Aus verschiedenen Gründen war Spanien bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts keine europäische Großmacht mehr. Dazu führte v.a. die schlechte wirtschaftliche Ausbeutung der Kolonien. So spielte das Mutterland der Eroberung Amerikas bereits ab dem 17. Jahrhundert eine immer kleinere Rolle in Europa. Die Besetzung Anfang des 19. Jahrhunderts durch Frankreich besiegelte diese Entwicklung, und Spanien stieg endgültig zu einer Macht zweiter Klasse ab. Davon erholte sich Spanien auch im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht mehr. Diese Zeit war gekennzeichnet durch innenpolitische Instabilität und Bürgerkriege (die 3 Karlistenkriege) und sich abwechselnden Republikphasen (sog. pronunciamentos) und Restaurationsphasen. Das ausgedehnte Kolonialreich begann durch Unabhängigkeitsstrebungen zu bröckeln und führte zu einer desaströsen finanziellen Situation im Mutterland. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts fielen mehrere Kolonien ab (Mexiko, Venezuela, Kolumbien) und in den letzten verbliebenen Kolonien musste großer Druck ausgeübt werden. So kam es z.B. auf den Philippinen 1896 zu einer Revolution (erste asiatische Unabhängigkeitsbewegung) und die Situation auf Kuba war so angespannt, dass sie zum Krieg zwischen den USA und Spanien führte. Mit dem Verlust der letzten spanischen Kolonien Kuba und Philippinen im spanischamerikanischen Krieg verlor Spanien die letzten Einflusssphären und auch seine Stimme im imperialen Wettstreit zwischen den alten Weltmächten (Frankreich, England, Russland) und den neuen Weltmächten (USA, Japan). Die Eigenwahrnehmung der Spanier führte zu einer nationalen Depression, die sich in der Bewegung der generación 98 und der decadencia de las naciones latinas Ausdruck verschaffte. Während die neuen Nationen (Italien, Deutschland) sich auf Kolonienerwerb konzentrierten, zerfiel die spanische Nation um Haaresbreite, denn der Verlust der Kolonien wurde abgelöst von der Erosion im Mutterland selber, den –bis heute sehr einflussreichen – Separationsbewegungen des Baskenlandes und Kataloniens. Diese beiden Gebiete waren auch die einzigen, in denen eine kleine, verspätete Industrialisierung stattfand. Ob es in Spanien überhaupt eine Industrialisierung gab, ist bei den Historikern umstritten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der spanisch amerikanische Krieg
- Situation vor Ausbruch des Krieges
- Das Ende des Krieges
- Die spanischen Befindlichkeiten gegenüber den Großmächten
- Spanische Annäherung an England
- Spanische Abneigung gegen ein Bündnis mit Frankreich
- Deutsche Einflussnahme auf Spanien
- Von der Entente cordial zu den maritimen Mittelmeergebietsabkommen zwischen Großbritannien, Spanien und Frankreich vom 16. 05. 1907
- Die 1. Marokkokrise
- Die spanisch- französischen Verhandlungen
- Die Konferenz von Algeciras
- Das Mittelmeerabkommen
- Die 1. Marokkokrise
- Zusammenfassung
- Literatur
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle Spaniens in der europäischen Diplomatie am Anfang des 20. Jahrhunderts und analysiert insbesondere das Verhältnis Spaniens zu den Großmächten während der Marokkokrisen. Der Fokus liegt auf der Frage, inwieweit Spanien als „Objekt“ der Mächtegruppen diente und wie erfolgreich es seine Interessen gegenüber den Großmächten durchsetzen konnte.
- Die Rolle Spaniens als Macht zweiter Klasse nach dem Verlust der Kolonien
- Die Einflussnahme der Großmächte auf Spanien im Kontext der Marokkokrisen
- Die diplomatischen Strategien und Taktiken der Großmächte gegenüber Spanien
- Die Chancen und Grenzen von Spaniens außenpolitischer Handlungsfähigkeit
- Die Auswirkungen der Marokkokrisen auf das Verhältnis Spaniens zu den Großmächten
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einführung beleuchtet den Niedergang Spaniens als europäische Großmacht im 19. Jahrhundert und führt die Gründe dafür auf. Insbesondere die wirtschaftliche Ausbeutung der Kolonien, die Besetzung durch Frankreich und die innere Instabilität führten zu einem Verlust von Macht und Einfluss. Die Einführung stellt die These auf, dass Spanien von der diplomatischen Taktik des Einvernehmens profitieren könnte und dies anhand der Marokkokrisen beleuchtet werden soll.
Der spanisch amerikanische Krieg
Dieses Kapitel beschreibt die Situation vor Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges und analysiert die Reaktionen der Großmächte. Die europäischen Mächte waren zwar besorgt über die Gefährdung der spanischen Monarchie, jedoch zeigten sie kein großes Interesse an einem direkten Eingreifen. Die Kapitel endet mit den Schlussfolgerungen aus dem Ende des Krieges und den daraus resultierenden Auswirkungen auf Spaniens Position in der internationalen Politik.
Die spanischen Befindlichkeiten gegenüber den Großmächten
Dieses Kapitel analysiert Spaniens Beziehungen zu den Großmächten nach dem Verlust der Kolonien. Es beleuchtet die Annäherung an England, die Abneigung gegenüber einem Bündnis mit Frankreich und die deutsche Einflussnahme. Der Fokus liegt auf den strategischen Erwägungen und den jeweiligen Interessen der beteiligten Mächte.
Von der Entente cordial zu den maritimen Mittelmeergebietsabkommen zwischen Großbritannien, Spanien und Frankreich vom 16. 05. 1907
Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen den Großmächten und die Entstehung der Entente Cordiale. Es beleuchtet insbesondere die erste Marokkokrise, die spanisch-französischen Verhandlungen und die Konferenz von Algeciras. Das Kapitel endet mit der Analyse des Mittelmeerabkommens und seinen Folgen für Spaniens Position in der internationalen Politik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen des europäischen Imperialismus, der Außenpolitik Spaniens, der Marokkokrisen, der Entente Cordiale, dem Verhältnis Spaniens zu den Großmächten und den diplomatischen Taktiken des Einvernehmens. Die Schlüsselkonzepte umfassen die Rolle Spaniens als Macht zweiter Klasse, die Einflussnahme der Großmächte, die strategischen Interessen der Mächte, die Chancen und Grenzen der spanischen Außenpolitik und die Auswirkungen der Marokkokrisen auf Spaniens Position in der internationalen Politik.
- Quote paper
- Daniela Hendel (Author), 2001, Spanien als Objekt der Mächtegruppen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24776