Die Teilnehmerforschung stellt einen sehr wichtigen, wenn nicht sogar den wichtigsten Anteil an der Erwachsenenbildungsforschung dar.
Die Teilnehmerforschung in der Erwachsenenbildung beinhaltet nun verschiedene Aspekte. Man kann sowohl über die Teilnehmerzahlen forschen, als auch über die Motive und die Motivation von Personen, die sie überhaupt zur Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen bewegen. Es ist ebenfalls möglich, die Teilnehmer selbst genauer zu untersuchen, beispielsweise ihren Lebenswandel, ihre Herkunft, kurz, die sozialen Milieus, aus denen sie stammen. Diese Fakten lassen sich dann in Bezug zur Weiterbildungsteilnahme setzen. Die TeilnehmerInnenforschung ist im wesentlichen biographietheoretisch orientiert, später dann auch teilweise milieutheoretisch
Zur Teilnehmerforschung gibt es bislang schon einige Studien, darunter die GÖTTINGER STUDIE und die HILDESHEIMER STUDIE, die ich im Rahmen dieser Arbeit vorstellen möchte.
Zunächst werde ich aber auf die Weiterbildungsteilnahme allgemein eingehen, um einen groben Überblick darüber zu geben, wie viele Leute sich überhaupt in Deutschland weiterbilden, wo sie dies bevorzugt tun und in welchem Bereich. Danach werde ich mich mit den beiden wichtigsten Studien im Bereich der Teilnehmerforschung befassen, den von ihnen aufgeworfenen Bildungsbegriff klären und ihre Ergebnisse vorstellen.
Weiter behandle ich zwei Aspekte, die in der Teilnehmerforschung eine große Rolle spielen: Die Motivations- und die Milieuforschung.
Am Ende dieser Arbeit sollte deutlich sein, was Teilnehmerforschung beinhaltet und warum sie einen so hohen Stellenwert hat. Gleichzeitig möchte ich einen Überblick über die Motivation und Motive geben. Warum bilden sich Menschen eigentlich weiter? Welche Motivation haben sie? Nur indem man die Motivati-on der Teilnehmer erforscht, kann man auf die Einstellung und die Gründe schließen, auf-grund derer Nichtteilnehmer den Weiterbildungsveranstaltungen fern bleiben.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Weiterbildungsteilnahme
2.1. Teilnahme am Fernunterricht
2.2. Teilnahme an VHS-Kursen
3. Vorstellung der Göttinger und der Hildesheimer Studie
4. Zum Bildungsbegriff
4.1. Sozial-differenzierendes und personal-differenzierendes Syndrom
5. Verschiedene Gesichtspunkte der Göttinger Studie
6. Motivation
6.1. Lerntypen und Motivation
6.2. Habituelle und Aktualmotivation
6.2.1. Determinanten der habituellen Motivation
6.3. Life-space und Life-chance Motivation
6.4. Unterschiedlich motivierte Personengruppen
7. Motive zur Teilnahme
8. Experimentalprogramm zum Bildungsurlaub
8.1. Ablauf des Programms
8.2. Motive der Teilnehmer
8.3. Erwartungen der Teilnehmer
9. Milieuforschung
9.1. Das Sinus-Modell
9.2. Ergebnisse der Milieuforschung
10. Schlussbetrachtung
11. Bibliographie
1. Einleitung
Die Teilnehmerforschung stellt einen sehr wichtigen, wenn nicht sogar den wichtigsten Anteil an der Erwachsenenbildungsforschung dar. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Erwachsenenbildung ohne Teilnehmer nicht möglich ist und somit auf sie angewiesen ist.
