Redewendungen / Idiomatische Redewendungen


Seminararbeit, 2009

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung:

1. Redewendungen – allgegenwärtig – auch im Deutschunterricht?

2. Merkmale und Funktionen von Redewendungen

3. Aktuelle Einbindung in den Lehrplan

4. Anregungen zur Verbesserung der Unterrichtsgestaltung

5. Ein Exkurs: Redewendungen im Unterricht Deutsch als Fremdsprache

6. Resümee

7. Literaturverzeichnis

1. Redewendungen – allgegenwärtig – auch im Deutschunterricht?

Redewendungen – ein Begriff der scheinbar jedem geläufig ist. Beinahe jede Person, die sie auf der Straße ansprechen, wird ihnen diesen Begriff in laienhaftem Jargon erläutern können. Doch unter der oberflächlich betrachtet einfachen Definition verbergen sich eine Vielzahl von Differenzierungsmöglichkeiten, wann und wie Redewendungen verwendet werden. Sowohl Struktur als auch Anwendungsmöglichkeiten von diversen Redewendungen sind verschieden.

Achtet man bewusst auf die Gespräche seines Umfeldes und die Medien, die uns allgegenwärtig umgeben, wird man schnell feststellen, dass Redewendungen elementarer Bestandteil unserer täglichen Kommunikation sind. Ob im Freundeskreis, den Fernsehnachrichten, der Zeitung, der Werbung – diese Aufzählung ließe sich beliebig lang fortsetzen – sind sie anzutreffen und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Phrasen wie „Visa. Die Freiheit nehm ich mir“, kommen bei Kunden eben besser an, als ein bloßes „Besorgen sie sich unsere Kreditkarte. Wir bieten gute Konditionen“.

Analog zu diesen Erkenntnissen müsste man meinen, dass Redewendungen auch im Deutschunterricht ihren festen Platz innehaben. Überraschenderweise, wie Kühn treffend konstatiert, befindet sich die Didaktik in dieser Sparte immer noch im „Dornröschenschlaf“[1]. Obwohl mit recht blumiger Sprache umschrieben, täuscht diese Aussage nicht über den nötigen Handlungsbedarf in diesem Teilbereich der Deutschdidaktik hinweg. Neue Konzepte müssen dazu führen, dass die Redewendungen stärker mit in den Unterricht einbezogen und gefördert werden, um die nötige Sprachkompetenz zu vermitteln. Dies sollte ein Grundstein im Aufgabenfeld jedes Lehrers darstellen.

Die folgende Seminararbeit wird sich im ersten Teil mit der Definition von Redewendungen und dem aktuellen Lehrplan, so wie dessen Umsetzung befassen. Darüber hinaus sollen im zweiten Teil Denkansätze zu verbesserten Unterrichtsmethoden im Deutschunterricht, wie auch im DAF-Unterricht gegeben werden. Diese sollen den Hauptgegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung in dieser Arbeit darstellen.

2. Merkmale und Funktionen von Redewendungen

Wie bereits im ersten Punkt angedeutet, handelt es sich bei Redewendungen um ein weites Feld, das viele Möglichkeiten der Differenzierung bietet.[2] Zur Vereinfachung wird im Folgenden der Oberbegriff Phraseologismus für jedwede Form von Redensarten verwendet.[3] Bei der Häufigkeit der Verwendung im Alltagsbereich, stellt sich die Frage, welche Vorteile und Funktionen Redewendungen erfüllen, die durch singuläre Lexeme nicht abgedeckt werden. Wäre es denn im Zuge dieses Gedankenganges nicht einfacher und zeitsparender einzelne Begriffe, anstatt der längeren Phraseologismen zu verwenden? Diese bewusst provokativ gestellte Frage, lässt sich auf mehrere Arten beantworten und gleichzeitig entkräften. Treffend erscheint hier ein Zitat von Thienelt:

