Häufig werden soziale Probleme mit einem gesellschaftlichen Mangel an Moral in Verbindung
gebracht - von Politikern jeglicher Couleur. Ob es um die vermeintliche Unmenschlichkeit
der Marktwirtschaft, Prostitution oder Abtreibung geht - eines haben sie
gemeinsam: das Fehlen von Moral ruft (zumindest in deren Augen) negative Erscheinungen
hervor. Dabei wird der Moralmangel oft mit allgemeinen Veränderungen der
Gesellschaft begründet, durch den Vergleich mit vormaligen Zuständen („Früher hätte
es das nicht gegeben”) wird eine Verbindung von sozialem Wandel und Moralverfall
deutlich gemacht.
Bereits Émile Durkheim stellte im Rahmen seiner Vorlesung an der Sorbonne 1902/03
einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Umbrüchen und deren negativer Wirkung
auf die Moral einer Gesellschaft auf. So sieht er seine Gegenwart als Zeit der größten
moralischen Krise in Europa überhaupt.
Daran anknüpfend soll im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden, inwiefern sich
diese Krise nach Durkheims Lebzeiten weiterentwickelte (mit besonderem Fokus auf die
deutsche Gesellschaft), ob sie sich gelöst hat oder ob wir weiterhin eine Periode moralischer
Unzulänglichkeit durchlaufen. Dazu muss zuerst der von Durkheim aufgestellte
Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Umbruch und dessen Einfluss auf die Volksmoral
erklärt werden. Darauf aufbauend soll, Durkheims Argumentation folgend, ein
Bogen zur gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands des 20. Jahrhunderts geschlagen
werden, mit besonderem Hinblick auf die Elemente der Moralität und die erwähnte
moralische Krise.
Da ich mich mehr für die „freie” Entwicklung von Moral in Abhängigkeit von der
Gesellschaft interessieren, werde ich auf eine Betrachtung der DDR verzichten, da die
autoritären bis totalitären Machstrukturen das Bild erheblich verfälschen würden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Moralbegriff
- Die Elemente der Moralität
- Hauptteil
- Gesellschaftlicher Wandel und Moral
- Entwicklung in Deutschland
- Nivellierte Mittelstandsgesellschaft
- Risikogesellschaft
- Aktuelle Gesellschaft
- Schlussfolgerung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Theorie von Émile Durkheim, die einen engen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel und moralischer Krise aufzeigt. Die Arbeit untersucht, ob sich die von Durkheim diagnostizierte moralische Krise in der europäischen Gesellschaft, insbesondere in Deutschland, seit seiner Zeit weiterentwickelt hat. Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung der Elemente der Moralität nach Durkheim: den Geist der Disziplin, den Anschluss an soziale Gruppen und die Autonomie des Willens. Die Arbeit untersucht, wie diese Elemente im Laufe des 20. Jahrhunderts in Deutschland durch gesellschaftliche Veränderungen beeinflusst wurden.
- Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel und moralischer Krise
- Die drei Elemente der Moralität nach Durkheim
- Entwicklung der Moralität in Deutschland im 20. Jahrhundert
- Die Nivellierte Mittelstandsgesellschaft und die Risikogesellschaft als Modelle der gesellschaftlichen Entwicklung
- Aktuelle Entwicklungen der Moralität im Kontext der sozialen Polarisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt zunächst den Moralbegriff nach Durkheim vor, der sich durch ein Kontinuum aus impliziten und expliziten Verhaltensregeln auszeichnet. Darauf aufbauend werden die drei Elemente der Moralität, der Geist der Disziplin, der Anschluss an soziale Gruppen und die Autonomie des Willens, erläutert.
Der Hauptteil untersucht, wie gesellschaftlicher Wandel die Moral beeinflusst. Durkheim argumentiert, dass gesellschaftliche Umbrüche den Geist der Disziplin schwächen und zu einer moralischen Krise führen können. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Moralität in Deutschland im 20. Jahrhundert anhand der Modelle der Nivellierten Mittelstandsgesellschaft und der Risikogesellschaft. Die Nivellierte Mittelstandsgesellschaft der 50er Jahre zeichnet sich durch eine hohe Homogenität und Stabilität aus, während die Risikogesellschaft der 80er und 90er Jahre durch eine zunehmende Individualisierung und Ausdifferenzierung der Lebensformen geprägt ist. Die Arbeit untersucht, wie diese Modelle die Elemente der Moralität beeinflussen.
Das Kapitel über die aktuelle Gesellschaft untersucht die weitere Entwicklung der Moralität im Kontext der sozialen Polarisierung. Die Arbeit zeigt, dass die Auflösung einer homogenen Gesellschaft und die zunehmende Polarisierung der Einkommensverteilung die Elemente der Moralität weiter schwächen können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erziehungssoziologie, Émile Durkheim, Moral, gesellschaftlicher Wandel, moralische Krise, Geist der Disziplin, Anschluss an soziale Gruppen, Autonomie des Willens, Nivellierte Mittelstandsgesellschaft, Risikogesellschaft, soziale Polarisierung, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Martin Freidank (Autor:in), 2013, Sozialer Wandel und moralische Krise nach Émile Durkheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232367
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