Zukünftige Ölknappheit

Inwieweit können Konsumentenstaaten darauf reagieren?


Hausarbeit, 2012

23 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhalt

1 Einführung in das Thema

2 Das endliche Öl
2.1 Zahlen und Fakten zu Ölreserven und -verbrauch
2.2 Die Peak-Oil-Debatte

3 Wie können Konsumentenstaaten reagieren, um eine Ölknappheit zu verhindern oder hinauszuzögern?
3.1 Maßnahmen um die Ölversorgung zu sichern
3.1.1 Nutzung der Reserven der Internationalen Energie-Agentur
3.1.2 Weitere Erschließung konventioneller Ölquellen
3.1.3 Die Diversifizierung der Rohölprodukte
3.1.3.1 Ölsand
3.1.3.2 Öl aus Kohle
3.1.3.3 Ölschiefer
3.1.4 Ausbau erneuerbarer Energien
3.2 Sparen – die Alternative ?! Ein Ausblick

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einführung in das Thema

Öl ist heutzutage einer der wichtigsten Rohstoffe, den wir haben. Er hält nicht nur die für die Globalisierung wichtige Transportwirtschaft am Laufen, sondern ist auch Energieträger und wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Gummi und Plastik. Auch die Verteidigung der Bundesrepublik durch die Bundeswehr ist vom Öl abhängig, denn ohne den Treibstoff für Fahrzeuge sind die Handlungsspielräume stark eingeschränkt. Doch die weltweiten Ölvorräte werden nicht ewig halten und bereits heute versuchen Wissenschaftler zu prognostizieren, wann der Peak-Oil eintreten wird. Da die Umstellung einer Wirtschaft von Öl auf alternative Energien viel Zeit benötigt, ist es umso wichtiger, sich bereits heute mit dem Thema auseinanderzusetzen, wie die Bundesrepublik Deutschland und andere Industriestaaten am besten der Rohölknappheit entgegnen können. Im Groben gibt es hierbei zwei Möglichkeiten: Zum einen kann die Wirtschaft sich alternativen Energien, sowohl erneuerbaren wie auch nicht erneuerbaren, zuwenden. Dazu zählt auch, dass Öl in Zukunft vermehrt aus unkonventionellen Ölprodukten wie Ölsand, Ölschiefer oder Kohle hergestellt werden kann. Zum anderen liegt die Alternative zur Diversifizierung der Energieträger im Sparpotenzial der Konsumentenländer. Es kann in vielen Bereichen Öl eingespart werden, doch muss der politische und gesellschaftliche Wille dazu vorhanden sein.

Die folgende Hausarbeit wird eine Analyse dieser beiden Punkte unter wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Blickwinkeln vornehmen um herauszufinden, welche Möglichkeiten am realistischsten sind, der Ölknappheit zu begegnen. Der Fokus wird dabei auf der Diversifizierung der Energieträger liegen, aber auch auf der Frage, wie es überhaupt zur Abhängigkeit vom „schwarzen Gold“ kam und wie der Wille zum Sparen in der Deutschen Bevölkerung und Politik einzuschätzen ist. Um die Fragestellung beantworten zu können, werden neben einschlägiger Fachliteratur zu dem Thema, wie beispielsweise der Doppelband von Steffen Bukold „Öl im 21. Jahrhundert“ auch Berichte aus den großen Tages- und Wochenzeitungen Verwendung finden. Statistische Daten zu dem Thema liefern neben der Amerikanischen Energiebehörde EIA in ihrem Annual Energy Outlook auch die OPEC mit dem Annual Statistical Bulletin und die Internationale Energie-Agentur in ihrer Publikation World Energy Outlook. Hierbei muss, wie auch bei Angaben der Ölkonzerne wie BP, Total und Exxon Mobile, die Objektivität hinterfragt werden.

