Leseprobe
Inhalt
Einleitung
Tristanstoff und Minnetrank
Die Protagonisten Tristan und Isolde
Frauen im 12. Jahrhundert
Sexualität, Ehe, Ehebruch
Heilige Minne
Monastische Liebe zu Gott
Fazit
Literatur
Einleitung
Der mittelhochdeutsche Ausdruck ‚Minne‘ wird seit dem 19. Jahrhundert als Terminus in der Literaturgeschichte für die Liebe in der mittelalterlich höfischen Dichtung gebraucht. Im Mittelhochdeutschen meinte das Wort ‚minne‘ nicht nur die Liebesbeziehung zwischen den Geschlechtern, sondern bezeichnete auch die allgemein freundschaftlichen und emotionalen Beziehungen der Menschen untereinander und ein, »freundliches Gedenken«[1] gegenüber Gott. Die Einschränkung des Begriffs ‚Minne‘ auf die erotische und sexuelle Liebe erfolgte erst im Spätmittelalter, dies ist dem Lexikon des Mittelalters zu entnehmen. Im literaturgeschichtlichen Exkurs über die Minne ist im Lexikonartikel bei Schulz weiterhin zu lesen, die mentalitätsgeschichtlichen Veränderungen hätten zu einer „Emotionalisierung und Individualisierung der Beziehungen des Menschen zu Gott“ geführt und analog hierzu hätten sich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen verändert: „Ausprägung des Ich-Bewustseins“ und die „Hinwendung zu einem nicht austauschbaren Du, Selbstreflexion und -analyse“.[2] Diese moderne Auffassung von der Liebe, die durch das Erkennen der Individualität geprägt ist und das Verschmelzen des Ich mit dem Du ersehnt, verwirft Haug hingegen vehement für die mittelalterliche Literatur, im besonderen für den Tristan Gottfrieds von Straßburg. Vielmehr sieht er den „Fehler fast aller »Tristan«-Interpretationen [ ... darin], daß sie dem Roman mehr oder weniger bewußt einen neuzeitlichen Individualitäts- und Entwicklungsbegriff unterstellen“[3]. Haug fragt, ob eine „Erfahrung und Entfaltung der eigenen Individualität über die liebende Erfahrung und Entfaltung der Individualität des Andern im Mittelalter überhaupt denkbar war“ und meint: „im »Tristan« jedenfalls gibt es sie nicht“.[4]
Damit ist das Thema auch schon angedeutet: Es geht um die Liebe im Tristanroman Gottfrieds von Straßburg und im Vergleich dazu, um die gesellschaftliche Auffassung von der Liebe zur Entstehungszeit des Textes[5]. Hier zeichnet sich ein offensichtlicher Gegensatz ab. Widersprüche sieht Haug bereits in Gottfrieds Tristanroman selbst.[6] Haug meint „die Liebe Tristans und Isolds [sic] ist zugleich vollkommen und korrupt, sie ist rein und schuldig, die Gesellschaft ist in concreto gemein und im Prinzip doch ein unabdingbares Gut“[7]. Wie die Minne bei Gottfried zu verstehen ist, wurde in der Forschung zwar sehr differenziert gesehen[8], doch von der religiösen und weltlichen Ansicht über das Geschlechterverhältnis scheint Gottfrieds Liebesdarstellung stark abzuweichen. Dies zu untersuchen, ist das Thema der hier vorliegenden Arbeit.
Die Liebe ist in der mittelalterlichen Literatur immer eingebettet in eine Gesellschaft, ihr gegenüber steht die Ehe. Im Tristan ist die Minne, die Liebe zwischen Tristan und Isolde, zudem eng verbunden mit dem Ehebruch. Insofern kann nicht lediglich die Liebe allein betrachtet werden, vielmehr sollen im folgenden auch das offizielle Bündnis zwischen Mann und Frau im Mittelalter und die damit verbundenen Rechte und Pflichten besprochen werden. Da innerhalb der Stände entsprechende Unterschiede in der Ehepraxis sehr wohl zu verzeichnen sind[9], die Verhaltensregeln des Liebesspiels an den größten Fürstenhöfen des feudalen Frankreich erfunden wurden[10] und die höfischen Romane sich in erster Linie an ein adliges Publikum richteten[11], soll hier vor allem über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Eheauffassung der oberen Schichten berichtet werden.
