Der Zölibat der katholischen Priester ist ein Gegenstand, der gerade in der Öffentlichkeit immer wieder, oftmals mit negativer Konnotation, zur Sprache kommt. Der Grund dafür liegt wohl nur zum Teil in der existentiellen Betroffenheit der daran direkt Beteiligten. In dieser Arbeit wird der priesterliche Zölibat, wie er in der römisch-katholischen Kirche praktiziert wird, fern von jeder Polemik und Unsachlichkeit kritisch hinterfragt. Dabei wird vor allem die theologisch-dogmatische Begründung des Zölibats nach dem II. Vatikanischen Konzil aufgezeigt und untersucht. Anhand dieser soll dann geprüft werden, ob die Verknüpfung des Zölibats mit dem priesterlichen Amt als notwendig und sinnvoll angesehen werden kann.
Wenn man den Gegenstand des Zölibats ganzheitlich erfassen will, kann man nicht an der Tatsache vorbei, daß dieser zwar keine direkte Grundlegung, aber dennoch Anhaltspunkte in der heiligen Schrift hat, die im Zeugnis der Aposteln vorliegt. Konsequent weitergedacht sollte dann auch die Entwicklungsgeschichte des Zölibats nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Der Hauptteil der Arbeit soll jedoch im systematischen Teil liegen. Die in der Arbeit entwickelte Argumentation geht von der Prämisse aus, daß es sich beim Zölibat um ein charismatisches Phänomen handelt. Die Frage, ob der Zölibat tatsächlich als Charisma angesehen werden kann und welche Folgen sich daraus ergeben, wird einen der Hauptgesichtspunkte dieser Arbeit darstellen. Zudem wird die Begründung der derzeit bestehenden Zölibatsvorschrift anhand der Beschlüsse des zweiten vatikanischen Konzils sowie der Enzyklika Sacerdotalis caelibatus untersucht und im Hinblick auf das Problem des für das Priesteramt notwendigen zweifachen Charismas befragt. Sodann werden die in der nachkonziliaren Zeit entwickelten Argumentationen darzustellen und zu prüfen sein. Am Schluß der Arbeit sollte dann die Frage zu beantworten sein, wie die Zölibatsverpflichtung als Weihebedingung für Priesteramtanwärter begründet wird und ob diese Begründung dogmatisch gesehen ausreichend ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitungsteil
- I. Einleitung
- II. Begriff des Zölibats
- II.1 Die Zwei Arten des Zölibats
- II.1.1 Der charismatische Zölibat
- II.1.2 Der obligatorische Zölibat
- III. Biblische Grundlage des Zölibats
- III.1 Die Enthaltsamkeit des Jesus von Nazareth und seiner Jünger
- III.2 Frühchristliche Tradition
- III.2.1 Die Apostel
- III.2.2 Die Gemeindevorsteher
- III.2.3 Das Verhältnis von Ehe und Ehelosigkeit
- III.3 Zusammenfassung
- IV. Historischer Teil
- IV.1 Die Herausbildung spezifischer Kirchenämter
- IV.2 Priesterliche Enthaltsamkeit im 4. und 5. Jahrhundert
- IV.3 Die Zölibatsgesetzgebung im Mittelalter
- IV.4 Der Priesterzölibat in der Reformationszeit
- IV.5 Geltendes Zölibatsrecht nach dem CIC von 1983
- IV.6 Zusammenfassung
- Hauptteil
- V. Begründung des Zölibats im 20. Jahrhundert
- V.1 Das II. Vatikanische Konzil
- V.1.1 Zölibat in Lumen Gentium
- V.1.2 Zölibat in Optatam Totius
- V.1.3 Zölibat in Presbyterorum Ordinis
- V.1.4 Abschluß des Konzils
- VI. Die Enzyklika „Sacerdotalis caelibatus”
- VII. Nachkonziliare Begründungen des Zölibats
- VIII. Der Zölibat als Charisma
- VIII.1 Begriff und Wesen des Charismas nach paulinischen Verständnis
- VIII.2 Die Vielfalt der Charismen
- VIII.3 Ist ein Charisma erbittbar ?
