In den 60er Jahren wurde das Konzept zur Hypothese der effizienten Märkte (EMH1) von
Fama entwickelt. Innerhalb dieses Konzeptes werden Finanzmärkte als effizient bezeichnet,
wenn die Preise der Wertpapiere dem zu diesem Zeitpunkt verfügbarem Informationsstand
entsprechen.2 Es folgten mehrere theoretische Beweise, die, unterstützt von einer großen
Anzahl empirischer Studien, die Aussagen der EMH bekräftigten.
In den 80er Jahren führten verschiedene Untersuchungen an Finanzmärkten sowie neue
theoretische Ansätze zu ersten Zweifeln an der uneingeschränkten Gültigkeit der zentralen
Faktoren der EMH, die die Effizienz der Finanzmärkte aufrecht erhalten sollten. Es
entwickelte sich ein neuer, alternativer Denkansatz, um die Geschehnisse an den
Finanzmärkten zu erklären sowie abzubilden. Dieser neue Ansatz nennt sich Behavioral
Finance und bezieht unter psychologischen Gesichtspunkten das mögliche Verhalten von
Investoren in die Überlegungen zur Entwicklung von Wertpapierpreisen mit ein. Es wird im
Gegensatz zur EMH nicht mehr erwartet, dass ein Markt effizient ist.3
Bestandteil der Theorie der Behavioral Finance sind Modelle zur Art und weise der
Wertpapierpreisbildung. In dieser Seminararbeit wird sich mit einem Modell der
Investorenstimmung auseinandergesetzt, welches die Zusammenhänge zwischen dem
Glauben der Investoren an bestimmte Beobachtungen sowie dessen Zustandekommen und der
Wertpapierpreisbildung beschreibt. Das Ziel der Arbeit ist es, das Modell in den
Gesamtzusammenhang einzuordnen, es zu beschreiben sowie praktische
Anwendungsmöglichkeiten zu erläutern. Dazu werden in einem ersten Schritt einige
Grundlagen der EMH erläutert. In einem zweiten Schritt werden empirisch belegte
Phänomene an Finanzmärkten sowie psychologische Verhaltensweisen erläutert, die die Basis
des Modells bilden. Im Anschluß erfolgt eine informelle und mathematische Beschreibung
des Modells sowie abschließend eine darauf aufbauende Eröterung von Möglichkeiten zu
Simulationen mit Hilfe des vorgestellten Modells.
1 Die Abkürzung EMH orientiert sich an der englischsprachigen Bezeichnung Efficient Market Hypothesis, da
die Theorie an der University of Chicago entwickelt wurde.
2 Vgl. Shleifer, A. (2000), S. 1 sowie Fama, E. (1970).
3 Vgl. Shleifer, A: /(2000), S. 1f.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein Modell der Investorenstimmung
- Grundsätzliches
- Unterreaktion und Überreaktion – Empirisch belegte Phänomene an Wertpapiermärkten
- Konservatismus und Repräsentativität – Psychologische Aspekte zum Verhalten von Investoren
- Einführung eines Modells der Investorenstimmung
- Beschreibung des Modells
- Simulationsmöglichkeiten mit dem Modell der Investorenstimmung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit einem Modell der Investorenstimmung, das die Zusammenhänge zwischen dem Glauben der Investoren an bestimmte Beobachtungen, deren Entstehung und der Wertpapierpreisbildung beschreibt. Das Ziel der Arbeit ist es, das Modell in den Gesamtzusammenhang einzuordnen, es zu beschreiben und praktische Anwendungsmöglichkeiten zu erläutern.
- Die Rolle der Investorenstimmung in der Wertpapierpreisbildung
- Die empirischen Phänomene der Unterreaktion und Überreaktion an Finanzmärkten
- Psychologische Aspekte des Investorenverhaltens, wie Konservatismus und Repräsentativität
- Die Beschreibung und Anwendung des Modells der Investorenstimmung
- Simulationsmöglichkeiten mit dem Modell
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt das Konzept der Efficient Market Hypothesis (EMH) vor und beleuchtet die Entwicklung des Denkansatzes der Behavioral Finance als Alternative zur EMH. Es wird auch die Rolle des Modells der Investorenstimmung im Kontext der Behavioral Finance erklärt.
- Ein Modell der Investorenstimmung - Grundsätzliches: Dieses Kapitel beschreibt die Grundprinzipien der EMH und die drei Annahmen, die ihr zugrunde liegen. Es werden auch verschiedene Formen der EMH, wie die schwache Form, erläutert.
- Ein Modell der Investorenstimmung - Unterreaktion und Überreaktion: Dieses Kapitel beleuchtet empirisch belegte Phänomene an Wertpapiermärkten, die von der EMH nicht vollständig erklärt werden können, wie Unterreaktion und Überreaktion auf neue Informationen.
- Ein Modell der Investorenstimmung - Konservatismus und Repräsentativität: Dieses Kapitel untersucht psychologische Aspekte, die das Verhalten von Investoren beeinflussen und zu den beobachteten Phänomenen an Finanzmärkten beitragen, wie Konservatismus und Repräsentativität.
- Ein Modell der Investorenstimmung - Einführung des Modells: Dieses Kapitel führt das Modell der Investorenstimmung ein und beschreibt seine Funktionsweise sowie die Möglichkeiten zur Simulation mit dem Modell.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Investorenstimmung, Wertpapierpreisbildung, Behavioral Finance, Efficient Market Hypothesis (EMH), Unterreaktion, Überreaktion, Konservatismus, Repräsentativität, Simulation.
- Quote paper
- Ingo Peper (Author), 2003, Ein Modell der Investorenstimmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24133