Die kommende Ölknappheit wird derzeit viel diskutiert. Dabei interessieren sich nicht nur Geologen und Politologen für das Problem, sondern auch die Bundesregierung und die Stiftung Wissenschaft und Politik, welche die Kanzlerin und andere Regierungsvertreter berät. Wie wichtig das Thema ist, lässt sich daran erkennen, dass auch die Bundeswehr mit ihrer Studie „Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen“ die Problematik für sich aufgegriffen hat.

2 Das endliche Öl

2.1 Zahlen und Fakten zu Ölreserven und -verbrauch

Öl dominiert die Weltwirtschaft wie kein anderer Rohstoff. 32,8 Prozent der weltweiten Energie wurde im Jahr 2009 durch das „Schwarze Gold“ gedeckt[1], wobei das meiste für den Transport verwendet wurde (61,7 Prozent in 2009[2]). Die Problematik gegenüber beispielsweise der Kernenergie liegt beim Rohöl darin, dass sich die größten Reserven in der Hand nur einiger weniger Staaten befinden, der OPEC[3]. Dadurch, dass die Ölfirmen in diesen Ländern meist staatliche oder halbstaatliche Unternehmen sind, verfügen die Machthaber über ein großes Druckmittel gegenüber den Industrieländern.

Es ist nicht leicht an unabhängige Zahlen zu Ölreserven in diesen Staaten zu kommen. Es gibt zwar umfangreiche Statistiken, doch werden die beiden größten Datensätze von der OPEC und von British Petroleum (BP) herausgegeben. Da es sich beide Male um Interessengruppen handelt, die eng mit dem Ölhandel verbunden sind, besteht die Gefahr, dass die Angaben nicht neutral sind. Dennoch lassen sich die Statistiken durchaus nutzen, um Trends und Tendenzen festzustellen. Deutlich sichtbar wird dabei, dass sich das meiste Rohöl in der Region des Nahen Ostens befindet. Die größten Vorkommen hält Saudi-Arabien mit 19,1 Prozent[4] des weltweiten Öls. Das Königreich ist zudem als einziges erdölexportierendes Land in der Lage, seine Produktion bedeutend anzuheben, es hat eine flexible Produktionsreserve[5]. In kürzester Zeit kann mehr Öl angeboten werden, wodurch der Marktpreis extrem beeinflusst wird. Neben Saudi-Arabien sind auch dessen Nachbarstaaten reich an Erdöl. Dabei sind vor allem der Iran, Irak, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate zu nennen. Ende 2010 verfügten die Länder des Nahen Ostens nach BP-Angaben über mehr als die Hälfte des gesamten weltweiten Öls (54,4 Prozent[6]), wodurch auch die wirtschaftliche Abhängigkeit von dieser Region deutlich wird. Ein weiterer großer Ölproduzent ist Venezuela, insbesondere mit Blick auf dessen enormes Potenzial an Schwerölvorkommen.

Europa und Asien hingegen besitzen, mit der Ausnahme Russlands, kaum Ölreserven und sind deshalb auf Importe angewiesen. Dabei orientieren sich die Konsumentenländer meist an nahegelegenen Produzenten, um die Transportwege möglichst kurz zu halten. Für beide Kontinente spielt daher der Nahen Osten eine wichtige Rolle. Auch Afrika mit seinen großen Ölreserven in Angola, Nigeria, Algerien und Libyen wird zukünftig eine immer wichtigere Position einnehmen. Die Europäer haben gegenüber den Chinesen und Indern den Vorteil, dass sie schon jetzt versuchen, ihre Ölabhängigkeit zu reduzieren. Im Vergleich zum Vorjahr wurde in der Europäischen Union 2010 sogar bereits 1,1 Prozent an Öl eingespart[7]. China hingegen, dass momentan nur 1,1 Prozent des weltweiten Öls besitzt, wird im nächsten Jahrzehnt immer mehr dieser Ressource benötigen, um seinen wirtschaftlichen Aufschwung zu gewährleisten. Ein Zeichen des immensen Wachstums dieser Nation ist beispielsweise, dass China nach IEA-Angaben die USA bereits 2009 als größter Energieverbraucher abgelöst habe[8].