„Die Kommunikationstüchtigkeit des Sprechers hängt davon ab, inwieweit er auf automatisierte Sprachabläufe zurückgreifen kann. Je größer dieser Vorrat ist, desto wirkungsvoller ist auch seine sprachliche Tätigkeit. Sie entlasten sein Gedächtnis, so dass seine Aufmerksamkeit verstärkt der inhaltlichen Seite der Äußerung gelten kann. Ohne einen bestimmten Vorrat usuell verfestigten Sprachmaterials ist eine erfolgreiche Kommunikation kaum möglich.“[4]

Simplifiziert dargestellt, fördern zuvor gelernte und verinnerlichte Phraseologismen die Kommunikationsfähigkeit, indem sie die Konzentration auf das eigentlich Gesagte lenken. Zudem beinhalten sie meistens konnotative Qualitäten.[5] Unter der Konnotation versteht man „die positiv oder negativ wertende oder emotionale Sekundärbedeutung (Obertöne, Beiklang, Beigeschmack) eines bestimmten Wortes“[6]. Gerade solche Konnotationen würden oft bei einzelnen Wörtern verloren gehen. Dadurch zeichnen sich Phraseme in Kontrast zu einfachen Wörtern durch eine vergleichsweise gut ausgebaute Polysemie aus.[7] Auffällig zeigt sich hier das Faktum, dass Gruppen mit positiver Bewertung eher seltener anzutreffen sind. Vorherrschend sind Synonyme aus den Bereichen, in denen eine Einschätzung eines Fehlverhaltens gegeben wird, oder in denen negativ bewertete Zustände und Eigenschaften des Menschen benannt werden. Ebenso lässt sich auch in Bereichen, die die zwischenmenschlichen Beziehungen betreffen eine reiche Synonymik feststellen.[8]

Unbestritten ist zudem, dass verbale Phraseme in lexikalischen Feldern lexikalische Lücken zu schließen vermögen. Neben einer bloßen Wortschatzerweiterung, bewirken Phraseme also auch eine Steigerung der Kommunikationsfähigkeit, indem sie über Lücken im eigenen Wortschatz hinweghelfen.[9]

Ein weiteres Merkmal, das aber einen subjektiven Beigeschmack enthält und durchaus Anlass zum Diskurs bieten könnte, ist, dass Phraseologismen zur Emotionalisierung und Steigerung der Expressivität beitragen. Das Gefühl der Vertrautheit, das feststehende Redewendungen vermitteln, resultiert in einer Intensivierung des Nachdrucks und der Tiefe des Gesagten.[10] Dadurch können auch abstrakte Themen, wie aus der Politik, auf eine für den Leser annehmbare und verständliche Weise herababstrahiert werden.

Sicherlich gibt es noch unzählige weitere Funktionen und Merkmale, die Phraseologismen kennzeichnen. Für uns soll dieser kurze Einblick jedoch im Moment genügen.[11]

3. Aktuelle Einbindung in den Lehrplan

Während uns bereits bewusst geworden ist, dass Phraseme ein schier endloses Spektrum an Bearbeitungs- und Untersuchungsfeldern bieten und wichtiger Bestandteil des Alltagslebens und der Alltagskommunikation sind, scheint diese Tatsache vom bayerischen Lehrplan für Realschulen gekonnt ignoriert zu werden. Einzig unter dem Überpunkt „Vielfalt und Wandel der Sprache kennen lernen und nutzen“[12] verweist ein Stichpunkt im Lehrplan der 5./6. Klasse darauf, dass „die Bedeutung und Herkunft bekannter Redensarten“[13] von den Schülern kennen gelernt werden soll. Von Anwendungsweisen, Funktionen, oder allein der Frage, warum Redensarten verwendet werden, ist nicht die Rede. Ähnlich eintönig, wie sich der Lehrplan anhört, wird die Thematik auch häufig im Unterricht umgesetzt. Kreativität im Umgang mit den Redewendungen wird oft völlig vermisst. Stattdessen herrscht in den Klassenräumen oft Langeweile vor. Einfallslosigkeit dominiert nicht selten die Unterrichtsmethoden der Lehrkräfte im Bezug auf dieses Thema. Zentraler Kritikpunkt ist zum einen der kurze Zeitraum, in dem Phraseme behandelt werden. Häufig werden sie in einer einzigen bis zwei Unterrichtseinheiten abgehandelt. Die Vorgehensweise beschränkt sich dabei zumeist auf ein bloßes abfragen der Struktur oder der Bedeutung. Diese isolierte Betrachtungsweise lässt die Einbindung in einen größeren Kontext vermissen. Derartige Methoden werden der Tiefe des Untersuchungsgegenstandes nicht gerecht und die Herangehensweise erscheint eindimensional. Treffend ist hierzu Kühns Feststellung:[14]

