Die Geschichte der Weimarer Republik ist hinsichtlich ihrer politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Prozesse vielseitig und facettenreich. Viele dieser Prozesse werden nur verständlich, wenn man sich die historische Ausgangslage am Ende des Ersten Weltkrieges mit all ihren Umständen, Folgen und auch Forderungen von Seiten der Alliierten vergegenwärtigt.
Kaum eine Zäsur in der deutschen Geschichte war mit soviel Neuerungen, Wandlungen und Herausforderungen verbunden, wie die nach dem Ersten Weltkrieg. Eine der einschneidensten Veränderungen war die mit der Weimarer Reichsverfassung etablierte und für Deutschland völlig neuartige Regierungsform der parlamentarischen Demokratie, welche das konstitutionelle System des Kaiserreiches ablöste. Die Einführung dieses politischen Systems implizierte auch die Institutionalisierung eines neuen Staatsoberhauptes - der Reichspräsident ersetzte nunmehr in dieser Rolle den Kaiser, welcher in der konstitutionellen Monarchie dieses Amt inne hatte.
Das Interesse der vorliegenden Arbeit richtet sich auf einen konkreten Aspekt der Amtsführung des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert, auf seine Rolle bei den Regierungsbildungen während seiner Amtszeit zwischen 1919 und 1925. Anhand der Regierungsbildungen in den Jahren 1919-1925 soll aufgezeigt werden, wie Ebert die in der Weimarer Verfassung festgelegten Kompetenzen des Reichspräsidentenamtes nutzen konnte bzw. welche Handlungsspielräume ihm offen standen. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich jedoch auf die Darstellung, Erklärung und Analyse der Einwirkungsmöglichkeiten und Einflussnahme von Friedrich Ebert auf die Regierungs- und Kabinettsbildungen in den Jahren seiner Amtszeit. Unberücksichtigt bleiben die darüber hinausgehenden Einfluss- und Gestaltungskompetenzen auf andere politische Prozesse bzw. auf die Amtsführung und Arbeit der Kabinette im Allgemeinen. Um ein grundlegendes Verständnis der Einflussnahme Friedrich Eberts auf die Kabinettsbildungen zu erlangen, sind einige wesentliche Vorkenntnisse erforderlich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methode
- Geschichtswissenschaftlicher Ansatz
- Verfassungstheoretischer Ansatz
- Politologischer Ansatz
- Historische Voraussetzungen
- Verfassungsrechtliche Rolle des Reichspräsidenten
- Amtsverständnis und Motive Eberts
- Regierungsbildungen
- Regierung Scheidemann
- Regierung Bauer
- Regierung Müller
- Regierung Fehrenbach
- Kabinette Wirth
- Regierung Cuno
- Kabinette Stresemann
- Kabinette Marx
- Kabinett Luther
- Verfassungsentwicklung
- Indikationen der Kabinettsbildung
- Resümee
- Quellen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von Reichspräsident Friedrich Ebert bei der Regierungsbildung in der Weimarer Republik zwischen 1919 und 1925. Ziel ist es, anhand der damaligen Kabinettsbildungen zu untersuchen, wie Ebert die in der Weimarer Verfassung festgelegten Kompetenzen des Reichspräsidentenamtes nutzte und welche Handlungsspielräume ihm offen standen.
- Die Rolle des Reichspräsidenten in der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik.
- Das Amtsverständnis und die Motive Friedrich Eberts als erster Reichspräsident.
- Die Einflussnahme des Reichspräsidenten auf die Regierungsbildungen in den Jahren 1919-1925.
- Die historischen Voraussetzungen und Determinanten der Kabinettsbildungen in der Weimarer Republik.
- Die verfassungstheoretischen Grundlagen des Reichspräsidentenamtes.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet die historische Situation nach dem Ersten Weltkrieg, die Herausforderungen der Weimarer Republik und die Rolle des Reichspräsidenten. Anschließend werden in einem methodischen Kapitel drei wissenschaftliche Ansätze (geschichtswissenschaftlich, verfassungstheoretisch und politologisch) zur Analyse der Regierungsbildungen in der Weimarer Republik vorgestellt.
Es folgt ein Kapitel über die historischen Voraussetzungen der Weimarer Republik, das den Kontext für die Regierungsbildungen und die Rolle des Reichspräsidenten schafft. Ein weiteres Kapitel behandelt die verfassungsrechtliche Rolle des Reichspräsidenten, indem es die in der Weimarer Verfassung festgelegten Kompetenzen beleuchtet.
In einem Kapitel wird das Amtsverständnis und die Motive Friedrich Eberts als erster Reichspräsident dargestellt, um seine Handlungsweise bei der Regierungsbildung besser verstehen zu können. Die Kapitel 6.1 bis 6.9 präsentieren chronologisch die Regierungs- und Kabinettsbildungen zwischen 1919 und 1925, wobei jeweils die historische Ausgangslage, die Handlungsspielräume Eberts und seine Einflussnahme auf die Regierungsbildung skizziert werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich dem Themenfeld der Regierungsbildungen in der Weimarer Republik, insbesondere der Rolle von Reichspräsident Friedrich Ebert. Die zentralen Schlüsselwörter sind daher: Weimarer Republik, Reichspräsident, Friedrich Ebert, Regierungsbildungen, Kabinettsbildungen, Verfassung, Handlungsspielraum, Einflussnahme, historische Voraussetzungen, politische Determinanten, methodische Ansätze, hermeneutische Methode, rechtswissenschaftliche Perspektive.
- Arbeit zitieren
- Lion Jeutter (Autor:in), 2004, Reichspräsident Ebert und die Regierungsbildungen 1919-1925, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24638