Kann man von Terrorismus sprechen, ohne daran teilzunehmen? Iwan Kaliajew, in Albert Camus „Les Justes“ Das Konzept der Medialisierung1 beschreibt allgemein die zunehmende Bedeutungssteigerung der Massenmedien, vor allem für die politische Kommunikation. Dabei ist zu untersuchen, ob – und wenn, wie weit – die Medien mit ihrer systemeigenen Logik der Selektion, Produktion und Publikation von Themen, Meinungen und Einstellungen mittlerweile den Prozess der politischen Kommunikation bestimmen, wie es zum Beispiel Meyer (2001, 2002) auch für die Bundesrepublik Deutschland beobachtet. Oder ob nicht eher doch die Politik – und die politische Öffentlichkeitsarbeit – die Kontrolle über die publizierten Inhalte besitzt und die Medien für ihre Zwecke instrumentalisiert. Mit dieser Frage der politischen Kommunikation beschäftigt sich das zweite Kapitel, in dem nach den Grundlagen des Konzepts der Medialisierung ein Vorschlag der Verbindung von System- und Akteurstheorie vorgestellt wird, der vor allem auf Jarren & Donges (2002a, b) zurückgeht und die empirische Untersuchung der Beziehungen zwischen sozialen Systemen ermöglicht . Das zweite Unterkapitel befasst sich zunächst mit dem Konzept der politischen Kommunikationskultur, mit dem die Interaktionen und Einstellungen im etablierten Handlungssystem der politischen Kommunikation beschrieben und untersucht werden können, um dieses dann am Beispiel der Medialisierung des politischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland zu konkretisieren.
Dabei zeigt sich, wie anschließend dargestellt werden soll, dass die zunehmende Medialisierung zu einem Rückkoppelungseffekt bei den Medien selbst führt: der „Metaberichterstattung“, d.h. der Berichterstattung über das eigene Metier Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Im dritten Kapitel soll das Konzept der Medialisierung anhand einer Fallstudie zum Phänomen des internationalen Terrorismus konkretisiert werden. Die Hypothese dabei lautet, dass der internationale Terrorismus fundamental auf auf das Zusammenspiel mit der internationalen Medienöffentlichkeit angewiesen ist, weil er durch sie seine eigentliche Wirkung entfaltet. Terroristen legen planen die Anschläge so, dass sie möglichst gut der Medienlogik entsprechen, um die vorhandene Medienagenda zu überlagern und andere Medienereignisse zu überschatten. Im ersten Unterkapitel wird der Begriff „Terrorismus“ näher definiert; der internationale Terrorismus erscheint als dessen besonders medialisierte Form.. Kapitel 3.2 stellt einige ausgewählte, Beispiele für internationalen Terrorismus vor und fokussiert sich dabei auf Medienberichterstattung und die Interaktionen – soweit diese möglich waren – von Terroristen und Journalisten. In Kapitel 3.3 wird versucht, auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse den Terrorismus in die System- bzw. Handlungstheorie einzuordnen. Dabei wird konzentriert sich die Arbeit wiederum auf die Beziehungen zwischen den Massenmedien und dem internationalem Terrorismus. Das letzte Kapitel fasst die Resultate zusammen und wagt einen Ausblick auf mögliche weitere Forschungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Medialisierung der Gesellschaft...
- 2.1 Theoretische Grundlagen - Medialisierung als Konzept.
- 2.1.1 Medialisierung und die Mediengesellschaft....
- 2.1.2 Interpenetrationsansatz und Handlungssystem
- 2.2 Medialisierung der Politik..
- 2.2.1 Das politische Kommunikationssystem
- 2.2.2 Politische Kommunikationskultur.
- 2.2.3 Medialisierung der Politik in Deutschland.
- 2.3 Metaberichterstattung als Konsequenz der Medialisierung
- 3. Medien und Terrorismus.
- 3.1 Einführung.
- 3.1.1 Terrorismus – eine Definition.
- 3.1.2 Internationaler Terrorismus – medialisierter Terrorismus
- 3.2 Theater des Terrors - Beispiele für medialisierten Terrorismus.
- 3.2.1 Bombenanschlag auf das King-David-Hotel in Jerusalem, 1946
- 3.2.2 TWA Flug 847 – Medienspektakel Flugzeugentführung, 1985.
- 3.2.3 Der 11. September 2001 – Katastrophe in Echtzeit.
- 3.3 Terrorvision – Warum Terroristen Medien brauchen
- 4. Fazit.
- 4.1 Medialisierung und politische Kommunikationskultur.
- 4.2 Terrorismus im Licht von Globalisierung und Medialisierung.
- 5. Literatur...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Medialisierung der Gesellschaft, insbesondere im Kontext der politischen Kommunikation und des internationalen Terrorismus. Sie analysiert, wie Massenmedien die öffentliche Meinung und politische Prozesse beeinflussen, und untersucht die Rolle der Medien in der Konstruktion und Verbreitung von Terrorismus.
- Die wachsende Bedeutung der Massenmedien in der Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf die politische Kommunikation.
- Das Konzept der Medialisierung und seine Anwendung auf die Politik und den Terrorismus.
- Die Rolle der Medien im internationalen Terrorismus und deren Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung.
- Die Interaktionen zwischen Medien und Terroristen und die strategische Nutzung von Medien durch terroristische Organisationen.
- Der Einfluss der Medien auf die politische Kultur und die Debatten über Terrorismus.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema Medialisierung der Gesellschaft und den Schwerpunkt auf Medien und Terrorismus vor. Sie erläutert die Forschungsfrage und die Methodik der Arbeit.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel befasst sich mit den theoretischen Grundlagen der Medialisierung und untersucht die Auswirkungen der Medien auf die politische Kommunikation. Es analysiert das Konzept der Mediengesellschaft und die Rolle von Medien in der politischen Kultur.
- Kapitel 3: Das Kapitel befasst sich mit dem Thema Medien und Terrorismus. Es definiert Terrorismus und untersucht die Rolle der Medien im internationalen Terrorismus. Es analysiert ausgewählte Beispiele von medialisierten Terroranschlägen und die Interaktionen zwischen Terroristen und Medien.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Medialisierung, Mediengesellschaft, politische Kommunikation, Terrorismus, Medienlogik, internationale Medienöffentlichkeit, politische Kultur, Interpenetrationsansatz, Handlungssystem, Metaberichterstattung. Diese Begriffe bilden den Schwerpunkt der Analyse und spiegeln die zentrale Forschungsfrage der Arbeit wider.
- Arbeit zitieren
- Paul Eschenhagen (Autor:in), 2003, Medialisierung der Gesellschaft - Fallstudie Medien und Terrorismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23613