Die Position der christlichen Kirche im Nationalsozialismus. Ein Machtinstrument der NSDAP?


Hausarbeit, 1999

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Entstehung der GDC mit einem Exkurs über die KDC
II.1 Die Kirchenbewegung Deutscher Christen
II.2 Die Glaubensbewegung Deutscher Christen

III. Richtlinien, Programmatik und Aufbau der GDC
III.1 Aufbau der Organisation
III.2 Richtlinien und Programmatik der GDC

IV. Die GDC im Einklang mit der NSDAP
IV.1 Die erste Reichstagung der DC
IV.2 Ludwig Müller als Hitlers Schirmherr über die GDC
IV.3 Die Wahl des Reichsbischofs
IV.4 Der Staatseingriff
IV.5 Die Kirchenwahlen

V. Der Bruch mit der NSDAP
V.1 Die Beginnende Distanzierung der NSDAP
V.2 Die Sportpalastkundgebung
V.3 Die Sportpalastkrise

VI. Schluß

VII. Literaturverzeichnis

VIII. Verzeichnis der Abkürzungen

I. Einleitung

Diese Arbeit steht unter dem Oberthema „Christliche Kirchen in Deutschland nach 1933“ und wird sich mit einem Teilaspekt dieser umfangreichen Thematik beschäftigen. Gegenstand der Untersuchung wird eine evangelische politische Kirchengruppe mit der Bezeichnung „Deutsche Christen“ sein. Diese soll auf ihre Stellung zum Nationalsozialismus hin untersucht werden. Dabei soll festgestellt werden, ob die „Deutschen Christen“ ein reines Machtinstrument für die NSDAP darstellten und von dieser nur zur Einflußnahme in Bezug auf den Kirchenkampf mißbraucht wurden, oder ob die „Deutschen Christen“ als eigenständige Bewegung unabhängig von der NSDAP ihre kirchenpolitischen Ziele äußerten und verfolgten.

Bei der Darstellung der Untersuchung hielt ich folgendes Procedere für geeignet:

Zuerst soll ein kurzer Einblick auf die Entstehungsgeschichte der „Deutschen Christen“ schon einen ersten Eindruck darüber vermitteln, inwieweit diese Bewegung von den Nationalsozialisten schon in der Entstehungsphase beeinträchtigt und ideologisch geprägt wurde. Dabei soll eine Trennung der beiden Bewegungen vorgenommen werden, die sich beide als „Deutsche Christen“ bezeichnen, um spätere Unklarheiten bezüglich der gemeinten Gruppe im Vorfeld auszuschließen. Sodann soll eine Übersicht über den Aufbau und die Intentionen der „Deutsche Christen“ die grundlegenden, die Parteiziele betreffenden, Informationen über die Partei liefern und ihre Anlehnung sowie Zusammenarbeit mit der NSDAP verdeutlichen. Der nächste Untersuchungspunkt wird sich mit der Zusammenarbeit der „Deutschen Christen“ mit der NSDAP beschäftigen und die Abhängigkeit der Kirchenpartei von den Nationalsozialisten zu verdeutlichen versuchen.

Der letzte Untersuchungspunkt soll klären wie es zum Bruch zwischen der NSDAP und den „Deutschen Christen“ kam und die Abhängigkeit der Kirchenpartei zu der Staatspartei verdeutlichen.

Die Untersuchungen werden sich, soweit wie möglich und dieses nötig ist, an einer chronologischen Abfolge der für die Entwicklungsgeschichte der „Deutschen Christen“ entscheidenden Ereignisse orientieren. Dieses ermöglicht ein besseres Verstehen der wechselnden Beziehung zwischen den oben genannten Parteien.

Bei der von mir verwandten Literatur zum Thema, verdienen die Werke Kurt Meiers, Klaus Scholders und Günther van Nordens besonderer Bemerkung.

So bot Meier mit seinem „Die Deutschen Christen“ eine gute Übersicht über die Entwicklung sowie die Intentionen der DC und ihrer Zusammenarbeit mit der NSDAP. Scholders „Die Kirchen und das Dritte Reich“ lieferten eine sehr detaillierte Beschreibung der wichtigen kirchenpolitischen Ereignisse dieser Zeit.

Nordens „Der deutsche Protestantismus im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung“ sowie „Kirchenkampf im Rheinland“ zeigten einen guten Übersichtscharakter.

