George Bernard Shaw: "Pygmalion": Das Verhältnis von Henry Higgins zu seiner Mutter und zu Eliza


Hausarbeit, 2001

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. George Bernhard Shaw (1856-1950) – Leben und Werk

II. Pygmalion

III. Einleitung und Hinführung zum Thema

IV. Das Verhältnis von Henry Higgins zu seiner Mutter und zu Eliza
1. Henry Higgins und seine Mutter Mrs. Higgins
1.1 Professor Henry Higgins
1.2 Henry Higgins und seine Mutter
2. Henry Higgins und Eliza Doolittle 8–
2.1 Das Blumenmädchen Eliza Doolittle
2.1.1 Das zufällige Zusammentreffen von Henry und Eliza im 1.Akt
2.1.2 Das Verhältnis von Henry Higgins und Eliza im 2.Akt
2.2 Elizas erster Auftritt in der Londoner Gesellschaft
2.3 Die Zeit nach dem Gelingen des „Experiments“
2.4 Henrys Reaktion auf Elizas Verschwinden
2.5 Das Ende der „Romanze“Pygmalion oder die Frage, warum aus Eliza und Henry kein Liebespaar wurde

V. Schlussgedanke

Literaturverzeichnis

I. George Bernard Shaw (1856 – 1950) – Leben und Werk

George Bernard Shaw wuchs als Sohn eines Kornhändlers und einer Musikerin in mehr oder weniger ärmlichen und chaotischen Verhältnissen im viktorianischen Dublin auf. Seine Schulbildung ließ zu wünschen übrig, aber er betrieb, aufgrund seines ausgeprägten Wissensdranges, ausreichend Autodidaktik. Im Alter von 15 Jahren beendete er seine Schullaufbahn, machte eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten und zog im Alter von 20 Jahren zu seiner Mutter nach London, die sich von seinem Vater getrennt hatte.

Als Gegner von Armut und sozialen Ungleichheiten im allgemeinen, vertrat Shaw vehement sozialistische Ansichten und schloss sich der „Fabian Society“, einer Gemeinschaft, die eine sozialistische Gesellschaftsform erreichen wollte, an. Hauptanliegen seiner schriftstellerischen Tätigkeit, die er ab 1885 professionell ausübte und die ihm 1925 den Literaturnobelpreis einbrachte, war es demnach, insbesondere mit seinen Kommentaren, Kritiken und Stücken seine sozialistischen Ansichten einer breiten Masse nahezubringen und den Menschen die sozialen Missstände vor Augen zu führen. Das Theater war für ihn somit ein Medium, um die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verbessern. Dieser Anspruch der sozialen Gerechtigkeit findet sich in all seinen über 70 Werken wieder, und deshalb wurde Shaws revolutionäres neues Genre auch als „play of ideas“, „problem or discussion play“, „comedy of ideas“ oder „corrective comedy“ bezeichnet.[1] „Sein Ziel war der vernünftige, urteilsfähige, freie Fortschrittsmensch gegenüber einer starren bürgerlichen Gesellschaftsordnung...“[2] mit ihren vorgegebenen moralischen Normen, Werten und Konventionen, welche die Kluft zwischen den Klassen nur noch größer werden ließen.

Er versuchte deshalb, die Wirklichkeit möglichst realistisch, wenn auch nicht photographisch,[3] abzubilden und somit auch seine Frauengestalten, was in seiner Zeit sehr unüblich war. Er sah die Frau als „man-hunter“ und „determined maker of marriages“ an.[4] Sie war die „unwomanly woman“[5], von der immer die Initiative ausging.[6] Diese, nach Shaws Ansicht, realistische Darstellung der Frau war neu und man nannte sie auch die „New Woman“[7], denn in zeitgenössischen Dramen wurde natürlich der Mann nach romantischer Tradition als der Eroberer der Frau dargestellt und nicht umgekehrt. Es ist zu untersuchen, ob und inwieweit sich dieses Frauenbild auch in Shaws Pygmalion wiederfinden lässt.

II. Pygmalion

Shaws 1912 entstandene populärste Komödie basiert auf der Sage vom zypriotischen König und Bildhauer Pygmalion. Dieser schuf sich die weibliche Statue Galatea und verliebte sich in sie. Daraufhin bat er Aphrodite, sie zum Leben zu erwecken. Sie erfüllte seinen Wunsch und er heiratete Galatea. Von dieser Sage übernahm Shaw das Verwandlungsmotiv, das die treibende Kraft in seinem Drama Pygmalion mit dem irreführenden Untertitel „A Romance in Five Acts“ ist. Die Pygmaliongestalt ist der Phonetiker Professor Henry Higgins, der mit seinem Fachkollegen Colonel Pickering wettet, das Blumenmädchen Eliza Doolittle, das ihm aufgrund ihres Gossenjargons eines Nachts in Londons Covent Garden auffällt, innerhalb von sechs Monaten in eine feine Dame zu verwandeln, indem er ihre Aussprache verbessert. Eliza sieht dies als Chance an, um aus der Unterschicht herauszukommen und bittet Henry Higgins, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, tags darauf um Unterrichtsstunden. Professor Higgins nimmt die Herausforderung schließlich an und Eliza zieht im Junggesellenhaushalt in der Wimpole Street ein. Sie bekommt neue Kleider und wird intensiv phonetisch unterrichtet. Bei einem ersten Auftritt in der Gesellschaft bei einem Empfang im Salon von Henrys Mutter Mrs. Higgins scheitert sie aber, da ihre Aussprache zwar perfekt ist, sie aber vulgäre Redewendungen benutzt, die absolut unangemessen sind und zugleich schockieren und erheitern. Schließlich besteht sie auf einem Botschaftsempfang nach sechs Monaten Unterricht den entscheidenden Test und man glaubt sogar, sie sei eine ungarische Prinzessin. Higgins hat seine Wette gewonnen und ist froh, dass endlich alles vorbei ist. Eliza ist tief verletzt, denn sie erkennt, dass sie nur als Versuchsobjekt ausgenutzt wurde. Sie flieht in Freddy Eynsford-Hills Arme und dann zu Henrys Mutter. Nach einer Auseinandersetzung mit Higgins, wird klar, dass Henry sich schon daran gewöhnt hat, dass Eliza in seinem Haushalt viele Dinge erledigt. Er bittet sie deshalb, einige Bestellungen für ihn aufzugeben, obgleich sie sich schon für immer von ihm verabschiedet hatte. Es bleibt offen, ob Eliza zu ihm zurückkehrt und ob sie wirklich Freddy heiratet, so wie sie es verkündet. Auf einen romantischen Schluss, wie im Musical My fair lady, das sich an Pygmalion orientiert, wird bewusst verzichtet.