Die Teilnehmerforschung in der Erwachsenenbildung beinhaltet nun verschiedene Aspekte. Man kann sowohl über die Teilnehmerzahlen forschen, als auch über die Motive und die Motivation von Personen, die sie überhaupt zur Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen bewegen. Es ist ebenfalls möglich, die Teilnehmer selbst genauer zu untersuchen, beispielsweise ihren Lebenswandel, ihre Herkunft, kurz, die sozialen Milieus, aus denen sie stammen. Diese Fakten lassen sich dann in Bezug zur Weiterbildungsteilnahme setzen. „Die TeilnehmerInnenforschung ist im wesentlichen biographietheoretisch orientiert, später dann auch teilweise milieutheoretisch.“[1]
Zur Teilnehmerforschung gibt es bislang schon einige Studien, darunter die Göttinger Studie und die Hildesheimer Studie, die wir im Rahmen dieser Arbeit vorstellen möchten.
Zunächst werden wir aber auf die Weiterbildungsteilnahme allgemein eingehen, um einen groben Überblick darüber zu geben, wie viele Leute sich überhaupt in Deutschland weiterbilden, wo sie dies bevorzugt tun und in welchem Bereich. Danach werden wir uns mit den beiden wichtigsten Studien im Bereich der Teilnehmerforschung befassen, den von ihnen aufgeworfenen Bildungsbegriff klären und ihre Ergebnisse vorstellen.
Weiter behandeln wir zwei Aspekte, die in der Teilnehmerforschung eine große Rolle spielen: Die Motivations- und die Milieuforschung.
Nachdem wir zuerst klären möchten, warum die Motivation so wichtig für die Teilnehmerforschung ist, stellen wir zwei verschiedene Modelle zur Motivation vor. Danach sollen einige Motive näher erläutert werden, die zur Teilnahme führen können. Abschließend gehen wir auf ein Experimentalprogramm zum Bildungsurlaub ein, in dem Teilnehmermotive und -erwartungen vor und nach dem Bildungsurlaub verglichen werden.
Der zweite große Forschungspunkt neben der Motivation ist die Milieuforschung. Hier werden Zusammenhänge zwischen der Herkunft von Personen und ihrer Weiterbildungsteilnahme untersucht. Dazu gehen wir auf das Sinus-Modell ein und präsentieren einige wesentliche Ergebnisse der Milieuforschung. Am Ende dieser Arbeit sollte deutlich sein, was Teilnehmerforschung beinhaltet und warum sie einen so hohen Stellenwert hat. Gleichzeitig möchten wir einen Überblick über die Motivation und Motive geben. Warum bilden sich Menschen eigentlich weiter? Welche Motivation haben sie? Nur indem man die Motivation der Teilnehmer erforscht, kann man auf die Einstellung und die Gründe schließen, aufgrund derer Nichtteilnehmer den Weiterbildungsveranstaltungen fern bleiben.
2. Weiterbildungsteilnahme
Folie 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Weiterbildungsteilnahme ist in Deutschland seit 1979 kontinuierlich angestiegen. Wie auf der Folie zu erkennen, hat sich die Teilnehmerquote von 1979 bis 1997 mehr als verdoppelt. Während 1979 noch 23% der Erwachsenen angaben, sich weitergebildet zu haben, waren es 1991 schon 37% und 1997 dann 48%. Diese 48% entsprechen ca. 24,1 Millionen Menschen. Es wurden Erwachsenen im Alter von 19 bis 64 Jahre befragt.
Man unterscheidet bei der Weiterbildung zwischen allgemeiner, politischer und beruflicher Weiterbildung. 31% der erwachsenen Bevölkerung nahm 1997 an allgemeiner oder politischer Weiterbildung teil, 30% an beruflicher Weiterbildung. Das bedeutet also, dass unter den insgesamt 48% Personen dabei waren, die sich in einem Jahr mehrmals weitergebildet haben. In dem Bereich allgemeiner und politischer sowie in dem Bereich beruflicher Fortbildung ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Entwicklung von 1979 bis 1997 ist aus der Abbildung 1 zur Weiterbildungsteilnahme zu entnehmen.
Die Teilnahme verteilt sich dabei auf die Themen und Maßnahmen, die in der Abbildung 2 aufgeführt sind. Es sticht hervor, dass besonders in den Bereichen Sprachen und Gesundheit eine hohe Teilnahmequote zu verzeichnen ist. Bei der beruflichen Weiterbildung überwiegt die berufliche Anpassung nach der betrieblichen Einarbeitung.
