Es ist offensichtlich, dass sich Gewerkschaften und Verbände in der Bundesrepublik Deutschland aktuell in großen Schwierigkeiten befinden. Die Krise dieser intermediären Instanzen wird in den Medien nahezu täglich ausgerufen. Als Gründe lassen sich gravierende Strukturprobleme identifizieren. Betrachtet man die Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Vergangenheit, wird deutlich, dass es keineswegs übertrieben ist, von einer Strukturkrise zu sprechen. Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerverbände sind davon gleichermaßen betroffen. Beide Seiten haben bei ihren Mitgliedern zunehmend an Akzeptanz und damit auch an Einfluss verloren. Wenn man Einschätzungen von Verbands- und Gewerkschaftsfunktionären hört, wird meist ein sehr negatives Bild der derzeitigen Lage gezeichnet. Bei der Analyse der Probleme werden häufig monokausale Erklärungsversuche zu Rate gezogen. Erklärungen verstecken sich oftmals hinter dem schwer fassbaren Stichwort Globalisierung.
In der vorliegenden Arbeit sollen die Auswirkungen der Globalisierungsprozesse auf Gewerkschaften und Verbände differenziert betrachtet werden. Das heißt, es wird einerseits der Frage nachgegangen, inwieweit sich die Globalisierung für die beschriebene Strukturkrise verantwortlich zeigt, auf der anderen Seite wird auch analysiert werden, welche intern generierten Problemfaktoren zur heutigen Situation beigetragen haben. Sind also eher die externen Umwälzungsprozesse für die Krise verantwortlich oder sind die Probleme durch Fehler in der Binnenstruktur der Organisationen entstanden? Wie bedingen sie einander?
Im ersten Teil der Arbeit findet die Auseinandersetzung mit den exogenen Faktoren statt, während im zweiten auf die endogenen Faktoren eingegangen wird. Da man bereits vorwegnehmen kann, dass beide Dimensionen für die negative Entwicklung des Verbandswesens mit verantwortlich gemacht werden können, also eine alleinige Verantwortung der Globalisierungsprozesse eindeutig negiert werden kann, wird in diesem Zusammenhang auch die Frage Eingang finden, welche positiven Effekte und Chancen sich im Zuge der Globalisierung für die einzelnen Organisationen ergeben können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Exogene Faktoren der Verbandssystemkrise
- Die Fragmentierung der Gewerkschaften und Verbände
- Die Auflösung institutioneller Arrangements
- Die Denationalisierung
- Endogene Faktoren der Verbandssystemkrise
- Positive/ negative Globalisten
- Industrieverbände
- Arbeitgeberverbände
- Gewerkschaften
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Auswirkungen der Globalisierungsprozesse auf Gewerkschaften und Verbände in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wird untersucht, inwiefern die Globalisierung für die beobachtete Strukturkrise verantwortlich ist, und welche intern generierten Faktoren zur heutigen Situation beitragen. Die Arbeit untersucht auch die positiven Effekte und Chancen, die sich im Zuge der Globalisierung für die einzelnen Organisationen ergeben können.
- Die Fragmentierung der Gewerkschaften und Verbände durch sinkende Mitgliederzahlen und die Umwälzung traditioneller Beschäftigungsmuster.
- Die Erosion institutioneller Arrangements durch das Aufkommen transnationaler Konzerne und die Abwanderung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer.
- Die Rolle der Denationalisierung und die Herausforderungen für die Interessenvertretung in einem globalisierten Kontext.
- Die Bedeutung von intern generierten Faktoren für die Verbandssystemkrise, wie z.B. die Anpassungsfähigkeit an neue Arbeitsformen und die interne Organisation.
- Die Identifizierung von positiven Effekten und Chancen, die sich durch die Globalisierung für Gewerkschaften und Verbände ergeben können.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Problematik der Strukturkrise von Gewerkschaften und Verbänden in Deutschland beleuchtet. Dabei wird die Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Vergangenheit betrachtet und die Gründe für den Rückgang der Akzeptanz und des Einflusses der intermediären Instanzen analysiert.
Das zweite Kapitel widmet sich den exogenen Faktoren der Verbandssystemkrise. Hier werden die Fragmentierung der Gewerkschaften und Verbände, die Auflösung institutioneller Arrangements und die Denationalisierung als wichtige Treiber des Strukturwandels untersucht.
Im dritten Kapitel werden endogene Faktoren der Verbandssystemkrise betrachtet. Hierbei stehen die Herausforderungen und Chancen der Globalisierung für verschiedene Akteure im Fokus, wie z.B. positive/negative Globalisten, Industrieverbände, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften.
Der vierte Teil fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und beleuchtet die zentralen Schlussfolgerungen der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Herausforderungen der Globalisierung für Gewerkschaften und Verbände. Zentrale Themen sind die Fragmentierung von Interessenvertretungen, die Erosion institutioneller Arrangements, die Denationalisierung und die Bedeutung von intern generierten Faktoren für die Anpassungsfähigkeit von Organisationen. Die Analyse beleuchtet auch die Rolle von global players, die Macht von multinationalen Konzernen und die Bedeutung von Standortfaktoren.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Siegert (Autor:in), 2003, Gewerkschaften und Verbände in der Globalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24194