„Die einzelnen Hinweise sind sporadisch, thematisch heterogen und stehen ohne Bezug zueinander. Die Phraseodidaktik steckt also immer noch in den Kinderschuhen. Daniels (1979: 302 f) konstatiert auch für die muttersprachliche Phraseodidaktik, dass von einer kontinuierlichen Diskussion noch keine Rede sein kann.“[15]

Trotz scheinbar harscher Kritik, soll darauf hingewiesen werden, dass nicht alle Lehrer und Lehrmethoden über einen Kamm geschert werden sollen. Sicherlich gibt es auch gute Ansätze und Umsetzungen für Unterrichtsgestaltungen im Bezug auf Phraseologismen. Ein generalisierender Rundumschlag würde der Lehrerschaft also nicht gerecht. Vielmehr sollen Problemfelder aufgezeigt werden, die sich zum Teil auf Erkenntnisse einschlägiger Forschungsliteratur, zum Teil aus persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen speisen.

[...]


[1] Kühn, Peter: Phraseodidaktik. Entwicklungen, Probleme und Überlegungen für den Muttersprachenunterricht und den Unterricht DaF. In: Fremdsprachen lehren und lernen. Band 21. Tübingen: Narr, 1992. S. 170.

[2] Vgl. dazu auch: Burger, Harald und Buhofer, Annelies Häcki: „Gehören Redewendungen zum heutigen Deutsch?“ In: Fremdsprachen lehren und lernen. Band 21. Tübingen: Narr, 1992. S. 12-21; Linguistische Aspekte. S. 49-54.

[3] Eine genauere Einteilung findet im Rahmen dieser Arbeit nicht statt, da sie zu viel Raum in Anspruch nehmen würde und nicht Gegenstand der Untersuchung im Rahmen didaktischer Kompetenz zur Vermittlung und Analyse von Redewendungen ist.

[4] Burger, Harald und Buhofer, Annelies Häcki: Redewendungen. S. 12.

[5] Vgl. Burger, Harald und Buhofer, Annelies Häcki: Redewendungen. S. 23/24.

[6] Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. 8., verbesserte und erweiterte Auflage. Stuttgart 2001. S. 429.

[7] Vgl. „Das geht auf keine Kuhhaut“ – Arbeitsfelder der Phraseologie. Akten des Westfälischen Arbeitskreises Phraseologie/Parömiologie. Bochum 1998. S. 129.

[8] Vgl. „Kuhhaut“. S. 138.

[9] Vgl. „Kuhhaut“. S. 143.

[10] Vgl. Burger, Harald und Buhofer, Annelies Häcki: Redewendungen. S. 19.

[11] Vgl. „Kuhhaut“. S.173.

[12] http://www.isb.bayern.de/isb/download.aspx?DownloadFileID=334caecedd1e57ed03d7155396272cea

[13] http://www.isb.bayern.de/isb/download.aspx?DownloadFileID=334caecedd1e57ed03d7155396272cea

[14] Vgl. Kühn, Peter: Phraseodidaktik. S. 171-177.

[15] Kühn, Peter: Phraseodidaktik. S. 171.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Redewendungen / Idiomatische Redewendungen
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
12
Katalognummer
V233228
ISBN (eBook)
9783656497745
ISBN (Buch)
9783656498025
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
redewendungen, idiomatische
Arbeit zitieren
Eymen Behrend (Autor:in), 2009, Redewendungen / Idiomatische Redewendungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233228

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