Eine globalisierte Welt erfordert gewisse Kompetenzen. Ohne Zweifel ist die EDV-Kenntnis eine von jenen Kenntnissen, ohne die zukünftige Generationen nicht mehr auskommen werden. Doch im Zuge dieser „Computerisierung“ – das Wort alleine ist schon ein Unikum – kommt es immer mehr zur Übernahme angloamerikanischer Ausdrücke in unsere Alltagswelt.
Und auch hier merkt man dies nirgends stärker als in der nächsten Generation: den Schülern von heute. Doch welchen Konflikt bringt diese „Amerikanisierung“ für den Spracherwerb, für das Verständnis, aus dessen differenzierten Wurzeln die heutige Sprache entstanden ist und damit für die Sensibilisierung der Jugend für neue Wortkreationen, auch wenn Sie schon in den Duden aufgenommen wurden, wie beispielsweise das Wort „downloaden“. All diese Fragen sollen in dieser Arbeit nicht beantwortet, sondern angerissen werden. So wie in den ersten Kapiteln die sprachgeschichtlichen Grundlagen, die schon eben erwähnte Verschiebung des Schülerwortschatzes und ein Beispiel des Wortbedeutungswechsels anschneidend charakterisiert werden, so soll es die Aufgabe dieser Arbeit, einschließlich eines Unterrichtsbeispiels, sein, Denkanstöße für die Problematik des lexikalischen Wortwandels vergleichend in der Vergangenheit und der Gegenwart im Kontext der Gesellschaft zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sprachgeschichtliche Grundlagen
3. Verschiebung des Schülerwortschatzes aufgrund moderne Medienkompetenz
4. Akute Wortbedeutungswandel am Beispiel von „abwickeln“
5. Unterrichtsbeispiel
5.1. Unterrichtsstunde 1 – Sprachentwicklung bis ins 19. Jahrhundert
5.2. Unterrichtsstunde 2 – Sprachentwicklung von Duden zu „downloaden“
6. Schlusswort
7. Literatur
7.1. Primärliteratur
7.2. Sekundärliteratur
8. Unterrichtsanhang
1. Einleitung
Eine globalisierte Welt erfordert gewisse Kompetenzen. Ohne Zweifel ist die EDV-Kenntnis eine von jenen Kenntnissen, ohne die zukünftige Generationen nicht mehr auskommen werden. Doch im Zuge dieser „Computerisierung“ – das Wort alleine ist schon ein Unikum – kommt es immer mehr zur Übernahme angloamerikanischer Ausdrücke in unsere Alltagswelt. Und auch hier merkt man dies nirgends stärker als in der nächsten Generation: den Schülern von heute. Doch welchen Konflikt bringt diese „Amerikanisierung“ für den Spracherwerb, für das Verständnis, aus welchen differenzierten Wurzeln die heutige Sprache entstanden ist und damit für die Sensibilisierung der Jugend für neue Wortkreationen, auch wenn Sie schon in den Duden aufgenommen wurden, wie beispielsweise das Wort „Downloaden“. All diese Fragen sollen in dieser Arbeit nicht beantwortet, sondern angerissen werden. So wie in den nächsten Kapiteln die sprachgeschichtlichen Grundlagen, die schon eben erwähnte Verschiebung des Schülerwortschatzes und ein Beispiel des Wortbedeutungswechsels anschneidend charakterisiert werden, so soll es die Aufgabe dieser Arbeit, einschließlich eines Unterrichtsbeispiels, sein, Denkanstöße für die Problematik des lexikalischen Wortwandels in der Vergangenheit und der Gegenwart (im Vergleich) im Kontext der Gesellschaft zu liefern.
2. Sprachgeschichtliche Grundlagen
Die Sprache ist kein starres Gebilde aus grammatischen und semantischen Kodes. Auch wenn es vielen Menschen nicht so scheint, so unterliegt sie in einigen historischen Abständen einem fließenden Sprachwandel, der außerhalb von Bewertungen, wie richtig oder falsch liegt.
