Schon vor rund 83 Jahren setzte sich Alexander Sutherland Neill für eine freie Erziehung ohne sexuelle Tabus ein. 1921 wagte er ein „Experiment“ antiautoritärer Erziehung, indem er „Summerhill“ gründete. Sein Ziel war es „ die Schule kindgeeignet zu machen- nicht die Kinder schulgeeignet“(Neill 1969, S. 22). Seine Schüler sollten in Freiheit aufwachsen und die Möglichkeit haben, sie selbst zu sein. Aus diesem Grund verzichtete er „ auf alle Disziplinarmaßnahmen, auf Lenkung, suggestive Beeinflussung, auf jede ethische und religiöse Unterweisung.“ (Neill 1969, S.22) Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Schüler von Summerhill machen können was sie wollen. Die persönliche Freiheit des Einzelnen geht nur soweit, wie sie andere Mitmenschen nicht beeinträchtigt. Immerhin gibt es in Summerhill ca. 200 Regeln an die sich die Schüler halten müssen. Summerhill war aufgrund seiner freien Erziehung schon oft Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen, in denen es vor allem um die drei „S“- „Sex, Swearing and Smoking“ (dt.: Sex, Schimpfwörter und Rauchen) ging. (vgl.: Appleton 2000, S.1) In Summerhill ist Sexualität kein isolierter Bereich, sondern gehört zur Anerkennung der Ganzheitlichkeit des Menschen. Dieser freie Umgang mit der Sexualität an sich und im Besonderen mit der kindlichen Sexualität, führte in der Vergangenheit zu vielen Missverständnissen. So schrieb ein Sozialkritiker „…ich könnte eines meiner Kinder ebenso gut in einem Bordell anmelden, wie in Summerill“ (Appleton 2000, S.1) Um mich dieser Diskussion anzuschließen und diese Missverständnisse aufzuklären, möchte ich mich in der vorliegenden Studienarbeit mit der Sexualpädagogik in Summerhill, die auf den Einstellungen von A.S. Neill basiert, kritisch auseinandersetzen. Hierzu gehe ich auf A.S.Neills Einstellung zur Sexualität, vor allem der kindlichen Sexualität in Anlehnung an die psychosexuelle Entwicklung nach S.Freud ein. Danach lege ich dar, wie in Summerhill mit Onanie und Aufklärung umgegangen wird und wie Neill zu den Themen Schwangerschaft, Abtreibung, Homosexualität und Nacktheit steht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Grundsätze der antiautoritären Erziehung in Summerhill
- 2. Sexualpädagogik in Summerhill
- 2.1 Einstellung zur Sexualität
- 2.2 Onanie
- 2.3 Sexuelle Aufklärung
- 2.4 Schwangerschaft und Abtreibung
- 2.5 Homosexualität
- 2.6 Nacktheit
- Schlussteil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit befasst sich kritisch mit der Sexualpädagogik in Summerhill und basiert auf den Einstellungen von A.S. Neill. Die Arbeit analysiert Neills Einstellung zur Sexualität, insbesondere der kindlichen Sexualität, im Kontext der psychosexuellen Entwicklung nach S. Freud. Anschließend wird untersucht, wie in Summerhill mit Onanie und Aufklärung umgegangen wird und welche Haltung Neill zu den Themen Schwangerschaft, Abtreibung, Homosexualität und Nacktheit einnimmt.
- Antiautoritäre Erziehung in Summerhill
- Neills Einstellung zur kindlichen Sexualität
- Umgang mit Onanie und Aufklärung in Summerhill
- Neills Position zu Schwangerschaft, Abtreibung, Homosexualität und Nacktheit
- Vergleich mit den Theorien von S. Freud und W. Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung thematisiert die Relevanz von Sexualität in der heutigen Gesellschaft und die Herausforderungen bei der Entwicklung einer befriedigenden sexuellen Identität. Sie stellt A.S. Neill und seine Gründung von Summerhill vor, das als ein "Experiment" antiautoritärer Erziehung ohne sexuelle Tabus verstanden werden kann.
1. Grundsätze der antiautoritären Erziehung in Summerhill
Dieses Kapitel beschreibt die pädagogischen Prinzipien von Summerhill, die auf dem Glauben an das Gute im Kind und dessen natürliche Entwicklungsfähigkeiten basieren. Neill betont die Wichtigkeit von Selbstbestimmung, Selbstregulation und Freiheit für die Entfaltung der Persönlichkeit. Er lehnt Disziplinarmaßnahmen ab und fördert ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern.
2. Sexualpädagogik in Summerhill
Dieses Kapitel geht auf Neills revolutionäre Ansichten zur Sexualpädagogik ein, die im damaligen Kontext als kontrovers betrachtet wurden. Neill stützt sich auf Freuds Theorien der psychosexuellen Entwicklung und die Ansätze von W. Reich. Er betont die Bedeutung der sexuellen Entwicklung für die körperliche und seelische Gesundheit des Kindes.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Studienarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Sexualpädagogik, antiautoritäre Erziehung, Summerhill, A.S. Neill, S. Freud, W. Reich, psychosexuelle Entwicklung, Onanie, Aufklärung, Schwangerschaft, Abtreibung, Homosexualität, Nacktheit. Sie beleuchtet die Auseinandersetzung mit Tabus und die Bedeutung von Freiheit und Selbstbestimmung in der Sexualerziehung.
- Arbeit zitieren
- Doreen Hunger (Autor:in), 2004, Sexualpädagogik in Summerhill, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24873