Die europäische Industriestadt gehört heute schon längst der Vergangenheit an. Industrie-
und Gewerbebrachen sind Ergebnis und sichtbarer Ausdruck des städtischen
Strukturwandels. Selbst in den ehemals sehr industriell geprägten Städten
des Ruhrgebiets, beispielsweise in Dortmund, ist die Zahl der Arbeitsplätze im
Dienstleistungssektor weitaus höher als die der im produzierenden Gewerbe Tätigen.
(vgl. Pesch 1997)
Mit Beginn der Industrialisierung kam es innerhalb der Siedlungsstruktur zu einer
Zentralisierung, was in erster Linie an den damals immobilen Produktions- und
Standortfaktoren (Energie, Transportmöglichkeiten etc.) lag. Der zunehmende technische
Fortschritt führte sowohl zu einer Expansion der Gewerbe als auch zu einer
geringer werdenden Bindung an Produktions- und Standortfaktoren und somit zuerst
zu einer Verlagerung der Gewerbe an den Rand, später in das Umland der Agglomerationen.
(Haggett, S. 439 ff.)
Die durch diesen Strukturwandel frei gewordenen Flächen bieten seit Beginn der
Industrialisierung erstmals wieder die Chance für eine aktive Stadtentwicklung. Defizite
in der Infrastruktur können abgebaut, Insellagen beseitigt und somit neue stadträumliche
Qualitäten geschaffen werden.
Als Nutzungsmöglichkeiten bietet sich Wohnen, Arbeitsplätze und Freiräume an,
wobei das Optimum in einer Mischform aller drei genannten Nutzungsmöglichkeiten
liegt. Das vielseitig diskutierte Konzept der ökonomischen, ökologischen und sozialen
Nachhaltigkeit steht dabei an oberster Stelle. Die höchste Priorität ist dabei allerdings
auf die Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze zu legen, da in den meisten
Fällen die Arbeitsplätze der ursprünglichen Nutzung durch den Strukturwandel verloren
gingen. (vgl. Pesch 1997, S. 135 ff.)
Diese Arbeit soll zunächst neben einer Definition des Begriffs „Gewerbebrache“ die
Ursachen ihrer Entstehung aufzeigen. Danach folgen neben einem Überblick über
die Konzepte, Strategien und Instrumente des Flächenrecyclings auch die Probleme
und vor allen Dingen die Chancen, die sich in Anbetracht des Themas Flächenrecycling
auf Gewerbe-brachen darlegen. Anhand eines Beispiels, dem Gewerbepark „Ilseder
Hütte“, soll kurz die praktische Vorgehensweise bei der Realisierung eines
Flächenrecyclingprojekts aufgezeigt werden. Letztendlich werden vor dem Schlußresümee
noch Lösungsansätze zur Vermeidung der Entstehung von Brachflächen
aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition und Ursachen der Entstehung von Gewerbebrachen
- 3. Flächenrecycling
- 3.1 Erhöhter Flächenbedarf trotz stagnierender Wirtschaft?
- 3.2 Probleme bei der Umsetzung des Flächenrecyclings
- 3.3 Die Chancen des Flächenrecyclings
- 3.4 Strategien und Instrumente des Brachflächenrecyclings
- 4. Ein Beispiel neuer Nutzungen altindustrieller Gewerbebrachen: Der Gewerbepark „Ilseder Hütte“ (Niedersachsen)
- 5. Lösungsansätze zur Vermeidung von Brachflächenentstehung
- 6. Schlußresümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Gewerbebrachen, die als Ergebnis des Strukturwandels in der europäischen Industriestadt entstanden sind. Ziel ist es, die Ursachen für das Brachfallen von Gewerbeflächen zu analysieren, die Konzepte, Strategien und Instrumente des Flächenrecyclings zu beleuchten sowie die Chancen und Probleme, die sich in diesem Zusammenhang ergeben, darzulegen. Außerdem soll ein Beispiel für die praktische Umsetzung eines Flächenrecyclingprojekts vorgestellt werden.
- Definition und Ursachen der Entstehung von Gewerbebrachen
- Konzepte, Strategien und Instrumente des Flächenrecyclings
- Chancen und Probleme des Flächenrecyclings
- Praktische Umsetzung eines Flächenrecyclingprojekts am Beispiel des Gewerbeparks „Ilseder Hütte“
- Lösungsansätze zur Vermeidung von Brachflächenentstehung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung skizziert den Kontext der Arbeit und stellt die Problematik der Gewerbebrachen als Folge des städtischen Strukturwandels dar. Sie betont die Bedeutung des Flächenrecyclings als Instrument zur aktiven Stadtentwicklung und die Notwendigkeit der Schaffung zukunftssicherer Arbeitsplätze.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Gewerbebrache“ und analysiert die Ursachen für das Brachfallen von Flächen. Es werden sowohl Gründe für die Aufgabe eines Gewerbestandortes als auch Faktoren, die einer Wiedernutzung entgegenstehen, behandelt. Im Fokus stehen die Auswirkungen des Strukturwandels, planungs- und immissionsschutzrechtliche Auflagen sowie die Rolle der betriebswirtschaftlichen Kostengrößen.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel widmet sich dem Konzept des Flächenrecyclings. Es werden die verschiedenen Strategien und Instrumente diskutiert, die zur Umnutzung von Gewerbebrachen eingesetzt werden können. Darüber hinaus werden die Chancen und Probleme des Flächenrecyclings beleuchtet.
- Kapitel 4: Das Kapitel präsentiert ein Praxisbeispiel für die Neunutzung einer altindustriellen Gewerbebrache: Der Gewerbepark „Ilseder Hütte“ in Niedersachsen. Es werden die verschiedenen Aspekte der Realisierung eines Flächenrecyclingprojekts illustriert.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel stellt Lösungsansätze zur Vermeidung von Brachflächenentstehung vor. Es werden Maßnahmen diskutiert, die den Strukturwandel in Städten positiv beeinflussen und die Entstehung neuer Gewerbebrachen verhindern können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Gewerbebrachen, Flächenrecycling, Strukturwandel, Stadtentwicklung, Altlasten, immissionsschutzrechtliche Auflagen, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit sowie Arbeitsplatzförderung. Weitere wichtige Begriffe sind: Gewerbepark, „Ilseder Hütte“, Industriestandort, Nutzungsänderung, Revitalisierung und Brownfield.
- Quote paper
- Jörg Scharfenberger (Author), 2002, Flächenrecycling auf Gewerbebrachen - Konzepte, Probleme, Beispiele, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23988