Um die Thematik der Rückstellungsbildung und –Bewertung näher zu betrachten,
muss zunächst definiert werden, was unter „Rückstellungen“ zu verstehen ist.
Weiterhin ist zu analysieren, welche wirtschaftliche Bedeutung und Funktion diesen
zuteil werden und welche rechtlichen Regelungen zwischen Handels- und
Steuerbilanz bestehen, wodurch der Ansatz und/oder die Bewertung festgelegt
werden.
Hauptgegenstand der Arbeit ist die Betrachtung der Rückstellungen in der Steuerbilanz.
Dabei wird herausgearbeitet, welchen Einfluss die aktuelle Rechtsprechung
und die vom Steuergesetzgeber erlassenen Gesetze, wie das „Gesetz
zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform“ und das „Steuerentlastungsgesetz
1999/2000/2002“ nunmehr auf den Ansatz und die Bewertung der Rückstellungen
haben. Bei den Rückstellungen handelt es sich um eine Bilanzposition, die auf der
Passivseite ausgewiesen wird. Mit Hilfe dieser werden zukünftig anfallende Ausgaben
im Jahr ihrer Verursachung berücksichtigt. Mittels der Rückstellungen also
erfolgt keine Korrektur von auf der Aktivseite bilanzierter Vermögensgegenstände
(vgl. Maus 2002, 1).
Rückstellungen „.. dienen der frühzeitigen Erfassung von am Bilanzstichtag noch
nicht genau bestimmbarem Aufwand des Unternehmens. Rückstellungen setzen
eine Verbindlichkeit bzw. eine rechtliche Verpflichtung gegenüber Dritten voraus,
die mit Gewissheit besteht. Ungewiss ist, wann und/oder in welcher Höhe die
Rechtspflicht den Betrieb belasten wird“ (Huber-Jahn 2000, 17).
Das Ziel eines bilanziellen Rückstellungsausweises ist es, die am Bilanzstichtag
noch ungewissen bzw. ungenauen Aufwendungen eines Unternehmens im Wirtschaftsjahr
der Verursachung und nicht erst zum späteren Zeitpunkt der Verausgabung
bzw. des Erfüllens zu berücksichtigen (vgl. Maus 2002, 2).
Die bilanzierten Rückstellungen sind im Zeitpunkt der Inanspruchnahme mit den
tatsächlichen Aufwendungen (Geld- oder Sachleistungen) zu verrechnen. Soweit es sich um adäquate Beträge handelt, erfolgt zu diesem Zeitpunkt keine
erfolgswirksame Auswirkung (vgl. Niemann 2000, 7).
Inhaltsverzeichnis
- Rückstellungen als Bilanzposition
- Zum Begriff „Rückstellungen“
- Funktion und wirtschaftliche Bedeutung der Rückstellungen
- Rechtliche Grundlagen der Rückstellungsbildung im Handels- und Steuerrecht
- Rückstellungen nach Handelsrecht
- Steuerrechtliche Anerkennung handelsrechtlich bilanzierter Rückstellungen
- Voraussetzungen für die Bildung einer Rückstellung
- Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften
- Zum Begriff des „schwebenden Geschäfts“
- Das Wesen des drohenden Verlustes
- Das Imparitätsprinzip als bilanzrechtliche Grundlage
- Rückstellungen für drohende Verluste aus Dauerschuldverhältnissen
- Der „Apotheker-Fall“ – Bedeutung des Beschlusses des Großen Senats
- Der § 5 Abs. 4a EStG – die Zerstörung des geltenden Geflechts von Handels- und Steuerbilanz?
- Die Reform des bilanzsteuerlichen Rückstellungsrechts durch das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 (StEntlG)
- Die grundlegenden Ziele des Steuerentlastungsgesetzes 1999/2000/2002
- Die steuerrechtliche Bilanzierung von Rückstellungen nach dem StEntlG
- Der Ansatz von Jubiläumsrückstellungen - § 5 Abs. 4 EStG
- Der § 5 Abs. 4b EStG - Ansatzverbot von Rückstellungen für Anschaffungs- und Herstellungskosten von Wirtschaftsgütern
- Die neuen Regelungen der Rückstellungsbewertung nach dem StEntlG
- Der Anwendungsbereich des § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchstabe a EStG
- Bewertung von Sachleistungsverpflichtungen - § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchstabe b EStG
- Der § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchstabe c EStG – die Berücksichtigung zukünftiger Vorteile
- Der § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchstabe d EStG
- Abzinsung von Rückstellungen - § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchstabe e EStG
- Schlussbetrachtung
- Rechtliche Grundlagen der Rückstellungsbildung im Handels- und Steuerrecht
- Voraussetzungen für die Bildung von Rückstellungen
- Die Reform des bilanzsteuerlichen Rückstellungsrechts durch das StEntlG
- Anwendungsmöglichkeiten und Auswirkungen der neuen Regelungen
- Bedeutung des Imparitätsprinzips und der Abzinsung von Rückstellungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den rechtlichen Grundlagen und den praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Rückstellungsbildung im Handels- und Steuerrecht. Der Schwerpunkt liegt auf den Veränderungen des bilanzsteuerlichen Rückstellungsrechts durch das Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 (StEntlG).
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit behandelt den Begriff und die wirtschaftliche Bedeutung der Rückstellungen. Es werden die rechtlichen Grundlagen der Rückstellungsbildung sowohl im Handelsrecht als auch im Steuerrecht dargelegt. Kapitel 2 beleuchtet die Voraussetzungen für die Bildung von Rückstellungen, insbesondere für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften und Dauerschuldverhältnissen. Der „Apotheker-Fall“ wird als Beispiel für die Bedeutung des Großen Senats im Zusammenhang mit der Rückstellungsbildung erläutert. In Kapitel 3 werden die Auswirkungen des § 5 Abs. 4a EStG auf die bilanzielle Abgrenzung zwischen Handels- und Steuerrecht diskutiert. Das vierte Kapitel widmet sich der Reform des bilanzsteuerlichen Rückstellungsrechts durch das StEntlG. Es werden die grundlegenden Ziele des Gesetzes sowie die neuen Regelungen zur Bilanzierung und Bewertung von Rückstellungen analysiert.
Schlüsselwörter
Rückstellungen, Handelsrecht, Steuerrecht, Imparitätsprinzip, Steuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002 (StEntlG), bilanzielle Abgrenzung, schwebendes Geschäft, Dauerschuldverhältnis, Bewertung von Rückstellungen, Abzinsung, Apotheker-Fall.
- Arbeit zitieren
- Berit Stephan (Autor:in), 2002, Die jüngsten Einschränkungen der Rückstellungsbildung durch den Steuergesetzgeber, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24523