Abb. 1: Teilnahme an allgemeiner, politischer und beruflicher Weiterbildung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Bevorzugte Themenbereiche der Weiterbildung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
An der beruflichen Weiterbildung haben 1997 bis April 1998 5,475 Millionen Erwerbspersonen teilgenommen. Das sind insgesamt 13,3% aller Erwerbspersonen in Deutschland. Seit der Wiedervereinigung hat die Teilnahmequote bei den Frauen die der Männer erreicht und mittlerweile leicht überschritten. In den Altersgruppen zwischen 15 und 35 Jahren überwiegt die Beteiligung an beruflicher Weiterbildung. Betrachtet man die Dauer der beruflichen Weiterbildung, stellt man fest, dass diese in über 50% der Fälle unter einem Monat dauerte. Das könnte zum Beispiel auf eine überwiegende Fortbildung am Arbeitsplatz hinweisen. Diese Fakten sind in nachstehender Tabelle zu erkennen.
Abb. 3: Teilnahme an beruflicher Weiterbildung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein Großteil der beruflichen Fortbildungsmaßnahmen fand am Arbeitsplatz statt, wie aus der nächsten Abbildung zu erkennen ist. Etwa ein Drittel wurde in besonderen Fortbildungs- und Umschulungsstätten durchgeführt. Dagegen wurden Fortbildungen bei einer Kammer, an einer berufsbildenden Schule oder Hochschule, genauso wie Fernunterricht seltener in Anspruch genommen.[2]
Folie 2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1. Teilnahme am Fernunterricht
Wie verteilt sich die Teilnahme an Weiterbildungen nun ungefähr auf die Institutionen?
Dazu ist zu sagen, dass die Teilnahme am Fernunterricht stark zurückgegangen ist. Während 1992 noch 171.000 Personen am Fernunterricht teilnahmen, waren es 1997 nur noch 118.000 Personen.[3] Das sind immerhin nach recht gleichmäßigem Rückgang 50.000 Menschen weniger.
Abb. 4: Teilnahme am Fernunterricht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2. Teilnahme an VHS-Kursen
An der Volkshochschule gab es 1998 6.594.000 Teilnahmefälle. Diese Zahl ist nun nicht direkt mit den Teilnehmern am Fernunterricht zu vergleichen, da sich diese Zahl auf die Teilnahmefälle bezieht, die beim Fernunterricht auf die Teilnehmerzahl. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Teilnehmerzahl unter der Zahl der Teilnehmerfälle liegt, weil sich Personen in einem Jahr an der Volkshochschule mehrmals weitergebildet haben.
Abb. 5: Teilnahme bei Volkshochschulen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Teilnehmerquote ist bei der VHS aber nach wie vor sehr hoch. Die häufigste Teilnahmen findet in den Themenbereichen Sprachen, Gesundheit und Freizeit statt, was auch der Tendenz bei der Weiterbildung insgesamt entspricht.
3. Vorstellung der Göttinger und der Hildesheimer Studie
Im Bereich der Teilnehmerforschung gibt es zwei wesentliche Studien im Bereich der Teilnehmerforschung, die die Zusammenhänge zwischen Weiterbildung und sozialer Lage untersucht haben. Dies sind die Hildesheimer-Studie und die Göttinger-Studie:
Folie 3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Göttinger-Studie von W. Strzelewicz, H.-D. Raapke und W.Schulenberg ist 1966 veröffentlicht worden und gilt als Meilenstein der Forschung. Sie ist eine dreistufige Untersuchung zum Zusammenhang von Erwachsenenbildung und sozialer Lage. Sie selber umfasst drei Einzelerhebungen: eine Repräsentativumfrage, 34 Gruppendiskussionen zur Vertiefung und 38 Einzelinterviews.
