Führung. Teilhabe. Verantwortung

Aufeinander bezogene unverzichtbare Erfolgsfaktoren


Fachbuch, 2013

150 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Themenkreis 1 : Führung
Wandel als Faszination und Gegenpol zu Stillstand und Langeweile
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Wandel als Faszination
Wandel als Gegenpol zu Stillstand und Langeweile
Wandel als Aufbruch zu einer besseren Zukunft
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Führung als Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Phänomen Führung, ein vielschichtiges,
immer wieder neues Rätsel
Führung als Inspiration und Förderung
Führung als Einbindung und Koordination
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Gute Führung – eine permanente Herausforderung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Gute Führung, deren Wesen und Einbindung
Herausforderungen in heutiger Zeit
Ansätze zu deren Berücksichtigung
Vielfalt in der Gestaltung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Übersteigertes Machtstreben als kontraproduktive
Fehlsteuerung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Übersteigertes Machtstreben und dessen Ursachen
Übersteigertes Machtstreben als kontraproduktives
Phänomen
Folgewirkungen für den Einzelnen und das soziale
Gebilde
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Themenkreis 2 : Teilhabe und Inklusion
Handlungsalternativen und Präferenzen bei Leistungsträgern
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Handlungsalternativen
Begleitend wirksame Phänomene
Bewegungsmuster
Präferenzen
Konsequenzen differierender Einschätzung
der Gegebenheiten
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Extern gesetzte Grenzen als potentielle Gefährdung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Extern gesetzte Grenzen
Limitierende Wirkung der gesetzten Grenzen
Grenzen als potentiell ergebnisbezogene Gefährdung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Teilhabe und Inklusion als Beitrag zu erhöhter Sicherheit und verbesserten Ergebnissen
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Teilhabe und Inklusion
Teilhabe, Inklusion und erhöhte Sicherheit
Teilhabe, Inklusion und verbesserte Ergebnisse
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Teilhabe und Inklusion als gemeinsames Ringen um Erfolg
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Teilhabe und Inklusion als Anspruch
Teilhabe und Inklusion als Beitrag
Teilhabe und Inklusion als gemeinsames Ringen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Themenkreis 3 : Verantwortung
Ethische Grundorientierung und Verantwortung
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Ethische Grundorientierung und deren Notwendigkeit
Verantwortung und Vertrauen
Ethik und Verantwortung
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Verantwortung als gemeinsame Herausforderung für Führungskräfte und Mitarbeiter
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Gemeinsamkeit der Herausforderung für Führungskräfte
und Mitarbeiter
Erforderliche Gemeinsamkeit bei der Bewältigung
der Herausforderung
Wirkung gemeinsamen Bemühens
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Verweigerte Verantwortungswahrnehmung als Weg ins Abseits
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Verweigerte Verantwortungswahrnehmung
Kurzfristige Auswirkungen verweigerter Verantwortungs-
wahrnehmung
Langfristige Konsequenzen
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Verantwortungsbildung als pädagogischer Prozess
Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung
Verantwortungsbildung als interaktiver Prozess
Verantwortungsbildung als Entwicklungsprozess
Verantwortungsbildung als Führungsaufgabe
Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick
Literatur, Anfragen, Antwortversuche
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Fragen zur Selbstreflexion
Angaben über den Autor

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vorwort

Führung ist ein interaktiver Prozess und geschieht im Rahmen eines Austausches von Sichtweisen und Zielvorstellungen, Präferenzen und Aversionen. Er geschieht als mehr oder weniger gelungenes Ringen um ein tragfähiges Miteinander, um die Erfüllung legitimer Interessen und Bedürfnisse, um eine Befriedigung bietende Zukunft.

In diesem Zusammenhang erscheint Teilhabe aller Betroffenen nicht nur geboten, sondern zwingend erforderlich, denn das Einbringen individueller Vorstellungen und gebotener Erwartungen kann nur durch die Trägerin oder den Träger dieser Vorstellungen und Erwartungen erfolgen. Er oder sie ist insoweit Partner; sie oder er ist integraler Bestandteil des Findungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozesses.

Dieser geschieht erfolgversprechend, wenn jede beteiligte Person ihren Beitrag in Verantwortung für sich, für die Anderen und die Lebensumwelt leistet und das rechte Maß nicht aus dem Auge verliert. Insoweit erscheint eine differenzierte Betrachtung und nähere Auseinandersetzung mit Führung, Teilhabe und Verantwortung sowohl bei Führungskräften, als auch bei sonstig Betroffenen sinnvoll.

Im Einzelnen gehen wir dabei auf die drei im Titel genannten Begriffe näher ein und suchen zu erschließen, was sie uns heute zu sagen haben und wie sie zusammenwirken.

Führung geschieht heute in einer Zeit es Wandels die fasziniert und Kooperierende inspirieren, fördern, einbinden und koordinieren soll. Gute Führung ist das Ziel und gleichzeitig eine permanente Herausforderung. Ein übersteigertes Machstreben erscheint da als kontraproduktives Phänomen, das wir uns bei Ausrichtung am gemeinsamen Erfolg nicht mehr leisten können.

Teilhabe wird immer mehr zur zwingenden Notwendigkeit. Alleine wenn wir die Handlungsalternativen und Präferenzen der Leistungsträger betrachten wird klar, in welche Richtung ihr Ausrichtung erfolgen sollte, damit die erzielten Ergebnisse letztlich stimmen. Extern gesetzte Grenzen können dabei zu einer Vorteilsgefährdung werden. Wir können davon ausgehen, dass Teilhabe einen Beitrag zu erhöhter Sicherheit und verbesserten Ergebnissen darstellt und als ein gemeinsames Ringen um den ersehnten Erfolg betrachtet werden kann.

Verantwortung und Verantwortungswahrnehmung basiert in diesem Zusammenhang auf einer ethischen Grundorientierung. Sie ist eine gemeinsame Herausforderung für Führungskräfte und Mitarbeiter. Eine verweigerte Verantwortungswahrnehmung würde in Abseits führen. So bedarf es der gezielten Verantwortungsbildung und diese geschieht im Rahmen eines pädagogischen Prozesses.

Wie wir deutlich erkennen können, sind Führung, Teilhabe und Verantwortung aufeinander bezogene Tatbestände. Sie prägen die Kultur und das Klima, ihre Ausprägung ist maßgeblich dafür, ob und was gemeinsam bewerkstelligt werden kann. Ein zeitgemäßes Verständnis von Führung trägt letztlich dazu bei, den gestellten Auftrag zu erfüllen, Bezugspersonen ernst zu nehmen und ihren Beitrag zum Ergebnis anzuerkennen, damit deren Einsatzbereitschaft zu stärken, bessere Leistungen zu erzielen und im Miteinander für das Geschehene gerade zu stehen.

All Jenen, die durch Rat und Tat dieses Projekt unterstützt haben, danke ich an dieser Stelle sehr herzlich. Gerade der Dialog hat die Sinne geschärft und die Ausgewogenheit der Ausführungen befördert. Möge die Leserin und der Leser Gewinn aus den gemachten Ausführungen ziehen.

Fürth, im Herbst 2013

Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt

Themenkreis 1 : Führung

Wandel als Faszination und Gegenpol zu Stillstand und Langeweile

Führung als Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination

Gute Führung – eine permanente Herausforderung

Übersteigertes Machtstreben als kontraproduktive Fehlsteuerung

Wandel als Faszination und Gegenpol zu Stillstand und Langeweile

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

In einer Zeit des Wandels wird der Wandel unweigerlich zum Thema. Er muss sich vielfältigen Fragen stellen und die fortschreitende Veränderung ist gezwungen, sich zu legitimieren. Ist sie nur Veränderung um der Veränderung willen, oder Aufbruch in eine bessere Zukunft? Bringt sie Fortschritt im besten Sinne des Wortes, oder nur einen Aufguss des Etablierten? Können wir berechtigterweise neue Hoffnung schöpfen, oder wirken alte Mechanismen in modifiziertem Erscheinungsbild?

Dem nachzuspüren erscheint nicht nur verdienstvoll, sondern schlicht notwendig, will man nicht erstarren und in Trübsal verfallen, will man nicht nur der Rente mit Interesse entgegensehen und individuelles Sein jenseits der gesellschaftlich festgefügten Strukturen und Verfahrensabläufe im Privaten realisieren – sofern eine solche Trennung von Lebensteilwirklichkeiten überhaupt möglich ist und vorgenommen werden kann.

