Πηλεὺς μὲν ᾧ παιδὶ γέρων ἐπέτελλ' Ἀχιλῆι
αἰὲν ἀριστεύειν καὶ ὑπείροχον ἔμμεναι ἄλλων·
So heißt es sehr luzide im elften Buch von Homers Odyssee. Wenigstens diesen gutgemeinten Rat seines Vaters Peleus hat sich Achilles zweifellos zu Herzen genommen. Sobald er die Bühne der Geschichte betreten hat, strebt Achill unablässig einzig und allein nach κλέος ἄφθιτον – unvergänglichen Ruhm. Jedoch ist κλέος aufgrund seiner weiten Bandbreite an unterschiedlichen Bedeutungen und Nuancen, ein äußerst schillernder Begriff, den wir in archaischen Kategorien denken müssen. In nuce bedeutet das also: κλέος ist der Wegbereiter für die Unsterblichkeit. Dennoch trifft dem Mythos zu Folge Odysseus in der Unterwelt auf einen Achilles, der ganz anders über das τεθνηκέναι spricht als noch zuvor in der Ilias. Das Dasein im Tartaros wird auf dem ersten Blick sehr düster und freudlos dargestellt und fühle sich äußerst belastend für Achilles an. Dieser Standpunkt suggeriert den Eindruck, als habe Achilles es bereut, sein ganzes Leben nach dem κλέος ausgerichtet zu haben. Müssen wir also resümieren, dass Achilles im Tod seine Tapferkeit, Todesverachtung, aber auch seine Neigung zur ὓβρις , die ihn im Leben so dezidiert geprägt haben, letztendlich verloren hat? Dieses höchst negative Statement von Achilles über den Tod und die Existenz in der Unterwelt wird bei Lukian von Samosa im 15. Totengespräch in einem Dialog zwischen Achilles und Antilochos verarbeitet. Dieses Totengespräch soll zusammen mit der intertextuell zugrundeliegenden Textpassage im 11. Buch der Odyssee in vorliegender Seminararbeit im Zentrum des Interesses stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Achilles-Rezeption in der Antike
- Achilles im griechischen Kulturkreis
- Achilles in der römischen Literatur
- Interpretation von Lukians Totengespräch 15
- Ein kurzes Summary
- Das Streben nach Ruhm bei Lukian
- Herrschaft über die Toten
- Sprachliche Analyse
- Inhaltliche Analyse
- Achilles und die Lächerlichkeit
- Ein Zwischenfazit
- Die Darstellung von Achilles bei Homer
- Die Achilles-Rede im elften Buch der Odyssee
- Einbettung in den Gesamtkontext
- Inhaltliche Interpretation
- Achilles: Strahlender Held oder selbstsüchtiger Egoist
- Die Achilles-Rede im elften Buch der Odyssee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Darstellung des Achilles in der Antike, insbesondere im Vergleich der Rezeption bei Homer und Lukian. Ziel ist es, die unterschiedlichen Bilder des Helden zu analysieren und zu interpretieren, seine Motivationen zu beleuchten und die Kontraste zwischen der griechischen und römischen Sichtweise herauszuarbeiten.
- Die Rezeption des Achilles in der griechischen und römischen Literatur
- Der Vergleich der Achilles-Darstellung bei Homer und Lukian
- Die Bedeutung von κλέος (Kléos) für Achilles
- Die Interpretation von Lukians Totengespräch 15
- Achilles als strahlender Held oder selbstsüchtiger Egoist
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der unterschiedlichen Darstellung des Achilles bei Homer und Lukian. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die zu vertretenden Thesen: Lukians Darstellung stellt Achilles lächerlich dar, während Homers Odyssee-Passage nicht zwingend eine Reue bei Achilles impliziert. Die Einleitung zitiert den wichtigen Rat des Peleus an Achilles und deutet auf die Ambivalenz des Begriffs κλέος hin.
Achilles-Rezeption in der Antike: Dieses Kapitel beleuchtet die Rezeption des Achilles in der griechischen und römischen Literatur. Im griechischen Kulturkreis wird Achilles überwiegend positiv als Inbegriff von Tapferkeit und Leistungsfähigkeit dargestellt, wie die Beispiele Pindar, Euripides und Alexander der Große zeigen. Im römischen Kulturkreis hingegen wird ein kritischeres Bild gezeichnet, mit Fokus auf negative Charakterzüge wie Jähzorn und Rücksichtslosigkeit, wie bei Ovid, Horaz und Statius illustriert. Der Kapitelvergleich hebt die gegensätzlichen Perspektiven hervor.
