Soziale Arbeit in Zeiten der Globalisierung - Die disziplinäre Diskussion um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit


Hausarbeit, 2004

33 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Soziale Arbeit in Zeiten der Globalisierung
2.1 Länderspezifische Kriterien Sozialer Arbeit
2.2 Länderübergreifende Kriterien Sozialer Arbeit
2.3 Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit

3. Die disziplinäre Diskussion um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit - zwei gegenläufige positionen
3.1 postulat für ein politisches Mandat Sozialer Arbeit
3.2 politisches Mandat als (Selbst-)Missverständnis des professionellen Auftrags Sozialer Arbeit
3.3 Gegenüberstellung der positionen zum politischen Mandat Sozialer Arbeit

4. Soziale Arbeit und politisches Mandat - Gegenstand einer wissenschaftlichen Disziplin?
4.1 Die Disziplin Sozialer Arbeit
4.2 Das postulat und die Diskussion für ein politisches Mandat Sozialer Arbeit - Ausdruck für die Disziplinlosigkeit der Disziplin

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit sollen zunächst die Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit dargestellt werden. Weltweite Globalisierungstendenzen, die ihren Ausdruck für die Soziale Arbeit eines Landes vor allem in der Form des neoliberalistischen Umbaus der Sozialstaaten gewinnen, stellen einen länderübergreifenden Faktor für die Ausgestaltung der Sozialen Arbeit dar. Dabei ist mit dem Begriff der Globalisierung eine Verdichtung der transnationalen Beziehungen und eine daraus resultierende Zunahme der wechselseitigen Abhängigkeit der Länder untereinander zu konstatieren. Eine solche stärkere Abhängigkeit der Länder untereinander impliziert vor allem im Rahmen der Europäischen Union als Wirtschaftsgemeinschaft eine Erhöhung des Wettbewerbs, bei steigender Bedeutung der Begrifflichkeiten von Effizienz und Effektivität. Dabei gewinnen die von Seiten der kapitalistischen Marktwirtschaft geforderten Kriterien von Effizienz und Effektivität eine stetig wachsende Bedeutung - auch für die Wohlfahrtsstaatmodelle innerhalb der Europäischen Union. Vorläufiges Resultat dieser Entwicklung ist eine (gewollte) Schwächung der integrativen Funktionen des Staates mit weitreichenden Auswirkungen auf die Wohlfahrtsstaatmodelle, als auch auf die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger und die Soziale Arbeit in ihrer institutionellen praxis sowie ihren professionellen Standards. Damit einher geht ein Wandel des Begriffs von „Sozialer Solidarität“ eines Landes durch eine Veränderung von Struktur und Inhalt Sozialer Arbeit. Eine Entwicklung, die innerhalb dieser Hausarbeit aufgezeigt werden soll.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Diskussion um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit innerhalb der Disziplin derzeit (wieder) an Aktualität. Die einzelnen positionen innerhalb der disziplinär geführten Diskussion zum Thema sind dabei äußerst heterogen, stehen als Ausdruck eines bestimmten Selbstverständnisses der Disziplin und sollen verdeutlicht werden. Im Zentrum dieser Hausarbeit steht dabei die Frage, ob es Aufgabe einer Disziplin Sozialer Arbeit sein kann sich in diesem Streit zu positionieren, oder ob eine an dem wissenschaftlichen Wahrheits- und Richtigkeitsprinzip orientierte Disziplin sich dieser Thematik überhaupt anzunehmen hat.

Im anschließenden Kapitel sollen anhand eines Textes von Walter Lorenz die länderspezifischen Faktoren Sozialer Arbeit und deren Wechselwirkung untereinander erläutert werden. Weiterhin sollen hier - durch die Globalisierung und den damit verbundenen länderübergreifenden Umbau der Sozialstaaten (Stichwort: Neoliberalismus) - die Auswirkungen auf die Soziale Arbeit erörtert werden. Das dritte Kapitel beleuchtet die vor diesem Hintergrund aktuelle Diskussion der Disziplin Sozialer Arbeit um ein politisches Mandat und vergleicht zwei einander entgegengesetzte positionen innerhalb der Diskussion, die zudem in engem Zusammenhang mit der Debatte um das (immer wieder aktuelle) Selbstverständnis Sozialer Arbeit stehen.

Auf der Grundlage der innerhalb der Disziplin geführten Debatte um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit soll gezeigt werden welche Leistungen und Aufgaben einer Disziplin Sozialer Arbeit zufallen und wie vor diesem Hintergrund die aktuelle Debatte zu bewerten ist.