Wandel als Faszination und Gegenpol zu Langeweile erscheint insoweit als Abenteuerreise zur Exploration von Zukunft, als ein Vorstoß zur den Grenzen des bereits Erkennbaren und zur Erarbeitung von hilfreichen Strategien, wie mit dem bislang noch Unbekannten sinnvollerweise umgegangen werden kann und umgegangen werden sollte.

Der Begriff Wandel zeigt uns eine nebulöse Welt der Möglichkeiten auf, die sich gegen unsere Erfassung und Durchdringung wehrt. Insoweit können wir nicht erwarten, dass uns mit einem kleinen Beitrag die künftigen Verhältnisse bereits klar vor Augen treten. Und doch ist das Stochern im Nebel ein Beitrag zur Entfaltung der Gegebenheiten und zum Erreichen eines höheren Entwicklungsstandes.

Unser Bemühen speist sich aus angesammeltem Wissen und gemachten Erfahrungen. Es fußt insoweit auf der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reicht. Ihre Kontextgebundenheit ist dabei möglicherweise Last und Blockade, oder aber Orientierung gebende Entlastung. Unsere Beschränktheit der Wahrnehmung kann sich als Triebfeder und Ansporn erweisen, oder uns entnerven und lähmen.

Wer sich nicht aufmacht, der kann die ihm gegebenen Chancen kaum entdecken und die für ihn bereitliegenden Geschenke nutzen. So gehen wir mit Pragmatismus und im Bewusstsein der Unvollkommenheit unseres Vorstoßes ans Werk. Wir machen uns auf den Weg in der festen Überzeugung, dass noch vieles zu tun ist, wenn wir an ein vorläufiges Ende gekommen sein werden.

So unternimmt der vorliegende Beitrag den Versuch, dem Wandel nachzuspüren. Er bemüht sich darum

- die Faszination, die mit den Veränderungen verbunden ist, einer näheren Betrachtung zu unterziehen,
- Wandel als Gegenpol zu Stillstand und Langeweile in den Blick zu nehmen und
- ihn als Aufbruch zu einer besseren Zukunft und damit als Herausforderung und Aufgabenstellung ins Bewusstsein zu heben.

Auch ein Anstoß zu neuem Denken und das darauf gestütztes Handeln ist Fortschritt – vielleicht nur ein kleiner, vielleicht ein zu kleiner. Aber dies wird wohl erst in der Zukunft beurteilbar sein. Aufbruch ist immerhin eine Unterfangen, über das Bisherige hinaus zu gehen. Es ist ein vom Entdeckerdrang gespeistes Abenteuer und eine sinnvoll erscheinende Nutzung der dem Menschen geschenkten Vernunftbegabung.

Ein Blick in die Historie macht uns schnell bewusst, dass die Gefahr des sich lächerlich Machens schon ganz andere getroffen hat. Nicht selten konnten sich deren zunächst abstrus erscheinende Ergebnisse letzten Endes doch durchsetzen, wenn auch mit Zeitverzögerung – im Bereich der Medizin ebenso, wie in allen anderen wissenschaftlichen und sonstigen professionellen Fachgebieten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zu befürchtende Risiko und

Konsequenz Gefahr

Negativ

Abbildung 1:

Stillstand vs. Entwicklung

Quelle: selbst erstellt

Wandel als Faszination

Bei der Betrachtung von Wandel als Faszination scheint zunächst eine Klärung des Begriffes Faszination angemessen. Wir verstehen unter diesem Begriff eine anziehende, fesselnde Wirkung, eine bezaubernde Ausstrahlung und Anziehungskraft. Insoweit werden wir von etwas angesprochen, inspiriert und gefangen genommen, werden dazu veranlasst, uns in einer offenen Art und Weise dem einflussnehmenden Tatbestand gegenüber zu verhalten.

Faszination zeigt sich mithin vordringlich in ihrer anziehenden Wirkung, die uns animiert, Stellung zu beziehen. Dabei ist zunächst unerheblich, wovon die Faszination ausgeht. Dies können sowohl

- konkrete historische Gegebenheiten und Hintergründe,
- aktuelle Tatbestände, Wissensgebiete oder Bezugspersonen, aber auch
- sich abzeichnende Perspektiven sein.

Faszination interagiert mit unserem individuellen Selbstverständnis und impliziert dabei eine Handlungsaufforderung. Der Tatbestand geht insoweit unverkennbar über ein „angesprochen und beeindruckt Sein“ hinaus und entfaltet Bedeutung für unser personales Sein.

Faszination geht häufig vom bislang Unbekannten oder vom Geheimnisvollen aus. Es sich zu erschließen befriedigt nicht nur kurzfristig die Neugierde, es trägt auch zur Nutzung der in uns liegenden Fähigkeiten und zu einem individuellen sich Entfalten der Persönlichkeit in Auseinandersetzung mit der jeweiligen Lebensumwelt bei.

Es kann aber auch Angst, Lähmung, Abscheu und Verweigerung auslösen und negative Auswirkungen auf den künftigen Lebensverlauf des Betroffenen zeitigen. Ob sich nun positive oder negative Auswirkungen ergeben, liegt in hohem Maße

- an dem wahrgenommenen Tatbestand bzw. der faszinierenden Person,
- an der jeweiligen individuellen Grundeinstellung und
- an den subjektiv erkannten Handlungsalternativen.

Die vom Neuen ausgehende Faszination bietet uns eine große Bandbreite an Optionen. An uns liegt es, im Rahmen der uns gegebenen Entscheidungsfreiheit eine Auswahl zu treffen, Konsequenzen zu ziehen und Handlungen folgen zu lassen.

So liegt im Neuen durchaus die Chance zu einer nutzbringenden Gestaltung und Fortentwicklung des Bestehenden und zwar sowohl für das individuelle Sein, als auch für die uns umgebenden und mit uns in Beziehung befindlichen externen Faktoren.

Fortentwicklung ist dabei als eine Anpassung an veränderte Herausforderungen, Erwartungen, Gegebenheiten und Einstellungen zu verstehen. Diese kann tendenziell

- im Festhalten am unverrückbar Erscheinenden liegen,
- im maßvollen Zugehen auf das Neue unter Bewahrung des Bewahrenswerten, oder aber
- in einer euphorischer Zugewandtheit zum jeweils anderen.

Sinnvoll erscheint hier wieder einmal der Mittelweg, der auf der Vergangenheit aufbaut, die Gegenwart berücksichtigt, sowie Chancen und Risiken für die Zukunft hinreichend abwägt. Dabei darf allerdings der Zeitfaktor nicht aus dem Blick geraten, sodass wir ins Hintertreffen kommen und letztlich entsprechende Folgewirkungen zu tragen haben.

Wandel als Gegenpol zu Stillstand und Langeweile

Stillstand erscheint uns heute, in einer Zeit der vielfältigen Veränderungen und des globalen Wandels, als ein wenig zukunftsträchtiges Modell. Erkennen wir doch sehr leicht, dass wir zurückfallen, wenn andere und die Welt sich bewegen und wir stehen bleiben. Wir haben uns schließlich in der uns gegebenen Zeit in Auseinandersetzung mit unserer Lebensumwelt zu bewähren und zu behaupten.

Dabei ist nicht einfach davon auszugehen, dass das Alte oder das Neue die jeweils bessere Option darstellt. Auszugehen ist vielmehr davon, dass nur im gemeinsamen Ringen um die bestmögliche Lösung für aktuelle Herausforderungen jene Entscheidung fällt, die uns zeitgebunden weiter bringt und für die Zukunft einen neuen Ausgangspunkt markiert.

Stillstand kann in einer Zeit dynamischer Entwicklung als eine Rückwärtsgewandtheit interpretiert werden, die möglicherweise

- von Nostalgie, Harmoniebedürfnis und Anlehnung an das Bekannte herrührt oder
- von der Angst, aus der Ablehnung des Unbekannten oder der individuellen mentalen Erstarrung gespeist wird.

Im Wandel öffnen sich uns Alternativen, werden neue Perspektiven sichtbar, die bislang verborgen lagen. Sie zu erkennen schafft Freiräume und neue Handlungsfelder, die es sinnvoll zu nutzen gilt. Wandel ist insoweit Gegenpol zum Stillstand, die Option für eine bessere Zukunft. Sie ist in der Tat nur durch ernsthaftes Bemühen und reale Anstrengung zu erringen.