- VIII.4 Kann der Zölibat Gesetz und Charisma zugleich sein?
- VIII.5 Zusammenfassung
- IX. Ist der Zölibat dem Priestertum angemessen ?
- IX.1 Der Zölibat aus christologischer Sicht
- IX.1.1 Zölibat und Nachfolge Christi
- IX.1.2 Der Zölibat als Erleichterung der Beziehung zu Christus
- IX.2 Der Zölibat aus ekklesiologischer Sicht
- IX.2.1 Der Zölibat im Rahmen der Repräsentation Christi und der Kirche
- IX.2.2 Zölibat als Ganzhingabe an die Gemeinde
- IX.2.3 Der Zölibat als Zeugnis der Ganzhingabe
- IX.3 Der Zölibat aus eschatologischer Sicht
- IX.3.1 Der Zölibat als Vorwegnahme des engelgleichen Lebens
- IX.4. Zusammenfassung
- X. Die Zölibatsdiskussion nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
- X.1 Der Zölibat und die kirchliche Tradition
- X.1.1 Der Zölibat im Zusammenhang mit kultischer Reinheit
- X.2 Zölibat und Priestermangel
- X.3 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der theologisch-dogmatischen Begründung des priesterlichen Zölibats nach dem II. Vatikanischen Konzil. Sie analysiert die Verknüpfung von Zölibat und Priestertum, untersucht deren Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit und beleuchtet die relevanten Aspekte der dogmatischen Lehre.
- Die historische Entwicklung des Zölibats in der katholischen Kirche
- Die theologische Begründung des Zölibats im Kontext des II. Vatikanischen Konzils
- Die Bedeutung des Zölibats als Charisma
- Die Angemessenheit des Zölibats im Kontext des christlichen Glaubens und der Kirche
- Die aktuelle Diskussion um den Zölibat in der katholischen Kirche
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Zölibat als ein kontroverses Thema dar und definiert den Fokus auf die theologisch-dogmatische Begründung des priesterlichen Zölibats nach dem II. Vatikanischen Konzil.
- Begriff des Zölibats: Die beiden Arten des Zölibats, charismatisch und obligatorisch, werden erläutert und abgegrenzt.
- Biblische Grundlage des Zölibats: Die Enthaltsamkeit Jesu und seiner Jünger sowie die frühchristliche Tradition werden im Hinblick auf die Entstehung des Zölibats betrachtet.
- Historischer Teil: Die Entwicklung des Zölibats von der Herausbildung spezifischer Kirchenämter bis zum geltenden Zölibatsrecht nach dem CIC von 1983 wird zusammengefasst.
- Begründung des Zölibats im 20. Jahrhundert: Die Konzilserklärungen Lumen Gentium, Optatam Totius und Presbyterorum Ordinis, die die Frage des Zölibats behandeln, werden erläutert.
- Der Zölibat als Charisma: Die Bedeutung des Zölibats als eine vom Heiligen Geist vermittelte Gnadengabe wird beleuchtet.
- Ist der Zölibat dem Priestertum angemessen?: Die Arbeit untersucht die Angemessenheit des Zölibats aus christologischer, ekklesiologischer und eschatologischer Sicht.
- Die Zölibatsdiskussion nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: Die Diskussion um den Zölibat im Kontext der kirchlichen Tradition, des Priestermangels und weiterer relevanter Aspekte wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die dogmatische Begründung des priesterlichen Zölibats und beschäftigt sich mit Begriffen wie Charisma, Christologie, Ekklesiologie, Eschatologie, kirchliche Tradition, Priestermangel, II. Vatikanisches Konzil und die Enzyklika „Sacerdotalis caelibatus”.
- Arbeit zitieren
- Andre Zysk (Autor:in), 2000, Die theologische Begründung des priesterlichen Zölibates nach dem II. Vatikanischen Konzil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25054