Der Anfang ist relativ schwer zu datieren. Eine Möglichkeit wäre das deutsch-lateinische Synonymlexikon mit dem Namen „Abrogans“ aus dem Jahre 750 von Bischof Arbeo aus dem bayerischen Freising. Die Zeichensetzung dieses Althochdeutschen war dem heutigen Neuhochdeutschen sehr differenziert. Angefangen von verschiedenen Schreibweisen für ein und dasselbe Schriftzeichen, über unbekannte Schriftzeichen, wie die Virgel (von virgula – Zweiglein) bis hin zu einem kompletten Schrägstrich als Kommavorgänger.
Bei der Literatur haben wir schon im 13. Jahrhundert mit dem Mittelhochdeutschen einen Höhepunkt erreicht. In mittelhochdeutscher Schrift hinterlegt beispielsweise der Dichter Walther von der Vogelweide mehrere Gedichte, bei denen bis auf die Satzanfänge alle Wörter klein geschrieben werden – ein typisches Merkmal für das Mittelhochdeutsche. Daneben findet sich eine Reihe religiöser Texte, höfische Literatur u. a. in Prosaform und 1235 das erste Reichsgesetz in deutscher Sprache.
Den nächsten Punkt würde ich beim Übergang des Spätmittelalters zur frühen Neuzeit ansetzen. Ohne Zweifel gab es in der Zwischenzeit Veröffentlichungen, doch waren dies meistens nur Reproduktionen spätantiker und frühmittelalterlicher, meist – nicht immer – lateinischer, Werke. Deutsche Werke waren beispielsweise Georg Schottels „Teutsche Sprachkunst“ von 1641 oder als berühmtestes deutsches Werk des 16. Jahrhunderts die Lutherbibel von 1522 bis 1524. 1687 hielt Christian Thomasius in Leipzig eine Vorlesung in der bis dato reinen Volkssprache, was neben heftigen Protest auch der Beginn der Wissenschaftssprache Deutsch war.
Im Mittelalter war der Anteil der Schreibkundigen auf wenige Stadtbewohner, wie beispielsweise den Patriziern und den Mönchen begrenzt. Daher hatte das gesprochene Wort eine ungleich höhere Bedeutung als heute und war das entscheidende Kommunikationsmittel bei der Verbreitung von Volksliteratur.[1] Bei der Übersetzung von lateinischen Texten ins Deutsche musste man sich gewisser „kreativer Problemlösungen“ bedienen, da sich der Lautbestand der alten klassischen Sprache vom althochdeutschen deutlich unterschied.[2] Umlaute waren noch unbekannt, weshalb man sich der Ersatzschreibung, wie zum Beispiel dem „iu“ für „eu“ oder einem hochgestellten e über dem a für den Umlaut ä bediente.
Einen gewaltigen Einschnitt macht die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg 1450. Durch Bücher, Flugblätter, Zeitungen usw. beginnt eine deutliche höhere Publikationsmöglichkeit als durch Handschriften. Demzufolge steigt auch der Wunsch nach Bildung, nach der Kunst die Buchstaben zu lesen. Erst Luther ist sich diesem Potential bewusst und veröffentlicht seine Reformation nicht nur in der deutschen Lutherbibel, sondern auch in einer Vielzahl von Flugblättern auf Deutsch, damit sie der gemeine Mann auch lesen kann. Dabei bedient er sich schon einer Vielzahl von graphischen und phonographemischen Einzelheiten.[3]
Sein Hauptverdienst ist jedoch der Versuch das Ober-, Mittel- und Niederdeutsche in einer gemeinsamen Sprache zu vereinen. Hieran erkennt man gut wie nichtlinear die Spracheentwicklung war, wie sehr sie von geistigen und gesellschaftlichen Entwicklungen abhängig war, was wiederum die Schüler interessieren sollte und eine gewisse Problemstellung für den Unterrichtsaufbau liefert.