Dieses Bemühen und diese Anstrengung setzt Bereitschaft voraus, sich von bisherigem zu trennen und Offenheit, auf das bislang noch Unbekannte zuzugehen. Dabei erscheint Realismus geboten. Denn auch die Zukunft wird wie die Vergangenheit und Gegenwart alle Facetten der Lebenswirklichkeit für uns bereithalten – vom Positiven bis hin zum Negativen, von freudiger Überraschung bis hin zu tiefster Enttäuschung.

Ohne Wandel würden wir uns vielfältiger Möglichkeiten berauben. Wir würden die Fülle des Lebens und deren Buntheit ausgrenzen. Gewissermaßen wären wir bereits ein Teil der Vergangenheit, ohne den uns möglichen Beitrag zum gemeinsamen Wohl und damit auch zu unserem eigenen Wohl geleistet zu haben.

Ein Verfolgen von alternativen Ansätzen bietet uns nicht zuletzt die Gelegenheit, Phasen subjektiv empfundener Eintönigkeit, Langeweile und Verkümmerung zu überwinden. Diese erscheinen uns als ebenso belastend und überfordernd, wie Phasen unstillbaren Entfaltungswillens, permanenter Euphorie und eines nicht zu stoppenden blinden Aktionismus.

Auch wenn wir zeitweilig in der Ruhe und im Rückzug Kraft tanken, so erscheinen der Rückzug und die Selbstgenügsamkeit als ein fragwürdiges Leitmotiv, sofern dadurch das individuelle Sein in seiner Entfaltung gehindert ist, die dem Einzelnen gegebenen Chancen ungenutzt verstreichen und die innewohnenden Stärken brachliegen.

Überwindung von Eintönigkeit, Langeweile und Verkümmerung durch Wandel und die Realisierung von Alternativen erscheint insoweit als ein durchaus legitimes Unterfangen. Zumal Wandel Entwicklung mit sich bringt und Entwicklung zu Fortschritt führt, die uns eine höhere Entwicklungsstufe erreichen lässt.

Wandel als Aufbruch zu einer besseren Zukunft

Wandel bedeutet Aufbruch. Er bedeutet damit ein Erwachen und sich in Bewegung setzen, ein Verlassen und Überschreiten des Etablierten. Dies impliziert ein Zurücklassen und Freiwerden für neues, das eine Verbesserung des aktuellen, unbefriedigend scheinenden Standes der Gegebenheiten bewirken soll.

Aufbruch ist insoweit mit individuellem Verhalten und aktivem Gestalten verbunden. Ein reines Erdulden von sich ergebenden Veränderungen würde zu kurz greifen und weder den bestehenden Erfordernissen noch den individuell zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Möglichkeiten hinreichend Rechnung tragen.

Auch wenn sich mit dem Wandel das Liebgewordene in einem neuen Lichte zeigt und individuelle Anpassungen erfordert, werden aus neuem Betrachtungswinkel zusätzliche Eindrücke virulent, die zu einem vertiefteren Verständnis führen können und zu einer Festigung der bestehende Bindung an das Liebgewordene.

Uns stellt sich dabei Fragen nach dem Ziel und dem Weg. Es stellen sich Fragen, zu was wir aufbrechen wollen und wie wir diesen Aufbruch zu bewerkstelligen suchen. Das Ziel zerfällt dabei in ein Nah- und ein Fernziel, der Weg in eine Beschreibung der groben Richtung und der unmittelbar zu gehenden nächsten Schritte.

Ziel ist insoweit die entfernte Vision, aber auch das nächste Zwischenziel auf dem Wege zum letztlichen Endziel. Je näher das nächste Zwischenziel liegt, desto klarer lässt sich dieses fassen und in seinen Einzelaspekten durchleuchten, desto sicherer können erforderliche nächste Schritte festgelegt und konkrete Maßnahmen vorgesehen und abgestimmt werden.

Der Weg skizziert uns dem gegenüber den sich ergebenden Prozess. Wer von der Bundesrepublik Deutschland aus nach Australien will, der wird sich in Richtung Südost bewegen müssen. Und doch ergeben sich Unterschiede für Bewohner von Hamburg und München. So sind in der Konkretion unmittelbare und begleitende Einflussfaktoren zu berücksichtigen, die bei der groben Richtungsangabe vernachlässigbar erscheinen.

Die verfolgte Zielperspektive ist uns zukunftsbezogen eine echte Orientierungshilfe, denn sie weist uns den Weg, sodass wir uns in unserem stetigen Bemühen dem Ziel schrittweise annähern, möglichst nicht abirren und uns nicht verlaufen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2:

Fernziel und Nahziel

Quelle: selbst erstellt

Zielorientiertes Vorgehen setzt hier auf das langfristige Ergebnis und nicht auf den kurzfristigen Erfolg. Dieser wäre allenfalls eine willkommene Begleiterscheinung, nicht aber der eigentliche Zweck an sich, der ein Verlassen der wohl erwogenen und wohl begründeten Ausrichtung rechtfertigen würde – von Ausnahmen einmal abgesehen.

Vertrauenswürdige Orientierungshilfe bietet uns letztlich das Empfinden von relativer Sicherheit, die uns ungeachtet auftretender Hürden ermuntert, Mut zu fassen, auf dem Weg zum Ziel voran zu schreiten und insoweit die noch bestehende Distanz zu überwinden.

Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick

Vom Wandel geht nicht selten Faszination aus, denn das Neue ist Herausforderung und Bewährungsfeld zugleich. Stillstand und Langeweile können dem nichts entgegensetzen, denn sie verlängern das Etablierte und damit die Vergangenheit in die Zukunft hinein. Die faszinierende Ausstrahlungskraft des Wandels bewegt zu aktivem Handeln und dies erscheint notwendig um den sich verändernden Erfordernissen Rechnung zu tragen.

Chance und Ziel ist die jeweils positive Veränderung, das Wachsen und Gedeihen, oder anders ausgedrückt das Erreichen einer höheren Entwicklungsstufe. Insoweit ist Wandel in aller Regel Gegenpol zu Stillstand und Langeweile, auch wenn Risiken und Gefahren bestehen, gegen die man allerdings entsprechende Vorkehrungen treffen kann und dies zur Schadensabwehr auch tun sollte.

Gerade das Überwinden des aktuellen Entwicklungsstandes erscheint als entscheidende Legitimation für den Aufbruch zu neuen Ufern, für den es allerdings einer Vision und der Festlegung von Teilschritten bedarf, die auf dem Weg Orientierung zu geben in der Lage sind. Erfolg ist dabei ungewiss und doch führt ein Zögern zu schwindender Konkurrenzfähigkeit, mit allen sich daran knüpfenden negativen Konsequenzen.

Wenn wir das Vorgestellte reflektieren, so fällt auf, dass sich in unserer Betrachtung der Gegensatz von Wandel und Stillstand als eine Schwarz-Weis-Darstellung offenbart. Letztlich haben wir dabei die Eckpfeiler eines Spektrums aufgezeigt, das uns zur individuellen Positionierung einlädt und letztlich dazu nötigt, wollen wir nicht einer lähmenden Entscheidungsangst (Dezidophobie) erliegen und uns selbst lahm legen, wollen wir nicht aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen.

Hoffnung ergibt sich vor allem aus einemschrittweisen Entwicklungsprozess, der sich von Zwischenergebnis zu Zwischenergebnis entfaltet und im Zeitablauf Teilerfolg auf Teilerfolg häuft. Dies schafft Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten auf der Grundlage positiver Erfahrungen. So wird es leichter, anstehende, noch unbewältigte Herausforderungen zu meistern, Zukunft mitzugestalten und damit neue Perspektiven zu gewinnen.

Auch reduzieren sich bei einem Stufenprozess mit festgelegten Zwischenschritten das Risiko des Scheiterns und die Gefahr übergroßer negativer Konsequenzen aus vollzogenen Handlungen, welche sich als nicht mehr beherrschbar und als nicht mehr korrigierbar zeigen.

Zweifelsohne hält die Zukunft Überraschungen für uns bereit – sowohl positive wie auch negative. Diese lassen sich aus dem Leben nicht ausklammern, will man Leben nicht aufgeben und sich der Diktatur unter mehr oder weniger zutreffenden Annahmen von anderen vorgeplanten Vorgängen unterwerfen.

Leben oder gelebt werden ist hier letztlich die an den Einzelnen gestellte Frage. Und diese lässt sich wohl nur individuell beantworten.