2. Soziale Arbeit in Zeiten der Globalisierung

Globalisierungstendenzen haben - wie in der Einleitung bereits erwähnt - Auswirkungen auf Struktur und Ausgestaltung der profession sowie der Disziplin Sozialer Arbeit. Um die Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit erörtern zu können, soll in einem ersten Schritt der Frage nachgegangen werden, wie sich Soziale Arbeit in ihren allgemeinen Funktionen von Hilfe, Schutz und Kontrolle darstellen lässt. Hierzu greife ich zurück auf einen Artikel von Walter Lorenz (Lorenz 2004, Seiten 40- 51), der unter der Thematik „Soziale Arbeit im länderübergreifenden Vergleich“ vier Schlüsselkriterien für die Soziale Arbeit benennt, welche das Wesen Sozialer Arbeit bestimmen. In einem zweiten Schritt soll der Begriff der Globalisierung konkretisiert werden um schließlich die Auswirkungen von Globalisierung auf die Soziale Arbeit verdeutlichen zu können.

2.1 Länderspezifische Kriterien Sozialer Arbeit

Ausgehend von einem länderübergreifenden (europäischen) Vergleich zur Bestimmung des Charakters Sozialer Arbeit führt Walter Lorenz (ebd.) vier Schlüsselkriterien Sozialer Arbeit an, die in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander stehen und die Funktionen von Hilfe, Schutz und Kontrolle Sozialer Arbeit bestimmen. Hierzu zählen als erstes Kriterium das jeweilige Wohlfahrtsstaatmodell eines Landes, ferner die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger eines Landes sowie die institutionelle praxis und die professionellen Standards Sozialer Arbeit. Die genannten Kriterien sind als länderspezifische Kriterien Sozialer Arbeit zu verstehen mit je unterschiedlichen inhaltlichen Ausprägungen. So benennt Lorenz (ebd.) für das erste Kriterium vier unterschiedliche Wohlfahrtsstaatmodelle für den europäischen Raum, die im folgenden kurz benannt sein sollen:

Das skandinavische Wohlfahrtsstaatmodell zeichnet sich vor allem in einer zentralen Rolle des Staates bei der Durchführung sozialpolitischer Maßnahmen aus. Soziale Dienste sind hier überwiegend in staatlichen Händen. Für das Bismarck´sche Modell, zu dem Länder wie Deutschland, Österreich, Frankreich und in leicht unterschiedlicher Form auch Belgien und die Niederlande gehören, wird der Staat sozialpolitisch steuernd tätig. Es gilt das Subsidiaritätsprinzip, innerhalb dem soziale Aufgaben so weit wie möglich an nicht-staatliche Organisationen delegiert werden. Dieses prinzip ist zudem kennzeichnend für die Trägerlandschaft Sozialer Arbeit in Deutschland (öffentliche, freie und private Träger Sozialer Arbeit). Weiterhin benennt Lorenz (ebd.) das Angelsächsische Residual Modell. Innerhalb dieses Modells sind die sozialen Dienste in private und öffentliche Dienste eingeteilt, wobei die öffentlichen, also staatlichen Dienste, bewusst den Charakter minderwertiger Qualität besitzen. Hintergrund hierfür ist es, auf Seiten der Bürger möglichst viel Eigenverantwortung im Sinne privater Vorsorge anzuregen. Als viertes und letztes Wohlfahrtstaatmodell wird das mediterrane Modell genannt, das gekennzeichnet ist durch die Uneinheitlichkeit verschiedener Sozialbereiche und innerhalb dessen die „informelle Hilfe“ durch Familienangehörige und andere soziale Bezugspersonen einen hohen Stellenwert hat.

Die hier genannten Charakterisierungen der unterschiedlichen Wohlfahrtsstaatmodelle kommen in der Sozialpolitik der Länder zum Ausdruck und stellen in diesem Sinne den Rahmen sozialpolitischer Entscheidungen und Maßnahmen. Lorenz formuliert hierzu: „... in der Sozialpolitik [ist] die besondere Interpretation der sozialen Solidarität eines Landes vorgegeben (...)“ (Lorenz 2004, Seite 40). Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass die hier skizzierten Wohlfahrtsstaatmodelle bestimmend sind für das Verhältnis des Bürgers zum Staat. Gleichwohl ist dieses Verhältnis auch für den Bezug „Bürger“ und „Soziale Arbeit“ zu konstatieren, da Sozialer Arbeit (aus der Sicht des Bürgers) eine position im staatlichen Gefüge zukommt.

