Es handelt sich um die letzte Novelle des Decameron. Sie zählt zu den schwierigsten des gesamten Werkes überhaupt. Aufgrund ihres unerhört grausamen Inhalts wirkt sie äußerst provokant und polarisiert auf diese Weise zugleich die Leserschaft. Es geht um den Markgrafen von Saluzzo, der seine Frau Griselda auf unmenschlich harte Proben stellt, um sich ihrer absoluten Treue und Unterwürfigkeit zu versichern. Griselda erträgt die ihr auferlegten Prüfungen mit beispielloser Geduld.
Verschiedene Autoren beziehen zu dieser Novelle völlig konträre Positionen. Griseldas Verhalten wird von einigen Interpreten als vorbildlich und nachahmenswert empfunden, während sie von anderen nahezu als Heilige, und damit als quasi unnachahmbar einzigartig, verehrt. Für Gualtieris Charakter gilt die gleiche gespaltene Meinung. Einige Interpreten versuchen sein Verhalten zu rechtfertigen, andere wiederum verurteilen ihn als grausam und unmenschlich.
Zunächst werden detailliert die charakterlichen Eigenheiten der Protagonisten herausgearbeitet, um in einem zweiten Schritt verschiedene Interpretationsansätze zu erörtern und gegenüberzustellen. Im darauf folgenden Kapitel geht es darum zu verdeutlichen, dass die Weltanschauung des Lesers dessen Interpretationsleistung beeinflusst. Weil jede Interpretation Raum für Kritik lässt, wird zu einigen zentralen Aussagen der beschriebenen Ansätze Stellung bezogen. Danach wird ein eigener Interpretationsversuch angeschlossen, der die Novelle aus gesellschaftskritischer Sicht beleuchtet. Um diesen Punkt abzurunden wird ein Bogen zur ersten Novelle des Decameron geschlagen und dargestellt, wie diese beiden in Bezug zueinander stehen. In einem letzten Schritt wird auf Boccaccio selbst, den Verfasser des Decameron, eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakterisierung der Protagonisten
- Der Charakter Gualtieri
- Matta bestialità - Das grausame Verhalten Gualtieris
- Der Charakter Griselda
- Die gehorsame Ehefrau
- Der Charakter Gualtieri
- Unterschiedliche Interpretationsansätze
- Griselda als Exemplum für frauliche Tugend
- Weltliche Heiligenlegende
- Psychoanalytischer Ansatz
- Die Griselda-Novelle in der Wahrnehmung des Lesers
- Die Rolle des Lesers und sein Urteil in Abhängigkeit seiner Weltanschauung
- Kritik an den dargestellten Interpretationsansätzen
- Die Interpretation aus der Sicht des emanzipierten Lesers
- Der Bezug zur ersten Novelle
- Boccaccio als „,moderner“ Autor
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der Griselda-Novelle aus Boccaccios Decameron unter dem Aspekt von Emanzipation und Gleichberechtigung. Ziel ist es, die Geschichte aus der Sicht des modernen Lesers zu beleuchten und die unterschiedlichen Interpretationsansätze zu erörtern.
- Charakterisierung der Protagonisten Gualtieri und Griselda
- Analyse der grausamen Handlung und der Motive Gualtieris
- Diskussion der verschiedenen Interpretationsansätze der Novelle
- Einbezug der Lesersicht und der eigenen Interpretation
- Beurteilung Boccaccios als „,modernen“ Autor
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Griselda-Novelle ein und beleuchtet deren provokativen Charakter. Es werden die unterschiedlichen Interpretationsansätze der Protagonisten Gualtieri und Griselda vorgestellt und die Zielsetzung der Arbeit erläutert.
Das Kapitel zur Charakterisierung der Protagonisten beleuchtet Gualtieris grausames Verhalten und die widersprüchlichen Interpretationen seiner Motive. Griseldas gehorsames Verhalten und ihre Geduld werden ebenfalls untersucht.
Das Kapitel zu den Interpretationsansätzen beleuchtet verschiedene Perspektiven auf die Novelle, darunter die Sichtweise der weiblichen Tugend, die Heiligenlegende und die psychoanalytische Interpretation.
Das Kapitel zur Wahrnehmung des Lesers untersucht den Einfluss der eigenen Weltanschauung auf die Interpretation der Novelle. Es wird kritisch auf die vorgestellten Interpretationsansätze eingegangen und die Interpretation aus der Sicht des emanzipierten Lesers dargestellt. Darüber hinaus wird die Verbindung zur ersten Novelle des Decameron hergestellt.
Das Kapitel zu Boccaccio als „,modernem“ Autor beleuchtet den Autor im Kontext seiner Zeit und entlarvt ihn als einen modernen Denker.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Boccaccio, Decameron, Griselda-Novelle, Emanzipation, Gleichberechtigung, Interpretationsansätze, Lesersicht, grausames Verhalten, Geduld, Unterwürfigkeit, Tugend, Heilige, Psychoanalyse, Gesellschaftskritik.
- Quote paper
- Nicole Moramarco (Author), 2003, Boccaccios Decameron: Die Griselda-Novelle aus der Sicht des modernen Lesers unter dem Aspekt von Emanzipation und Gleichberechtigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25283