- Lassen wir uns auf das Abenteuer der Zukunft ein und versuchen diese positiv zu gestalten – ungeachtet der bestehenden Risiken und Gefährdungen, die wir im Rahmen des Möglichen zu begrenzen suchen, oder
- sind wir wie Schafe in einem Pferch, sind wir nicht gewillt, die in uns liegenden Potentiale zum gemeinsamen, aber auch zu einem individuellen Vorteil in legitimen Ausmaße einzusetzen, oder
- lavieren wir uns durch ohne uns letztlich festzulegen, bereit den jeweils erzielten Erfolg zu vereinnahmen und den sich ergebenden Misserfolg anderer zuzuschieben?

Wer sich hier nicht entscheidet, der hat sich entschieden – und zwar zur weniger zukunftsträchtig erscheinenden Option. Diese kommt einem Rückzug und einer Verweigerung gleich, einem Zuschauerdasein, das weder faszinieren, noch befriedigen kann – einem Verhalten, das keine Spuren hinterlässt.

Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Literatur

Fritz A./Hanselmann P.G. (2010): Wandel begleiten, Veränderung gestalten: Arbeitsbuch zu einer wertbezogenen Organisations- und Unternehmensentwicklung, Kohlhammer Verlag

Goltschnigg D. (Hrsg.) (2012): Angst : Lähmender Stillstand und Motor des Fortschritts, Stauffenburg Verlag

Grünewald S. (2006): Deutschland auf der Couch: Eine Gesellschaft zwischen Stillstand und Leidenschaft, Campus Verlag EBOOK

Käsler S. (2003): Führung im Wandel – Anforderungen an Kernkompetenzen von Führungskräften, GRIN Verlag EBOOK

Rennebach S. (2010): Unternehmen im Wandel: Komplexe Veränderungsprozesse erfolgreich gestalten, Diplomica Verlag

Anfragen

Frage 1:

Eine von visionär entfalteten künftigen Verhältnissen ausgehende Faszination bedarf der Rückbindung zur Realität, will sie nicht zur Schwärmerei und zum Schwelgen in Wunschträumen verkommen. Wie lässt sich diese Rückbindung herstellen und damit das temporär Machbare herausfinden?

Frage 2:

Wandel stellt sich uns als Gegenpol zu Stillstand dar, als Aufbruch in eine bessere Welt. Kann Wandel wirklich so einseitig skizziert und so positiv postuliert werden?

Frage 3:

Aufbruch ist für uns eine Herausforderung, eine Aufforderung zu aktivem Handeln und zur Bewährung. Ein Abwarten wäre da sicherlich bequemer, doch von ihm erwächst uns keine Bewältigung auftretender Probleme und keine Verbesserung der Lage. Wie können wir im Zwiespalt von Aufbruch und Abwarten den rechten Zeitpunkt zur Aktion identifizieren?

Frage 4:

Das Vorsehen eines Stufenprozesses zur Absicherung gegen Unwägbarkeiten und allzu große Risiken erscheint als Vernünftiger Ansatz. Nicht ganz leicht erscheint dabei die Festlegung der einzelnen in sich abgeschlossenen Stufen auf dem Weg zum Ziel. Wie ist diese Problematik zu sehen?

Frage 5:

Beim Aufbruch in die Zukunft finden wir Rückhalt durch gemeinsames Agieren auf fester Grundlage. Sowohl das gemeinsame Agieren, als auch die feste Grundlage entziehen sich der Klarheit und der Exaktheit. Was lässt sich hierzu erläuternd bemerken?

Frage 6:

In heutiger Zeit wird in der positiven Entwicklung das Heil gesucht. Frühere Zeiten setzten mehr auf das Tradierte. Woraus resultiert diese in heutiger Zeit veränderte Präferenz der Zeitgenossen?

Antwortversuche

Antwortversuch zu Frage 1:

Eine Rückbindung von Visionen zur Realität lässt sich wohl am besten durch gemeinsames zielgerichtetes Wirken im Rahmen konstruktiver Zusammenarbeit herstellen. Sie trägt dazu bei, dass jene vom Einzelnen nicht erkannten Gefahren und möglichen negativen Nebenwirkungen von Handlungen durch ein Ringen um die bestmögliche Lösung vermieden werden.

Sicherlich wird sich dabei nicht unmittelbar eine Übereinstimmung der Ansichten einstellen. Dies wäre aufgrund der differierenden personalen Identitäten der einzelnen Beteiligten und Betroffenen, deren unterschiedlicher Kompetenzen, Erfahrungen, Zielvorstellungen und Erwartungen wohl auch kaum zu erwarten.

So erscheint eine schrittweise Entfaltung und Konkretisierung von Zielvorstellungen auf der Grundlage gemeinsamer Visionen als bestmöglicher Weg und naheliegende anempfehlenswerte Vorgehensweise. Sie bindet den legitimen Wunsch an die Wirklichkeit, den Traum an das temporär Machbare.

Antwortversuch zu Frage 2:

Wandel ist nicht in jedem Falle positiv einzuschätzen. Wenn wir uns um Veränderungen bemühen, so ergibt sich jeweils die Notwendigkeit, Chancen und Risiken abzuwägen, das Positive zu befördern und das Negative möglichst zu verhindern.

In diesem Bemühen nachzulassen, würde uns dazu führen, dass wir unserer bestehenden unveräußerlichen Verantwortung nicht gerecht würden und in letzter Konsequenz zu einem Objekt und Spielball der geschaffenen Verhältnisse würden. Dies würde uns letzten Endes in nicht hinnehmbarer Weise unsere menschliche Würde nehmen.

Wandel gilt es realistisch zu sehen – mit allen bestehenden Chancen und Risiken. Es liegt an uns, das wünschenswert Positive zu bewirken, das mögliche Negative zu verhindern und damit eine gegenüber heutigen Verhältnissen bessere Zukunft zu gestalten.

Antwortversuch zu Frage 3:

Beim Identifizieren des rechten Zeitpunktes zur Aktion können wir uns nie ganz sicher sein, denn wir bewegen uns im Zwiespalt von Aufbruch und Abwarten in der Ungewissheit der Zukunft und agieren jeweils unter begrenztem Wissensstand.

Uns stehen allerdings unser Verstand und unsere Vernunftbegabung zur Verfügung, die Fähigkeit, hinreichend zu reflektieren, uns mit anderen themenbezogen auszutauschen und gemeinsam zu tragfähigen Einschätzungen zu kommen.

Der rechte Zeitpunkt wird sich dann im Zuge des Klärungsprozesses herauskristallisieren. Ob dieser Zeitpunkt letztlich der richtige war, lässt sich erst in der Rückschau beurteilen. Insoweit bleibt für uns ein letzter Rest an Unsicherheit bestehen.

Antwortversuch zu Frage 4:

Stufen können in unterschiedlicher Art und Weise festgelegt werden – sowohl in ihrer Anzahl, als auch in ihrem Zuschnitt. Bei der jeweiligen Festlegung sind wohl die jeweiligen Einschätzungen des oder der Entscheidungsträger maßgeblich.

Sie haben nach reiflichem Überlegen Festlegungen zu treffen und diese letztlich auch zu verantworten. Diese Verantwortung kann eine hinreichende Rechtfertigung erfordern, aber auch persönliche Konsequenzen aus den getroffenen Entscheidungen.

Insoweit kann sich glücklich schätzen, wer im Rückblick hinreichend abgewogen hat, vernünftige Festlegungen traf, in der Prognose der sich vollziehenden Entwicklung richtig lag und im Rahmen korrigierender Maßnahmen (Steuerung) Fortune besaß.

Antwortversuch zu Frage 5:

Unklarheit und fehlende Exaktheit gemeinsamen Agierens und fester Grundlage stellen uns vor die Herausforderung, durch ernsthaftes Bemühen für eine hinreichende Klärung zu sorgen. Diese Klärung wird nur prozesshaft und bezogen auf die konkreten Gegebenheiten und Bezugspersonen zu gewinnen sein.

Was für den einen Fall und die eine soziale Gruppierung ideal erscheint, kann für einen anderen Fall oder ein anderes Gebilde von Menschen unvertretbar erscheinen. Insoweit können wir uns nicht einfach der klärenden Auseinandersetzung verschließen, können allerdings im Vorfeld von anstehenden Klärungsprozessen Vorgehensweisen festlegen, um zu tragfähigen Ergebnissen zu kommen.

Es liegt wohl immer am konkreten Fall, der individuellen Berührtheit und der Persönlichkeit der Akteure, wie sich der Klärungsprozess letztlich gestaltet – sachlich und konstruktiv oder emotional und tendenziell destruktiv. Im letztgenannten Falle erscheint der Zusammenhalt der sozialen Gruppierung gefährdet.