Da die mittelhochdeutsche Literatur stark durch die französische beeinflußt wurde, aber ebenso weil Gottfried vermutlich[12] aus Straßburg stammte und somit von beiden Nationen beeinflußt wurde[13], habe ich mich auch auf kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen in Frankreich um 1200 bezogen. Duby ist in diesem Zusammenhang mit seinen umfassenden Beschreibungen der französischen Gesellschaft des 12. Jahrhunderts ebenso zu nennen wie die Ausführungen des Andreas Capellanus über die Liebe im Traktat De amore[14], das vermutlich 1186 entstand.
Tristanstoff und Minnetrank
Möglicherweise war der Tristanstoff bereits im 12. Jahrhundert umstritten. Huber vermutet dies in dem Umstand, daß die französischen Tristanromane nur in Bruchstücken erhalten blieben und besonders darin, daß Chrétien in den Romanen Cligès und Karrenritter „betont gegen den Stoff [den Tristanstoff seiner verlorenen Erzählung von König Marc und der blonden Iseut ] anschreibt, der seinen Vorstellungen von höfischer Liebe zuwider ist“[15]. In jedem Fall stehen die Tristanerzählungen im Kontrast zu den Artusromanen. „Thema des Tristanromans ist das Scheitern eines Helden an einer Liebe, deren Erfahrungen er unter den durch den Trank bestimmten Umständen nicht mit seiner Heldenrolle vermitteln kann: eine Bekräftigung der Liebeskonzeption des Artusromans ex negativo.“[16] Die Liebe stellt sich im Tristanroman gegen göttliches Recht und die Gesellschaft und geht in diesem Kampf unter, konstatiert Huber.[17] Vielmehr gehen die Liebenden an diesem Kampf zugrunde. Da die Liebe der Tristanfiguren nicht gerechtfertigt werden kann, bedeutet die Minne für sie einen Wettlauf mit dem Tod[18]. Bereits der Minnetrank, der Tristan und Isolde in Liebe aneinander bindet, deutet also auf ihren Tod hin:
nein, ezn was niht mit wîne, Nein, es war kein Wein,
doch ez ime gelîch waere. wenn es ihm auch glich.
ez was diu wernde swaere, Es war das dauernde Leid,
diu endelôse herzenôt, die endlose Herzensqual,
von der si beide lâgen tôt. an der sie beide sterben sollten. (11672-11676)[19]
Im Artusroman führt die Liebe den Ritter dagegen zu vorbildlichem Handeln, er findet in der Minnefreundin letztlich die Ehefrau und erobert durch seine ritterlichen Taten seinen Platz in der Gesellschaft. Sowohl das Glück in der Liebe als auch in der Gesellschaft fällt dem Helden nicht zu, es ist erarbeitetes Glück und somit moralisch gerechtfertigt.[20] Huber bezeichnet dies als „doppelten Bewährungsweg“[21], denn hat sich der Ritter bei der Geliebten ‚verlegen‘, so fordert die ‚âventiure‘, also das Ausziehen zu neuen Heldentaten, damit sich der Mann wieder seinen ritterlichen Aufgaben stellt und letztlich seine Geliebte zur angesehenen und rechtmäßigen Ehefrau macht. Bei Keck heißt es dazu: „Die Schönste und der Beste kommen zusammen im Zeichen von dessen ‚Vervollkommnung‘“, wobei im Tristanroman der Beste und die Schönste, nicht als ‚die Richtigen‘ zusammenkommen.[22] Strukturell sind sie zwar füreinander bestimmt, die Ironie des Schicksals läßt Tristan aber nicht als Bräutigam in Frage kommen, da er Isoldes Onkel Morold getötet hatte (11575-11591). Noch auf der Überfahrt wünscht sich Isolde, sie hätte den Truchseß geheiratet (11621-11631). Erst durch den Minnetrank löst sich die Abneigung Isoldes gegenüber Tristan.