Beim Ölverbrauch bleibt die USA jedoch unangefochten an der Spitze. Nach BP-Daten verbrauchen die US-Amerikaner gut ein Fünftel (21,1 Prozent[9]) des gesamten Rohöls weltweit. Zwar sind sie dabei weniger von Exporten aus dem Nahen Osten abhängig (nur etwa 15 Prozent des schwarzen Goldes fließen aus Saudi-Arabien und seinen Nachbarstaaten nach Nordamerika[10]), da sie das meiste Öl aus Kanada und Mexiko importieren. Doch von der kommenden Knappheit des Rohstoffes werden sie mit Indien und China am härtesten betroffen sein. Vor allem die steigenden Ölpreise werden in den nächsten Jahren zum ernsthaften Problem, da die USA nur 2,2 Prozent des weltweiten Öls besitzen[11] und den Rest importieren müssen. Eine Alternative, die bereits intensiv vor der Küste Amerikas vorangetrieben wird, ist die Offshore-Förderung im Meer. Hier wird, trotz massiver Umweltschäden wie beim Unfall auf der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, weiter gebohrt, um den Ölfluss und Arbeitsplätze zu sichern[12].

Wenn man von Ölreserven spricht, muss berücksichtigt werden, dass Öl nicht gleich Öl ist. Es gibt das konventionelle Rohöl, das in flüssiger Form über tausende von Jahren unter der Erde entstand. Daneben gibt es aber auch unkonventionelles Öl, worunter neben Schwer- und Schwerstöl auch Ölsand, Ölschiefer, Öl aus Kohle und die chemische Herstellung des Rohstoffs fällt. Nimmt man diese kostenintensiven Möglichkeiten der Ölherstellung, die bislang nur einen geringen Prozentsatz des Konsums ausmachen, dazu, stößt man schnell auf weitere große Reserven wie die Ölsande in Kanada. Zudem ist zu beachten, dass die genannten Daten nicht fix sind, da sie sich immer wieder verändern. Es werden in unregelmäßigen Abständen neue Ölfelder gefunden, die in die Berechnung noch nicht eingeflossen sind.

2.2 Die Peak-Oil-Debatte

Bereits seit Jahrzehnten wird unter Wissenschaftlern darüber gestritten, wann der genaue Zeitpunkt erreicht ist, an dem es kein Öl mehr gibt. Der wichtigste Indikator, mit dem versucht wird, den Termin vorher zu sagen, ist der Peak-Oil[13]. In dem Jahr, in dem im Verhältnis weniger neue Ölquellen erschlossen werden, als absolut gefördert wird, ist dieser Peak erreicht. Fakt ist schon heute, dass sich der Konsum des Rohstoffes auf absehbare Zeit immer weiter erhöhen wird (von 2009 auf 2010 allein um 3,1 Prozent weltweit[14]). Diesen Trend befördern vor allem China und Indien. Es gibt Schätzungen der Internationalen Energie-Agentur, die besagen, dass sich bis 2035 der Konsum dieser beiden Staaten um 100 (Indien) bzw. bei China um 75 Prozent erhöhen wird[15]. Daher ist die Ausweitung der Ölförderung dringend notwendig und sollte der Peak erreicht werden, würde er eine große Krise auslösen. Deshalb ist es vor allem wirtschaftlich von größter Wichtigkeit, den Zeitpunkt für das Fördermaximum so genau wie möglich zu prognostizieren.

