Lernen an Stationen als Methode des Offenen Unterrichts mit dem Thema "So leben Kinder in Afrika"


Zwischenprüfungsarbeit, 2003

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.0 Offener Unterricht
2.1 Lernen an Stationen
2.2 Vor- und Nachteile des Stationenlernens und Offenen Unterrichts

3.0 Das Leben von Kindern in Afrika
3.1 Das afrikanische Schulsystem
3.2 Gesundheitsversorgung und Krankheit in Afrika

4.0 An Stationen über das Leben von Kindern in Tansania/Afrika lernen
4.1 Station: Schule
4.2 Station: Gesundheit und Ernährung
4.3 Abschluss des Lernens an Stationen zum Thema „So leben Kinder in Tansania“

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit wird Offener Unterricht und die spezielle Form des Lernens an Stationen erläutert. Danach thematisiere ich das Leben von Kindern in Afrika mit einem besonderen Schwerpunkt auf das afrikanische Schulsystem und das Gesundheitswesen. Im dritten Teil werden die Möglichkeiten der Offenen Unterrichtsform Lernen an Stationen im Bezug zum Leben von Kindern in Afrika dargestellt. Dabei werden unter dem Länderschwerpunkt Tansania auch zwei konkrete Stationen zur Schule und Gesundheit und Ernährung näher beschrieben.

2.0 Offener Unterricht

Offener Unterricht wurde erstmals zu Beginn der siebziger Jahre als Gegenkonzept zum damals vorherrschenden lehrerzentrierten Frontalunterricht entwickelt. Man wollte den Unterricht schülerzentriert gestalten, so dass die individuelle Persönlichkeit eines jeden Schülers im Fordergrund steht. Die Interessen und Bedürfnisse der Schüler sollten den Inhalt des Unterrichts bestimmen.

Bis in die achtziger Jahre wurde, ohne große Erfolge im realen Unterricht, viel über verschiedenste Dimensionen der Öffnung geschrieben. Anfang der neunziger Jahre wurde Offener Unterricht nicht länger als ein Gegenkonzept zum geschlossenem Unterricht verstanden, sondern vielmehr als eine Bewegung, ein Prozess definiert, der verschiedene Reformansätze inhaltlich, methodisch und organisatorisch vereinigt, um den Umgang mit dem Kind durch einen neuen Lernansatz zu verändern (vgl. Wallrabenstein 1991, S. 54). Somit ist Offener Unterricht kein genau definiertes Konzept, sondern stellt einen Veränderungsprozess des Unterrichts da, der immer abhängig vom Lernenden vielfältige Methoden beinhaltet, die traditionelle und neue Elemente vereinen. Die Schüler können durch ihre Interessen, Wünsche und Fähigkeiten den Unterrichtsinhalt, die Art der Durchführung und den Unterrichtsverlauf bestimmen (vgl. Knauf 2001, S. 104).

Offener Unterricht bedeutet nicht das bisher verwendete Methodenrepertoire gegen ein neues auszuwechseln (vgl. Jürgens 1996, S. 25). Die Lehrkräfte müssen auf den heutigen veränderten Schulalltag mit der Öffnung des Unterrichts reagieren. Diese Öffnung muss aber prozesshaft und experimentell erfolgen. Eine Klasse soll langsam und ungleichmäßig auf vielen Ebenen von traditionellen zu offenen Formen hingeführt werden. Der Prozess des Offenen Unterrichts ergibt sich aus den unterschiedlichen, zusammenströmenden Denk-, Motiv- und Handlungsformen.

Die Wurzeln der Bewegung Offenen Unterrichts liegen vor allem im reformpädagogischen Gedankengut des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. Die Reformpädagogen stellten das Kind in den Mittelpunkt des Unterrichts und entwickelten Konzepte für einen handlungsorientierten und lebensweltbezogenen Unterricht. So sind auch die didaktisch-methodischen Grundformen Offenen Unterrichts, wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektunterricht, Lernen an Stationen und Werkstattunterricht nicht erst neu erfunden worden, sondern der reformpädagogischen Entwicklung entnommen und an heutige Verhältnisse angepasst worden.

