Ganz allein mit sich und der Welt steht das Mädchen mit dem Rücken vor dem
Bett ihrer toten Mutter. Nicht Trauer, sondern Entsetzten steht ihr ins Gesicht
geschrieben. Mit großen, aufgerissenen Augen starrt es nach vorn – den
Betrachtern des Gemäldes ‚Die tote Mutter’ von Edvard Munch direkt ins
Gesicht. Mit beiden Händen hält es sich die Ohren zu. Wohin mit dem Schmerz,
wohin mit der Angst, wohin mit der Hilflosigkeit dem Tod zu begegnen?
Auch wenn der Tod der Mutter, der Schwester Sophie und des Vaters für Edvard
Munch schon lange zurückliegen, sind die Erfahrungen der Kindheit doch so
lebendig geblieben, dass sie ihn zum Malen des Bildes ‚Die tote Mutter’
drängten.1 Kinder vergessen nicht!
Ein ungesunder oder fehlender Umgang mit Tod und Sterben kann dazu führen,
dass einen der Schmerz ein Leben lang begleitet. Mehr noch, er kann auf Dauer so
krank machen, dass ein ‚normales’ Leben nicht mehr möglich ist. „Persönliche
Beziehungen werden leicht brüchig. Soziale Isolierung und Einsamkeit fördern
eine depressive Entwicklung, die von schier endlos erscheinender Trauer nicht
mehr loskommt. Am Ende mag das Leben des heil- und hilflosen Trauernden
durch Selbsttötungsgedanken vielleicht selbst gefährdet sein.“2
So muss das kleine Mädchen auf Munchs Bild ‚Die tote Mutter’ die Trauer
durchleben und durchleiden. Nur so wird sie ihren Schmerz und ihre Hilflosigkeit
überwinden. Der Tod ist allgegenwärtig. Er zieht sich wie ein Kette vieler kleiner
Tode in Form von Abschied, Trennung und Verlust durch unser gesamtes Leben.
Weglaufen ist somit nicht möglich und auf gar keinen Fall gesund.
Ich selbst weiß, dass mir, durch ein Ereignis in meiner Kindheit, der gesunde
Umgang mit dem Thema Tod sehr schwer gemacht wurde und dass ich dadurch
bis heute große Schwierigkeiten mit Abschied, Trauer, Tod und Sterben habe.
Gerade darum ist es mir wichtig, mich mit dem Thema in Form von Bilderbüchern auseinander zu setzten. [...]
1 Vgl. Hubertus Halbfas: Religionsunterricht an Sekundarschulen. Lehrerhandbuch 10.
Düsseldorf: Patmos-Verlag, 1992. S. 373f.
2 Daum, Egbert/Johannsen, Friedrich: Werte und Normen. Ethik/Religion. Band 6.
Leben – Sterben – Tod. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1993
(Künftig zitiert als: Daum/Johannsen: Leben - Sterben - Tod) S. 15
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Buchanalyse, "Leb wohl Chaja!"
- 1. Inhaltliche Analyse
- 1.1 Inhaltsangabe
- 1.2 Authentizität der Sterbe- und Todesdarstellung
- 1.3 Veranschaulichungsgrad von Stimmungswerten
- 1.4 Lösungs- und Bewältigungsstrategien
- 1.5 Kommunikations- und Interaktionsstrukturen
- 1.6 Offenheitsgrad bezüglich religiöser Wertmaßstäbe
- 2. Stilistische Analyse
- 2.1 Äußere Aufmachung
- 2.2 Aufbau/Struktur
- 2.3 Sprache
- 2.4 Bildbetrachtung
- 3. Stellungnahme und didaktische Überlegungen
- 1. Inhaltliche Analyse
- III Buchanalyse, "Du wirst immer bei mir sein"
- 1. Inhaltliche Analyse
- 1.1 Inhaltsangabe
- 1.2 Authentizität der Sterbe- und Todesdarstellung
- 1.3 Veranschaulichungsgrad von Stimmungswerten
- 1.4 Lösungs- und Bewältigungsstrategien
- 1.5 Kommunikations- und Interaktionsstrukturen
- 1.6 Offenheitsgrad bezüglich religiöser Wertmaßstäbe
- 2. Stilistische Analyse
- 2.1 Äußere Aufmachung
- 2.2 Aufbau/Struktur
- 2.3 Sprache
- 2.4 Bildbetrachtung
- 3. Stellungnahme und didaktische Überlegungen
- 1. Inhaltliche Analyse
- IV Vergleich der beiden Bücher
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Sterben und Tod in Kinderbüchern und analysiert zwei ausgewählte Titel: "Leb wohl, Chaja!" und "Du wirst immer bei mir sein". Ziel ist es, die unterschiedlichen Herangehensweisen der Autoren an das Thema Tod in Bezug auf Inhalt und Stil zu vergleichen und deren Relevanz für den pädagogischen Einsatz zu beleuchten.
- Authentizität der Sterbe- und Todesdarstellung
- Veranschaulichungsgrad von Stimmungswerten
- Lösungs- und Bewältigungsstrategien im Kontext von Tod und Trauer
- Kommunikations- und Interaktionsstrukturen im Umgang mit dem Thema Tod
- Offenheit gegenüber religiösen Wertmaßstäben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Umgangs mit Tod und Sterben in der Kindheit ein und verdeutlicht die Bedeutung des Themas im Kontext der kindlichen Entwicklung. Die folgenden Kapitel analysieren die beiden Kinderbücher "Leb wohl, Chaja!" und "Du wirst immer bei mir sein" in Bezug auf Inhalt und Stil. Die Analyse umfasst die Betrachtung der Authentizität der Sterbe- und Todesdarstellung, die Veranschaulichung von Stimmungswerten, die Darstellung von Lösungs- und Bewältigungsstrategien, die Kommunikations- und Interaktionsstrukturen sowie den Offenheitsgrad gegenüber religiösen Wertmaßstäben. Zusätzlich wird die äußere Aufmachung, der Aufbau/Struktur, die Sprache und die Bildbetrachtung der Bücher untersucht. Abschließend werden die beiden Bücher miteinander verglichen und didaktische Überlegungen angestellt.
Schlüsselwörter
Tod und Sterben in der Kindheit, Kinderbücher, Sterbe- und Todesdarstellung, Authentizität, Stimmungswerte, Bewältigungsstrategien, Kommunikation, Interaktion, Religiöse Wertmaßstäbe, Stilanalyse, Vergleich, Didaktische Überlegungen.
- Arbeit zitieren
- Heike Grobel (Autor:in), 2003, A. Schneider/M. Dusikova: Leb wohl, Chaja! - I. Hermann/C. Solè-Vendrell: Du wirst immer bei mir sein. - Eine vergleichende Analyse zum Thema Sterben und Tod im Kinderbuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23252