II. Die Entstehung der GDC mit einem Exkurs über die KDC

II.1. Die Kirchenbewegung Deutscher Christen

Im Jahre 1927 entstand in Wieratal bei Altenburg in Thüringen aufgrund der nationalsozialistischen Aktivitäten der beiden Pfarrer Siegfried Leffler und Julius Leutheuser ein nationalsozialistischer Pfarrer- und Lehrerkreis. In den folgenden drei Jahren gelang es den beiden Pfarren in ihrem Wirkungsbereich eine große Anzahl von Anhängern zu sammeln. 1931 trat dieser Bund zum ersten mal öffentlich unter der Bezeichnung „Deutsche Christen“ bei einer Kirchengemeindevertreterwahl auf.

Schon in diesem Frühstadium der KDC läßt sich eine wechselseitige Beziehung zur NSDAP feststellen. Nicht nur an die Tatsache sei zu denken, daß viele Anhänger der DC Mitglieder der NSDAP waren oder wurden und daß das Klientel der Veranstaltungen des deutschchristlichen Kreises weithin identisch mit denen war, die durch NSDAP Versammlungen erreicht wurden. Auch die Hilfe der DC beim Aufbau der NSDAP im Kreise Altenburg und andererseits die Indienstnahme der NS-Parteiorganisation für die eigene Werbearbeit muß beachtet werden. Der nationalsozialistische Einsatz dieses Kreises mochte das gute Einvernehmen mit der Gauleitung der NSDAP in Thüringen weitgehend mit beeinflußt haben, das für die Entwicklung der Thüringer DC auch in den Jahren nach der Abspaltung von der GDC nicht ohne Bedeutung blieb.[1]

II.2. Die Glaubensbewegung Deutscher Christen

Die Gründung der GDC läßt sich wohl auf einen taktisch bedingten Umschwung der NSDAP in Bezug auf kirchliche Fragen zurückführen. Durch die Wahl des Zentrumspolitikers Heinrich Brünnings am 29.3.1930 zum Reichskanzler, sah sich die NSDAP dazu veranlaßt aus ihrer bisher geübten religiösen Indifferenz herauszutreten und sich propagandistisch mit dem Christentum zu beschäftigen. Der politische Kampf der NSDAP wurde als „Christentum der Tat“ oder als „positives Christentum“ (Punkt 24 des NSDAP-Programmes) ausgegeben, die eigentliche Intention war es jedoch die Kirche von innen heraus zu erobern.

Diese Absicht zeigt auch der im „Völkischen Beobachter“ veröffentlichte Ausruf des Führers der NS-Preußenfraktion, Wilhelm Kubes : „Nationalsozialisten... erobert euch eure Kirche und erfüllt sie mit dem lebendigen christlichen Geist...“. Der Weg zur Eroberung der Kirche erwies sich freilich zunächst als schwierig und umständlich. Denn allen Versuchen, eine nationalsozialistische Kirchenpartei zu gründen , stand Hitlers Grundentscheidung entgegen, wonach die Partei unter keinen Umständen unmittelbar in kirchliche Fragen hineingezogen werden durfte.

Eine Organisation mußte her, welche die NS-Interessen auf kirchenpolitischem Gebiet in befriedigendem Maße vertreten konnte, ohne die Neutralität der Partei in Kirchenfragen zu stark zu belasten. Kube stand 1930 schon mit den Pfarrern Dr. Friederich Wieneke und Karl Eckert in Verbindung und hatte sie mit der Aufgabe betraut, eine Bewegung zu schaffen, die das Anliegen des Nationalsozialismus in der Kirche vertreten sollte. Wienke trat sodann der Christlich-Deutschen Bewgung bei und versuchte in ihr im Sinne Kubes zu wirken.

Die Christliche-Deutsche Bewegung war 1930 vom Provinzialjugendpfarrer Werner Wilm, Hofprediger Bruno Doehring und Kreisen des Stahlhelms gegründet worden. Der Charakter der CDB war stark von der konservativen Note der Deutschnationalen Volkspartei bestimmt. Eigene partei- und kirchenpolitische Betätigung wurde für die CDB abgelehnt; die Kirche sollte zum „Dienst an Volk und Vaterland“ aufrufen und andererseits der „deutschen Freiheitsbewegung“ - gemeint waren die Rechtsparteien den evangelischen Glauben bezeugen. Gefordert wurden : Kampf gegen „Kriegsschuldlüge“ und „Pazifismus“, bewußte Pflege „vaterländischer Geschichte“, „einheitliche Leitung der Kirche“ und „Verkleinerung der kirchlichen Körperschaften und Synoden“. Als Ziel wurde herausgestellt: „ eine freie Kirche in einem freien, von chrislichen Grundsätzen geleiteten Staat“. Die CDB erwies sich für die Pläne Kubes jedoch mehr und mehr als ungeeignet, weil sie ihren arbeitsgemeinschaftlichen Charakter nicht aufgeben und nicht zu einer Kirchenpartei werden wollte, die aktiv in die Kirchenpolitik einzugreifen gewillt war.

