien zu den verschiedenen Landeskirchen in Deutschland, was auch darauf zurückzuführen ist, dass die Kirchen in Deutschland weitgehend autonom sind. In Hinblick auf die Kirchenverfassung und die Haltung zur Republik aber auch zu Wechseln an der personellen Spitze.[4][5][6]

Die evangelische Kirche war von Anfang an im Rundfunk vertreten, was daran lag, dass einige bereits in diesem Medium agierten bis innerhalb der Kirche eine Diskussion einsetzte.[7]

Darüber hinaus gibt es Untersuchungen zur Diakonie, da die Kirche über diese im dualen Sozialwesen vertreten ist.[8]

Volkmar Wittmütz widmete sich dem Erhalt von Konfessionsschulen und der Garantie für Religionsunterricht in staatlichen Schulen aus Sicht der politischen Entscheidungen vorallem innerhalb Preußens.[9]

Der Frage nach der Schuleinheit und der Einheitsschule widmete sich Hartmut Lucas, der auf die Schulpolitik der neuen Regierung und die Forderungen der Kirche nach dem Religionsunterricht einging.[10]

Bei dem ersten Kirchentag 1919 kam es zum Zusammenschluss der Landeskirchen, ohne Aufgabe derer Autonomie, darüber hinaus kam es zu verschiedenen Kundgebungen des Kirchentags, in der man auf die Staatsform Demokratie nicht einging und sogar die alten Strukturen versuchte zu schützen.[11]

Ein häufiger Gegenstand der Forschung ist die „Vaterländische Kundgebung“, des Kirchentages von 1927, mit der sich die evangelische Kirche dem neuen politischen System gegenüber öffnete.[12]

Religiosität in der Weimarer Republik ist nicht nach sozialer Schicht zu bestimmen und „es scheint so, als habe nur das traditionelle kirchliche Christentum protestantischer Prägung im alten Mittelstand noch einen qualitativ bedeutsamen Träger gefunden…“[13]

Die Hamburger Kirche war in der Zeit der Weimarer Republik oftmals abhängig von der Entwicklung innerhalb der Gesellschaft, auch ließ die Bindung an die Kirche nach, was dieser als Institution geschadet hatte. Lediglich vereinzelte Pastoren waren der Moderne gegenüber aufgeschlossen.[14]

Claudius Kienzle schrieb in einem Aufsatz für die „Blätter für württembergische Kirchengeschichte“ über das Modell der Volkskirche in Württemberg.[15]

Es gibt auch einige Forschungen zu dem Wandel des Protestantismuses nach dem ersten Weltkrieg, anhand der Forschung zu einzelnen Gemeinden, Norbert Haag hat dies für Württemberg übernommen.[16]

Die Seelsorge für Studenten an Universitäten war nicht von Anfang an üblich, sondern kam erst im 20. Jahrhundert, auf diesem Thema widmet sich regional auf Hamburg bezogen Rainer Hering.[17]

„Im originären norddeutschen Wandervogeltum lebte ein Protestantismus, der Luther als freien deutschen Mann verstand, der sich gegen kirchliche Bürokratie absetzte und gelegentlich … für ein Tag den Erfurter Dom eroberte …“ Es gab noch andere Jugendbewegungen der evangelischen Kirche wie den Bibelkreis, Christdeutsche Jugend und andere Bewegungen.[18]

Auch wurde zu Erwachsenenverbänden, wie dem Volksbund geforscht, dieser Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen.[19]

Einige Theologen wollten die Kirche 1930 in der Bewusstseinslage der Moderne halten, mit neuen Positionen, wollte man Wirklichkeitsnähe demonstrieren.[20]

I.3 Methode

Zu Beginn werden mehrere Aufsätze und mehrere Quelleneditionen, sowie verschiedene Bücher zu der Rolle der ev. Kirche in der Weimarer Republik zusammengetragen. Dann wird die Rolle der Kirche in verschiedenen Bereichen herausgearbeitet, wobei nicht alle im Forschungsstand angeschnittenen Themen bearbeitet werden können. Von daher widmet sich diese strukturgeschichtliche Arbeit, zunächst der verfassungsmäßigen Stellung der Kirche laut Weimarer Verfassung. Im weiteren Verlauf wird kurz auf die Stellung und Haltung zweier Landeskirchen eingegangen, wobei eine eher dem ländlichen und die andere dem städtischen Raum zuzuordnen ist. Danach wird kurz auf die Bereiche Medienrolle, Sozialwesen und Bildung eingegangen. Zum Abschluss des geschichtlichen Teils wird kurz versucht anhand der Kirchentage von 1919 und von 1927 Änderung in der Haltung zur Republik aufzuzeigen. Die vorher genannten Sachverhalte werden kurz zusammengefasst, danach wird noch kurz die Gegenwart skizziert und zum Abschluss der Arbeit wird die Entwicklung aufgezeigt und ein Fazit gezogen.

II. Die Rolle der Kirche gemäß der Verfassung des deutschen Reichs (Weimarer Verfassung)

Die Verfassungsgebende Nationalversammlung regelte die Rolle der Kirchen und Glaubensgemeinschaften im zweiten Hauptteil, „Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen“, im dritten dazugehörigen Abschnitt.

