Emile Zolas L’Assomoir ist der erste Roman des Zyklus Les Rougon-Macquart, der ausschließlich
in einem proletarischen Milieu spielt. Er handelt von der Wäscherin Gervaise, die
in Paris mit ihrem Ehemann ein kurzes Glück erlebt. Als Coupeau jedoch nach einem Arbeitsunfall
alkoholabhängig wird, zerbricht die Protagonistin an ihrem Schicksal und stirbt
schließlich vollkommen verarmt unter einer Treppe.
Der Autor verwendet in seinem Werk zahlreiche narrative Verfahren zur Entfaltung von Milieu
und Atmosphäre. Ziel der Hausarbeit ist es, diese Verfahren herauszuarbeiten und zu untersuchen,
wie Zola mit ihrer Hilfe unterschiedliche Atmosphären erzeugt. Eine wichtige Rolle
spielen hierbei die verschiedenen Räume, die Chronotopoi, die mehrere Funktionen haben.
Daher werde ich zu Beginn meiner Hausarbeit zwei Theorien zum Chronotopos-Begriff vorstellen,
nämlich die von Lotman und die von Bachtin. Anschließend möchte ich einen Überblick
über die wichtigsten narrativen Verfahren geben, die der Autor in seinem Roman
L’Assomoir verwendet. Ich werde danach zeigen, wie mit ihrer Hilfe Atmosphäre erzeugt wird,
und zwar anhand von vier Räumen. Hierfür habe ich zunächst Paris und seine Straßen ausgewählt.
Die Stadt ist das übergreifende Milieu, in das die Handlung eingebettet ist und das
die Figuren prägt. Desweiteren werde ich das Mietshaus beschreiben, in dem die Hauptperson
Gervaise die meiste Zeit wohnt. Hier werden die schlechten Lebensbedingungen der Arbeiter
im 19. Jahrhundert besonders deutlich. Als nächstes stelle ich den Laden von Madame
Coupeau vor, der sich im Laufe des Buches ändert. Ich habe ihn ausgewählt, weil er, zumindest zu Beginn, einer der wenigen positiv beschriebenen Chronotopoi ist. Als letztes möchte
ich noch auf die Kneipe L’Assomoir eingehen. Man sieht schon daran, dass sie gleichnamig
mit dem Titel ist, dass sie eine zentrale Rolle spielt. Sie steht symbolisch für den Alkohol und
stellt dessen Bedrohung dar. Zum Schluss werde ich die Thematik behandeln, welche Auswirkungen
es hat, dass Zola in jedem Raum mit den gleichen Verfahren arbeitet. Es stellt sich
die Frage, ob dadurch nicht die Gefahr besteht, dass der Roman für den Leser langweilig
wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorien zum Chronotopos-Begriff
- Chronotopos nach Lotman
- Chronotopos nach Bachtin
- Überblick über die narrativen Verfahren
- Wichtige Chronotopoi
- Der Chronotopos Paris und seine Straßen – Vereinnahmender Moloch
- Der Chronotopos Mietshaus – Das Leben der Arbeiter in Armut
- Der Chronotopos Laden - Spiegelbild von Gervaises Entwicklung
- Der Chronotopos L'Assomoir - Alkohol als Bedrohung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die narrativen Verfahren, die Emile Zola in seinem Roman "L'Assomoir" verwendet, um das Milieu und die Atmosphäre des Proletariats in Paris im 19. Jahrhundert zu schildern. Dabei wird untersucht, wie verschiedene Räume, die sogenannten Chronotopoi, als Mittel zur Gestaltung unterschiedlicher Atmosphären fungieren. Die Arbeit beleuchtet die Theorien zum Chronotopos-Begriff von Lotman und Bachtin und zeigt anschließend anhand von vier Räumen auf, wie Zola die Atmosphäre des Romans gestaltet.
