Die Villa Stuck


Seminararbeit, 2002

14 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Die Villa Stuck. Stilistisch-zeitgenössisches Umfeld

2) Franz von Stuck. Biographische Angaben bis zum Bau der Villa Stuck

3) Die Villa Stuck

4) Handout

5) Dialiste

6) Literaturnachweis

1) Die Villa Stuck Stilistisch - zeitgenössisches Umfeld:

Dem Symbolismus folgte der Jugendstil, der sich durch folgende Merkmale definiert:

- Betonung des Ornaments (pflanzliche Vorbilder werden abstrahiert)
- Betonung des Flächig-dekorativen
- rhythmische Übersteigerung der Formen
- einzelne, ausdrucksstark geschwungene Linien

Die zeitgenössischen Innenarchitekten propagierten eine Einrichtung in bestimmten Stilen, z. B. im gotischen oder im maurischen Stil, beliebt waren auch Renaissanceimitate, die Räume waren oft im damaligen Atelierstil, also mit Requisiten und Dekorationen überladen, gehalten. Auffällig war speziell beim Jugendstil, wie schnell er im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit war und quasi zur Volkserscheinung wurde. In München avancierte der Renaissance – Stil zu einer Art Nationalstil.

„Erst wenn das Kunstgewerbe in jedem Hause heimisch ist, kann es seinen veredelnden

Einfluss im Staate voll und ganz ausüben.“ (Zitat Franz von Stuck).

2) Franz von Stuck Biografische Angaben bis zum Bau der Villa Stuck

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3) Die Villa Stuck

(Heute ist die Villa Stuck Sitz des Stuck – Jugendstil – Vereins, der es sich seit der Renovierung im Herbst 1967 zur Aufgabe gemacht hat, das Erbe Stucks und die zeitgenössische Kunst durch Ausstellungen und Dokumentationen lebendig zu halten.)

Die Villa Stuck ist für Franz von Stuck zugleich Wohnhaus, Atelier und Inszenierung seines Gesamtkunstwerks. Sie ist

- stark beeinflusst vom pompejanischen Stil, was wohl von der Italienreise mit dem

ausführenden Bauunternehmer Heilmann herrührt, ansonsten ansonsten große Stilvielfalt

(es finden sich weiterhin Elemente des Klassizismus, des Empire – Stils, aus dem 19.

Jahrhundert, der Hochrenaissance,dem Neoklassizismus, aus dem Orient, Byzanz und,

zu einem nicht geringen Anteil, aus der Antike) und

- steht in der Tradition der Künstlerhäuser im ausgehenden 19. und beginnenden 20.

Jahrhundert

(wie auch Red House, [Morris] Upton, Kent 1859; „Bloemenwerf“ [van de Velde], Uccle 1895; Hildebrand- Haus, München 1895-

1897; Haus Behrens, Darmstadt; Palast Raffaels, Rom; Casa Vasari, Arrezzo; Palazzo Zuccari; Rom).

® Anliegen der Künstlerhäuser:

- Trennung von „hoher“ (=bildender) und „niederer“ (=angewandter) Kunst wird

aufgehoben

® Integration der Bildenden Kunst in den Alltag

- der Mensch wird als universell kreatives, schöpferisches und sich selbst in seiner

Arbeit verwirklichendes Wesen in seiner Komplexität anerkannt.

Genau diese Denkweise veranlasst Stuck, den „Künstlerfürsten“ auf dem Höhepunkt seiner Karriere, in Anlehnung an die großen Künstlerpersönlichkeiten der Renaissance seine Villa ganzheitlich selbstständig zu entwerfen, anders als zum Beispiel Lenbach, der für die Planung seine Villa den Architekten Gabriel von Seidl beauftragte. Stuck jedoch betätigt sich selbst, fachlich unterstützt von den Bauunternehmern Heilmann und Littmann, als autodidaktischer Architekt, Innenarchitekt und entwirft sogar die Möbel selbst. Aus vielen eigenhändigen Skizzen kann man den langwierigen Entwurfsprozess ersehen. Mit seinen antikischen Palazzo setzt er sich ein eigenes Denkmal, in dem er die Einheit von Kunst und Leben zelebriert.. Natürlich hat die herrschaftliche Villa auch hohen Prestigecharakter, die gesellschaftliche Elite verkehrt im Hause Stuck, sie gleicht vom Status her einer Fürstenresidenz.

Die Präsentation der Kunstwerke, oder das Gesamtkunstwerk Villa Stuck stellt in der damaligen Zeit eine extreme Abweichung von gängigen Hängungen dar. Im 19. Jahrhundert bevorzugte man eine additive, sehr dichte Hängung, während man Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts die ästhetisch – kulinarisch konzipierte Ausstellung favorisiert, bei der inhaltliche Gesichtspunkte gegenüber einem „geschmackvollen“ Arrangement zurücktreten, und die versucht, dem Bild Raum zur Entfaltung zu geben und auch Zusammenhänge zwischen Raum und Kunst deutlich zu machen. Der Ausstellungsmacher avanciert hier zum Künstler, zum Regisseur einer Choreographie, im Extremfall zum Dekorateur.

