„Europäische Identität“ gehört zu jener Gattung politischer Begriffe, über deren Nützlichkeit erheblich abweichende Auffassungen bestehen. Eine skeptische Sicht versteht eine derartige Kategorie als eine Modeerscheinung, mit deren Hilfe man bekannte Beobachtungen und Analysen neu etikettiert, ohne einen Erkenntnisgewinn zu erreichen. Die Häufigkeit der Verwendung des Substantivs »Identität«, nicht nur in der Alltagssprache, sondern auch im politikwissenschaftlichen Diskurs, lässt auf eine selbstverständliche Übereinkunft schließen, was denn damit überhaupt gemeint ist. Doch ist hinter der Chiffre „Identität“ weder ein abgrenzbares Thema noch eine identifizierbare theoretische Orientierung erkennbar, vielmehr scheint es sich um einen Schlüsselbegriff zu handeln, dessen Nutzen gerade in seiner Polyvalenz und seiner spezifischen Appellqualität liegt.
Wer sich auf die Suche nach der europäischen Identität begibt, stößt auf eine breite und dichte Debatte, welche ein gleichzeitig konturenreiches wie diffuses Bild von Europäischer Identität entstehen lässt. Ähnlich ist es bei einem Definitionsversuch von „Europa“. Zu kompliziert und zu widersprüchlich sind die historischen Entwicklungslinien, zu vielschichtig sind die Ergebnisse, zu vielfältig die politischen und kulturellen Faktoren, als dass man dies alles auf einfache, plakative Formeln verkür-zen könnte. Das Leitmotiv „Einheit in der Vielfalt“ musste immer wieder über Einwände und Widersprüche hinweghelfen. Die Fragen sind geblieben und angesichts der aktuellen Entwicklungen haben sie eine neue Form angenommen. Man beschränkt sich nicht mehr auf die geographische Prüfung, sondern sucht nach der politischen, kulturellen und geistigen Identität Europas.
Allerdings scheinen sich die Fragen bei dieser Suche nicht gerade zu erschöpfen: Brauchen wir denn eine spezielle „Europäische Identität“? Welche Instrumente sind geeignet, „Europäische Identität“ zu entwickeln und zu stärken? Soll europäische Identität die nationale ersetzen, oder kommt europäische Identität hinzu, ohne bestehende Identitäten aufzulösen? Diese Hausarbeit versucht diesen Fragen nachzugehen und einen Einblick in die aktuelle Forschungslage zur Europäischen Identität zu vermitteln. Dabei soll zudem untersucht werden, inwieweit eine „politische Identität“ Europas definierbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Anwendung des Begriffs „Europäische Identität“
- 2. Wissenschaftliche Definitionsansätze
- 2.1 Begriffsbestimmung: „Identität“
- 2.2 „Politische Identität“
- 3. Die politische Identität Europas
- 3.1 Das gemeinsame Herkunftsbewusstsein
- 3.2 Die gegenwärtige Ortsbestimmung
- 3.3 Die gemeinsamen Zielprojektionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage der Europäischen Identität. Sie untersucht, inwieweit eine „politische Identität“ Europas definierbar ist und analysiert die verschiedenen Bemühungen der Europäischen Union (EU), ihre Identität zu definieren und auszudrücken. Die Arbeit befasst sich mit der Anwendung des Begriffs „Europäische Identität“ in den Verträgen und analysiert die verschiedenen Definitionsansätze der wissenschaftlichen Diskussion zur Klärung von „Identität“, insbesondere „politischer Identität“.
- Die Anwendung des Begriffs „Europäische Identität“ in der EU
- Verschiedene Definitionsansätze von „Identität“ und „politischer Identität“
- Die Bestimmung der Europäischen Identität unter Einbezug der dargestellten Herangehensweisen
- Die Rolle der europäischen Identität als Integrationsfaktor
- Die Bedeutung der europäischen Identität in der Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel eins gibt einen Überblick über die verschiedenen Bemühungen der Europäischen Union (EU), ihrer Identität Ausdruck zu verleihen, und untersucht die Anwendung des Begriffs in den Verträgen. Es analysiert die 1973 verabschiedete Erklärung zur „Europäischen Identität“ und zeigt die Rolle des Begriffs im Vertrag über die Europäische Union auf.
Kapitel zwei stellt die unterschiedlichen Definitionsansätze vor, die in der wissenschaftlichen Diskussion zur Klärung von „Identität“, speziell „politischer Identität“, herangezogen werden.
Kapitel drei versucht, die Europäische Identität zu bestimmen, unter Einbezug der dargestellten Herangehensweisen zur Beschreibung von „Identität“.
Schlüsselwörter
Europäische Identität, politische Identität, Integration, EU-Verträge, Definitionsansätze, gemeinsames Erbe, europäische Werte, gemeinsame Ziele, nationale Identität, Subsidiarität.
- Arbeit zitieren
- Clara La Terra (Autor:in), 2004, Die politische Identität Europas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24028