Leseprobe
Inhaltsübersicht
1. Einleitung
2. Mittelstand
2.1 Bedeutung des Mittelstands
2.2 Derzeitige Finanzierungsstruktur im Mittelstand
3. Internes Rating
3.1 Definition
3.2 IRB – Ansatz
3.3 Interne Rating Faktoren
3.3.1 Quantitative Faktoren
3.3.2 Qualitative Faktoren
3.3.3 Sonstige Beurteilungsfaktoren
3.4 Sicherheiten und Garantien
4. Auswirkungen vom IRB – Ansatz auf Mittelstandskrediten
4.1 Auswirkungen der quantitativen Bewertungsfaktoren
4.2 Auswirkungen der qualitativen Bewertungsfaktoren
4.3 Auswirkungen auf die Kreditkonditionen
5. Fazit
1.Einleitung
Seit Monaten verunsichert wohl kaum ein Thema die deutschen mittelständischen Unternehmen so, wie Basel II und das daraus resultierende Rating. Die Unternehmen befürchten, dass sich die Hausbanken abwenden und Kredit, wenn überhaupt noch, dann nur noch nach einem Rating vergeben, bei denen auch interne und vertrauliche Informationen an die Banken preisgegeben werden müssen. Jahre vor dem Inkrafttreten der neuen Basler Eigenkapitalvorschriften müssen die Unternehmen vor Erhalt eines Kredites Zahlen und Fakten über ihre Kapitaldienstfähigkeit offen legen. Unternehmen die dies nicht oder wenig überzeugend tun, müssen mit höheren Fremdkapitalkosten oder gar einer Ablehnung ihres Kreditwunsches rechnen. Für Mittelständische Unternehmen ist es deshalb entscheidend, sich frühzeitig und gründlich auf Basel II vorzubereiten.[1]
2. Mittelstand
2.1 Bedeutung des Mittelstands
Der Mittelstand spielt für Deutschlands Volkswirtschaft eine zentrale Rolle. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass 43,2 Prozent des Gesamtumsatzes in Deutschland, 37,2 Prozent der Wertschöpfung oder 72 Prozent der Bruttoinvestitionen vom Mittelstand getätigt werden. Dazu lernen 83 Prozent der Auszubildenden bei mittelständischen Unternehmen. So kann nachvollzogen werden, wieso die Wettbewerbsfähigkeit der KMU einen bedeutenden Einfluss auf die deutsche Volkswirtschaft hat.[2]
2.2 Derzeitig Finanzierungsstruktur im Mittelstand
Unter der Finanzierungsstruktur eines Unternehmens versteht man die Art und Weise, in der das Unternehmensvermögen finanziert ist. Vor allem die Eigenkapitalausstattung unterscheidet die deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich. Doch lässt sich die Schlussfolgerung, dass deutsche Unternehmen derzeit eine generell suboptimale Eigenkapitalausstattung, die ihre finanzielle Stabilität, ihre Investitionsbereitschaft und ihre Kreditwürdigkeit gefährden würde, daraus allein noch nicht aufweisen. Die Finanzierungsstruktur beruht vielmehr auf deutsche Finanzierungsgewohnheiten und deren Finanzierungssystem. Hiezu zählen das Hausbankprinzip, Insolvenzrecht, Steuersystem, Bilanzvorschriften sowie das relativ hohe Gewicht der Rückstellungen und stillen Reserven in den Bilanzen. Dies erleichterte in der Vergangenheit im Gegensatz zu anderen Ländern die Fremdkapitalaufnahme und verminderte die Notwendigkeit zum Aufbau einer starken Eigenkapitalposition. Durch diesen leichten und günstigen Zugang zu langfristigen Fremdmitteln, konnten die Unternehmen in Deutschland bislang mit weniger Eigenkapital auskommen, als Unternehmen in anderen Ländern. Diese Befunde gelten aber der Vergangenheit an.[3]
In Zukunft werden sich die Finanzierungsstrukturen den Wandel an den Finanzmärkten stellen müssen. Dabei wird bei den Banken ein Ratingurteil über die Kreditvergabe und den Kreditkonditionen entscheiden. Hierfür wird von den mittelständischen Unternehmen verlangt ihre Eigenkapitalposition zu verbessern. Mit dieser verbesserten Methode zur Risikomessung werden die Zinsen der Kreditinstitute mehr und mehr das Einzelrisiko der Kredite reflektieren. Für einen erheblichen Teil des Mittelstands kann sich die Kreditaufnahme vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass das Firmenkundengeschäft für Banken und Sparkassen immer weniger profitabel geworden ist wahrscheinlich verteuern.[4]
Aber auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten werden KMU in Zukunft verstärkt in Erwägung ziehen. Innenfinanzierung, Leasing, Factoring und Beteiligungskapital sind nur einige dieser Möglichkeiten. Für die Masse der kleinen und mittleren Unternehmen wird allerdings für Investitionsfinanzierungen nach wie vor der klassische Bankkredit weiterhin das wichtigste Finanzierungsinstrument bleiben.[5]
3. Internes Rating
3.1 Definition
