Bei der Lektüre von WOLFRAM von Eschenbachs Willehalm fühlen sich Leser, denen auch der Parzival bekannt ist, bei der Beschreibung der Figur des Rennewarts an die des Parzivals erinnert. Diese Parallele zwischen Rennewart und Parzival wird von WOLFRAM im Willehalm auch explizit hergestellt. In der Forschung wird die Ähnlichkeit zwischen Rennewart und Parzival und der direkte Vergleich WOLFRAMS genutzt, um Hypothesen über das offene Ende der Willehalm-Handlung aufzustellen. Argumentiert wird etwa derart, dass so wie Parzival zur Erkenntnis seiner Schuld und damit zurück zum Glauben gelangt, auch Rennewart seine Fehler erkennen und damit bereit zur Annahme der Taufe werden wird.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob derartige Analogieschlüsse legitim sind. Es wird hinterfragt, ob bei diesem Vorgehen der jeweilige Kontext, in dem die Figuren sich bewegen, und die unterschiedlichen Gattungen der beiden Werke nicht zu stark unberücksichtigt bleiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Parallelen zwischen Rennewart und Parzival
- Rennewart - Schuld, Schulerkenntnis und Happy End?
- Rennewarts Unschuld – Möglichkeit der,Entrückung' oder Figur der Integration und Versöhnung?
- Die Gattungsfrage
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Figur des Rennewart in Wolfram von Eschenbachs Willehalm im Kontext seiner Parallelen zur Figur des Parzivals im Parzival. Dabei werden die Legitimität von Analogieschlüssen zwischen den beiden Werken und die Bedeutung des jeweiligen Kontextes untersucht.
- Parallelen zwischen Rennewart und Parzival
- Die Rolle von Schuld und Schulerkenntnis in der Figur des Rennewart
- Die Frage nach Rennewarts Unschuld und ihren möglichen Auswirkungen
- Die Gattungsfrage und ihre Bedeutung für die Interpretation des Willehalm
- Die Relevanz des Kontextes für die Figureninterpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Parallelen zwischen den Figuren des Rennewart und des Parzivals, die beide aus edlem Geschlecht stammen, aber eine unstandesgemäße Erziehung erfahren. Rennewarts tumpheit wird durch seine Ablehnung ritterlicher Waffen und übermäßiges Essen am Hof von Orange deutlich, während Parzivals Tumpheit sich in seinem Verhalten gegenüber Jeschute, seiner Vorstellung vom Rittertum und übermäßigem Essen am Hof von Gurnemanz zeigt.
Das zweite Kapitel präsentiert Forschungspositionen, die ausgehend von der Parzival-Handlung bei Rennewart von Schuld, Schulderkenntnis und Übertritt zum christlichen Glauben ausgehen. Die Argumentation basiert auf der Annahme, dass Rennewart, wie Parzival, seine Fehler erkennen und bereit zur Taufe werden wird.
Das dritte Kapitel diskutiert konträre Positionen, die die Legitimität von Analogieschlüssen von der Parzival- auf die Rennewartfigur verneinen, von der Unschuld Rennewarts ausgehen und zu anderen Hypothesen über den möglichen Ausgang des Willehalm gelangen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Wolfram von Eschenbach, Willehalm, Parzival, Rennewart, Parzival, Parallelen, Analogieschlüsse, Schuld, Schulerkenntnis, Unschuld, Integration, Versöhnung, Gattung, Kontext.
- Quote paper
- Judith Blum (Author), 2003, Außenseiter bei Wolfram - Parzival und Rennewart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25287