Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) befand sich zu Beginn des Golfkonflikts und
auch während der Krise in einer ihrer tiefgreifensten Transformationsphasen seit ihrer
Gründung im Jahre 1949. Als irakische Truppen am 02. August 1990 in Kuwait
einmarschierten, war Deutschland im Begriff sich wiederzuvereinigen und befand sich in der
Schlussphase der Zwei-Plus-Vier-Verhandlungen. Der Einigungsvertrag musste
abgeschlossen, das Zwei-Plus-Vier-Abkommen unterzeichnet und der deutsch-sowjetische
Vertrag ausgehandelt werden. Des weiteren musste der Status der ehemaligen Siegermächte
und ihrer Streitkräfte geklärt werden. Das außenpolitische Problem Golfkonflikt fiel, mit der
Endphase des Ost-West-Konflikts, sowohl in eine weltpolitische Umbruchphase, als auch in
eine für die deutsche Politik besonders turbulente Phase. Die deutschen Politiker waren noch
sehr mit der Wiedervereinigung beschäftigt und auf einen Krise wie den Golfkonflikt nicht
vorbereitet.1 „The war in the Gulf was like pressing the ‘fast forward’ button on a video
player: it sharpened the trends and highlighted the ambiguities of German politics […].”2 So
kam es im Verlauf der Golfkrise zum ersten Mal seit dem Bestehen der Bundesrepublik zu
größeren Einsätzen der Bundeswehr im Ausland, was eine klare Veränderung der deutschen
Sicherheitspolitik darstellt. Aus den gerade dargestellten Gründen erachte ich es für sehr
relevant zu untersuchen wie sich die Bundesregierung während dieser Zeit verhielt und wie
ihr Verhalten zu erklären ist. Welche Faktoren bestimmten ihre Reaktionen? Die
Forschungsfrage dieser Arbeit lautet daher: „Welche Faktoren bestimmten das Verhalten der
deutschen Bundesregierung während des Golfkonflikts 1990/91?“.
1 vgl. Hubel, Helmut (1992): Germany and the Middle-East conflict, in: Chubin, Shahram (Hrsg.), Germany and
the Middle East. Patterns and Prospects, London, S. 50.
2 zit. n. Treverton, Gregory F. (1992): Germany, the Alliance and out-of-area crises, in: Chubin, Shahram
(Hrsg.), Germany and the Middle East. Patterns and Prospects, London, S. 38.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Problemaufriss und Relevanz des Themas
- 2. Thesen
- 3. Theoretische Verortung
- 4. Methodik / Vorgehensweise
- II. Die Reaktionen der Bundesregierung auf den Golfkonflikt
- III. Innenpolitische Faktoren – Das Rollenkonzept der Bundesrepublik
- 1. Die außenpolitische Tradition und politische Kultur der Bundesrepublik
- 1.1 Ursachen: Die Lehren aus dem 2. Weltkrieg und dem Ost-West-Konflikt
- 2. Die Interpretation des Grundgesetzes
- 3. Einfluss auf die Außenpolitik der Bundesrepublik
- 1. Die außenpolitische Tradition und politische Kultur der Bundesrepublik
- IV. Außenpolitische Faktoren – Die Rollenerwartungen anderer Staaten
- 1. Das Verhältnis zur Sowjetunion
- 1.1 Die Position der Sowjetunion während des Golfkonflikts
- 1.2 Der Einfluss der Sowjetunion auf die Bundesrepublik
- 2. Das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika
- 2.1 Die Position der Vereinigten Staaten während des Golfkonflikts
- 2.2 Der Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Bundesrepublik
- 2.3 Deutsche Beiträge an die Golfallianz
- 3. Das Verhältnis zu Israel
- 3.1 Die Position Israels während des Golfkonflikts
- 3.2 Der Einfluss Israels auf die Bundesrepublik
- 1. Das Verhältnis zur Sowjetunion
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert das Verhalten der deutschen Bundesregierung während des Golfkonflikts 1990/91, insbesondere im Kontext der deutschen Wiedervereinigung. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Faktoren das Verhalten der Bundesregierung in dieser Zeit bestimmten.
- Die Auswirkungen der Wiedervereinigung auf die deutsche Außenpolitik
- Die Rolle der Bundesrepublik als Zivilmacht und ihre Ausrichtung im internationalen System
- Die Bedeutung von innenpolitischen Faktoren und dem Rollenverständnis der Bundesrepublik
- Die Interaktion zwischen der Bundesregierung und den Erwartungen anderer Staaten, insbesondere der USA, der Sowjetunion und Israels
- Die Entwicklung der deutschen Sicherheitspolitik im Kontext des Golfkonflikts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit untersucht zunächst den Problemaufriss und die Relevanz des Themas, gefolgt von der Darstellung der zentralen Thesen. Die theoretische Verortung erläutert die Anwendung der Rollentheorie auf die Forschungsfrage, die sich mit den Faktoren befasst, die das Verhalten der deutschen Bundesregierung während des Golfkonflikts bestimmten. Die Methodik beschreibt den Aufbau der Arbeit und die Vorgehensweise bei der Analyse.
Im zweiten Kapitel wird ein Überblick über die Reaktionen der Bundesregierung auf den Golfkonflikt gegeben. Kapitel III konzentriert sich auf die innenpolitischen Faktoren, die das Rollenkonzept der Bundesrepublik prägten, einschließlich der außenpolitischen Tradition, der Interpretation des Grundgesetzes und des Einflusses dieser Faktoren auf die deutsche Außenpolitik.
Kapitel IV beschäftigt sich mit den außenpolitischen Faktoren, d.h. den Rollenerwartungen anderer Staaten, wie beispielsweise der Sowjetunion, den USA und Israel. Es werden die Positionen dieser Staaten im Golfkonflikt analysiert und der Einfluss auf die Bundesrepublik untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert die deutsche Außenpolitik während des Golfkonflikts 1990/91 und befasst sich mit wichtigen Begriffen wie Rollentheorie, Zivilmacht, Wiedervereinigung, innenpolitische Faktoren, außenpolitische Faktoren, Rollenerwartungen, Sowjetunion, USA, Israel, Grundgesetz, deutsche Sicherheitspolitik und die Entwicklung der „Neuen Weltordnung“.
- Quote paper
- Viktor Höhn (Author), 2003, Das Verhalten der deutschen Bundesregierung während des Golfkonflikts 1990 / 91, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23315