Ein internes Credit - Rating wird von einer Bank durchgeführt, diese gebraucht das Ratingurteil lediglich für interne Zwecke zum Risikomanagement und Controlling. Ein solches Credit - Rating ist ein standardisiertes, objektives und skaliertes Verfahren, um eine Bewertung der Bonität und damit der Kreditwürdigkeit zu leisten. Es beschreibt die Fähigkeit eines Kreditnehmers in Zukunft seinen Zahlungsverpflichtungen termingerecht und vollständig nachzukommen. Mit der Zielsetzung die Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default, PD) durch intensive Unternehmensanalysen zu ermitteln.[6]
3.2 IRB – Ansatz
Der bankinterne IRB - Ansatz (Internal Rating based Approach) gestattet es Banken, die Bonität sämtlicher Schuldner selbst zu schätzen. Das Vorgehen ist für sechs verschiedene Forderungsklassen unterteilt: Unternehmen, Banken, Staaten, Privatkunden, Projektfinanzierung und Anteile an Unternehmen. Kreditrisiken von Privatkunden sollen im IRB - Ansatz vereinfacht berechnet werden können, diesem Retailbereich können auch kleinere Unternehmen zugeordnet werden, solange das Kreditvolumen unter 1 Mio. Euro liegt und der Jahresumsatz die Grenze von 5 Mio. Euro nicht übersteigt.[7]
In die Kategorie Retailer können neben den Privatkunden, sowie den KMU auch Freiberufler und Gewerbetreibende, eingeordnet werden. Diese Wirtschaftssubjekte können von den Banken in so genannten Retail - Portfolios zusammengefasst werden. Die Retail - Portfolios werden, anstelle der einzelnen umfassenden Bonitätsratings der Unternehmen, als ganzes bewertet und erfahren eine niedrigere Risikogewichtung. Die vorgenommen Diversifikation innerhalb des Portfolios dient der Bank zur Risikoreduzierung.[8]
Die jüngste Entwicklung in der Basel II Diskussion rund um Kredite an KMU stellt das so genannte Mittelstandssegment dar. Damit die Eigenkapitalunterlegung beim Übergang von Retail- zum Unternehmenssegment im IRB – Ansatz nicht zu abrupt ansteigen, soll es Entlastungen für mittelständische Unternehmen (mit einem Umsatz bis 50 Mio. €) geben, die sich nicht für die Retail – Kategorie qualifizieren können. Die Entlastung gegenüber dem Unternehmenssegment soll maximal 20 Prozent betragen und mit steigender Unternehmensgröße abnehmen. Bei den Anforderungen an das interne Rating gelten jedoch dieselben Anforderungen wie bei größeren Unternehmen.[9]
Auf Basis ihrer internen Bonitätsbeurteilung ordnet eine Bank einen Schuldner einer Risikoklasse ihres bankinternen Ratingsystems zu. Für jede Risikoklasse muss die Bank die durchschnittliche Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit (probability of default, PD) schätzen. Die Ausfallwahrscheinlichkeit stellt aber nur einen mehrerer Input-Faktoren zur Bestimmung des Kreditrisikos dar. Weitere Input-Faktoren sind der Verlust im Fall des Kreditausfalls ausgedrückt als Prozentsatz der ausstehenden Forderung (loss given default, LGD), die erwartete Höhe der Forderung im Zeitpunkt des Ausfalls des Schuldners (exposure at default, EAD) und die Restlaufzeit der Forderung (Effective Maturity, M). Aufgrund der Schwierigkeit, verlässliche Schätzungen für den Faktor LGD je Fazilität zu ermitteln, schlägt das Zweite Konsultationspapier zwei alternative Versionen des IRB-Ansatzes vor.[10]
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[1] Vgl. Fieten, Robert: Rating – Strategien für den Mittelstand, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2003, S.14
[2] Vgl. Niederdrenk, Ralph: Kreditnotstand oder Eigenkapitalchance, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.10.2003, S.22
[3] Vgl. Mittelstands Monitor 2003: Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, S.59ff
[4] Vgl. Mittelstands Monitor 2003: Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, S.68ff
[5] Vgl. Mittelstands Monitor 2003: Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, S.80ff
[6] Vgl. Gleißner, Werner: Leitfaden Rating: Basel II: Rating Strategien für den Mittelstand, München, 2002, S.11
[7] Vgl. Deutsche Bundesbank: Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II), in Monatsbericht April 2001, Frankfurt/Main, 2001, S.24
[8] Vgl. Eiserle, Patrick: Retailportfolios – ein wichtiger, neuer Aspekt von Basel II, in: bfinance, 19.02.2002
[9] Vgl. Dr. Taistra, Gregor: Basel II – aktueller Stand und Auswirkungen auf die Mittelstandsfinanzierung, in KfW – Arbeitspapier, Februar 2003, S.10
[10] Vgl. Dr. Paetzmann, Karsten: Basel II – Inhalt und Bedeutung für die Kreditpraxis, im Internet unter www.forderungsmanagement.com/02_infopool/0201_fachbeitraege/Basel_II.doc, Stand 20.11.03