Mit einem Alter von ungefähr zwanzig Jahren verließ Franz von Assisi, welcher eigentlich „für den Beruf eines Kaufmanns bestimmt ward“, 1206 die Welt. Der künftige Liebhaber der Armut genoss ein wohlhabendes Dasein. Als Sohn des reichen Tuchhändlers Pietro Bernardone und einer höchstwahrscheinlich aus der Picardie stammenden, vielleicht adligen Mutter, der Donna Pica, betrat er einen neuen Lebensweg in verachteter Armut, erniedrigender Buße und skandalerregender Absonderlichkeit.
Doch der Ruf eines Leben nach dem Evangelium, das mit der Aufgabe aller irdischen Güter begann, war es für Franziskus zugleich der Ruf zu einem Dasein in ganzer Armut.
Thomas von Celano schreibt in der „Zweiten Lebensbeschreibung“ des Franziskus: „[...]; denn sein Streben war auf ein erhabeneres Ziel gerichtet und deshalb verlangte er aus dem ganzen Herzen nach der Armut. Da er gewahrte, wie sie dem Sohne Gottes vertraut war, richtete er sein Denken und Streben darauf, der immer mehr von der ganzen Welt verstoßenen Armut in ewiger Liebe sich zu vermählen“. Auch Kajetan ESSER beschreibt die Beziehung zwischen Franziskus von Assisi und der Armut als eine Art von Liebesbeziehung: „Die Armut, so innig er sie liebte und so herzlich er sich in ihr verband, war ihm jedoch nicht Selbstzweck, sondern wesentlicher Bestandteil eines Lebens als Jünger Christi.“ In der Armut folgte er besonders den „Fußspuren unseres Herrn Jesus Christus“, denn sie war ihm ein wichtiger Bestandteil am Wege Christi.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Vorbetrachtungen
- 2.1 Die ersten Schritte zur franziskanischen Regel
- 2.2 Ursprung und Umsetzung des Armutsbegriffs der Franziskaner
- 3 Die Franziskanerregel
- 3.1 Regula non bullata
- 3.2 Regula bullata
- 4 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Armutsbegriff der Franziskaner von der Gründung des Ordens bis zur endgültigen franziskanischen Regel. Sie untersucht die Entwicklung des Armutsideals von Franziskus von Assisi und dessen Integration in die Ordensregeln. Dabei soll aufgezeigt werden, wie die Franziskaner den Armutsbegriff konsequent durchsetzten und welchen Stellenwert er für die Identität des Ordens hatte.
- Die Entwicklung des Armutsbegriffs bei Franziskus von Assisi
- Die Integration des Armutsbegriffs in die Franziskanerregel
- Die Umsetzung des Armutsbegriffs in der Praxis
- Der Einfluss des Armutsbegriffs auf die Entwicklung des Ordens
- Der Stellenwert des Armutsbegriffs für die Identität der Franziskaner
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine Einführung in die Thematik und stellt die Bedeutung des Armutsbegriffs für die Franziskaner dar. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den ersten Schritten zur franziskanischen Regel. Es geht dabei auf die Entstehungsgeschichte des Ordens und die frühen Bemühungen von Franziskus von Assisi ein, seine Lebensvision in eine schriftliche Form zu bringen. Im Fokus steht dabei die Frage, wie der Armutsbegriff in die ersten Regelentwürfe integriert wurde. Das dritte Kapitel beleuchtet die Entstehung und den Inhalt der beiden wichtigsten Regelwerke der Franziskaner: die Regula non bullata und die Regula bullata. Hier wird untersucht, wie der Armutsbegriff in diesen beiden Regelwerken definiert und umgesetzt wurde. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des Armutsbegriffs für die Franziskaner bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Armutsbegriff der Franziskaner, beleuchtet dessen Entwicklung von der Gründung des Ordens bis zur endgültigen franziskanischen Regel. Sie untersucht den Einfluss des Armutsbegriffs auf die Identität des Ordens und dessen Integration in die Ordensregeln. Die Arbeit analysiert die Regula non bullata und Regula bullata und deren Rolle bei der Definition und Umsetzung des Armutsbegriffs. Zentrale Begriffe sind dabei: Franziskus von Assisi, Armut, Regel, Orden, Minderbrüder, Regula non bullata, Regula bullata.
- Arbeit zitieren
- Anne-Katrin Frenzel (Autor:in), 2011, Der Armutsbegriff der Franziskaner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232793