„Die sehr dicht besiedelte Bundesrepublik ist kein Einwanderungsland“ (zit. nach
Bischoff/Teubner 1991: 96).
Deutschland ist seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland, doch wurde diese Tatsache lange
Zeit von der politischen Führung in obiger Form (hier von Bundesinnenminister
Zimmermann, 1984) und ähnlich geleugnet, sowie in der Politik gegenüber der
nichtdeutschen Bevölkerung wenig berücksichtigt. In dieser Arbeit soll untersucht werden,
inwieweit die von der Bundesregierung seit den 1960er Jahren betriebene Gastarbeiter-
/Ausländerpolitik den Ansprüchen und Bedürfnissen eines Einwanderungslandes und der in
ihm lebenden ausländischen Bevölkerung gerecht wurde und wird. Vor allem soll betrachtet
werden, ob die Ausländergesetzgebung eine erfolgreiche Integration der ausländischen
Bevölkerung ermöglichte oder ob sie eine solche nicht eher hemmte, schon allein weil die
diesbezügliche Politik von vornherein von der permanenten Leugnung des unumkehrbar
stattgefundenen Einwanderungsprozesses nach Deutschland überschattet wurde (denn ohne
Einwanderung wäre ja auch keine Integration von Nöten).
Um dieser Fragestellung nachzugehen soll zuerst der in dieser Arbeit verwendete
Integrationsbegriff definiert und mit anderen in diesem Zusammenhang ebenfalls
verwendeten Begriffen der Assimilation und multikulturellen Gesellschaft verglichen werden.
Inwieweit beschreiben diese Begriffe gleiche oder unterschiedliche Sachverhalte? Weiterhin
geklärt werden muss, warum die Integration der ausländischer Bevölkerung in die
Aufnahmegesellschaft eigentlich so wichtig ist. Nicht zuletzt sollen auch die Leistungen
betrachtet werden, die für eine erfolgreiche Integration der ausländischen Bevölkerung
sowohl von dieser als auch vom Aufnahmeland erbracht werden müssen. Dies soll später
helfen, die Ausländergesetzgebung und Ausländerpolitik auf ihre Integrationsfähigkeit zu
überprüfen und zu entscheiden, ob in Deutschland die Grundlagen für eine erfolgreiche
Integration nichtdeutscher Bevölkerung bestehen.
Nach den Überlegungen zum Begriff der Integration soll sich dann dem Begriff des
Einwanderungslandes zugewandt werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Integration und ihre Vorraussetzungen
- 1. Integration, Assimilation und Multikulturelle Gesellschaft
- 2. Leistungen zur Integration
- 2.1 Leistungen des Einwanderers
- 2.2 Leistungen der Aufnahmegesellschaft
- III. Einwanderung und Ausländerpolitik in Deutschland
- 1 Einwanderung in die BRD seit 1945
- 1.1 Phase der Vertriebenen und DDR-Flüchtlinge
- 1.2 Phase der Anwerbung von Gastarbeitern
- 1.3 Phase des Anwerbestops und Familiennachzugs
- 1.4 Phase der Flüchtlingsmigration und Ostöffnung
- 2. Gastarbeiter-/Ausländerpolitik der Bundesregierung seit 1945
- 2.1 Deutschland, Einwanderungsland ohne Einwanderungspolitik?
- 2.2 Phase der Anwerbe- und Rotationspolitik
- 2.3 Phase der Konsolidierung
- 2.4 Phase der restriktiven Ausländerpolitik
- 2.5 Neue Ausländerpolitik?
- IV. Ausländerpolitik und Integration
- 1. Integration der Zuwanderergruppen durch die Ausländerpolitik
- 2. Defizite der Ausländerpolitik in Bezug auf Integration
- 2.1 Öffentliche Darstellung der Zuwanderung
- 2.2 Gleichstellung der nichtdeutschen Bevölkerung
- 2.3 Einbürgerung und doppelte Staatsbürgerschaft
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht, inwieweit die Ausländerpolitik der Bundesrepublik Deutschland den Bedürfnissen eines Einwanderungslandes und der in ihm lebenden ausländischen Bevölkerung gerecht wurde. Dabei wird besonders auf die Frage eingegangen, ob die Ausländergesetzgebung eine erfolgreiche Integration ermöglichte oder eher hemmte.
- Begriff der Integration und seine Verbindung zu Assimilation und Multikulturalität
- Leistungen, die von Einwanderern und Aufnahmegesellschaft für eine erfolgreiche Integration erbracht werden müssen
- Entwicklung der Einwanderung in die BRD seit 1945 in verschiedenen Phasen
- Bewertung der deutschen Ausländerpolitik hinsichtlich ihrer Integrationsfähigkeit
- Defizite der Ausländerpolitik und mögliche Lösungsansätze für eine bessere Integration der nichtdeutschen Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
In Kapitel II wird der Integrationsbegriff im Kontext der Migrationsforschung definiert und mit den Begriffen Assimilation und Multikulturelle Gesellschaft verglichen. Dabei werden die verschiedenen Anforderungen und Erwartungen an Integration beleuchtet.
Kapitel III befasst sich mit der Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland seit 1945 und zeigt anhand verschiedener Phasen die Geschichte der Immigration auf. Es wird auch die Gastarbeiter-/Ausländerpolitik der Bundesregierung betrachtet und deren Auswirkungen auf die Integration der Zuwanderer analysiert.
In Kapitel IV wird die Ausländerpolitik in Bezug auf die Integration der Zuwanderergruppen untersucht. Es werden Defizite der Politik in Bezug auf Integration aufgezeigt, wie z.B. die öffentliche Darstellung der Zuwanderung, die Gleichstellung der nichtdeutschen Bevölkerung und die Einbürgerung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Integration, Einwanderung, Ausländerpolitik, Assimilation, Multikulturalität, Gastarbeiter, Einbürgerung, Gleichstellung, Defizite und Lösungsansätze.
- Arbeit zitieren
- Daniela Bode (Autor:in), 2003, Integrationshemmende Ausländerpolitik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24826