Zum Peak-Oil gibt es zahlreiche Einschätzungen von Organisationen wie der IEA und der OPEC aber auch von Wissenschaftlern und Öl-Konzernen wie Total oder Exxon Mobile. Diese Prognosen weichen teilweise derart voneinander ab, dass es schwierig ist, einen konkreten Zeitpunkt für das maximale Fördervolumen zu benennen. Vergleicht man die Einschätzungen jedoch wird schnell klar, dass der Peak bis spätestens in den 2030er-Jahren erwartet wird. Von dieser maximalen Prognose geht beispielsweise die IEA aus. Die Organisation ist optimistisch, dass die Ölförderung bis 2030 noch auf 103 mb/d[16] steigen könnte[17]. Einer der größten Ölkonzerne, Exxon Mobile, unterstützt in einer Studie aus dem Jahr 2011 die Annahme der IEA und hält sogar bis 2040 eine Steigerung der Ölproduktion bis 110 mb/d für möglich. Dies gehe laut dem Konzern allerdings nur mit unkonventionellem Öl wie Ölsand, Öl aus Kohle und Biotreibstoff – der Peak bei konventionellem Öl sei dagegen schon erreicht[18]. Ebenso optimistisch geben sich die amerikanische Energiebehörde EIA und die OPEC. Beide gehen von einer Produktionssteigerung bis mindestens 2030 aus, die OPEC auf 117,9 mb/d[19] und die EIA auf sogar 113 bis 132 mb/d[20]. Das Thema Peak-Oil beschäftigt auch die Deutsche Bundesregierung. Die Deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schließt sich der Einschätzung der IEA an und vermutet ebenfalls den Peak erst im Jahr 2030 bei 4,4 Gigatonnen im Jahr[21].

[...]


[1] Vgl. IEA (2011): S. 7.

[2] Vgl. Ebd., S. 33.

[3] Die 1960 gegründete Organization of the Petroleum Exporting Countries besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern: Saudi-Arabien, Irak, Iran, Kuwait, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Ecuador, Venezuela, Angola, Nigeria, Algerien und Libyen.

[4] Die Angabe ist in den Statistiken der OPEC und von BP identisch, so dass davon ausgegangen werden kann, diese Zahl korrekt ist. Vgl. OPEC (2011): 22 und BP (2011): 6.

[5] Vgl. Thumann / Die Zeit (2007).

[6] Vgl. BP (2011): 6.

[7] Vgl. BP (2011): 9.

[8] Vgl. IEA (2010): 6.

[9] Vgl. BP (2011): 11.

[10] Errechnet aus Daten von BP (2011): 18.

[11] Vgl. BP (2011): 9.

[12] Vgl. Handelsblatt (2011).

[13] Den Begriff Peak-Oil prägte der amerikanische Geophysiker Marion King Hubbert. Er prognostizierte bereits 1956, dass zwischen 1966 und 1972 die Spitze der Rohölförderung in den USA eintreten werde. Als die Ölproduktion tatsächlich im Jahr 1970 ihr Maximum fand, erhielt der Wissenschaftler große Anerkennung. Seine Prognose für das globale Fördermaximum im Zeitraum von 1990 bis 2000 erwies sich zwar als zu pessimistisch, trotzdem legte er den Grundstein für detaillierte Forschungen und Diskussionen zum Maximum der globalen Ölproduktion, dem Peak-Oil. Aus: Heinberg (2008): 151-156.

[14] Vgl. BP (2011): 9.

[15] Vgl. IEA (2010): 6.

[16] mb/d ist die Einheit, in der große Ölmengen gemessen werden und bedeutet Millionen Barrel pro Tag (1 Barrel ≈ 159 Liter). Vgl. Bukold (2009a): 353.

[17] Vgl. IEA (2009): 85.

[18] Vgl. Exxon Mobile (2011): 42.

[19] Vgl. Bukold (2009a): 199.

[20] Vgl. EIA (2008): 50f.

[21] Vgl. bpb (2010).

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Zukünftige Ölknappheit
Untertitel
Inwieweit können Konsumentenstaaten darauf reagieren?
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Politikwissenschaft)
Note
2.0
Autor
Jahr
2012
Seiten
23
Katalognummer
V233058
ISBN (eBook)
9783656502623
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rohöl, Ölknappheit, OPEC, Peak-Oil, Ölsand, Ölschiefer, Ölkonsument, Erdöl, Knappheit, Öl, Ölreserven, Erneuerbare Energien
Arbeit zitieren
B.A. Jonas Banken (Autor:in), 2012, Zukünftige Ölknappheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233058

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