Kube hatte zuerst gemeint, mit der CDB die DNVP und die NSDAP im Kirchlichen zusammenzufassen und in gewissen Sinne auch zusammenschließen zu können. Es zeigte sich aber, daß besonders in der Rassenfrage eine Einigung nicht zustande kam, da die CDB den Volksbegriff mehr konservativ-historisch faßte und den der rassische Deutung ablehnte. Entscheidend war jedoch die Erkenntnis Kubes, daß die CDB als kirchenpolitische „Kampforganisation“ nicht verwendbar sein würde.So sah man sich dazu berufen in Anbetracht der nahenden altpreußischen Kirchenwahlen im Herbst 1932 eine eigene Bewegung ins Leben zu Rufen, welche in ähnlicher Weise wie die CDB - nur viel umfassender und einflußstärker - in das evangelische Kirchenvolk hineinwirken und auf die NSDAP aufmerksam machen sollte.[2] Kube förderte daher 1931 einen Kreis evangelischer Nationalsozialisten, welcher unter der Leitung des Minesterialrates Konopath stand und zu dem auch Wieneke und Eckert gehörten. Pfarrer Joachim Hossenfelder, der spätere Reichsleiter der GDC, sowie Ludwig Müller, der spätere Reichsbischof, gehörten ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern.

Anfang 1932 erwirkte Kube die Erlaubnis des Reichsorganisationsleiters Gregor Strassers für den Kreis um Konopath, bei den im Herbst fälligen altpreußischen Kirchenwahlen Wahlvorschläge unter dem Kennwort „Evangelische Nationalsozialisten“ einzureichen. Im Februar 1932 wurde parteiamtlich mitgeteilt, daß die Kirchenwahlen der APU von größter Bedeutung seien. Die Beteiligung an den Kirchenwahlen wurde den Parteigenossen zur Pflicht gemacht; außerdem sollten sie sich dafür einsetzen, daß auch ihre Angehörigen und Gesinnungsgenossen die Wahl nicht versäumten. Die Nominierungen von Pfarren und Mitgliedern kirchlicher Körperschaften, die aktive Mitglieder der NSDAP waren und für eine spätere Wahl in höhere kirchliche Kreise geeignet schienen, wurden angefordert.

Man suchte auch den Kontakt zu anderen nationalsozialistischen Gruppen in verschiedenen Landeskirchen. Es liefen Verhandlungen mit den Thüringer Deutschen Christen, mit den Deutschkirchlern und den Christlich-Deutschen. Der Anschluß der Thürinder DC konnte erreicht werden ebenso ein Bündnis mit den Deutschkirchlern, deren Organisation jedoch erhalten blieb. Eine Eingliederung der CDB jedoch nicht. Da die CDB jedoch auf eigene Wahllisten verzichtete, dürfte sie die APU Wahl in deutsch-christlichem Sinne beeinflußt haben.

[...]


[1] Meier, Kurt „Die Deutschen Christen“; Göttingen 1964; S. 2-9; Norden, Günther van „Der deutsche Protestantismus im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung“; Gütersloh 1979; S. 139; Scholder, Klaus „ Die Kirchen und das Dritte Reich“ Band 1;Frankfurt am Main 1977; S. 245-247.

[2] Meier, Kurt in: „Zur Geschichte des Kirchenkampfes 1“; Göttingen 1965; S.13-15; Schäfer, Gerhard „Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialismus“ Band 2; Stuttgart 1933; S.15; Meier, Kurt „Die Deutschen Christen“; Göttingen 1964; S.10-11; Kater, Horst „Die Deutsche Evangelische Kirche in den Jahren 1933 und 1934“; Göttingen 1970; S.57-58; Scholder, Klaus „ Die Kirchen und das Dritte Reich“ Band 1; Frankfurt am Main 1977; S. 251-258.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Position der christlichen Kirche im Nationalsozialismus. Ein Machtinstrument der NSDAP?
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
23
Katalognummer
V25046
ISBN (eBook)
9783638277808
ISBN (Buch)
9783638648554
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Christliche, Kirchen, Deutschland, Deutschen, Christen, Stellung, Nationalsozialismus, Machtinstrument, NSDAP, Kirchenkampf, Bewegung
Arbeit zitieren
Andre Zysk (Autor:in), 1999, Die Position der christlichen Kirche im Nationalsozialismus. Ein Machtinstrument der NSDAP?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25046

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