Nu daz diu maget unde der man, Als nun das Mädchen und der Mann,
îsôt unde Tristan, Isolde und Tristan,
den tranc getrunken beide, sâ beide den Trank zu sich genommen hatten, da
was ouch der werlde unmuoze dâ, kam auch die Macht, die der Welt alle Ruhe raubt,
Minne, aller herzen lâgaerîn, die Liebe, Nachstellerin aller Herzen,
und sleich z‘ir beider herzen în. und schlich sich in ihre Herzen.
ê sî‘s ie wurden gewar, Ehe sie es merkten,
dô stiez s‘ir sigevanen dar pflanzte sie ihre Siegesfahne dort auf
und zôch si beide in ir gewalt. und unterwarf sie beide ihrer Macht.
si wurden ein und einvalt, Sie wurden eins und vereint,
die zwei und zwîvalt wâren ê. die zuvor zwei und zweierlei gewesen waren.
si zwei enwâren dô niemê Die beiden waren nicht länger
widerwertic under in. feindselig zueinander.
îsôte haz der was dô hin. Isoldes Haß war verflogen. (11707-11720)
Die ‚Zwangsthematik‘[23] der Liebe ist bezeichnend für den Tristanstoff. Der Minnetrank allein führt zur Liebesbeziehung von Tristan und Isolde.[24] Zwar erkennen sie die jeweilige Schönheit und Vollkommenheit des anderen und doch führt das Sehen nicht zur Liebe, denn es gibt immer ein Hindernis. Als Tristan Isolde zum ersten Mal begegnet, da weiß der Erzähler: daz wâre insigel der minne, / mit dem sîn herze sider wart / versigelt unde vor verspart / aller der werlt gemeiner[25] (7812-7816). Tristan selbst scheint aber noch nichts von der Liebe zu Isolde zu spüren, wie auch sie sich nicht auf den ersten Blick in ihn verliebt. Gottfried verweist mit dieser Szene der ersten Begegnung möglicherweise wiederum auf das ‚strukturelle Füreinander-bestimmt-sein‘[26] der beiden. Dies zeigt sich auch in der vom Autor geknüpften Verbindung von Harfe und Isolde, die durch das Verb ‚besanden‘ zuvor aufscheint[27], sus wart sîn harpfe dar besant. / ouch besande man zehant, / die jungen küniginne.[28] (7809-7811). Ist Isolde mit der Harfe vergleichbar, auf der Tristan spielt? Eine Metapher für den Mann, der auf der Frau wie auf einem Instrument zu spielen weiß, als eine Vorausdeutung auf die körperliche Liebe zwischen Tristan und Isolde. Gottfried stellt neben den innerlichen Aspekt der Minne, das betroffene ‚herze‘, somit sinnbildlich auch die äußerliche, die körperliche Form der Liebe.
Aus Furcht doch noch als Tristan, und somit als der Mörder des Onkels Morold, erkannt zu werden, verläßt Tristan Dublin bald unter dem Vorwand, zu seiner Ehefrau heimkehren zu müssen. Zurück am Hofe Markes schwärmt er von der lieblichen und vortrefflichen Isolde (8253-8300). Auch Isolde bewundert Tristan. Nachdem er den Drachen getötet hatte und in ihrer Pflege und Obhut war, betrachtete sie ihn verstohlen si blicte im dicke tougen / an die hende und under d‘ougen. / [...][29] (9995-10003). Zu diesem Zeitpunkt ist Tristan für sie noch der Spielmann Tantris und somit vom Stand her nicht vollkommen. Isolde klagt Gott an: an ime ist sêre missetân. / got hêrre, dû hâst ime gegeben / dem lîbe ein ungelîchez leben[30]
(10030-10032).
