Der medizinische Fortschritt sichert Frühgeburten ab der 25. Schwangerschaftswoche ein Überleben und die Erfolge der Gentechnik rücken die Schaffung des Menschen nach Maß in erreichbare Nähe. Die Austauschbarkeit des unwerten und unzumutbaren Lebens, mit dem erwünschten und perfekten wird denkbar. Die Diskussion unter Theologen, Philosophen und Naturwissenschaftlern über "Wohl und Weh" dieser neuen Technologien bleibt hinter der Geschwindigkeit der wissenschaftlichen Entwicklung zurück. Die Politik reagiert, so scheint es, nur noch unter Sachzwang und im Nachhinein. Liegt die Verantwortung für menschliche Embryonen in den Händen von ehrgeizigen Wissenschaftlern, verunsicherten Ärzten und besorgten Eltern? Pränatale Untersuchungsmethoden erfreuen sich bei Eltern mittlerweile großer Beliebtheit. Mit der Entscheidungsmöglichkeit über "leben" oder "nichtleben" ergibt sich zwangsläufig eine Klassifizierung von "lebenswert", "zumutbar", "erwünscht". Die pränatale Diagnose dient nicht mehr der Behandlung des Menschen, sondern hat die Tötung des ungeborenen Lebens zur Folge, ein Novum in der Medizin, zumal sich für den behandelnden Arzt Konsequenzen ergeben, falls er Schädigungen, die eine Abtreibung rechtfertigen würden, nicht erkennt. Das Buch befasst sich mit der scheinbaren Unauflösbarkeit eines Konflikts im Spannungsfeld zwischen generellen ethischen Maximen und dem individuellen Fall und verlagert schließlich die Beurteilung dessen auf eine andere Sichtweise, die sich nicht mehr Fakten unterwirft, sondern der Sinnerfüllung des Seins.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Geschichte der Bewertung behinderten Lebens
- Antike bis Nationalsozialismus
- Moderne Gentechnik und der Griff nach dem Leben
- Behinderung und Abtreibung
- Vorgeburtliche Untersuchungen, Genetische Beratung
- § 218 Strafgesetzbuch
- Der Schutz von ungeborenem menschlichen Leben in anderen Ländern
- Behinderung und ihre Vererbung
- Beratung zum Schwangerschaftsabbruch
- Ethische Grundaussagen
- Die Diskussion über Ethik am Beispiel des Präferenzutilitarismus von Singer
- Deonthologische Ethik
- Beginn von „Menschsein“
- Dammbruch
- Ethische Folgerungen und die Bewertung behinderten Lebens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht ethische Grundfragen im Kontext von pränataler Diagnostik und Abtreibung, insbesondere die Bewertung behinderten Lebens. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Betrachtung von Behinderung, die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und im internationalen Vergleich, sowie verschiedene ethische Positionen zu diesem Thema. Der Fokus liegt auf der ethischen Dilemmasituation, die durch den medizinischen Fortschritt und die Möglichkeiten der Gentechnik entstanden ist.
- Historische Entwicklung der Bewertung behinderten Lebens
- Ethische Aspekte pränataler Diagnostik und Abtreibung
- Rechtliche Rahmenbedingungen und internationale Vergleiche
- Konflikt zwischen Selbstbestimmung der Mutter und dem Schutz ungeborenen Lebens
- Der Begriff des „Menschseins“ und seine ethische Relevanz
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der ethischen Probleme im Umgang mit Lebewesen ein, die ihre Bedürfnisse nicht selbst vertreten können. Sie betont die Herausforderungen des medizinischen Fortschritts und die damit verbundene Notwendigkeit ethischer Leitlinien, insbesondere im Kontext von pränataler Diagnostik und Abtreibung. Der medizinische Fortschritt, der Frühgeburten das Überleben sichert, und die Gentechnik, die die "Schaffung des Menschen nach Maß" in greifbare Nähe rückt, stellen die Diskussion um ethisch allgemeingültige Aussagen vor neue Probleme. Die Arbeit konzentriert sich auf den Teilbereich „Abtreibung und pränatale Diagnostik“ und bietet einen Überblick über den derzeitigen Stand ethischer Grundfragen während der Schwangerschaft.
Die Geschichte der Bewertung behinderten Lebens: Dieses Kapitel zeichnet die historische Entwicklung der Bewertung behinderten Lebens nach, beginnend von der Antike bis zum Nationalsozialismus. Es zeigt, wie der Wunsch nach einem Idealbild des Menschen den Umgang mit behinderten Kindern prägte und wie Behinderung oft als minderwertig betrachtet wurde. Von Platon über Aristoteles bis hin zu Luther wird deutlich, dass die Akzeptanz von Behinderung historisch stark schwankte, oft von religiösen und gesellschaftlichen Normen geprägt war und bis in die Zeit des Nationalsozialismus zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen führte. Der Text illustriert den Wandel vom Verständnis von Behinderung als göttliche Strafe hin zu Ansätzen der Fürsorge und Inklusion, wobei der Kampf um die Gleichberechtigung und den Schutz vor Diskriminierung bis heute andauert.