Das 18. Jahrhundert stand unter dem Gesichtspunkt einer allmählichen Normierung der Sprache. Johann Christian Adelung und Konrad Duden sind hier nur zwei der zu nennenden Sprachwissenschaftler. Adelung formulierte den Grundsatz: „Schreibe so, wie du es aus guten Büchern kennst und sprich so wie die ‚höheren Classen der Einwohner’ und die ‚feineren Gesellschaften’ in ‚Obersachsen und besonders in Meißen und den Churkreise, dem Vaterland der hochdeutschen Mundart“.[4] Hieran erkennt man gut, wie sehr sich die Sprachwissenschaftler des 19. Jahrhunderts an dem Hochdeutschen orientierten und wiesehr die niederdeutsche Sprache als volkstümlich und schlecht galt.[5]
3. Verschiebung des Schülerwortschatzes aufgrund moderne Medienkompetenz
Die Bedeutung von Computern brauch an dieser Stelle nicht erklärt zu werden: Ohne Zweifel sind Personal Computer modern, hilfreich aber auch leider kompliziert. Sie bilden ein perfektes Beispiel für eine Fachsprache, die durch ihre heutige Alltäglichkeit in Konfrontation zur Standard- oder auch Alltagssprache gekommen ist. Die Erfassung des Wesens einer Fachssprache ist in sofern wichtig, da sie auf der einen Seite die Kommunikation verkompliziert – nicht alle Kommunikationspartner verstehen die Begriffe – und auf der anderen Seite über „Dinge“ handelt, für die „es im hergebrachten Wortschatz keine Bezeichnungen gibt“.[6] Der Grund warum es im Deutschen keine Bezeichnungen dafür gibt, ist dass Neuheiten nur dann sprachlich erfasst werden, wenn Fachbegriffe gebildet werden, die eine Weiterentwicklung der Sprache im Sinne der technischen und kulturellen Innovation ermöglichen. Der Ursprung dieser Fachbegriffe ist immer von der Wissenschaftssprache abhängig. Während früher viele Fremdwörter aus der Medizin oder der Physik beispielsweise aus dem Griechischen oder dem Latein abgeleitet sind, da diese Sprachen bis ins 20. Jahrhundert teilweise als alleinige Wissenschaftssprache galten[7], war die mikroelektronische Entwicklung in der Mitte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich durch die angloamerikanischen Länder bestimmt. Sie wurden von den anderen Sprachen als Fremdwörter einer Fachsprache übernommen.[8] Hier liegt somit der Vorteil einer Fachsprache. Die Variationen der Lexik von Sprache zu Sprache sind sehr gering.[9]
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[1] Siehe „Nibelungenlied“
[2] Dietlinde Hedwig Heckt, Von der Teutschen Haupt Sprach. In: Deutschunterricht April/2003 Braunschweig, S.13 als Beispiel kann man anführen, dass es keine lateinischen Grapheme für das „j“ und das „w“ gab. So wurde das „I“ für „j“ und „i“ und das „v“ für das „u“ und das „w“ genutzt. Die zwei unterschiedlichen s Laute wurden mit dem „s“ und dem „z“ verdeutlicht („glas“ und „daz“).
[3] vgl. Heckt, Von der Teutschen Haupt Sprach, S.14: Großbuchstaben für Satzanfänge und für Hervorhebungen, als Satzzeichen Punkt und Doppelpunkt, Komma – wenn auch selten –, Semikolon Virgel und Doppelvirgel, Ausrufe und Fragezeichen. Weiterhin drückte er Vokabellängen durch „h“ oder „e“ und Vokabelkürzungen jedoch durch doppelte Konsonanten aus.
[4] Heckt, Von der Teutschen Haupt Sprach, S.14
[5] Heckt, Von der Teutschen Haupt Sprach, S.12 – 16
[6] Wolf Peter Klein, Die Spannung zwischen Fach- und Gemeinschaftssprache als Anlass zur Sprachreflexion. In: Deutschunterricht April/2003 Braunschweig, S. 28; Klein gibt hier unter anderem folgende Beispiele aus dem EDV Bereich an: Megahertz, Firewire Schnittstelle, 56k-Modem oder auch DVD-Rom/CD-RW-Combo-Laufwerk.
[7] zum Vergleich siehe Kapitel 2, 4. Absatz: „…Beginn der Wissenschaftssprache Deutsch war.“
[8] Anmerkung des Autors: Aus dem Französischen ist mir ein Beispiel bekannt, bei dem versucht wurde das Fremdwort „Walk-Man“ nicht zu übernehmen sondern ein eigenes Französisches Wort zu kreieren: „Baladeur“. Diese kulturpolitische Maßnahme wurde jedoch von der Jugend nicht angenommen.
[9] Klein führt hier das ältere Beispiel des Wortes Temperatur an: Englisch: temperature, Französisch: température, Polnisch, Spanisch und Italienisch: temperatura usw.
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