Ein primäres Ziel dieser Studie war es eine Vorstellung und einen Überblick über die Bildungsvorstellungen der Deutschen zu erhalten und diese, sofern sie vorlagen, nach sozialer Lage zu differenzieren.[4]
Die Göttinger-Studie wies auch erstmals Zusammenhänge zwischen der Weiterbildungsaktivität und sozialem Status, bzw. Schulbildung nach. Eindeutig gibt es eine abnehmende Weiterbildungsaktivität von den höheren zu den niederen Sozialschichten, von den städtischen zu ländlichen Gebieten und besonders auch von den Absolventen weiterführender Schulen zu ehemaligen Volks- bzw. Hauptschülern. Es scheint also so zu sein, dass die Motivation und auch die Fähigkeit für eine Weiterbildung im Erwachsenenalter je größer ist, desto länger der Schulbesuch war und desto höher der Grad des Schulabschlusses ist.
Die Studie untersucht folglich die Ergebnisse in Bezug auf Schulbildung, soziales Milieu, Berufsstellung, Alter und Motivation. Neben der Tatsache, dass eine Studie aus den 50er Jahren empirisch an der deutschen Bevölkerung vollzogen wurde, gab die Göttinger-Studie einen Einblick in die gesellschaftliche Rolle der Volksschule.
Die Hildesheimer-Studie von W. Schulenberg knüpfte inhaltlich und methodisch an die Göttinger-Studie an und erschien 1957. Beide Studien hatten sich zum Ziel gesetzt, die Motive und Einstellungshintergründe zu erfahren, die einige Teile der Bevölkerung zu einer schwachen Bildungsaktivität veranlassen und wenig oder kaum an Veranstaltungen der Weiterbildung teilnehmen lassen. Sie werfen einige grundsätzliche Fragen auf:
- Was bedeutet für die Bevölkerung Bildung?
- Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Bildungsvorstellungen und der Teilnahme an Weiterbildung?
- Welche Erwartungen sind mit der Anstrengung verknüpft?
- Unter welchen Bedingungen sind Erwachsenen am ehesten bereit, sich den Anstrengungen der Weiterbildung zu unterziehen?
4. Zum Bildungsbegriff
Bevor wir weiter auf den Aspekt der Fortbildung eingehen, fragen wir uns „was ist eigentlich Bildung“ und „was macht Bildung aus“?
Folie 4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei beiden Studien wurde dem Begriff „Bildung“ bei den Befragten eine große Wertschätzung zugewiesen. „Bildung gilt als etwas Positives, Erstrebenswertes, als eine positive Potenz“.[5] „Wissen“ wird hauptsächlich als ein Teil der Bildung angesehen. Es wird ein erweitertes Wissen angestrebt, das dem Einzelnen neben seinem Beruf eine größere geistige Sicherheit bietet. Die Abweichung zwischen dem hohen Stellenwert von Bildung und der teilweise geringen Teilnahme an Weiterbildungsaktivitäten wird unter den Befragten bewusst wahrgenommen und mit den Hinweisen „Überbeanspruchung durch die Arbeit“, „ungenügende Vorbildung“, „Geldmangel“ und „Ablenkung durch Unterhaltung“ rechtfertigt.
Ein weiterer Grund, bzw. Hindernis sich weiterzubilden wird aber auch in folgender Tatsache gesehen: Je mehr man Bildung mit höherer Schulbildung und gehobener Position gleichsetzt und aufgrund dieser Gleichsetzung keine Chancen sieht, desto eher überwiegt Passivität und Resignation, die jegliche Weiterbildungsaktivität verhindert. Je mehr man aber unter Bildung, Wissen und Können versteht und auch die Möglichkeit sieht, solch ein Wissen zu erlangen, desto eher wirkt eine solche Bildungsvorstellung stimulierend auf den persönlichen Weiterbildungsprozess. Erwachsenenbildung wird hier immer weniger allein als zweckrationaler Bildungsprozess angesehen, sondern es wird vielmehr von einer vielfältigen Verbindung zwischen Bildungs- ,Geselligkeits- und Tätigkeitsmotiven ausgegangen.
[...]
[1] Kade/.Nittel/ Seitter (1999), S. 101
[2] Nuissl/ Pehl (2000), S. 35
[3] Nuissl/Pehl (2000), S. 36
[4] vgl. Barz (2000), S.14
[5] Schröder (1976), S. 20
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