Behinderung und Abtreibung: Dieses Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen Behinderung und Abtreibung im Kontext pränataler Diagnostik und genetischer Beratung. Es beleuchtet die rechtlichen Grundlagen in Deutschland (§218 StGB) und vergleicht sie mit den Regelungen in anderen Ländern. Die Diskussion um den Schutz ungeborenen Lebens und die Selbstbestimmung der Frau wird ausführlich behandelt. Das Kapitel beleuchtet die komplexe ethische Herausforderung, die sich aus der Möglichkeit ergibt, durch pränatale Diagnostik frühzeitig über mögliche Behinderungen des Kindes Bescheid zu wissen und die damit verbundene Entscheidungsfindung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch. Die Vererbung von Behinderungen und die Rolle der Beratung bei Schwangerschaftsabbrüchen werden ebenfalls thematisiert.
Ethische Grundaussagen: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene ethische Positionen zur Thematik. Es diskutiert den Präferenzutilitarismus von Singer und die deontologische Ethik. Zentral ist die Frage nach dem Beginn des „Menschseins“ und die damit verbundenen ethischen Implikationen. Die möglichen Folgen eines „Dammbruchs“ in der Bewertung menschlichen Lebens werden kritisch beleuchtet. Der Abschnitt bietet eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen ethischen Argumentationslinien, um die Komplexität der Problematik aufzuzeigen und das Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen ethischen Prinzipien zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Pränatale Diagnostik, Abtreibung, Behinderung, Ethische Grundfragen, Selbstbestimmung, Schutz ungeborenen Lebens, Präferenzutilitarismus, Deontologische Ethik, Menschsein, Rassenhygiene, Genetik, Bioethik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Ethische Fragen der pränatalen Diagnostik und Abtreibung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit den ethischen Grundfragen im Kontext von pränataler Diagnostik und Abtreibung, insbesondere der Bewertung behinderten Lebens. Sie untersucht die historische Entwicklung der Betrachtung von Behinderung, die rechtlichen Rahmenbedingungen (in Deutschland und international) und verschiedene ethische Positionen zu diesem Thema. Der Fokus liegt auf dem ethischen Dilemma, das durch den medizinischen Fortschritt und die Gentechnik entstanden ist.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem die historische Entwicklung der Bewertung behinderten Lebens (von der Antike bis zum Nationalsozialismus), ethische Aspekte pränataler Diagnostik und Abtreibung, rechtliche Rahmenbedingungen und internationale Vergleiche, den Konflikt zwischen Selbstbestimmung der Mutter und dem Schutz ungeborenen Lebens sowie den Begriff des „Menschseins“ und seine ethische Relevanz.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit besteht aus folgenden Kapiteln: Einleitung: Einführung in die Thematik und Herausforderungen des medizinischen Fortschritts. Die Geschichte der Bewertung behinderten Lebens: Historische Entwicklung der Betrachtung von Behinderung von der Antike bis zum Nationalsozialismus. Behinderung und Abtreibung: Analyse des Zusammenhangs zwischen Behinderung und Abtreibung, rechtliche Grundlagen in Deutschland (§218 StGB) und im internationalen Vergleich, Selbstbestimmung der Frau und Schutz ungeborenen Lebens. Ethische Grundaussagen: Präsentation verschiedener ethischer Positionen (Präferenzutilitarismus, deontologische Ethik), Diskussion um den Beginn des „Menschseins“ und mögliche Folgen eines „Dammbruchs“. Die Arbeit schließt mit einem Kapitel zu ethischen Folgerungen und der Bewertung behinderten Lebens.
Welche ethischen Positionen werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert den Präferenzutilitarismus von Singer und die deontologische Ethik. Zentral ist die Frage nach dem Beginn des „Menschseins“ und den damit verbundenen ethischen Implikationen.
Welche rechtlichen Aspekte werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen Grundlagen in Deutschland (§218 StGB) und vergleicht diese mit den Regelungen in anderen Ländern. Sie thematisiert den Konflikt zwischen dem Schutz ungeborenen Lebens und der Selbstbestimmung der Frau.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Pränatale Diagnostik, Abtreibung, Behinderung, Ethische Grundfragen, Selbstbestimmung, Schutz ungeborenen Lebens, Präferenzutilitarismus, Deontologische Ethik, Menschsein, Rassenhygiene, Genetik, Bioethik.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich mit ethischen Fragen im Kontext von pränataler Diagnostik und Abtreibung auseinandersetzen möchte. Die Arbeit eignet sich für Studierende, Wissenschaftler und alle Interessierten, die sich tiefgehend mit dieser Thematik beschäftigen wollen.
- Arbeit zitieren
- Maria Weininger (Autor:in), 2004, Ethische Grundprobleme in der Behindertenpädagogik am Beispiel von pränataler Diagnostik und Abtreibung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23443