III. Einleitung und Hinführung zum Thema

In den folgenden Ausführungen soll das Verhältnis zwischen dem Phonetikprofessor Henry Higgins und Eliza Doolittle, den beiden Hauptfiguren des Stückes, sowie das Verhältnis zwischen Henry und seiner Mutter Mrs. Higgins genauer unter die Lupe genommen und analysiert werden. Schon Shaw glaubte, „dass die Ideen seiner Charaktere für sich schon interessant seien und nicht des Verwirrspiels eines plot bedürften.“[8] Somit lohnt es sich insbesondere, die entscheidenden Charaktere Pygmalions und ihren gegenseitigen Einfluss, den sie aufeinander ausüben, zu untersuchen.

IV. Das Verhältnis von Henry Higgins zu seiner Mutter und zu Eliza

1. Henry Higgins und seine Mutter Mrs. Higgins

1.1 Professor Henry Higgins

Henry Higgins, ein etwa 40-jähriger Phonetikprofessor, stammt aus gutem Hause, was man aber vorwiegend nur an seinem äußeren Erscheinungsbild erkennen kann, da seine Umgangsformen ihn nicht unbedingt als „Gentleman“ erscheinen lassen, denn er schreckt nicht davor zurück, zu fluchen oder etwa überall seine Schuhe auszuziehen (“Higgins takes off his boots all over the place.“).[9] An gesellschaftliche Konventionen hält er sich nicht. Als Phonetiker besitzt er die beinahe unglaubliche Fähigkeit, sämtliche gesprochenen Dialekte zu erkennen und zu bestimmen, woher der jeweilige Sprecher kommt, wobei insbesondere die Londoner Dialekte sein Spezialgebiet sind. Neben seinen phonetischen Forschungen beschäftigt er sich damit, reichen Leuten eine bessere Aussprache sowie die Feinheiten der Sprache Shakespeares, Miltons und der Bibel beizubringen.

In seinem Haus wohnt Henry Higgins als überzeugter Junggeselle ganz alleine mit seiner Haushälterin Mrs. Pearce, bis schließlich Colonel Pickering und Eliza Doolittle zeitweise zu ihm ziehen. Er ist es als Einzelgänger und passionierter Wissenschaftler nicht gewohnt, sich mit den Gefühlen anderer Leute auseinanderzusetzen und wirkt deshalb arrogant und egozentrisch. Er sagt immer, was er denkt und macht dabei keinerlei Unterschiede in bezug auf die Person, mit der er gerade spricht. Auch möchte er die Gefühle anderer niemals bewusst verletzen, was ihm einen Rest Sympathie zurückgibt. Insgesamt wird er aber auch als ein “very impetuous baby“[10] beschrieben. Die einzige Person, die ihn etwas beeinflussen kann und ihn immer noch wie einen kleinen Jungen tadelt ist seine Mutter. Sie ist die Person, zu der er die engste und wohl auch längste menschliche Beziehung hat.

[...]


[1] vgl. Ziegésar Detlef und Margaret von. Lektürehilfen G.B. Shaw“Pygmalion“. S. 5-8.

[2] Poppe, R., Erläuterungen zu George Bernhard Shaw “Pygmalion“. S. 9.

[3] vgl. ebd. S. 9.

[4] Brown, I., Shaw in his time. S. 88.

[5] ebd. S.88.

[6] vgl. Brown, I., Shaw in his time. S. 72.

[7] ebd. S. 77.

[8] vgl. Poppe, R., Erläuterungen zu George Bernard Shaw “Pygmalion”, S. 8.

[9] vgl. Shaw, Bernard. Pygmalion. Ed. Herbert Geisen. Ditzingen: Philipp Reclam jun., 1999. S. 152.

[10] ebd. S. 40.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
George Bernard Shaw: "Pygmalion": Das Verhältnis von Henry Higgins zu seiner Mutter und zu Eliza
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Lehrstuhl Englische Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Interpretationen zur englischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V23848
ISBN (eBook)
9783638268783
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
George, Bernard, Shaw, Pygmalion, Verhältnis, Henry, Higgins, Mutter, Eliza, Interpretationen, Literatur, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Daniela Kilper-Welz (Autor:in), 2001, George Bernard Shaw: "Pygmalion": Das Verhältnis von Henry Higgins zu seiner Mutter und zu Eliza, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23848

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