Die pädagogischen Ansätze von Maria Montessori gelten auch als Leitlinien für Offenen Unterricht. Sie stellte das Kind als vollwertige und selbständige Persönlichkeit in den Vordergrund und sah den Erwachsenen/Lehrer in einer helfenden Rolle, dem Kind die Möglichkeit zu geben sich aus sich selbst heraus zu entfalten. Bei der Erfüllung von Aufgaben sollte das Kind immer die „freie Wahl“ haben (vgl. Knauf 2001, S. 107). Durch diese Freiheit wird die Selbständigkeit und die Selbstbestimmung gefördert.

Der Inhalt des Offenen Unterrichts wird von der Initiative, dem Interesse und den natürlichen Erfahrungen der Kinder geprägt. Schule und Umgebung werden durch ganzheitliches Lernen in Beziehung zu einander gestellt. Den Schülern werden Zugänge zur Natur und zum Alltagsleben der umliegenden Umgebung ermöglicht.

Materialien aus der Umwelt der Schüler und Arbeitsmaterialien der Schule lassen die Kinder beobachten, begreifen, handeln und nachdenken. Offener Unterricht lässt Handlungsspielräume für Lehrer und Schüler, die eigenständig über Arbeitsform und Arbeitsmöglichkeit entscheiden können. Die flexible Organisationsform lässt Raum für vielfältige , wechselnde Aktivitäten (vgl. Wallrabenstein 1991, S. 69f.). Auch der Werkstattcharakter der Klassenräume wirkt hierbei unterstützend. Das Planungsmonopol des Lehrers wird zwar aufgehoben, der Unterricht verläuft aber trotzdem geplant und systematisch. “Je mehr Entscheidungen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern bzw. von diesen allein getroffen werden, desto offener ist ein Unterricht“ (Jürgens 1996, S. 49.).

Im Offenen Unterricht wird also auch das menschliche Miteinander-Umgehen durch selbstenwickelte Regeln gefördert. Durch die Verbindung von individuellen und gemeinsamen Lernformen können sich die Schüler gegenseitig helfen und unterstützen und auch ganz alleine eigenständige Entscheidungen treffen. Bei den Lernmethoden können die Kinder zudem selbst wählen, ob sie allein und individuell arbeiten möchten oder zusammen und mit gegenseitiger Hilfe. Die Möglickeit der Selbstkontrolle sollte jedoch auch immer gegeben sein. Offener Unterricht bietet entdeckendes, praktisches Lernen durch Experimente und sinnliche Erfahrungen mit Materialien. Den Schülern sollte auch immer die Möglickeit gegeben werden, ihre Erfahrungen in Lerndokumentationen oder Berichten aufzuarbeiten und gemeinsam auszuwerten.

Somit passt sich der Unterricht den individuellen Lernmöglickeiten und Lernbedürfnissen der Schüler an und ermöglicht ihnen selbständig zu arbeiten und auch Verantwortung für sich und für andere zu übernehmen. Die Kinder beteiligen sich aktiv an der Planung und Gestaltung des Unterrichts und können so eigene Ideen und Wünsche einbringen. Dadurch sind die Schüler motiviert und können ihre Fähigkeiten ausbauen und weiterentwickeln. Dabei ist es Aufgabe des Lehrers den Lernenden zu ermutigen seine Situation, die er selbst strukturieren und leiten kann, zu erkennen (vgl. Knauf 2001, S. 102).

Offener Unterricht soll die individuellen Fähigkeiten und Interessen eines Schülers fördern, ihm helfen seinen Lerntyp und Lernstil zu finden und sich dadurch weiterzuentwickeln. Die Kinder sollen ihr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken und auch lernen mit ihren Schwächen umzugehen. Im Offenen Unterricht werden soziale Beziehungen erprobt und gestärkt, Kooperation, Gemeinschaftlichkeit und Solidarität werden erprobt. Die Schüler sollen lernen, ihre eigenen Bedürfnisse durchzusetzen und auch zurückzustellen. Vor allem soll die Wechselbeziehung zwischen Lernen und Leben in den Vordergrund rücken und den Kindern eine ganzheitliche Erfahrung ermöglichen.