- Chronotopos-Begriff nach Lotman und Bachtin
- Narrative Verfahren in "L'Assomoir"
- Gestaltung der Atmosphäre durch Chronotopoi
- Die Rolle von Paris als übergeordnetes Milieu
- Die Darstellung der Armut und Lebensbedingungen der Arbeiter
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Roman "L'Assomoir" ist der erste Teil von Zolas "Les Rougon-Macquart"-Zyklus und schildert das Leben der Wäscherin Gervaise im proletarischen Milieu von Paris. Gervaise erfährt mit ihrem Ehemann Coupeau ein kurzes Glück, welches durch Coupeaus Alkoholabhängigkeit zerstört wird. Die Hausarbeit analysiert die narrativen Verfahren, die Zola zur Gestaltung von Milieu und Atmosphäre einsetzt und zeigt, wie er unterschiedliche Atmosphären durch den Einsatz von Räumen, den sogenannten Chronotopoi, erzeugt.
Theorien zum Chronotopos-Begriff
Die Arbeit stellt die Chronotopos-Theorien von Lotman und Bachtin vor. Lotman definiert den Raum als eine Gesamtheit homogener Objekte, zwischen denen Relationen bestehen, die den räumlichen Relationen ähneln. Die Grenze zwischen den Räumen ist für ihn unüberwindbar, außer für den "Helden". Bachtin hingegen beschreibt den Chronotopos als ein bedeutungsvolles Raum-Zeit-Gefüge, das kulturell spezifisch, genrespezifisch und kulturhistorisch wandelbar ist. Durch die Beschreibung des Raums wird die Zeit deutlich und der Chronotopos erhält immer einen emotionalen Wert.
Überblick über die narrativen Verfahren
Die Arbeit erläutert die wichtigsten narrativen Verfahren, die Zola in "L'Assomoir" verwendet, darunter Wiederkehrende semantische Wortfelder (Schmutz, Dreck, Zerfall, Tod/Krankheit, Enge/Gefangensein), Farben, Metaphern, Vergleiche, Synästhesie, Personifizierung, Animalisierung und Verdinglichung.
Wichtige Chronotopoi
Der Chronotopos Paris und seine Straßen – Vereinnahmender Moloch
Paris ist ein wichtiger Chronotopos in Zolas Romanen, der die Protagonisten prägt und den Rahmen des Romanzyklus darstellt. Die Stadt steht für die Industrialisierung und wird in "L'Assomoir" bereits im ersten Kapitel als negatives, bedrohliches Milieu dargestellt. Der Leser wird durch Synästhesie in die düstere Atmosphäre von Paris mit all seinen Sinnen eingebunden. Die Verwendung von Wortfeldern wie Tod/Krankheit und Schmutz verstärkt die negative Stimmung. Die Arbeiter werden animalisiert, verdinglicht und als Masse beschrieben, was die schlechte Lebensbedingungen und die Wertlosigkeit der Arbeiterklasse verdeutlicht. Paris wird antropomorphisiert und als ein Monster dargestellt, das die Arbeiter verschlingt und die menschliche Natur zerstört.
Der Chronotopos Mietshaus – Das Leben der Arbeiter in Armut
Das Mietshaus, in dem Gervaise die meiste Zeit wohnt, spiegelt die schlechten Lebensbedingungen der Arbeiter im 19. Jahrhundert wider. Die beschränkten räumlichen Verhältnisse und die unzureichende Hygiene schaffen eine bedrückende Atmosphäre.
Der Chronotopos Laden - Spiegelbild von Gervaises Entwicklung
Der Laden von Madame Coupeau ist einer der wenigen positiv beschriebenen Chronotopoi zu Beginn des Romans. Er symbolisiert Gervaises Selbständigkeit und Hoffnung. Im Laufe des Romans verändert sich der Laden jedoch, und spiegelt Gervaises fortschreitenden Niedergang wider.
Der Chronotopos L'Assomoir - Alkohol als Bedrohung
Die Kneipe L'Assomoir, die nach dem Roman benannt ist, spielt eine zentrale Rolle. Sie steht symbolisch für den Alkohol, der zu Gervaises und Coupeaus Untergang führt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Chronotopos, Raum, Zeit, Atmosphäre, Milieu, narrative Verfahren, Industrialisierung, Proletariat, Armut, Lebensbedingungen, Arbeiter, Paris, L'Assomoir, Alkohol, Tod, Schmutz, Zerfall, Gervaise, Coupeau.
- Arbeit zitieren
- Christina Döpfert (Autor:in), 2003, Narrative Verfahren zur Entfaltung von Milieu und Atmosphäre in Zolas L'Assomoir, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24375