Bei Blanscheflur und Riwalin, den Eltern Tristans, entstand die gegenseitige Liebe noch allein durch das Erkennen (720-791) des ‚Besten‘ und der ‚Schönsten‘, und sie teilten, als gleichgestellte Herrscher, das Königreich ihrer Herzen:
jâ Blanscheflûr und Riwalîn, Ja, Blanscheflur und Riwalin,
der künec, diu süeze künigîn, der König und die liebliche Königin,
die teilten wol gelîche teilten getreulich
ir herzen künicrîche das Königreich ihrer Herzen. (813-816)
„Da Gottfried hier nicht auf den fatalen Minnetrank festgelegt war, hatte er bei der Gestaltung von Riwalins und Blanscheflurs Liebe freiere Hand“, findet Schhröder ihr Verlieben „psychologisch wahrer“ und wirklichkeitsnäher.[31] Tristan und Isoldes gegenseitiges Erkennen des Besten und der Schönsten verdeutlicht das ‚strukturelle Füreinander-bestimmt-sein‘. Außerdem besiegt Tristan den Drachen und dem Sieger ist eigentlich die Hand Isoldes versprochen. Im Wege steht aber der von Tristan verübte Mord an Morold, den Isolde durch den passenden Splitter zur Tatwaffe aufdeckt. Der Sieg über den Drachen kann Tristan also lediglich die Gnade der Königinmutter und deren Tochter schenken, ihm aber keineswegs eine Heirat ermöglichen.
der inneclîche minnen muot, Wenn echte Liebe
sô der in sîner senegluot in Sehnsuchtsschmerzen
ie mêre und mêre brinnet, mehr und mehr entbrennt,
sô er ie sêrer minnet. dann liebt sie dadurch noch glühender.
diz leit ist liebes alse vol. Dieser Schmerz enthält so viel Freude,
daz übel daz tuot sô herzewol, dieser Kummer tut so innig wohl,
daz es kein edele herze enbirt, daß kein edles Herz darauf verzichten mag,
sît ez hie von geherzet wirt. weil es dadurch erst seine Gesinnung erhält. (111-118)
Die ‚Sehnsuchtsschmerzen‘ (112), von denen Gottfried im Prolog spricht, können somit durch die Gegensätze des ‚Füreinander-bestimmt-sein‘ und des ‚Nicht-zueinander-kommen-können‘ verursacht sein. Nicht wie häufig angenommen, durch räumliche Trennung und eine verhinderte oder erschwerte sexuelle Vereinigung.[32]
[...]
[1] U[rsula] Schulze, Minne, in: LMA 6, Sp. 639-641, hier Sp. 640. Vgl. auch Hans Furstner, Studien zur Wesensbestimmung der
höfischen Minne, Dissertation, Groningen 1956, S. 174 f, wo es heißt: Die idg. Wurzel von minne ist men/mon hat die Bedeutung
Erinnerung und Gedächtnis. Das englische Wort mind (angl. mynd) geht auf den selben Stamm zurück und bedeutet auch heute noch
Gedenken. (Jemanden) meinen und (an jemanden) denken kann somit lieben heißen.
[2] U[rsula] Schulze, Minne, in: LMA 6, Sp. 639-641, hier Sp. 640.
[3] Walter Haug, Gottfrieds von Straßburgs »Tristan«. Sexueller Sündenfall oder erotische Utopie, Vortrag beim VII. Internationalen Germanisten-Kongreß in Göttingen 1985, in: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schriften zur Erzählliteratur
des Mittelalters, Tübingen 1989, S. 600-611, hier S. 610.
[4] Ebd. S. 609.
[5] um 1210, siehe hierzu Christoph Huber, Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde, in Reihe: Artemis Einführungen, Bd. 24,
München und Zürich 1986, S. 20 f und Monika Schausten, Erzählwelten der Tristangeschich-ten im hohen Mittelalter des 12. und 13.
Jahrhunderts. Untersuchungen zu deutschsprachigen Tristanauffassungen, Dissertation, Universität Köln WS 1994/95, in Reihe:
Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur, Bd. 24, München 1999, S. 125.
[6] Haug, Gottfrieds von Straßburgs »Tristan«. Sexueller Sündenfall oder erotische Utopie, S. 600.
[7] Ebd. S. 613.