Interpretation von Lukians Totengespräch 15: Dieses Kapitel analysiert Lukians Totengespräch zwischen Achilles und Antilochos. Der Fokus liegt auf der inhaltlichen und sprachlichen Interpretation, die Achilles als „Jammerlappen“ präsentiert im Gegensatz zum heroischen Bild bei Homer. Die Analyse beleuchtet Lukians satirische Absicht und den Kontrast zu den idealisierten Heldendarstellungen anderer antiker Autoren. Der Unterschied zwischen Homers und Lukians Darstellung von Achilles wird herausgestellt.
Die Darstellung von Achilles bei Homer: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Achilles im elften Buch der Odyssee. Die Einbettung in den Gesamtkontext der Odyssee, sowie die inhaltliche Interpretation der Achillesrede werden untersucht. Der Abschnitt beleuchtet die Frage, ob Achilles sein Streben nach κλέος im Tod bereut. Es wird argumentiert, dass Homers Darstellung Achilles weiterhin als strahlenden Helden präsentiert, trotz seines Aufenthalts im Tartaros. Das Kapitel vergleicht Homers Darstellung mit Lukians kritischer Sichtweise.
Schlüsselwörter
Achilles, Homer, Lukian, Odyssee, Ilias, κλέος, antike Literatur, griechische Literatur, römische Literatur, Heldendarstellung, Tapferkeit, Ruhm, Tod, Unterwelt, Satire, Interpretation, Vergleichende Literaturanalyse
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Achilles-Rezeption in der Antike: Ein Vergleich von Homer und Lukian
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Darstellung des Achilles in der antiken Literatur, insbesondere im Vergleich der Rezeption bei Homer und Lukian. Es werden die unterschiedlichen Bilder des Helden analysiert und interpretiert, seine Motivationen beleuchtet und die Kontraste zwischen der griechischen und römischen Sichtweise herausgearbeitet.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf die Werke Homers (insbesondere die Odyssee und implizit die Ilias), Lukians (speziell das Totengespräch 15), sowie weitere antike Autoren wie Pindar, Euripides, Alexander der Große, Ovid, Horaz und Statius, um die unterschiedlichen Rezeptionen von Achilles in der griechischen und römischen Literatur zu beleuchten.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Rezeption des Achilles in der griechischen und römischen Literatur, der Vergleich der Achilles-Darstellung bei Homer und Lukian, die Bedeutung von κλέος (Kléos) für Achilles, die Interpretation von Lukians Totengespräch 15 und die Frage, ob Achilles als strahlender Held oder selbstsüchtiger Egoist dargestellt wird.
Wie wird Achilles bei Homer dargestellt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung des Achilles im elften Buch der Odyssee. Es wird untersucht, ob Achilles sein Streben nach κλέος im Tod bereut. Die Argumentation besagt, dass Homers Darstellung Achilles weiterhin als strahlenden Helden präsentiert, trotz seines Aufenthalts im Tartaros. Ein Vergleich mit Lukians kritischer Sichtweise wird gezogen.
Wie wird Achilles bei Lukian dargestellt?
Die Arbeit analysiert Lukians Totengespräch 15 zwischen Achilles und Antilochos. Der Fokus liegt auf der inhaltlichen und sprachlichen Interpretation, die Achilles im Gegensatz zum heroischen Bild bei Homer als „Jammerlappen“ präsentiert. Die Analyse beleuchtet Lukians satirische Absicht und den Kontrast zu den idealisierten Heldendarstellungen anderer antiker Autoren.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit argumentiert, dass Lukians Darstellung Achilles lächerlich darstellt, während Homers Odyssee-Passage nicht zwingend eine Reue bei Achilles impliziert. Die unterschiedlichen Darstellungen spiegeln die gegensätzlichen Perspektiven des griechischen und römischen Kulturkreises wider.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Achilles, Homer, Lukian, Odyssee, Ilias, κλέος, antike Literatur, griechische Literatur, römische Literatur, Heldendarstellung, Tapferkeit, Ruhm, Tod, Unterwelt, Satire, Interpretation, Vergleichende Literaturanalyse.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Achilles-Rezeption in der Antike (mit Unterkapiteln zu griechischem und römischem Kulturkreis), Interpretation von Lukians Totengespräch 15 (mit Unterkapiteln zu sprachlicher und inhaltlicher Analyse), Zwischenfazit und Die Darstellung von Achilles bei Homer (mit Unterkapiteln zur Achilles-Rede in der Odyssee).
- Quote paper
- Domenic Schäfer (Author), 2013, Achillesdarstellung in Lukians 15. Totengespräch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232388