Antwortversuch zu Frage 6:

Die Veränderung der Präferenz bei den Zeitgenossen ist darauf zurückzuführen, dass wir heute in veränderten Gegebenheiten leben. In diesem Zusammenhang müssen wir nur auf

- die zunehmende Globalisierung,
- den Erkenntnisfortschritt und der neuen technologischen Möglichkeiten,
- die sich wandelnden Herausforderungen und Lebensverhältnisse, sowie
- die heutigen Grundüberzeugungen und Präferenzen verweisen.

Dass diese Gegebenheiten zu zwangsläufigen Veränderungen führen, welche positive Entwicklungen gegenüber tradierten Verhältnissen präferieren, liegt auf der Hand. Und doch erscheint zuweilen ein Innehalten und Nachdenken darüber geboten, wie das bewahrenswerte kulturelle Erbe in veränderter Zeit angemessen bewahrt werden kann.

Wir wissen schließlich sehr genau, dass nicht alles Neue gut und nicht alles Alte schlecht ist.

Führung als Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

Im Wandel bedarf es der Führung. Sie soll inspirieren, fördern, einbinden und koordinieren. Sie soll dazu beitragen, im Zusammenwirken den aktuellen „Status quo“ zu überwinden, gestellte Herausforderungen zu meistern und gesetzte Ziele zu erreichen.

Insoweit wird Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination zur Aufgabe und zum Auftrag der Führungskraft, sofern sie sich eingesteht, dass sie allein der Komplexität der Realität und der Dynamik der Entwicklung nicht hinreichend Rechnung tragen kann und zwingend auf kooperierende Bezugspersonen angewiesen ist.

Die veränderte Schwerpunktsetzung des Führungshandels erscheint allemal einer näheren Betrachtung wert, will man hinter die Fassade blicken und in veränderter Zeit nicht einfach einem tradierten Rollenverständnis von Führung folgen.

Unsere Betrachtung basiert auf gemachten Erfahrungen im Hier und Jetzt. Insoweit können sie für sich nicht Allgemeingültigkeit beanspruchen. Sie können aber Überlegungen anstoßen, die über die heutigen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland hinausweisen.

Auch wenn wir uns in den nachfolgenden Ausführungen nur auf Metaebene bewegen, ergeben sich daraus doch für die Konkretheit des Alltags Auswirkungen, die hoffentlich einen signifikanten Beitrag zur Steigerung der Qualität unseres künftigen Wirkens beitragen.

Abgrenzung ist schließlich auch hinsichtlich unserer kulturell bedingten Herangehensweise an die aufgeworfene Themenstellung zuzugestehen. Die Herangehensweise ist Ergebnis der Denktradition, in der wir uns bewegen und von der wir geprägt wurden.

So befassen wir uns mit Führung, einem vielschichtigen und immer wieder neuen Rätsel, betrachten Führung als Inspiration und Förderung, beleuchten Führung als Einbindung und Koordination und bemühen uns darum, aus dieser thematischen Auseinandersetzung überzeugende Schlussfolgerungen zu ziehen.

Ziel ist Erkenntnisgewinn. Ziel ist ein letztlich daraus resultierendes, in sich gefestigtes Grundverständnis über Einflüsse und Zusammenhänge, das uns sicherer Agieren lässt. Dies soll sowohl dem eigenen Vorteil, wie auch dem Vorteil der sonstig Betroffenen und Beteiligten, aber auch der gesamten Lebensumwelt dienen.

Die Ergebnisse die wir aus unseren Überlegungen erhoffen, können nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Verständnis der Gegebenheiten sein. Insoweit erscheint angezeigt, bereits zu Beginn dieses Beitrages darauf hinzuweisen, dass der Erkenntnisstand am Ende dieses Beitrages einen neuen Ausgangspunkt darstellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3:

Führung als vielschichtiges Rätsel

Quelle: selbst erstellt

Phänomen Führung, ein vielschichtiges, immer wieder neues Rätsel

Lassen sie uns vom Phänomen Führung ausgehen, dieses als einen vielschichtigen Tatbestand beleuchten und auf Führung als immer wieder neues Rätsel eingehen. Dazu bedarf es zunächst der Definition dessen, was wir unter Führung verstehen.

In diesem Zusammenhang zeigt sich uns eine Fülle von Vorstellungen, die Teilaspekte des Phänomens in den Vordergrund rücken. Der Begriff findet Verwendung in den Bereichen Technik, Psychologie, Management, Politik, Militär, Tanz und darüber hinaus, z.B. im Zuge der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten.

Für uns ist es das Bemühen, andere unter Berücksichtigung bestehender Gegebenheiten und sozialer Ansprüche erfolgreich zu machen. Dabei lässt sich allerdings über die Zielausrichtung, die Einbindung, Rahmenbedingungen, Ansprüche, Aufgaben und Bewertungsmaßstäbe trefflich streiten.

Führung ist in jedem Falle ein vielschichtiger Tatbestand und diese Vielschichtigkeit ist kaum verwunderlich, wenn wir die bestehende Differenziertheit der Menschen und deren jeweilige spezifische Individualität berücksichtigen.

Vielschichtigkeit steht hier auch für Komplexität. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Interdependenz unterschiedlicher auf das Phänomen einwirkender Faktoren, die eine vereinfachende Abstraktion nicht zulassen und die Fülle des uns zur Verfügung stehenden Potentials erfordern, den Gegebenheiten auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Dabei ergeben sich nicht selten Dilemmata, mit denen wir vor dem Hintergrund eines individuellen sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Selbstverständnisses umzugehen haben.

Zu allem Überdruss kann Komplexität für uns gegensätzliche Forderungen beinhalten, die hinreichend zu berücksichtigen und deren Ansprüche zu erfüllen uns nur schwer gelingt.

Aus der Vielschichtigkeit des Phänomens Führung ergibt sich zwangsläufig, dass Führung als immer wieder neues Rätsel in Erscheinung tritt und uns damit stets neu vor überraschende Herausforderungen stellt – Herausforderungen, die uns an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit führen.

Rätsel ist dabei stets eine Aufgabe, die es ungeachtet irreführender Faktoren und mehrdeutiger Informationen durch Denken zu lösen gilt. Dabei wird sich manches unserem Bemühen entziehen, wird manche Aufgabe als ungelöstes Problem über längere Zeit Bestand haben.

Hier erscheint jene Grundeinstellung von entscheidender Bedeutung, die uns im Bemühen nicht nachlassen lässt und uns ungeachtet aller Hemmnisse zu einer nachvollziehbaren und tragfähigen Lösung drängt, die auch andere überzeugen kann und letztlich überzeugt.

Führung als Inspiration und Förderung

Damit sind wir beim Teilaspekt „Führung als Inspiration und Förderung“ angelangt. Führung soll Bezugspersonen inspirieren. Sie soll sie dazu ermutigen, die in ihnen liegenden Kräfte, Fähigkeiten und Erfahrungen in die Bewältigung der gemeinsamen Aufgabe zu stellen und damit zum Erfolg beizutragen.

Inspiration kann dabei auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Sie kann

- in Form der Vermittlung einer Eingebung geschehen, etwa einem unerwarteten Einfall oder einem Ausgangspunkt,
- oder in Form einer erstrebenswerten Zielvorstellung, die zu aktivem Einsatz ermuntert.

Wir können dabei in jedem Falle von einer gewollten Beeinflussung, von einer Ansteckung durch eine Idee ausgehen, die sich auf das künftige Verhalten des Interaktionspartners möglichst in einer, von der Führungskraft geplanter Art und Weise auswirkt.

Führung soll Bezugspersonen natürlich auch Fördern. Sie soll diese dazu befähigen, die ihnen übertragenen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen und ihr Entwicklungspotential im gemeinsamen Interesse der Beteiligten und Betroffenen bedarfsgerecht auszuschöpfen, sodass gegenüber Mitkonkurrenten ein Vorsprung erzielt wird, der relative Sicherheit gewährt.

Förderung wird hier nicht im Sinne einer finanziellen Unterstützung verstanden. Sie bezieht sich auf

- die Erläuterung von Zusammenhängen,
- die Vermittlung von Wissen und Einsicht,
- das Aufzeigen von zielführenden Vorgehensweisen,
- die Ermutigung und
- das Gewährleisten des subjektiven Gefühls der Wertschätzung und der Zugehörigkeit zum Team.

