[...] Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ Ende 1989 kam es in den Transformationsstaaten
Mittel- und Osteuropas zu einem fundamentalen Wandel, der noch wenige
Jahre zuvor als undenkbar gegolten hatte. Dabei vollzog sich eine historisch einzigartige
Systemtransformation von sozialistischer Planwirtschaft hin zur Marktwirtschaft. Dieser
Veränderungsprozess bedeutete jedoch große Herausforderungen für diese Länder, wie
die Schaffung eines neuen wirtschaftspolitischen Ordnungsrahmens, die Liberalisierung
der Märkte sowie die Privatisierung und Restrukturierung ganzer Industriesektoren.
Diesen Reformprozess galt und gilt es zu meistern, um diese Volkswirtschaften sowohl
zu stabilisieren als auch weiterzuentwickeln.1
Nach einer Transformationskrise Anfang der 90er Jahre gelang es den ehemals abgeschotteten
Staaten Mittel- und Osteuropas sich mehr und mehr in die Weltwirtschaft zu
integrieren. Sie partizipierten vermehrt an der internationalen Arbeitsteilung und wurden
immer stärker in die weltweite Kapitalverflechtung einbezogen. Dies bedeutete ein
signifikantes Anwachsen der jährlichen Zuflüsse von ausländischen Direktinvestitionen
(ADI) in die mittel- und osteuropäischen Staaten von nahezu null zum Zeitpunkt des
Systemwechsels auf ca. 12,8 Mrd. USD2 in 2003. Verstärkt wurde dieser Prozess durch
die schrittweise Integration der mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL)3 in die
Europäische Union, welche mit dem Unionsbeitritt von acht der zehn MOEL im Mai
diesen Jahres zu einem Teilabschluss gelangt.4 [...]
1 Vgl. DIERKS (2002), S. VII-VIII; BALCEROWICZ (1994), S. 43-45; CLUSE (1999), S. 10-11.
2 Vgl. Abb. 1 im Anhang bezüglich der Entwicklung der ADI in den MOEL10. Für die in dieser Arbeit
durchgeführten Analysen werden Netto-Zahlen verwendet, d.h. die um die in den MOEL geringen ADIAbflüsse
bereinigten Zuflüsse von ADI.
3 Diese Arbeit befasst sich mit den zehn mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten, da bei diesen der
Transformations- und Integrationsprozess am signifikantesten und deshalb von besonderem Interesse
ist. Zu diesen Staaten zählen: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und
Ungarn, die 2004 der EU beitreten, sowie Bulgarien und Rumänien, die 2007 EU-Mitglieder werden.
4 Vgl. GARIBALDI et al. (2001), S. 109-110; CERNAT/ VRANCEANU (2002), S. 119-120;
SCHUMANN (1999), S. 15-18; PLUM (1995), S. 1-4; WEBER (1994), S. 10-15; BRADA (2003),
S. 3-4; SPRENGER (1999), S. 3.
Inhaltsverzeichnis
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- EINLEITUNG
- THEORIE- UND ANALYSE-RAHMEN
- Definitorische und materielle Begriffsabgrenzung
- Formen der Direktinvestitionen
- Motive für Direktinvestitionen
- Partialansätze zur Erklärung von Direktinvestitionen
- Makroökonomische Analyse
- Standortanalyse
- Mikroökonomische Analyse
- Dunning's eklektischer Ansatz
- UMFANG UND ENTWICKLUNG DER DIREKTINVESTITIONEN
- Zielländer
- Herkunftsländer
- Branchen
- DETERMINANTEN DER DIREKTINVESTITIONEN
- Politisches Risiko
- Rechtliches und institutionelles Risiko
- Fiskalische und monetäre Stabilität
- Marktgröße und Marktwachstum
- Lohnkosten und Humankapital
- Infrastrukturausstattung
- Geographische Nähe und Agglomerationsvorteile
- Privatisierungs- und Restrukturierungsprozess
- Außenhandelspolitik und rechtliche Restriktionen
- Steuerliche und wirtschaftspolitische Anreize
- Fazit
- BEDEUTUNG DER DIREKTINVESTITIONEN FÜR DIE EMPFÄNGERLÄNDER
- Grundsätzliche Auswirkungen
- Einzelländeranalyse
- Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn
- Estland, Lettland und Litauen
- Sonderfall Slowenien
- Bulgarien und Rumänien
- Fazit
- AUSWIRKUNGEN DER DIREKTINVESTITIONEN AUF DIE HERKUNFTSLÄNDER
- SCHLUSS
- VERZEICHNIS DES ANHANGS
- ANHANG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema ausländischer Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas. Ziel der Arbeit ist es, die Determinanten von Direktinvestitionen in diesen Ländern zu analysieren und die Bedeutung dieser Investitionen für die Empfängerländer zu beleuchten. Die Arbeit wird sich zudem mit den Auswirkungen von Direktinvestitionen auf die Herkunftsländer befassen.
- Definition und Abgrenzung von Direktinvestitionen
- Motive für Direktinvestitionen
- Determinanten von Direktinvestitionen in Transformationsstaaten
- Auswirkungen von Direktinvestitionen auf Empfängerländer
- Auswirkungen von Direktinvestitionen auf Herkunftsländer
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 befasst sich mit dem theoretischen Rahmen der Arbeit. Es werden Definitionen und Abgrenzungen von Direktinvestitionen sowie Motive für diese Investitionen beleuchtet. Außerdem werden verschiedene Partialansätze zur Erklärung von Direktinvestitionen vorgestellt, darunter die makroökonomische Analyse, die Standortanalyse und die mikroökonomische Analyse. Abschließend wird Dunnings eklektischer Ansatz vorgestellt, der verschiedene Theorien miteinander verbindet.
- Kapitel 3 analysiert den Umfang und die Entwicklung von Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas. Dabei werden die Zielländer, Herkunftsländer und Branchen betrachtet.
- Kapitel 4 untersucht die Determinanten von Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten. Es werden verschiedene Faktoren wie politisches Risiko, rechtliches und institutionelles Risiko, fiskalische und monetäre Stabilität, Marktgröße und Marktwachstum, Lohnkosten und Humankapital, Infrastrukturausstattung, geographische Nähe und Agglomerationsvorteile, Privatisierungs- und Restrukturierungsprozesse, Außenhandelspolitik und rechtliche Restriktionen sowie steuerliche und wirtschaftspolitische Anreize analysiert.
- Kapitel 5 widmet sich der Bedeutung von Direktinvestitionen für die Empfängerländer. Es werden die grundsätzlichen Auswirkungen von Direktinvestitionen auf die Wirtschaftsentwicklung und die Lebensbedingungen der Bevölkerung betrachtet. Anschließend werden die Auswirkungen von Direktinvestitionen in einzelnen Ländern genauer analysiert, darunter die Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, Slowenien, sowie Bulgarien und Rumänien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der ausländischen Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas. Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenfelder sind: Direktinvestitionen, Transformationsstaaten, Mittel- und Osteuropa, Determinanten von Direktinvestitionen, Politisches Risiko, Rechtliches und institutionelles Risiko, Fiskalische und monetäre Stabilität, Marktgröße und Marktwachstum, Lohnkosten und Humankapital, Infrastrukturausstattung, Geographische Nähe, Agglomerationsvorteile, Privatisierung, Restrukturierung, Außenhandelspolitik, Steuerliche und wirtschaftspolitische Anreize, Auswirkungen von Direktinvestitionen.
- Arbeit zitieren
- Stefan Detscher (Autor:in), 2004, Ausländische Direktinvestitionen in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24440