Der Völkerbund spielte dabei bis zum Jahre 1923 nur eine untergeordnete Rolle in den außenpolitischen Plänen Gustav Stresemanns . Dieser am 28. April 1919 ins Leben gerufene , als ,,Bund der Siegerstaaten“ bezeichnete Völkerbund unterstütze nur die Sanktionen von Versailles. Diese Einstellung vertrat die Mehrheit des deutschen Volkes zu Beginn der 1920er Jahre. Und nachdem das erste deutsche Beitrittsgesuch 1919 abgelehnt worden war, trat die Möglichkeit eines deutschen Beitritts im Angesicht der zahlenmäßigen innenpolitischen und durch den Versailler Vertrag hervorgerufenen Probleme immer weiter in den Hintergrund.
In den darauffolgenden Jahren wurde immer wieder über einen Beitritt Deutschlands, auch international im Rahmen von Völkerbundversammlungen, diskutiert. Jedoch scheiterten all diese Versuche Deutschland in den Völkerbund zu etablieren an der fehlenden Zustimmung auf Seiten Deutschlands beziehungsweise Frankreichs.
Zudem stellte sich die Diskussion um einen Beitritt auch für die deutsche Außenpolitik als sehr problematisch dar, denn für Deutschland eröffneten sich zwei Möglichkeiten. Zum einen war die Annäherung an die Westmächte und dementsprechend auch eine „politische Reintegration in das europäische Konzert“ , sowie eine Revision der Versailler Sanktionen durch den Beitritt in den Völkerbund möglich. Auf der anderen Seite war es für Deutschland aber auch, vor allem mit dem Abschluss des Vertrages von Rapallo 1922, denkbar, sich der Sowjetunion zu nähern, was wiederum eine Durchbrechung der isolierenden Politik der Alliierten gegenüber der kommunistischen Sowjetunion bedeuten würde.
Die Mächte des Westens, allen voran England, plädierten schon früh für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, scheiterten aber an der ablehnenden Haltung Frankreichs.
Erst im Jahre 1924 war ein vollkommender Wandel der französischen Haltung erkennbar. Deutschland war, nach der Einführung des Dawes-Planes 1924, einer Regelung der Reparationsfrage nahe und eine wirtschaftliche Erholung zeichnete sich ab. Um ein Abdriften dieses wirtschaftlich erstarkenden Deutschlands zur Sowjetunion zu verhindern, musste es näher an den Westen gebunden werden, wenn möglich durch einen Beitritt in den Völkerbund. Diese Arbeit beleuchtet und analysiert die Rahmenbedingungen des deutschen Beitritt zum Völkerbund und hebt die Bedeutung Stresemanns in diesem Prozess besonders hervor.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Fragestellung
2 Quellenkritik
2.1 Quellenbeschreibung
2.2 Äußere Kritik
2.3 Innere Kritik
2.3.1 Sprachliche Aufschlüsselung
2.3.2 Sachliche Aufschlüsselung
3 Quelleninterpretation
3.1 Inhaltsangabe
3.2 Einordnung in den historischen Kontext
3.2.1 Die westliche Außenpolitik Stresemanns in Hinblick auf den Beitritt Deutschlands zum Völkerbund von 1924 bis zur Konferenz von Locarno
3.2.2 Die östliche Außenpolitik Stresemanns im Hinblick auf den Beitritt Deutschlands in den Völkerbund von 1924 bis zum Berliner Vertrag
3.2.3 Die Innenpolitik der Weimarer Republik im Hinblick auf den Beitritt zum Völkerbund 1923 – 1926
3.2.4 Der Beitritt Deutschlands in den Völkerbund 1926
4 Ergebnis und Ausblick
5 Literaturverzeichnis
6 Anhang
- Arbeit zitieren
- David Frieten (Autor:in), 2011, Interpretation der Rede Stresemanns vor dem Völkerbund 1926, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/233362