Diese Ziele des Offenen Unterrichts können nur erfüllt werden, wenn die Interessen der Kinder in den Lerninhalten berücksichtigt werden, die Schüler ihre Lernzeiten in einem vorgegebenen Rahmen, ihre Lernpartner und auch Lernorte selbst bestimmen können. Die Kinder sollten den Grad des Freiraums selbst bestimmen können, um schrittweise unabhängiger zu werden und in ihrer Selbsteinschätzung sicherer zu werden.

Die Organisation des Offenen Unterrichts ist nicht allein auf dem Individualisierungsprinzip aufgebaut, sondern bezieht in gleichem Maße auch das Solidaritätsprinzip mit ein und wird so als sozialer Prozess verstanden, der kooperative Interaktionsformen fördert (vgl. Jürgens 1996, S. 99 f.). Verschiedene Lernmethoden vereinen diese beiden Prinzipien und strukturieren die Offenheit im Unterricht. Eine dieser Formen ist das Lernen an Stationen, das im weiteren näher erläutert wird.

2.1 Lernen an Stationen

Das Lernen an Stationen entwickelte sich aus einem Zirkeltraining für den Sport von Morgan und Adamson. Die Sportler mussten kreisförmigangeordnete Stationen durchlaufen und die dort gestellten Aufgaben allein oder in Partnerarbeit lösen. Einige Pädagogen bauten diese Trainingsart weiter aus und entwickelten die ersten Lernstationen zu bestimmten Themen. Die Grundlage für diese Entwicklungen im pädagogischen Bereich bilden die Reformpädagogen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie beschäftigten Kinder erstmalig mit Arbeitsanleitungen für selbständige, individuelle Lernaktivitäten mit verschiedenen Materialien. Ende der achtziger Jahre wurde die Bezeichnung Zirkeltraining durch neue Begriffe, wie Lernstraße, Lerntheke, Lernzirkel, Lernzone und Lernen an Stationen, nahezu ersetzt. Bis heute hat sich noch keiner der Begriffe völlig durchgesetzt (vgl. Peterßen 2001, S. 270).

Lernen an Stationen bietet den Schülern Lernstationen, an denen sie selbständig lernen können. Das bedeutet, dass sie sich die Stationen frei auswählen, in beliebiger Reihenfolge und mit freier Zeiteinteilung bearbeiten können. Die Entscheidungsfreiheit zur Gruppen- oder Alleinarbeit fördert die Selbststeuerung und Selbstverantwortung der Schüler.

In den Grundschulen werden die Stationen zu einem übergeordneten Thema im Klassenraum oder auch in anderen Räumlichkeiten der Schule aufgebaut und von den Schülern selbständig bearbeitet. Entwerder müssen die Schüler alle Stationen durchlaufen, oder nur eine bestimmte Anzahl von frei wählbaren Aufgaben erledigen. An jeder Station finden die Schüler Arbeitsanweisungen und anregendes Material, um die Aufgaben völlig selbständig lösen zu können. Dabei ist es wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit haben sich zurück zu ziehen und in Ruhe zu arbeiten. Die Lehrkraft fungiert dabei als Anreger, Berater und kritischer Betrachter und kann kleine Impulse als Lösungswege anbieten.