[8] Siehe hierzu Anna Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanroman. Zur Erzähllogik der Werke Berouls, Eilharts,
Thomas und Gottfrieds, Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau WS 1994/95, München 1998, S. 14 ff.
[9] Georges Duby, Die Frau ohne Stimme. Liebe und Ehe im Mittelalter, Berlin 1989, S. 11 f und S. 21 f.
[10] Georges Duby, Eva und die Prediger, in: Frauen im zwölften Jahrhundert, Bd. 3, Frankfurt a. M. 1998, S. 147.
[11] Siehe Georges Duby, Héloïse, Isolde und andere, in: Frauen im zwölften Jahrhundert, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1997, S. 119.
[12] Die ältesten Handschriften entstammen dem Südwesten Deutschlands. Siehe hierzu Schausten, Erzählwelten der Tristangeschichte
im hohen Mittelalter, S. 124 f.
[13] Huber, Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde, S. 21.
[14] Titel des Traktat: De amore = von der Liebe oder De honeste amandi = Wie ehrbar zu lieben sei. Siehe
Duby, Eva und die Prediger, S. 176.
[15] Huber, Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde, S. 13.
[16] Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane, S. 45.
[17] Huber, Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde, S. 11.
[18] Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane, S. 221.
[19] Primärtext: Gottfried von Straßburg, Tristan. Bd. I (1980), Bd. II (1980), Mittelhochdeutsch - Neuhoch- deutsch, Stuttgart: Reclam.
[20] Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane, S. 221.
[21] Huber, Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde, S. 11.
[22] Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane, S. 41.
[23] Der Minnetrank wurde von Dietmar Mieth als „Zwangssymbol“ bezeichnet. Siehe hierzu Keck, Die Liebeskonzeption der
mittelalterlichen Tristanromane, S. 37, Anm. 6 und S. 38 f.
[24] Den Liebesbeginn bei Tristan und Isolde setzt Franziska Wessel allerdings früher an. Als Brand-Metaphern, die zum Entbrennen in
Liebe führen, deutet sie Tristans Helm, von dem ein heller Schein ‚glast‘ ausging, und den feuerspeienden Drachen. Wessel schreibt,
der Schein des Helmes fällt in Isoldes Augen. Im Text heißt es: Von seinem Helm ging ein heller Schein aus (9375), den Isolde
bemerkt : Ich sehe dort irgend etwas blitzen (9380). Tristan ist Wessel zufolge beim Kampf mit dem feuerspeienden Drachen
verbrannt (9033-9036) und somit allegorisch in Liebe entflammt. Der Minnetrank läßt Wessel zufolge bereits Angebahntes zum
Durchbruch kommen. Vgl. Franziska Wessel, Probleme der Metaphorik und die Minnemetaphorik in Gottfrieds von Straßburg
„Tristan und Isolde“, Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität zu Münster 1983 , München 1984, S. 231 f.
[25] Sie war ein wahres Siegelbild der Liebe, / mit dem sein Herz seitdem / versiegelt und verschlossen war
/ für alle Welt außer für sie allein
[26] Definition von Anna Keck. Siehe Keck, Die Liebeskonzeption der mittelalterlichen Tristanromane, S. 41.
[27] Vgl. W[illiam] T[homas] H[obdell] Jackson, The Anatomy of Love. The Tristan of Gottfried von Straßburg, New York 1971, S. 71.
[28] Man bracht ihm seine Harfe. / Auch schickte man sogleich / nach der jungen Königin.
[29] Sie schaute ihm oft heimlich / auf die Hände und in die Augen / [...]
[30] Ihm geschieht schweres Unrecht. / Gott und Herr, du hast ihm beschieden / zu seinem Äußeren einen unpassenden Stand
[31] Werner Schröder, Über die Liebe der Getrennten im ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg, in Reihe: Text und Inter- pretation.
Sitzungsberichte der Wissenschaftl. Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Bd. 5, Frankfurt a. M. 1993, S. 45.
[32] Siehe hierzu Schröder, Über die Liebe der Getrennten im ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg, S. 43 f.