Zwei Vorraussetzungen waren nötig, um der Druckpublizistik zum Durchbruch zu verhelfen. In früherer Zeit wurde Erlebtes meist mündlich überliefert. Dabei ist der Sachverhalt laufend verändert worden. Einiges wurde teils unwissentlich weggelassen oder verändert, Neues wurde hinzugedichtet. Im Laufe der gesellschaftlichen und sozialen Veränderung des Menschen kam es ab dem 14. Jahrhundert aber zu einem Wandel des Kommunikationsverhaltens auf breiter Basis: Das geschriebene Wort reihte sich neben die Sprache als Mittel der Verständigung ein. Zum Zweiten trug die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 ganz wesentlich zur Verbreitung von Druckerzeugnissen, insbesondere der Zeitung bei. Dank seines Druckverfahrens mit Druckpresse und beweglichen aus Blei gegossenen Lettern konnte die Produktionsgeschwindigkeit deutlich erhöht werden. Doch seit ihren Anfängen ist die Druckpublizistik einer mehr oder weniger strengen Zensur ausgesetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Verstöße gegen geltende Moralvorstellungen, Angriffe auf Kirche oder Staat, vermeintliche Unruhestiftung in der Bevölkerung und Ehrverletzungen. Der Kampf von Pressefreiheit und Zensur, bei dem mal die eine Seite, mal die andere ein Scharmützel gewinnt, dauert bis heute an, denn nicht überall auf der Welt ist dieses schon 1785 von Wieland als elementares Menschenrecht angesehene Gut grundsätzlich festgeschrieben und etabliert. Im Gegenteil: Die Ereignisse seit dem 11. September 2001 lassen manchen Autoren und Verleger wieder deutlich die Knute der Zensur spüren.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Situation von Presse und Zensur um das Jahr 1800. Sie begleitet die Druckpublizistik von ihren Anfängen bis zu den Ereignissen, die beginnend im Jahre 1789 das Weltbild des Menschen nachhaltig veränderten. Sie verfolgt den Weg der Presse durch die Wirren der Französischen Revolution und die Herrschaft Napoleon Bonapartes bis hin zum Wiener Kongress und der Restauration. Dabei richtet sich das Augenmerk auf Deutschland und – mit Beginn der Revolution – auf Frankreich. Doch wird punktuell auch die Situation im restlichen Europa sowie in den noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika untersucht. Sie gibt somit einen Überblick über die vielen Hindernisse, welche die Duckpublizistik zu überwinden hatte, bis die Pressefreiheit endlich Eingang in die staatlichen Verfassungen gefunden hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung von Presse und Literatur im Kampf mit der Zensur von den Anfängen im 15. Jahrhundert bis zum Beginn der Aufklärung
- Presse und Zensur im Zeichen der Aufklärung und die deutschen Klassiker
- Preußen und Österreich im Spannungsfeld von Pressefreiheit und Zensur
- Liberalisierung des Presserechts in Amerika und Europa
- Presse und Zensur unter der Trikolore
- Literatur und Presse zur Zeit Napoleon Bonapartes
- Schrifttum gegen Napoleon
- Presse und Zensur in Zeiten der Restauration
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Situation von Presse und Zensur um das Jahr 1800. Sie verfolgt den Weg der Druckpublizistik von ihren Anfängen bis zu den Ereignissen, die beginnend im Jahre 1789 das Weltbild des Menschen nachhaltig veränderten. Dabei wird der Fokus auf Deutschland und – mit Beginn der Revolution - auf Frankreich gerichtet.
- Die Entwicklung von Presse und Literatur im Kampf mit der Zensur.
- Die Auswirkungen der Aufklärung auf die Pressefreiheit und Zensur.
- Die Situation von Presse und Zensur in verschiedenen europäischen Ländern und in den Vereinigten Staaten von Amerika.
- Die Rolle der Presse während der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleon Bonapartes.
- Die Herausforderungen und Hindernisse, die die Druckpublizistik zu überwinden hatte, bis die Pressefreiheit in den staatlichen Verfassungen Eingang fand.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die zwei Voraussetzungen für den Durchbruch der Druckpublizistik vor: die zunehmende Bedeutung des geschriebenen Wortes und die Erfindung des Buchdrucks. Zudem wird die ständige Auseinandersetzung zwischen Pressefreiheit und Zensur erläutert, die bis heute andauert.
- Entwicklung von Presse und Literatur im Kampf mit der Zensur: Dieses Kapitel beleuchtet die Anfänge der Zensur im 15. Jahrhundert, die Einführung der Vorzensur durch die Kirche und die Etablierung eines Aufsichtssystems im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der Kampf gegen unerwünschte Literatur und die verschiedenen Formen der Zensur werden beschrieben.
- Presse und Zensur im Zeichen der Aufklärung: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Aufklärung auf die Presse und Zensur. Die Bedeutung der Pressefreiheit als elementares Menschenrecht wird hervorgehoben und die Entwicklung des Verlagswesens im 18. Jahrhundert wird dargestellt.
- Preußen und Österreich im Spannungsfeld von Pressefreiheit und Zensur: Dieses Kapitel befasst sich mit der Situation von Presse und Zensur in Preußen und Österreich. Die unterschiedlichen politischen Systeme und die jeweiligen Zensurpraktiken werden beleuchtet.
- Liberalisierung des Presserechts in Amerika und Europa: Dieses Kapitel analysiert die Liberalisierung des Presserechts in Amerika und Europa im späten 18. Jahrhundert. Die Auswirkungen der Amerikanischen Revolution und der Französischen Revolution auf die Pressefreiheit werden erörtert.
- Presse und Zensur unter der Trikolore: Dieses Kapitel beleuchtet die Situation von Presse und Zensur während der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleon Bonapartes. Die Entwicklung der Presse in Frankreich und die Zensurmaßnahmen der napoleonischen Regierung werden dargestellt.
- Literatur und Presse zur Zeit Napoleon Bonapartes: Dieses Kapitel untersucht die Literatur und Presse zur Zeit Napoleon Bonapartes. Die vielfältigen Meinungen und Positionen der Zeit werden beleuchtet und die Auswirkungen der napoleonischen Herrschaft auf die Kulturlandschaft werden analysiert.
- Schrifttum gegen Napoleon: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Schrifttum gegen Napoleon. Die verschiedenen Formen des Widerstands gegen die napoleonische Herrschaft werden beschrieben und die Bedeutung der politischen Satire und Karikatur wird untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Pressefreiheit, Zensur, Druckpublizistik, Aufklärung, Französische Revolution, Napoleon Bonaparte, Wiener Kongress, Restauration, Deutschland, Frankreich und Amerika. Die wichtigsten Akteure sind dabei die geistliche und weltliche Macht, sowie die jeweiligen Zensurbehörden und -praktiken. Weitere wichtige Begriffe sind Vorzensur, Nachzensur, Druckprivilegien, Buchdruck, Flugschriften, Reichshofrat und Wahlkapitulation.
- Arbeit zitieren
- Martin Schröder (Autor:in), 2004, Presse und Zensur um das Jahr 1800, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24064