„Lebenswelt“ als das zweite Kriterium zur Charakterisierung der Sozialen Arbeit spricht die konkreten Bedingungen von Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger eines Landes an. Das jeweilige Wohlfahrtsstaatmodell setzt dabei den Rahmen für die Ausgestaltung der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger. Diese Feststellung zeigt zudem eine erste Beziehung der Kriterien „Wohlfahrtsstaatmodell“ und „Lebenswelt“ auf. Als weitere Kriterien wurden die der „institutionellen praxis“ sowie der „professionellen Standards“ Sozialer Arbeit genannt. „Institutionelle praxis“ verweist vor allem auf die unterschiedliche Ausgestaltung der praxis Sozialer Arbeit im länderübergreifenden Vergleich. Organisationsformen und Institutionalisierungen Sozialer Arbeit sind dabei eingebettet in das jeweilige Staatensystem und aus historischer perspektive tradiert und generiert. Gleiches gilt für die professionellen Standards Sozialer Arbeit, die sich in den europäischen Ländern voneinander unterscheiden und vor allem auf die unterschiedlichen Zugänge, sowie Berufsbezeichnungen und Ausbildungsverfahren verweisen.

Die hier aufgeführten länderspezifischen Kriterien Sozialer Arbeit sind konstituierende Faktoren- zur Charakterisierung der Sozialen Arbeit und stehen in einem Wechselverhältnis zueinander. Dabei ist die unterschiedliche Ausgestaltung Sozialer Arbeit im länderübergreifenden Vergleich der unterschiedlichen inhaltlichen Füllung der einzelnen Kriterien zuzuschreiben. Zu dem wechselseitigen Verhältnis der Kriterien sei an dieser Stelle bemerkt, dass die genannten Wohlfahrtsstaatmodelle über die Sozialpolitik eines Landes den Rahmen für die Ausgestaltung der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger bilden, sowie (gesetzliche) Vorgaben für die Ausgestaltung der Sozialen Arbeit in ihrer institutionellen praxis sowie bezüglich ihrer professionellen Standards enthalten. Gleichwohl partizipieren die Bürgerinnen und Bürger eines Landes am jeweiligen Wohlfahrtsstaatmodell über die Möglichkeit der politischen Einflussnahme und sind als solche potentielle Mitgestalter des Wohlfahrtsstaatmodell und der Sozialpolitik eines Landes. Ebenso beinhalten die durch Sozialpolitik getroffenen Vorgaben für die Soziale Arbeit Gestaltungsspielräume. Der sozialpolitische Rahmen für die Soziale Arbeit wird somit nicht aufoktroyiert, sondern ist über das demokratische - Anmerkung: Die unterschiedlichen Benennungen „Kriterien“, „Faktoren“ und später der Begriff der „Dimensionen“ beschreiben bei Lorenz in gleicher Weise die Begriffe „Wohlfahrtsstaatmodell“, „Lebenswelt“, professionelle Standards“ und institutionelle praxis“.

prinzip der Bürgerinnen und Bürger eines Landes gestaltbar. Diese Tatsache verdeutlicht das wechselseitige Verhältnis der von Lorenz beschriebenen Kriterien Sozialer Arbeit.

Die genannten vier Kriterien bilden damit ein schlüssiges und verallgemeinerbares Ordnungsmuster für die Soziale Arbeit. Dabei sind sie gleichzeitig Bedingung wie auch Gegenstand Sozialer Arbeit in ihrem wechselseitigen Verhältnis zueinander. Unabhängig von den Kriterien der länderspezifischen Ausgestaltung Sozialer Arbeit ist derzeit eine für alle (europäischen) Länder gemeinsame Entwicklungsrichtung zu beobachten, die Auswirkungen auf die genannten Kriterien Sozialer Arbeit hat. Genannte Entwicklungsrichtung geht einher mit dem, was spätestens nach 1990 in den öffentlichen Debatten mit dem Begriff der Globalisierung bezeichnet wird und als länderübergreifender Faktor Einfluss auf die Gestaltung Sozialer Arbeit hat.