Die Angebote der einzelnen Stationen sollten so aufgebaut sein, dass die Schüler an Vorerfahrungen anknüpfen und ihre Fähigkeiten und Interessen erweitern können. Es sollten schwere und einfacherere Aufgaben gestellt werden, um den Lernvoraussetzungen der einzelnen Kinder gerecht zu werden. Indem das Unterrichtsthema umfassend dargestellt wird und verschiedene Lerneingangskanäle der Kinder angesprochen werden, soll das ganzheitliche Lernen mit allen Sinnen gewährleistet werden. Die Stationen sollten den Lerngegenstand fächerübergreifend anbieten, um die Motivation zu erhöhen und eine individuelle Differenzierung zu ermöglichen. Damit alle Schüler gleichzeitig arbeiten und sich frei für die einzelnen Stationen entscheiden können, sollten insgesamt so viele Aufgaben angeboten werden, wie auch Schüler in der Klasse sind. Das Material sollte so gestaltet sein, dass ein differenziertes Arbeiten nach Interesse und Niveau der einzelnen Kinder möglich ist. Dieser Aufbau der Materialien fördert die Selbständigkeit, Handlungsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Kompetenz und das soziale Handeln der Kinder.

Beim Lernen an Stationen bildet die Lehrkraft zusammen mit den Schülern ein Lernteam, das gegenseitige Hilfestellungen Rückmeldungen bietet. Die Kinder können somit schon im Vorfeld bei der Gestaltung der Stationen ihre Ideen einbringen und bei der Umgestaltung des Klassenraums zum Stationenbetrieb mithelfen. Zum Beispiel muss an jeder Station ein Hinweisschild angebracht sein, das über die jeweilige Station informiert und die Kinder direkt von ihrem Platz aus lesen können. Außerdem wird an jeden Schüler ein Laufzettel verteilt, um eine Orientierung über die einzelnen Station zu bieten und den Stand der Arbeit jeden einzelnen Kindes zu protokollieren.

Die häufig handlungsorientierten Aufgabenstellungen fordern selbstverantwortliches, zielorientiertes Arbeiten in einer regelgeleiteten Atmosphäre. Vereinbarte Regeln ermöglichen den Kindern ungestörtes Arbeiten. Vor allem sollten die Kinder angefangene Arbeiten immer zu Ende führen, jede Station nach Erledigung der Aufgabe aufräumen, bei Partnerarbeit flüstern und ihre Ergebnisse ehrlich kontrollieren (vgl. Knauf 2001, S. 142 f.).

Meistens wird die Unterrichtseinheit des Lernens an Stationen in vier Phasen unterteilt. Zunächst sollte im Stuhlkreis ein Anfangsgespräch zur Themeneinfürung stattfinden, um den Kindern eine Orientierungsgrundlage zu bieten. Danach können die Schüler einen Neugier erweckenden Rundgang machen, um die Stationen kennen und einschätzen zu lernen. Die zwei einführenden Phasen bilden die Grundlage für die danach folgende Arbeit an den Stationen. Zum Abschluss soll ein Gespräch stattfinden, bei dem Bemerkungen und Erfahrungen ausgetauscht werden können, selbst erstellte Produkte vorgestellt werden und vor allem auch zum weiteren Interesse an dem Thema angeregt wird. Solche Gespräche sind natürlich zwischendrin möglich (vgl Knauf 2001, S. 142). Diese Art des Reflektierens fördert soziale Kompetenzen und zeigt den Kindern, was sie alles gelernt haben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Lernen an Stationen als Methode des Offenen Unterrichts mit dem Thema "So leben Kinder in Afrika"
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Soziologie)
Veranstaltung
Unterrichtsplanung im Sachunterricht
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V24564
ISBN (eBook)
9783638274104
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Einführung in das Lernen an Stationen als eine Form des Offenen Unterrichts. Des weiteren ein Überblick über die soziologischen Hintergründe von Kindern in Afrika. Zum Schluss eine Unterrichtsplanung zum Thema "So leben Kinder in Afrika" in der Unterrichtsform des Lernen an Stationen
Schlagworte
Lernen, Stationen, Methode, Offenen, Unterrichts, Thema, Kinder, Afrika, Unterrichtsplanung, Sachunterricht
Arbeit zitieren
Nina Rörtgen (Autor:in), 2003, Lernen an Stationen als Methode des Offenen Unterrichts mit dem Thema "So leben Kinder in Afrika", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24564

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