Der Abschnitt beginnt mit Artikel 135: „Alle Bewohner des Reichs genießen volle Glaubensund Gewissensfreiheit. Die ungestörte Religionsübung wird durch die Verfassung gewährleistet und steht unter staatlichem Schutz. Die allgemeinen Staatsgesetze bleiben hiervon unberührt."[21]

In den folgenden Artikeln des Abschnitts wurde geregelt, dass die Ausübung der Religion weder Grundrechte, noch Grundpflichten einschränken durfte.

[...]


[1] Büttner, Ursula: Weimar. Die überforderte Republik 1918 - 1933, Bonn 2010, S. 865 (=Schriftenreihe bpb729)

[2] Büttner, Ursula: Weimar. Die überforderte Republik 1918 - 1933, Bonn 2010, S. 268 f. (=Schriftenreihe bpb729)

[3] Büttner, Ursula: Weimar. Die überforderte Republik 1918 - 1933, Bonn 2010, S. 272 und S. 275 (=Schriftenreihe bpb729)

[4] Vgl.: Wassmann, Dieter: Die evangelische Landeskirche von Waldeck-Pyrmont in der Zeit der Weimarer Republik. Marburg 1993.

[5] Vgl. Kulke, Johannes K. H.: Die bremische evangelische Kirche in der Weimarer Republik. Die Inhalte ihrer Neuordnung und ihr Weg in die Unabhängigkeit, Bremen1987.

[6] Hemmle, Siegfried: Der Umbruch von 1918/19. Beobachtungen zu den Akteuren und zur Wahl der Landeskirchenversammlung, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 108/109 (2008,2009), S. 115 - 134.

[7] Vgl.: Wandersleb-Andersen, Gabriele: Evangelische Kirche und Rundfunk in der Weimarer Republik. Ein Beitrag zur Rundfunkgeschichte, Stuttgart 1989.

[8] Kaiser, Jochen-Christoph: Evangelische Kirche und sozialer Staat. Diakonie im 19. Und 20. Jahrhundert, Stuttgart 2008, S. 59 f.

[9] Vgl.: Wittmütz, Volkmar: „Gottesglaube, Familie, Heimat, Vaterland“. Evangelische Kirche und Schule in der Weimarer Republik, in: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 55 (2006), S. 15-30.

[10] Lucas, Hartmut: Schuleinheit und Einheitsschule. Frankfurt am Main 1999 (= Europäische Hochschulschriften 20).

[11] Krumwiede, Hans-Walter: Evangelische Theologie in der Weimarer Republik. Neunkirchen-Vluyn (=Grundtexte zur Kirchen Theologiegeschichte), S. 29 ff..

[12] Vgl.: Bormuth, Daniel: Die Deutschen Evangelischen Kirchentage in der Weimarer Republik. Stuttgart 2007, S. 229.

[13] Kehrer, Günther: Soziale Klassen und Religion in der Weimarer Republik, in: Cancik, Hubert (hg.): Religionsund Geistesgeschichte der Weimarer Republik, Düsseldorf 1982, S. 88 f..

[14] Hering, Rainer: Auf dem Weg in die Moderne? Die Hamburger Landeskirche in der Weimarer Republik, in: Hering, Rainer und Mager, Inge (Hgg.): Hamburgische Kirchengeschichte in Aufsätzen 26 (2008), S. 73 f..

[15] Kinenzle, Claudius: Die Volkskirche in der pluralistischen Gesellschaft. Volkskirchenkonzepte im württembergischen Protestantismus der Weimarer Republik, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 108/109 (2008,2009), S. 9 - 34.

[16] Haag, Norbert: Die Folgen des Krieges. Zur Frage von Kontinuität und Wandel württembergischer Frömmigkeit in der Weimarer Republik am Beispiel Württemberg, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 108/109 (2008,2009), S. 35 - 50.

[17] Hering, Rainer: Die Anfänge der evangelischen Studierendenseelsorge und akademischer Gottesdienste an der Hamburger Universität in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, in: Hering, Rainer und Mager, Inge (Hgg.): Hamburgische Kirchengeschichte in Aufsätzen 26 (2008), S. 75 ff..

[18] Mogge, Wilfried: Religiöse Vorstellungen in deutschen Jugendbewegung, in: Cancik, Hubert (hg.): Religionsund Geistesgeschichte der Weimarer Republik, Düsseldorf 1982, S. 91 f..

[19] Ehmer, Hermann: Der Evangelische Volksbund in Württemberg. Die evangelische Kirche in Politik und Gesellschaft, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 108/109 (2008,2009), S. 51 - 113.

[20] Vgl.: Schellong, Dieter: Ein gefährlicher Augenblick. Zur Lage der evangelischen Theologie am Ausgang der Weimarer Republik, in: Cancik, Hubert (hg.): Religions- und Geistesgeschichte der Weimarer Republik, Düsseldorf 1982, S. 119.

[21] CLIX, https://clix.tu-darmstadt.de/myhomeframeset.jsp?dmy=1298593406684, 25.02.2011

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Einführung in die neuere Geschichte
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
19
Katalognummer
V231793
ISBN (eBook)
9783656475828
ISBN (Buch)
9783656476412
Dateigröße
750 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rolle, kirche, weimarer, republik
Arbeit zitieren
Christoph Deichert (Autor:in), 2011, Die Rolle der evangelischen Kirche in der Weimarer Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231793

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