2.2 Länderübergreifende Kriterien Sozialer Arbeit

Der Begriff der Globalisierung kennzeichnet vor allem im Hinblick auf den europäischen Raum mit der Fortentwicklung der Europäischen Union als Wirtschaftsgemeinschaft eine Verdichtung der transnationalen Beziehungen und damit einhergehend eine Zunahme der wechselseitigen Abhängigkeit. Globalisierungsprozesse sind dabei vielfältig und komplex, sie beschreiben eine Vielzahl ineinander fließender wirtschaftlicher, politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher und technischer prozesse. Die stärkere länderübergreifende Abhängigkeit und der damit verstärkte Wettbewerb ist in engem Zusammenhang mit einer steigenden Bedeutung der Kriterien von Effizienz und Effektivität zu sehen. Für den wirtschaftlichen Bereich ist es vor diesem Hintergrund am ehesten zu verstehen, dass produktionsprozesse und -abläufe sich mehr und mehr an den genannten Kriterien zu orientieren haben, damit Organisationen sich im Konkurrenzkampf behaupten und ihre Existenz sichern können.

Rationalisierungsprozesse zur Kostenminimierung und Gewinnmaximierung sowie technische Neuerungen, die den Arbeitsprozess beschleunigen und andere Maßnahmen sind Folgen einer solchen Entwicklung. Die Auswirkungen der Globalisierung sind jedoch nicht nur auf den wirtschaftlichen Bereich beschränkt. Globalisierungsprozesse wirken mithin auf alle Bereiche eines Staates: Die Orientierung an den Kriterien von Effizienz und Effektivität treffen ebenso auf Staat und Gesellschaft zu und im Hinblick auf die von Lorenz genannten Dimensionen Sozialer Arbeit haben diese vor allem einflussreiche Auswirkungen auf die Wohlfahrtsstaatsmodelle wie auch die Lebenswelt der Bürger. Lorenz bemerkt hierzu: „Diese [ Auswirkungen der Globalisierung; A.K.] werden über alle die Soziale Arbeit gestaltenden Dimensionen vermittelt und ihre Vielschichtigkeit ist daher gerade für diese profession von großer Bedeutung“ (Lorenz 2004, Seite 47). Die verstärkte Orientierung an den Kriterien von Effizienz und Effektivität wird somit auch über die bestimmenden Dimensionen Sozialer Arbeit für die Soziale Arbeit selbst von integraler Bedeutung. Die Folge dieser derzeitigen Entwicklung betreffen sowohl den professionellen als auch den disziplinären Kontext Sozialer Arbeit als Antwort auf die Veränderungen innerhalb der Wohlfahrtsstaatmodelle sowie der Lebenswelt der Bürger. Auf die festzustellenden Veränderungen innerhalb der Sozialen Arbeit werde ich im folgenden Unterkapitel genauer eingehen.

Festzuhalten gilt, dass die genannten Veränderungen im europäischen Raum länderübergreifend stattfinden und sich die Staaten innerhalb all ihrer Bereiche vermehrt an den genannten Kriterien orientieren. Diese Orientierung wird in den politischen wie auch öffentlichen Debatten als „neoliberalistische Tendenz“ eines Staates interpretiert. Eine solche Tendenz schlägt sich (beispielhaft für die BRD) nieder in den Forderungen nach dem Umbau des Sozialstaates, verstärkten Kontrollfunktionen des Staates gegenüber seinen Bürgern und damit einer allgemein festzustellenden Schwächung der integrativen Funktionen des Staates, der nun nicht mehr nur fördert, sondern (von seinen Bürgern) auch fordert (Stichwort: „fördern und fordern“). Auf Seiten der Bürger und deren Lebenswelt ist als „Quasi-Reaktion“ auf diesen Kontext ein vermehrtes Streben nach Autonomie zu beobachten im Sinne von Selbststeuerung.

Lorenz beschreibt diesen Zustand aus der perspektive der Sozialen Arbeit wie folgt: „Auch hier [innerhalb der Sozialen Arbeit; A.K.] geht es einerseits darum, größere autonome Spielräume zu erlangen, die der lebensweltlichen Vielfalt und den Forderungen der Zivilgesellschaft nach Selbststeuerung entsprechen, während andererseits der ökonomische Druck in Richtung auf Effizienzsteigerung und Qualitätskontrolle sich als stärkere Reglementierung und Kontrolle durch Management-Methoden manifestiert“ (Otto/Schnurr nach Lorenz 2004, Seite 47). Dabei haben wir es im Zuge der Globalisierung und im Hinblick auf die Soziale Arbeit mit einer Neuordnung der von Lorenz genannten Dimensionen Sozialer Arbeit zu tun. Diese Neuordnung bezieht sich vor allem auf das Verhältnis des Bürgers zum Staat und umgekehrt und schließt eine zu beobachtende Veränderung dessen ein, was Lorenz mit der „Sozialen Solidarität“ eines Landes bezeichnet.