Mit der Förderung findet ein Beitrag zur individuellen Entwicklung des Kooperationspartners statt. Sie trägt dazu insoweit bei, dass der erstrebte Erfolg künftig in einem noch höheren Maße erreicht und gewährleistet wird. Es ist dies ein Ergebnis, das idealtypisch allen Beteiligten zu Gute kommt. (Über den jeweils fairen Anteil könnte man in diesem Zusammenhang allerdings streiten.)

Inspiration und Förderung gehen Hand in Hand, denn Inspiration gibt Ideen weiter und weckt das Interesse am Möglichen, Förderung gewährt hilfreiche Unterstützung und bietet Rückhalt. Inspiration und Förderung sind auf gesetzte Ziele und somit auf geplante Ergebnisse ausgerichtet, auf die hin sich ein aktives gemeinsames Handeln entfalten und gestalten soll.

Inspiration steht im allgemeinen Verständnis für das Beseelen eines Anderen, für das ihm oder ihr Einhauchen von Leben, Seele und Geist. Sie kann insoweit bei deren Empfängern den Antrieb für ein – von erlangter übereinstimmender Überzeugung getragenes – zielgerichtetes Handeln stärken.

Förderung begleitet hingegen den Einsatz des Einzelnen im Sinne von Unterstützung, stärkt das Bewusstsein des „angenommen Seins“ sowie das sich auf die Förderung stützende Bemühen des Zuwendung Erfahrenden um ein erfolgreiches Ergebnis.

Führung als Einbindung und Koordination

Neben Inspiration und Förderung kommt es auch bei Führung auf die Einbindung potentieller Leistungsträger und auf die Koordination von deren Aktivitäten an. Einbindung ordnet in das soziale Gebilde ein, es macht den Einzelnen zu einem Teil des Teams. Und dies sowohl faktisch, als auch subjektiv empfunden.

Das Einbinden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ein permanent erforderlicher und daher stetig zu leistender Führungsvorgang. Durch Einbindung wird dem Teammitglied Rückhalt und Sicherheit gegeben und dessen Selbstgewissheit gestärkt. Dies führt im Ergebnis zu einem vertrauensvollen sich entfalten und erproben, da von einem tragfähigen Fundament aus agiert werden kann.

Einbindung macht insoweit deutlich: „Gemeinsam sind wir stark.“ Sie zeigt auf, dass wir

- von anderen wegweisende Orientierung und hilfreiche Beurteilungsmaßstäbe erhalten,
- Hilfe und Unterstützung erfahren und nicht alles alleine bewältigen müssen, sowie
- soziale Geborgenheit erfahren, deren der Mensch letztlich ebenso bedarf, wie der Luft zum Atmen.

Angesichts der Differenziertheit und Individualität der Menschen bedarf es schließlich einer Koordination durch Führung. Diese stimmt die Aktivitäten der Einzelnen im Hinblick auf ein übergeordnetes Ziel ab und gewährleistet dadurch neben Klarheit einen effektiven und effizienten Ressourceneinsatz, einer Bündelung der Aktivitäten, die nicht zuletzt auch betriebswirtschaftlichen Erfordernissen Rechnung trägt.

Koordination darf allerdings nicht mit der Brechstange bewerkstelligt werden. Sie ist als werbendes Bemühen zu verstehen, zu einer einvernehmlichen Entscheidung zu kommen, die letztlich von allen Beteiligten und Betroffenen mitgetragen wird. Dies mag im Einzelfall mühsam sein, doch auch ebenso unverzichtbar.

Denn die Bewältigung komplexer Herausforderungen bedarf der Fülle der unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungen, die von unterschiedlichen Ausgangspunkten kommend einer Zusammenführung bedürfen. Koordination ist daher in heutiger Zeit mit in das Zentrum der vielschichtigen Führungsaufgaben gerückt.

Wenn Inspiration und Förderung zwei Seiten einer Medaille sind, so gilt dies auch für die Einbindung und Koordination der Interagierenden. Denn Inspiration stachelt an und lässt – bildlich gesprochen – viele Blumen erblühen, Koordination führt die Vielfalt wiederum zusammen, sodass sich ein gemeinsamer Weg auftut, der zum zielgerichteten Aufbruch anspornt und das Vorankommen im Blick behält.

Wenn Führung zu einem wesentlichen Teildarin besteht, Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination von Kooperationspartnern zu leisten, so ergibt sich bei diesen vier Teilelementen von Führung eine Wechselwirkung. Diese ist geeignet, die Wirksamkeit der jeweiligen Einzelaktivitäten zu verstärken und damit den Führungserfolg zu begünstigen.

Führung schafft so idealtypisch eine Einheit in der Vielfalt und bewirkt produktiven Frieden auf der Basis von Fairness, sowie eines Bemühens um Gerechtigkeit, Sie gibt die Richtung an, sorgen für individuelle Stärkung und gemeinsamen Aufbruch, aber auch für ein abgestimmtes Vorgehen, das einen sinnvollen Ausgleich bestehender legitimer Interessen und Bedürfnisse nicht vernachlässig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4:

Wechselwirkungen

Quelle: selbst erstellt

Zusammenfassung, Reflexion, Ausblick

Zusammenfassend können wir insoweit festhalten, dass Führung sich uns als vielschichtiges Phänomen zeigt, das uns immer wieder vor neue Rätsel stellt und neue Zugänge erfordert, um der mit dem Phänomen verbundenen Verantwortung hinreichend Rechnung zu tragen.

Führung bedeutet unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu inspirieren, zu fördern, einzubinden und zu koordinieren. Dies nutzt vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen; dies bündelt das reale Leistungspotential, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

Mit diesem Vorgehen werden den heutigen Herausforderungen von Dynamik, Wandel, Komplexität, Wissenszuwachs, Globalisierung und weiterer kennzeichnender Tatbestände erfolgsträchtige Bewältigungsstrategien gegenüber gestellt, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Zukunftsfähigkeit liegt.

Vorgenanntes reflektierend kommen zu dem Schluss, dass in heutiger Zeit ein neues Herangehen an Führung erforderlich scheint, das Sinn und Perspektiven vermittelnd, unterstützend, Heimat bietend und Aktivitäten abstimmend in werbender Art und Weise um die Einsatzbereitschaft der Mitglieder des Teams bemüht, ihr Leistungspotential zum gemeinsamen Vorteil aller Beteiligten, des jeweiligen sozialen Gebildes und des Gemeinwohls ausschöpft.

Über die Ausübung von Zwang oder Druck würde mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Großteil dieses Potential brach liegen, da die jeweilig Betroffenen vermutlich nicht in voller innerer Überzeugung zu Aufgabe und Auftrag stünden und insoweit diesen gegenüber berechtigte oder aber auch unberechtigte Vorbehalte hätten.

Wenn letztlich aber – von gewissen Ausnahmen einmal abgesehen – letztlich das Ergebnis und der Erfolg zählen, so erscheint jenes Führungshandeln angebracht, welches geeignet ist, die gewünschten Ergebnisse und den erhofften Erfolg zu begünstigen.

So bleibt als Ausblick, dass Personen, die Führung ausüben, heute und morgen neu an ihre Aufgabe heranzugehen veranlasst sind. Veränderte Herausforderungen in veränderter Zeit bei veränderten Umständen, Erwartungen, Kompetenzen und Erfahrungen der Akteure lassen früher im Rahmen von Führung wirksame Vorgehensweisen heute zunehmend fragwürdig und obsolet erscheinen.

Was bleibt ist die Aufgabe, gemeinsamen Erfolg zu erreichen. Wenn Führung um diesen zu erreichen umlernen muss, so ist dies eben so. Würde sie dies nicht tun und ihre Aufgabe verfehlen, so wären letztlich ihre Legitimation und ihr Führungsanspruch dahin. Er könnte sich nur noch auf Positionsmacht stützten und dies erscheint unzureichend. Ausgeprägte Führungskompetenz und einschlägige Erfahrungen im Umgang mit Kooperationspartnern, sowie eine überzeugende Persönlichkeit sollten zur Positionsmacht jeweils hinzutreten.

Inspiration, Förderung, Einbindung und Koordination weisen uns hier einen sinnvoll erscheinenden Weg. Sind wir bereit dazu, uns im Rahmen praktizierter Führung auf ein offenes Ringen um bestmögliche Ergebnisse einzulassen?

