1877 konnte Thomas Alva Edison noch nicht ahnen, welche Folgen seinetechnischen Basteleien haben würden. Mit seiner bahnbrechenden Erfindung desPhonographen war eine Entwicklung eingeleitet, die das Verhältnis von Musikund ihrer Rezeption grundlegend änderte. Von nun an war es möglich, Musik unabhängig von ihrer tatsächlichen Darbietung zu konsumieren. Die Bedeutungdieses Sachverhalts kann eigentlich gar nicht untertrieben werden, denn dadurchwurde sowohl eine zeitliche, als auch eine räumliche Entkopplung von der„live“-Performance ermöglicht (erst durch diesen Umstand wurde es überhauptnötig, den Begriff „live“ einzuführen, da es zuvor ja gar keine Alternative dazugab). Rein von den technischen Möglichkeiten her war es nun möglich, dass jedermann in den Genuss von jedweder Musik (und natürlich jeder anderen Kategorie von akustischen Ereignissen auch) kommen konnte, wann und wo immer er eseinrichten wollte und konnte.
Durch die weitere technische Entwicklung (besonderer Bedeutung kommtdabei dem Radio zu) wurden diese bisher nur gedachten Möglichkeiten zuWirklichkeiten. Damit aber wurde Musik zu einer auch ökonomisch bedeutsamenKunstform. Auch die Tatsache, dass die Rezeption von Musik sich von einembesonderen (sozial erfahrenen) Ereignis zur (auch allein vor dem Wiedergabegerätvollzogenen) alltäglichen Handlung wandelte, förderte eine Entwicklung, an derenEnde die bewusste, an kommerziellen Interessen ausgerichtete Produktion vonMusik stand. Die „populäre Musik“ im Sinne der „Kulturindustrie“-Theorie Theodor W. Adornos war geboren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Eingrenzung des Themas
- 1. Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“
- 2. Die Musiktechnologien
- 2.1. Die verwendeten Medien
- 2.2. Die Aufnahme- und Produktionstechniken
- 2.3. Die Aufführungstechnik
- 3. Musik im Internet
- 3.1. Musik machen übers Internet
- 3.2. Das Internet als Werbefläche
- 3.3. Das Internet als Vertriebsweg
- 3.4. Das Internet als Wissensquelle
- 4. Musiktechnologie und Gesellschaft
- 4.1. Musik(-technologie) als rationales System
- 4.2. (Musik-)Technologie und Mythos
- 4.3. Musiktechnologie und Techniksoziologie
- Schlußfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Einfluss digitaler Musikproduktion auf die populäre Musik im Kontext von Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Ziel ist es, die technologischen Entwicklungen in der Musikproduktion zu beleuchten und deren Auswirkungen auf die Musikindustrie, die Rezeption von Musik und die Rolle des Musikers in der Gesellschaft zu analysieren.
- Die Entwicklung der Musiktechnologie im 20. Jahrhundert und die Bedeutung des Phonographen und des Radios.
- Der Einfluss des Internets auf die Musikproduktion, den Vertrieb und die Rezeption.
- Die Rolle des Musikers in der digitalen Ära und die zunehmende Abhängigkeit von Technik und Tontechnikern.
- Die Verbindung von Musiktechnologie und Gesellschaft sowie die Frage nach dem Mythos und der Rationalität von Musiktechnologie.
- Der Einfluss der Musiktechnologie auf die Gesellschaft und die Rolle der Techniksoziologie in diesem Kontext.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die Bedeutung der technischen Reproduzierbarkeit für die Musik und die Rolle des Musikers in der Gesellschaft. Das erste Kapitel beleuchtet Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ und seine Relevanz für die heutige Musikproduktion. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung der Musiktechnologien, beginnend mit dem Phonographen und dem Radio bis hin zu den modernen digitalen Aufnahme- und Produktionstechniken. Dabei werden die verwendeten Medien, die Aufnahme- und Produktionstechniken und die Aufführungstechnik näher betrachtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Internets für die Musikproduktion und die Rezeption. Es werden die verschiedenen Möglichkeiten der Musikproduktion im Internet, die Nutzung des Internets als Werbefläche und Vertriebsweg sowie die Rolle des Internets als Wissensquelle analysiert.
Das vierte Kapitel untersucht den Einfluss der Musiktechnologie auf die Gesellschaft. Dabei werden die Rolle der Musik(-technologie) als rationales System, die Verbindung von Musiktechnologie und Mythos sowie die Bedeutung der Techniksoziologie im Kontext der Musiktechnologie beleuchtet.
Schlüsselwörter
Populäre Musik, Musiktechnologie, digitale Produktion, Reproduzierbarkeit, Walter Benjamin, Musik im Internet, Musiktechnologie und Gesellschaft, Techniksoziologie, Musiker, Tontechnik.
- Quote paper
- Daniel Ammon (Author), 2000, Populäre Musik im Zeitalter ihrer digitalen (Re-)Produzierbarkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23462