16105 diz maere ist niht von ritterschaft, noch von minnen, diu mit kraft an zwein gelieben geschiht; ez ist von aventiure niht, noch von der liehten sumerzit: ez ist der welte widerstrit ... 16118 sin lere ist reht und gotlich, sich mac wol wip unde man ane boesern bezzern dran. swem ez niht bezzerunge tuot, dem boesert ez ouch niht den muot.
Diese am Ende des Barlaam und Josaphat stehenden Verse 16118-16122 veranlassen laut Schnell den Leser dazu, den Gehalt des Werkes in seiner belehrenden Vorbildlichkeit eventuell einzuschränken und lassen „ganz deutlich die innere Distanz des Dichters zu seinem Werk erkennen“ (Schnell 1968: 113). Dieser Frage nach der Vorbildlichkeit von Josaphats Verhalten, speziell bei seiner konkreten Weltflucht, und deren Bewertung durch Rudolf von Ems versucht diese Hausarbeit nachzugehen. Weiterhin soll der Gegensatz zwischen Herrscherpflichten und dem Streben Josaphats nach dem Eremitendasein aufgezeigt werden. Mit diesen Zielsetzungen möchte ich zunächst einen Blick auf Rudolfs eigene Wertvorstellungen innerhalb des Barlaam und Josaphat werfen. Hierzu eignet sich besonders gut ein Vergleich mit dem Laubacher Barlaam des Bischofs Otto II. von Freising, welcher der selben lateinischen Vorlage folgt. Danach sollen anhand der Königslehre (14785-14860) die Eigenschaften eines idealen Herrschers dargestellt werden. Auf der Grundlage dieser Betrachtungen wird dann die obige Frage eingehend untersucht sowie der benannte Gegensatz aufgezeigt.
Die Frage nach der Vorbildlichkeit des Josaphat beinhaltet zwei Aspekte. Hier soll untersucht werden, ob Josaphats Verhalten bei der konkreten Weltflucht gerechtfertigt ist. Ebenso kann man fragen, in wieweit Rudolf den Leser zum Nachahmen des Eremitendaseins anregen wollte. Während die ältere Forschung den Barlaam und Josaphat aufgrund des Endes noch als Contemptus-mundi-Dichtung deutete (Walliczek 1991: 331), haben Rupp (1959), sowie auch von Ertzdorff (1967: 350-352) die These aufgestellt, dass das zentrale Thema des Werkes Josaphats Bewährung in der Welt sei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josaphat
- Die Königslehre als Beispiel für die Bewährung in der Welt
- Das Verhalten des Josaphat bei der Weltflucht und der Gegensatz zwischen Eremitenideal und Herrscherpflichten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage nach der Vorbildlichkeit von Josaphats Verhalten, speziell bei seiner Weltflucht, im Barlaam und Josaphat. Dabei wird der Gegensatz zwischen Herrscherpflichten und Josaphats Streben nach dem Eremitendasein analysiert. Die Arbeit untersucht auch die Frage, inwieweit Rudolf den Leser zum Nachahmen des Eremitendaseins anregen wollte.
- Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josaphat
- Die Königslehre als Beispiel für die Bewährung in der Welt
- Das Verhalten des Josaphat bei der Weltflucht
- Der Gegensatz zwischen Eremitenideal und Herrscherpflichten
- Die Vorbildlichkeit von Josaphats Verhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung behandelt die Frage nach der Vorbildlichkeit von Josaphats Verhalten und dessen Bewertung durch Rudolf von Ems. Sie beleuchtet den Gegensatz zwischen Herrscherpflichten und dem Streben nach dem Eremitendasein.
Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josaphat
Dieser Abschnitt analysiert die Wertvorstellungen Rudolfs im Barlaam und Josaphat im Vergleich zum Laubacher Barlaam des Bischofs Otto II. von Freising. Er hebt die Wichtigkeit der Evangelien und das Gebot der Nächstenliebe als zentrale Themen hervor.
Die Königslehre als Beispiel für die Bewährung in der Welt
Dieser Abschnitt beleuchtet die Eigenschaften eines idealen Herrschers anhand der Königslehre im Barlaam und Josaphat.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Rudolf von Ems, Barlaam und Josaphat, Eremitenideal, Herrscherpflichten, Wertvorstellungen, Nächstenliebe, Evangelien, Königslehre, Weltflucht, Vorbildlichkeit.
- Quote paper
- Martin Lehmannn (Author), 2004, Eremitenideal vs. Herrscherpflichten - Das Verhalten Josaphats bei der Weltflucht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23702