Literatur, Anfragen, Antwortversuche

Literatur

Comelli G./Rosenstil L.v. (2011): Führung durch Motivation : Mitarbeiter für Unternehmensziele gewinnen, Vahlen, 4. Aufl.

Furtner M./Baldegger U. (2012): Self-Leadership und Leadership : Schlüssel zur erfolgreichen Führung in Unternehmen, Gabler

Kast L. (2008):Freude, Inspiration, Hoffnung, Patmos Verlag

Lütgens D. (2011): Die Einbindung externen Wissens in den Innovationsprozeß, Verlag Dr. Kovac

Mentzel W. (2012): Personalentwicklung : Wie Sie ihre Mitarbeiter erfolgreich fördern und weiterbilden, dtv-Taschenbuch Beck Wirtschaftsberater,

4. überarb. Aufl.

Oppolzer A. (2010): Gesundheitsmanagement im Betrieb : Integration und Koordination menschengerechter Gestaltung der Arbeit, Vsa Verlag

Steiger R. (2010): Menschenorientierter Führung, Huber, 15. ergänzte Aufl.

Anfragen

Frage 1:

Das Phänomen Führung ist Vielschichtigkeit und immer wiederneu ein Rätsel. Wie können wir im Rahmen von Führung der uns gestellten Herausforderung hinreichend Rechnung tragen?

Frage 2:

Inspiration und Förderung setzt jeweils bei den unterstellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Wie wirken diese hinsichtlich Zielausrichtung und Zielerreichung?

Frage 3:

Einbindung und Koordination geht von den Bedürfnissen des jeweiligen sozialen Gebildes (geleiteter Gruppe etc.) aus. Was steht hierbei für die verantwortliche Führungskraft im Vordergrund?

Frage 4:

Die Grundeinstellung der Führenden bestimmt in der Regel deren Handlungen. Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die bewusst bzw. unbewusst wirkende Grundeinstellung?

Frage 5:

Herausforderungen der heutigen Zeit verändern die Anforderungen an Führung, wenn Führungshandeln erfolgsbegünstigend wirken soll. In welchem Verhältnis stehen in diesem Zusammenhang Wirkung und Legitimation zueinander?

Antwortversuche

Antwortversuch zu Frage 1:

Der Vielschichtigkeit und Rätselhaftigkeit von Führung können wir dann angemessen begegnen, wenn wir

- ausgehend von Grundüberzeugungen uns die Sensibilität bewahren, auf Veränderungen einzugehen und ihnen hinreichend Rechnung zu tragen.
- Wenn wir ferner mittels Offenheit für Anregungen und der Bereitschaft zur Modifikation eigener Ansätze individuelle Entwicklung entfalten.

Rätsel erfordern, alternative Möglichkeiten zu prüfen und um tragfähige Lösungen zu ringen. Erst nach eingehender Reflexion werden wir in der Lage sein, im Zusammenwirken mit anderen, vertretbare und tragfähige Lösungen zu finden.

Antwortversuch zu Frage 2:

Inspiration und Förderung setzen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Sie sollen zum Engagement animiert und zu einem individuellen Beitrag zur Aufgabenerfüllung bewegt werden. Denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind heute entscheidende Leistungsträger und nicht nur Erfüllungsgehilfen.

Ihre Mitwirkung bei Planung, Entscheidung und Umsetzung erscheint angesichts der erforderlichen Bündelung von Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen unverzichtbar zur Bewältigung der sich uns stellenden Herausforderungen.

Antwortversuch zu Frage 3:

Einbindung und Koordination vermitteln den einzelnen Gruppenmitgliedern Geborgenheit und das Empfinden von Sicherheit und Rückhalt. Dies lässt die Bereitschaft wachsen, über das Tradierte hinauszugehen und auch begrenzte Risiken zuzulassen.

Koordination bündelt die jeweiligen Aktivitäten zielgerichtet. Sie gewährleistet, dass kein Auseinandertriften der individuellen Bemühungen erfolgt und Synergieeffekte erzielt werden. Dies führt zur intensiven Nutzung bestehender Chancen und zu einer ebenso angezeigten Begrenzung der sich ergebenden Risiken.

Antwortversuch zu Frage 4:

Bewusste und unbewusste Grundeinstellungen wirken bei Menschen durch deren verhaltensprägende Kraft. Denn Überzeugungen sind Leitlinien für das individuelle Handeln. Sie binden uns zwar nicht zwingen, aber ein Verlassen bislang gewachsener und gefestigter Vorgehensweisen bedarf zumeist einer legitimierenden Begründung.

In diesem Zusammenhang können wir festhalten, dass bestehende Vorurteile nicht grundsätzlich negativ zu sehen sind, da wir nicht in der Lage sind, alles permanent zu hinterfragen. Not tut allerdings die Bereitschaft, Vorurteile aufgrund neuer Informationen ggf. zu revidieren.

Antwortversuch zu Frage 5:

Wirkung und Legitimation hängen eng zusammen, denn das erzielen eines positiven Ergebnisses legitimiert, von gewissen Einschränkungen abgesehen, das gezeigte Verhalten. Einschränkend ist hier vor allem auf ethisch unvertrebare Handlungsweisen hinzuweisen.

Der Zweck rechtfertigt nicht jedes Mittel. Wir würden ansonsten die mühsam entfaltete Kultur bei Seite schieben und in einen Zustand zurückfallen, den wir bestenfalls mit Ellenbogenmentalität bezeichnen können. Dies wäre ein Zustand, der auf krassen Egoismus setzt, der sich ggf. der Manipulation bedient, der die Angewiesenheit auf andere übersieht und verhaltensresultierende Folgewirkungen ausblendet.

Kurzfristiger Erfolg auf Kosten langfristiger Entwicklungsfähigkeit erscheint aus Sicht seriösen Vorgehens als keine vertretbare Lösung.

Gute Führung – eine permanente Herausforderung

Hinführung, Abgrenzung, Zielbestimmung

Wer Führung ernst nimmt und eine gute Führung leisten will, der steht unter einer permanenten Herausforderung. Diese ist Last und Lust zugleich. Denn im Bewältigen des zunächst unbewältigbar Scheinenden liegt sowohl Selbstbestätigung, als auch subjektive Befriedigung. Und nach beidem verlangt uns, wollen wir doch Akzente setzen und Spuren hinterlassen, Originale sein und nicht bloße Kopien, oder Erfüllungsgehilfen.

Unser Verstand und unser Verantwortungsbewusstsein drängen uns, fortlaufend auftretende Herausforderungen zu meistern, auftauchende Probleme zu lösen, gestellte Aufgaben zu bewältigen und gesetzte Ziel zu erreichen. Dass dies heute nicht im Alleingang möglich erscheint, bindet uns an andere, die uns durch ihre Kompetenzen und Erfahrungen Hilfen bieten und Komplexität zu meistern helfen.

So ist das Wirken im sozialen Bezug ein immer bedeutsameres Muss, wenn wir unsere Begrenztheit anerkennen und vom angestrebten erfolgreichen Ergebnis her denken, das zu erreichen uns obliegt. Schließlich legitimiert der Erfolg, allerdings nicht ein Erfolg um jeden Preis. Dies ist für uns Grund genug, gute Führung näher zu betrachten und zu hinterfragen.

Mit der gewählten Themenstellung greifen wir eine gerade in heutiger Zeit bewegende Problematik auf. Innerhalb eines kurzen Beitrages können wir dabei der Herausforderung natürlich nicht umfassend gerecht werden. So beschränken wir uns auf eine metatheoretische Betrachtung, die uns gewissermaßen als Wegweiser für weitergehende Überlegungen dienen soll.

Wir beschränken uns ferner auf unsere Erfahrungen, unsere intellektuellen Fähigkeiten und die Betrachtung der Lebenswirklichkeit im Hier und Jetzt. Übertragungen und Absolutheitsansprüche sind insoweit nicht unsere Sache. Wir verschließen uns nicht dem weitergehenden Denken, sondern fordern eindrücklich dazu auf, um zu zusätzlicher Erkenntnis zu gelangen.

Pragmatisches, in sich schlüssiges Vorgehen ist unser Bestreben. Und wir haben damit ohne Zweifel genug zu tun. Wir bleiben ohnedies hinter dem vollen Durchblick zurück, aber uns tröstet, dass auch ein kurzes Stück auf dem richtigen Weg uns dem Ziel näherbringt.

So bemühen wir uns darum, im Zuge der Abarbeitung der aufgeworfenen Themenstellung

- das Wesen einer guten Führung zu erfassen,
- deren Notwendigkeit in einer Zeit des Wandels zu verdeutlichen,
- Ansätze zu deren Entfaltung aufzuzeigen und
- die erforderliche Vielfalt in der Ausgestaltung anzusprechen.

