Das grundlegende Thema der folgenden Arbeit ist, inwiefern sich in Godards frühen Filmen spezifische Aspekte moderner und postmoderne Ideen erkennen lassen. Dies soll anhand eine vertieften Auseinandersetzung mit den Film Alphaville. Une etrange aventure de Lemmy Caution von 1965 geschehen. Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die Frage, inwiefern sich in Godards Arbeiten die Krise des modernen Subjektverständnisses zeigt, welche mit dem Schlagwort ' Dezentralisierung des Subjekts' versehen wurde. Im Speziellen soll hierbei Godards Umgang mit der Sprache untersucht werden, welcher in Alphaville. Une etrange aventure de Lemmy eine besondere Bedeutung zukommt. Ferner soll dargestellt werden inwieweit Godard den Film fernab von den klassischen Repräsentationsformen begreift.
Die Ausführungen sollen aus einer weiten kultur- und kunsthistorischen Perspektive heraus erfolgen und die Bezüge zwischen Godards Werk und dem kulturellen Kontext seiner Entstehung herauszuarbeiten.
Folgende Fragen dienen dabei als Ausgangspunkte
1. Was charakterisiert den kultur- und filmhistorischen Kontext in welchem Godard arbeitet?
2. Was macht Godard zu einem typischen Repräsentanten dieser kulturhistorischen Strömungen?
3. Wie sind diese Strömungen in seinem neunten Film Alphaville - Uné étrange aventure de Lemmy Caution von 1965 manifestiert?
Zur Charakterisierung des kulturhistorischen Kontexts soll im zweiten Kapitel dieser Arbeit eine kurze Übersicht über zentrale Aspekte der modernen Ideenwelt und deren zunehmende Infragestellung, in Folge des erkenntnistheoretischen Modernisierungsprozesses, gegeben werden. Im darauf folgenden Kapitel soll die Entwicklung der klassischen Erzählstruktur im Kino vorgestellt werden um darauf aufbauend die so genannte 'Krise der Repräsentation' anhand des italienischen Neorealismus und des Film Noirs zu erläutern. Das vierte Kapitel ist einleitend dem kinogeschichtlichen Kontext Godards als Kritiker der Les Cahiers du Cinema und als Vertreter der Nouvelle Vague gewidmet. Der Schwerpunkt der Arbeit wird daraufhin auf dem Versuch liegen, Jean Luc Godards Arbeitsweise zu charakterisieren. Hierbei werde ich sein filmisches Schaffen mit den modernen Entwicklungen in Verbindung setzen und mit dem klassischen Erzählkino kontrastieren. Die daraus gewonnen Ergebnisse möchte ich im fünften Kapitel anhand einer Analyse und Interpretation des Filmes Alphaville - Une etrange aventure de Lemmy Caution anschaulich machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kennen Sie Jean—Luc Godard?
- Begründung des Themas und Vorgehen
- Das moderne Zeitalter
- Das moderne Selbstverständnis des Menschen
- Die Krise des modernen Selbstverständnisses
- Repräsentation im Film
- Was ist Repräsentation?
- Repräsentation von Realität im klassischen Erzählkino, dem italienischen Neorealismus und dem Film Noir
- Jean—Luc Godard und die Krise der Moderne
- Jean—Luc Godard, die jungen Kritiker der Cahiers du cinéma und die Nouvelle Vague
- Repräsentation und Realität bei Godard
- Eine Frage der Ethik: Mise-en-scéne und Montage
- Subjektivismus
- Subjekt und Objekt bei Godard
- Distanzierung und Partizipation des Zuschauers
- Godard und die Genres/Dokumentation und Fiktion
- Godard und die Kunst— und Kulturgeschichte
- Politik bei Godard
- Die Sprache bei Godard: Die Wörter, die zu den Bildern führen
- Godard und das Publikum
- Alphaville
- Godard über Alphaville
- Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution
- Alphaville und die klassische Erzählstruktur
- Alphaville und der Diskurs der Moderne
- Alphaville und die Macht der Sprache
- Alphaville und Pop Art
- Alphaville und die Rationalität/Irrationalität/Logik
- Alphaville und der Film im Film
- Alphaville und die Kulturgc*chichte
- Alphaville und die Politik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich in Jean-Luc Godards frühen Filmen spezifische Aspekte moderner und postmoderner Ideen erkennen lassen. Anhand einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Film Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution von 1965 soll untersucht werden, inwieweit sich in Godards Arbeiten die Krise modernen Subjektverständnisses zeigt, welche mit dem Schlagwort 'Dezentralisierung des Subjekts' versehen wurde. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf Godards Umgang mit der Sprache, welcher in Alphaville, une étrunge anenture de Lemmy eine besondere Bedeutung zukommt.