Von außen fällt zunächst die extrem kubische Form mit einem flachen Dach auf, weiterhin die vier turmartigen Eckrisaliten an den vier Ecken des Gebäudes, die auf der Frontseite von vier thematisch willkürlich zusammengestellten Statuen gekrönt werden ( v. l. n. r. „Herakles“, Landsdowne; „Pudicitia“, Vatikan; „Amazone des Polyklet“, Berlin; „Ans Borghere“, Louvre). Die oben genannte Willkürlichkeit ergibt sich weiterhin aus der Tatsache, dass Stuck hier Skulpturen aus vier verschieden Herkunftsländern wählt. An der Fassade und bei den Fenstern sticht eine starke Betonung horizontal und vertikal verlaufender Linien und rechteckiger Reliefflächen ins Auge, die die kubische, wuchtige Gesamtform der Villa noch hervorhebt. Das Muster des Zaunes mit den achtstrahligen, sternartigen Verstrebungen, das sich an Rekonstruktionen antiker römischer Villen anlehnt, wiederholt sich im Geländer des Balkons, der sich, von vier Säulen getragen, über einer Terrasse erhebt, und in den Fenstern. Die Bepflanzung mit zypressenhaft aufragenden Pappeln erinnert an Böcklinsche Ideale, auch sonst hat sich Stuck durch eine idealisierten Zeichnung Böcklins für dessen „Traumvilla“ inspirieren lassen (weiterhin finden sich Elemente der Häuser von Otto Wagner, Wien; J. Hoffmann, Olbrich, wiederum hat sich Behrens später an der Villa Stuck orientiert und ebnete durch einen kubisch – abstrakten Neoklassizismus den Weg zur modernen Baukunst).

Am Grundriss der Villa fallen zunächst die annähernd quadratischen Fundamente der Eckrisalite auf, dabei werden die beiden zur Straße hin gewandten von einem Treppenhaus und - im unteren Stockwerk, für eine Garderobe und ein Dienerquartier (offenbar verfügte die Familie Stuck über Hauspersonal) genutzt, während die beiden hinteren im unteren ein Boudoir und - an Dekadenz grenzend – ein Rauchzimmer beherbergen, im oberen Stockwerk sind die hinteren Eckrisalite in den Grundriss der beiden durch ein gemeinsames Bad verbundenen Schlafzimmer der Eheleute Stuck integriert. An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich das Privatleben der Stucks ausschließlich im ersten Stock abspielt, das Erdgeschoss dient zu „Repräsentationszwecken“. Der größte Raum in der Villa Stuck ist das, ebenfalls im ersten Stock befindliche, Atelier Stucks; auf das ich später noch genauer eingehen möchte.

Der besondere Reiz der Villa Stuck liegt, wie schon erwähnt, im Stilmix, besonders aber in seiner Verschmelzung zu einer Einheit. Auch die Wiener Sezession prägt besagter Stilmix, auffällig ist jedoch, dass die Sezession eine Relativierung der Dekoration versucht, es gibt mehr weiße Wände, die Dekorationen sind puristischer, einfacher und weniger farbig gehalten. Man könnte dies als Versuch deuten, aus dem Stilwirrwarr auszusteigen. Ganz anders bei Stuck, der den Stilwirrwarr regelrecht zelebriert (was beide Gebäude eint, sind die Präsentationsform, Bilder friesartig in die Wand einzulassen, eine starke Geometrisierung der Formen und türlose Durchblicke als Bindeglieder zwischen den einzelnen Räumen). Stuck bedient sich bei der Raumdekoration nicht nur hochwertiger Materialien wie Holz, verschiedenfarbigem Marmor, edler Metalle und Stoffe, sondern auch „pseudoedler“ Materialien wie Gips und Kartapesta. Die Gipsabgüsse, Stuck bevorzugt hier intakte und nicht etwa verstümmelte Figuren, fertigt er nach Originalen aus ganz Europa (British Museum, Altes Museum Berlin, Glyptothek, Louvre und ganz Italien). Das Arrangement der Gipsabdrücke folgt keinem Schema, es erfolgte nach Stucks persönlichem, subjektiven Geschmack. Daher kann man sagen, dass das Hauptaugenmerk der Präsentation nicht auf den Werken an sich, sinngebenden oder chronologischen Aspekten, der Huldigung des Antikischen beruht oder Museumscharakter hat, sondern auf der harmonischen Einheit des Ganzen liegt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Villa Stuck
Hochschule
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Seminar für Kunstgeschichte
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V24540
ISBN (eBook)
9783638273916
ISBN (Buch)
9783640113194
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Meine Arbeit ist in Vortragsform, incl. Dialiste. Sie entspricht einem virtuellen Rundgang durch die Villa Stuck.
Schlagworte
Villa, Stuck, Seminar, Kunstgeschichte, Jugendstil, Historismus, Gesamtkunstwerk, Franz von STuck, Art Nouveau, München, Stadt, 20. Jahrhundert, 19. Jahrhundert
Arbeit zitieren
Wildis Streng (Autor:in), 2002, Die Villa Stuck, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24540

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