Mit diesem Vorgehen unternehmen wir den Versuch, erfolgversprechendes Vorgehen beim Führungshandeln einsichtig zu machen und zu verankern, sodass dieses sich zielführend verbreitet. Entscheidend sind allerdings die Konsequenzen der Leserinnen und Leser, der Hörerinnen und Hörer. Ihnen ist aufgegeben, nachfolgende Ausführungen fruchtbringend zu verarbeiten.

Ziel dieses Beitrages ist es allerdings nicht, einfache Rezepte bereit zu stellen, die es im technokratischen Sinne anzuwenden gilt. Vielmehr bedarf es der individuellen Entwicklung der Einstellung der Führungskraft und dies kann nur über Reflexion, Einsicht und daraus resultierendes, modifiziertes Handeln geschehen. Daraufhin ist unsere Hoffnung angelegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5:

Führung im Spannungsfeld

Quelle: selbst erstellt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gute Führung, deren Wesen und Einbindung

Vernunftbegabung fordert von uns die konstruktive Nutzung des eingeräumten Freiraums in wahrgenommener Verantwortung. „Gut“ steht hier gegen ein „gut gemeint“. Letzteres reicht nicht aus, denn die Bewertung des Führungshandelns erfolgt schließlich an Hand der jeweils erzielten Ergebnisse, die erst im Nachhinein offen ersichtlich werden.

Immerhin lässt sich festhalten, dass „gute Führung“ sich gegenüber einer „schlechter Führung“ abgrenzen lässt und dies nicht nur im Rahmen der sich ergebenden Ergebnisse. Mit Oswald Neuberger halten wir in diesem Zusammenhang fest: Führung bedeutet, „andere Menschen zielgerichtet, in einer formalen Organisation und unter konkreten Umweltbedingungen bei Wahrung humaner Ansprüche dazu zu bewegen, Aufgaben zu übernehmen und erfolgreich auszuführen“ (vgl. Neuberger 1993, 8)

„Gute Führung“ ist demnach die allseits zufriedenstellende Ausübung der Führungsfunktion. Sie kann konstatiert werden, wenn

- ein förderlicher Einfluss auf andere unter Berücksichtigung deren Würde stattfindet,
- die jeweils bestehenden Möglichkeiten der Strukturen und Verfahrensabläufe konstruktiv genutzt werden,
- beim Führungshandeln auf die bestehende Lebensumwelt hinreichend Rücksicht genommen wird,
- eine hinreichende Wahrnehmung sozialer Verantwortung stattfindet und Unterstützung gewährleistet wird, sowie
- eine leistungsfördernde Zusammenarbeit und ergebnisbezogene Ausrichtung stattfindet, welche das rechte Maß, Rücksicht und Fairness nicht vermissen lässt.

Das Wesen guter Führung lässt sich damit beschreiben als Dienst am Wohl aller - am Wohl

- der Adressaten (im Gesundheits- und Sozialsektor z.B. der Dienstleistungsempfänger und deren Angehörige),
- der eigenen Einrichtung (z.B. Wohlfahrtsverband),
- der Beschäftigten (hauptberufliche, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter),
- der sonstig Beteiligten (z.B. externe Kooperationspartner), sowie
- der Gesellschaft (Gemeinwohl).

Dass dabei Zielkonflikte auftreten können, macht die Notwendigkeit zu hinreichender Legitimation des Führungshandelns überdeutlich. Denn die missbräuchlich genutzte Freiheit unter Verweigerung von Verantwortung führt mittelbar zum Verlust an Freiheit. Siehe hierzu beispielsweise einzelne Fortschreibungen im Rahmen der Gesetzgebung und bestehender Anweisungen von übergeordneten Führungsebenen.

Letztlich ist im Führungshandeln sowohl der Professionalität, der Legalität, als auch der Legitimität hinreichend Rechnung zu tragen. Dies setzt eine jeweilige Folgenabschätzung im Vorfeld des konkreten Wirkens voraus, sodass Gefahren- und Schuldrisiko im Rahmen des aktuell Möglichen – also der gegebenen Informationsbasis und des zumutbaren Aufwandes – minimiert werden.

Gute Führung bedarf der Einbindung in ein tragfähiges Konzept, das gute Führung begünstigt. Ein solches tragfähiges Konzept wird im Rahmen der jeweiligen Unternehmenskultur (= gelebte Unternehmensphilosophie) bereitgestellt, die auf unternehmensphilosophischen Überlegungen und Vorgaben des Top-Managements, sowie Akzeptanz bei den Beschäftigten basiert.

Gute Führung und gute Kultur wirken sich im Übrigen nicht unerheblich auf den Ruf der jeweiligen Einrichtung aus und haben Konsequenzen hinsichtlich

- der Absetzbarkeit von produzierten Gütern oder offerierten Dienstleistungen,
- der Rekrutierbarkeit der benötigten qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie
- der zukunftsbezogenen Entwicklungs- und damit Zukunftsfähigkeit. So manche Einrichtung wird dies erst zu spät erkennen.

Das tragfähige Konzept oder der förderliche Rahmen hängt hier an der prägenden Grundeinstellung und den von ihr abgeleiteten Entscheidungen und Verhaltensweisen. Natürlich reicht es hier nicht aus, auf Humanismus und den kategorischen Imperativ Kant´s zu verweisen. Doch diese sind Anhaltspunkte, die sich – ergänzt durch eine die profane Ebene übersteigende Begründung – auch in der katholischen Soziallehre und der evangelischen Sozialethik wiederfinden.

Herausforderungen in heutiger Zeit

Die heutige Zeit hält eine Reihe spezifischer Herausforderungen für uns bereit, die sich von den Herausforderungen in früheren Zeitabschnitten deutlich unterscheiden. Zu verweisen ist hier beispielsweise auf

- die aktuell bestehende Entwicklungsdynamik,
- auf Globalisierung und Vernetzung,
- technologischen Fortschritt und Wissensexplosion,
- tendenzielle Überforderung des Einzelnen, sowie
- viele weitere Gegebenheiten, die hier im Einzelnen aufzuzählen, den gesetzten Rahmen sprengen würde.

Aktuelle Herausforderungen zeigen sich uns dabei weitgehend als Zumutungen, die unsere Anpassung erwarten. Ist dies zwingend erforderlich, oder können durch Kreativität und neue Perspektiven auch neue Optionen und veränderte Entwicklungen in Scene gesetzt werden? Ist hier nicht ein Verlassen tradierter Denkkategorien, statischer Ausrichtung und bürokratischer Verfahrensweisen angezeigt?

[...]

Ende der Leseprobe aus 150 Seiten

Details

Titel
Führung. Teilhabe. Verantwortung
Untertitel
Aufeinander bezogene unverzichtbare Erfolgsfaktoren
Autor
Jahr
2013
Seiten
150
Katalognummer
V232470
ISBN (eBook)
9783656486572
ISBN (Buch)
9783656490852
Dateigröße
1084 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
führung, teilhabe, verantwortung, aufeinander, erfolgsfaktoren
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Alfons Maria Schmidt (Autor:in), 2013, Führung. Teilhabe. Verantwortung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232470

Kommentare

  • Alfons Maria Schmidt am 29.8.2013

    Entweder wir setzen auf Verantwortungsbildung und Verantwortungswahrnehmung, oder wir bewegen uns in die falsche Richtung. Führung, Teilhabe und Verantwortung sind nämlich aufeinander bezogene Erfolgsfaktoren, ohne welche die gesetzten Ziele verfehlt werden. Führung inspiriert, fördert, bindet ein und koordiniert, sodass eine Bündelung der Ideen, Kompetenzen und Erfahrungen stattfindet, Teilhabe eröffnet Mitarbeitern die Chance, in Rahmen konstruktiver Zusammenarbeit ihr Potential dem Unternehmen nutzbar zu machen und Verantwortung sichert die Angemessenheit des Handelns durch Berücksichtigung der Vertretbarkeit und durch die Pflicht zur Rechenschaftslegung ab.

    Verantwortungsbildung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schlussstein für das vorgestellte Mosaik. Es liegt an uns, die aufgezeigten Überlegungen im konkreten Handeln wirksam werden zu lassen. Sind wir dazu bereit, uns in die Pflicht nehmen zu lassen und anderen Perspektiven aufzuzeigen?

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