- Die Krise der Moderne und des modernen Subjektverständnisses
- Die 'Dezentralisierung des Subjekts'
- Die Macht der Sprache und der Sprache als Konstrukt
- Die Repräsentation von Realität im Film
- Jean-Luc Godards filmische Arbeitsweise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt Jean-Luc Godard als einen der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague vor. Godards Filme zeichnen sich durch eine kritische Auseinandersetzung mit der klassischen Erzählstruktur und der Repräsentation von Realität aus. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, inwieweit sich in Godards Arbeiten die Krise des modernen Subjektverständnisses zeigt.
Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über zentrale erkenntnistheoretische Veränderungen, die das Zeitalter der Moderne geprägt haben. Die Auflösung des an die modernen Diskurse gebundene Verständnis des vernunftbegabten Subjektes als Mittelpunkt des zivilisierten Universums, stellt den Kern der Krise der Moderne dar. Zwei wichtige theoretische Strömungen, die zur 'Dezentralisierung des Subjektes' beigetragen haben, sind die Psychoanalyse Sigmund Freuds und neue Theorien zur Sprache, insbesondere die semiotischen Erkenntnisse Ferdinand de Saussures.
Das dritte Kapitel behandelt die Frage der Repräsentation im Film. Die klassische Erzählstruktur im Kino zielte in erster Linie darauf ab, die Realität widerzuspiegeln und die Identifikation des Zuschauers mit dem Helden/der Heldin zu gewährleisten. Der italienische Neorealismus und der Film Noir stellten jedoch einen Wandel in der Repräsentation von Realität dar. Beide Stilrichtungen versuchten die klassische Narrative zu transformieren und eine präzisere Repräsentation von Realität zu schaffen, indem sie die soziale und politische Ordnung, die menschliche Natur und das menschliche Bewusstsein realistischer darstellen wollten.
Das vierte Kapitel widmet sich Jean-Luc Godards Filmkunst. Godard lehnt die klassische Erzählstruktur ab und möchte dem Zuschauer bewusst machen, dass seine Filme lediglich (subjektive) Repräsentationen von Repräsentationen sind. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Diskontinuität und Willkürlichkeit der Realität sowie auf den filmischen Apparat selbst. Godard nutzt die Montage als Mittel zur Auflösung des Scheins einer objektiven Realität. Darüber hinaus befasst er sich mit der Macht der Sprache und zeigt, dass Sprache nicht nur unsere Realität strukturiert, sondern auch unsere Wahrnehmung von Wahrheit und Wirklichkeit beeinflusst.
Das fünfte Kapitel analysiert Godards Film Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution. In Alphaville wird die Sprache als Instrument der Kontrolle und Manipulation dargestellt. Die Bewohner der Stadt Alphaville sind der Macht der Sprache unterworfen und haben ihre Fähigkeit verloren, selbstständig zu denken und zu fühlen. Lemmy Caution, der Protagonist des Films, stellt sich gegen diese Herrschaft der Sprache und versucht, die Bewohner von Alphaville zu befreien.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Krise der Moderne, die Dezentralisierung des Subjekts, die Macht der Sprache, die Repräsentation von Realität im Film, Jean-Luc Godard, die Nouvelle Vague, Alphaville, und die Analyse von Filmdiskursen.
- Quote paper
- Anne Schumacher (Author), 2013, Godard und die Krise des Subjekts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232356