2.3 Auswirkungen der Globalisierung auf die Soziale Arbeit

Betrachtet man sich die oben geschilderten Entwicklungen, so wird deutlich, dass sich die Soziale Arbeit mit ihrer Hilfe-, Schutz- und Kontrollfunktion in einer position zwischen Staat und Zivilgesellschaft neuen Herausforderung stellen muss. Dabei geht es vor allem um den „Spagat“, den Forderungen der Zivilgesellschaft einerseits entsprechen zu können und sich innerhalb von profession und Disziplin auf die veränderten Gegebenheiten der Lebenswelt der Bürger einzustellen, während andererseits der ökonomische Druck (Effizienzsteigerung, Qualitätskontrolle) auch vor der Sozialen Arbeit nicht halt macht. Die Auswirkungen (hier: beispielhaft für die BRD) lassen sich anhand des von Lorenz aufgestellten Modells der Dimensionen Sozialer Arbeit (Wohlfahrtsstaatmodell, Lebenswelt, professionelle Standards, Institutionelle praxis) nachzeichnen und betreffen die Disziplin wie auch die profession Sozialer Arbeit. Im Bereich der institutionellen praxis Sozialer Arbeit ist eine zunehmende Dezentralisierung und privatisierung und somit eine Umstrukturierung sozialer Dienste zu beobachten. So entsteht auch im Bereich der Sozialen Arbeit (vor allem mit dem verstärkten Aufkommen privater Träger) eine Marktsituation mit Wettbewerb und Konkurrenzkampf um die besten Angebote. Effektivität und Effizienz müssen auf Grund dieser Situation für die einzelnen öffentlichen, privaten und freien Träger eine tragende Rolle spielen. In diesem Sinne finden vermehrt Managementkonzepte platz innerhalb der Sozialen Arbeit. Der Wandel des Selbstverständnisses Sozialer Arbeit als „Dienstleistung“ am „Kunden“ ist mit die Folge einer Trägerlandschaft Sozialer Arbeit, die sich jetzt an typisch marktwirtschaftlichen Kriterien orientieren muss. Als Antwort auf die veränderte Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger eines Landes versucht die Soziale Arbeit mit neuen Konzepten diesen Veränderungen gerecht zu werden (Empowerment, lebensweltorientierte Soziale Arbeit). Innerhalb der Disziplin Sozialer Arbeit und der Ausbildung sind spätestens seit Ende der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Studienanteile mit planungs- und Managementinhalten ebenso vorzufinden wie der akademische Diskurs auch die Qualitätsdiskussion behandelt. So wird auch die Vergabe finanzieller Mittel für die Träger der sozialen Arbeit durch eine gesetzliche Regelung neu strukturiert: SGB VIII, § 77, §§ 78 a-g sowie BSHG § 93,2 regeln die Qualitätssicherung und die Wirtschaftlichkeit Sozialer Dienste, die seitens der Leistungsträger dem Kostenträger nachgewiesen werden müssen.

Gesamt betrachtet haben wir es mit tiefgreifenden Veränderungen von Struktur und Inhalt Sozialer Arbeit zu tun. Dabei ist festzuhalten, dass „Tendenzen des Neoliberalismus, der Dezentralisierung und privatisierung, der Umstrukturierung sozialer Dienste, der Einführung von markteffizienten Kriterien (...) in allen Regimes festzustellen [sind]“ (Lorenz 2004, Seite 47).

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Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Soziale Arbeit in Zeiten der Globalisierung - Die disziplinäre Diskussion um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit
Hochschule
Universität Trier  (Sozialarbeit)
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
33
Katalognummer
V25162
ISBN (eBook)
9783638278744
ISBN (Buch)
9783638938266
Dateigröße
574 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Arbeit, Zeiten, Globalisierung, Diskussion, Mandat, Sozialer, Arbeit
Arbeit zitieren
Alexander Klein (Autor:in), 2004, Soziale Arbeit in Zeiten der Globalisierung - Die disziplinäre Diskussion um ein politisches Mandat Sozialer Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25162

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