In der folgenden Arbeit wird die Struktur und Semantisierung des literarischen Raumes erläutert. Hierbei stellt sich die Frage nach der Definition des literarischen Raumes und nach dessen Darstellung in literarischen Texten. Des Weiteren ist zu klären aus welchen Elementen er besteht, ob er eine Bedeutung hat und wodurch er diese erhält. Zur Beantwortung dieser Fragen wird im ersten Kapitel das Raummodell von Jurij M. Lotman vorgestellt, das theoretisch den literarischen Raum und seine Elemente beschreibt.
Im zweiten Kapitel wird Lotmans Modell auf Le Père Goriot von Honoré de Balzac angewandt. Dieser Roman erschien 1834/35 in La Revue de Paris und wurde 1835 als Band im Rahmen von Balzacs erzählerischem Werk, unter dem Gesamttitel La Comédie humai-ne veröffentlicht. Hierbei soll insbesondere die Semantisierung der Räume innerhalb von Paris untersucht werden. Zu beantworten ist die Frage der Rolle der Räume im Roman und deren semantische Bedeutung. Ferner soll im dritten Kapitel auf die Protagonisten in den verschiedenen Handlungsräumen und auf ihre Grenzüberschreitungen innerhalb dieser Räume eingegangen werden. Dem schließt sich eine kurze Darstellung der moralischen und der sozialen Semantisierung an. Im letzten Kapitel wird die Metaphorik in Le Père Goriot erörtert. Balzac bedient sich der Tiermetaphorik, um die sozialen Prozesse der Gesellschaft in Relation zu naturhaften Prozessen zu setzen, die sich z.B. in der Tierwelt ab-spielen. Die Tiermetaphorik soll hinsichtlich des sozialen und moralischen Verhaltens der Gesellschaft untersucht werden. Zunächst wird sich die Darstellung auf die Maison Vau-quer und auf deren Bewohner konzentrieren. Schließlich wird die metaphorische Beschrei-bung von Paris die Gesamtdarstellung beenden. Paris wird als ein Naturraum geschildert, in dem das Gesetz des Stärkeren herrscht. Wird sich demnach die angeblich zivilisierte Gesellschaft als korrupt, gewalttätig und egoistisch entpuppen?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE STRUKTUR LITERARISCHER TEXTE - DAS MODELL VON JURIJ M. LOTMAN
- Das Kunstwerk
- Der Raum
- Die Grenze und das Ereignis
- Die Figure
- Sujethafte und sujetlose Texte
- DIE SEMANTISIERUNG DER HANDLUNGSRÄUME
- Provinz vs. Paris
- Haus Vauquer vs. Les Beaux Quartiers
- DIE PROTAGONISTEN IM HINBLICK AUF DIE HANDLUNGSRÄUME
- Rastignac
- Le Père Goriot
- DIE SOZIALE VS. DIE MORALISCHE SEMANTISIERUNG
- Erstes Indiz für die Dominanz der moralischen über die soziale Semantisierung des Raumes
- Dominanz der moralischen über die soziale Semantisierung des Raumes in der Schlussszene
- DIE METAPHORISCHE DARSTELLUNG VON PARIS
- Die Metaphorisierung der Pension Vauquer
- Paris als „,forêt du Nouveau-Monde“
- Paris als „,océan“ und „bourbier“
- SCHLUSSWORT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Struktur und Semantisierung des literarischen Raumes in Honoré de Balzacs Roman „Le Père Goriot“. Ziel ist es, die Definition des literarischen Raumes, seine Darstellung in Texten und seine Bedeutung zu untersuchen. Dazu wird das Raummodell von Jurij M. Lotman herangezogen, das den literarischen Raum und seine Elemente theoretisch beschreibt. Die Arbeit analysiert die Semantisierung der Räume innerhalb von Paris, untersucht die Rolle der Räume im Roman und ihre semantische Bedeutung, analysiert die Protagonisten in den Handlungsräumen und ihre Grenzüberschreitungen, sowie die moralische und soziale Semantisierung des Raumes. Abschließend wird die Metaphorik in „Le Père Goriot“ untersucht, insbesondere die Verwendung von Tiermetaphern, um soziale Prozesse in Relation zu Naturprozessen zu setzen.
- Das Raummodell von Jurij M. Lotman
- Die Semantisierung des Raumes in „Le Père Goriot“
- Die Rolle der Protagonisten in den Handlungsräumen
- Die moralische und soziale Semantisierung des Raumes
- Die Metaphorik in „Le Père Goriot“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Struktur und Semantisierung des literarischen Raumes ein und stellt die Forschungsfrage nach der Definition des literarischen Raumes und seiner Darstellung in Texten. Das erste Kapitel erläutert das Raummodell von Jurij M. Lotman, das theoretisch den literarischen Raum und seine Elemente beschreibt. Im zweiten Kapitel wird dieses Modell auf „Le Père Goriot“ angewendet, wobei insbesondere die Semantisierung der Räume innerhalb von Paris untersucht wird. Das dritte Kapitel analysiert die Protagonisten in den verschiedenen Handlungsräumen und ihre Grenzüberschreitungen. Im vierten Kapitel werden die moralische und soziale Semantisierung des Raumes dargestellt. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Metaphorik in „Le Père Goriot“, insbesondere der Verwendung von Tiermetaphern, um soziale Prozesse in Relation zu Naturprozessen zu setzen.
Schlüsselwörter
Literarischer Raum, Semantisierung, Jurij M. Lotman, „Le Père Goriot“, Honoré de Balzac, Paris, Handlungsräume, Protagonisten, Moralische Semantisierung, Soziale Semantisierung, Metaphorik, Tiermetaphern, Naturprozesse.
- Arbeit zitieren
- Anne Sophie Günzel (Autor:in), 2003, Die Semantisierung der Großstadt in Honoré de Balzacs "Le Père Goriot", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23531