Hermann Bahr engagierte sich zunächst als Verfechter des Naturalismus, proklamierte jedoch später in seinem Aufsatz "Zur Überwindung des Naturalismus" dessen Überwindung. In der Folgezeit wurde er für die Literaten der Wiener Moderne zu einem wichtigen Ort der Information und der Orientierung. Bahrs Essay "Die neue Psychologie" (1890 wird in der vorliegenden Arbeit in Bezug gesetzt zu Arthur Schnitzlers Erzählung "Fräulein Else", um so Erkenntnisse über das Verhältnis von narrativer Theorie und Praxis in der Wiener Moderne zu erlangen. Analysiert werden soll, inwiefern die von Hermann Bahr in dem eben genannten Aufsatz erhobene Forderung nach einer neuen Methode des Erzählens Niederschlag in Schnitzlers "Fräulein Else" findet, in welchen Punkten der hier verwendete vollständige innere Monolog einem „dekompositiven“ Vorgehen in der Literatur entspricht bzw. wo sich Differenzen feststellen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- I. Bahrs Essay Die neue Psychologie
- II. Schnitzlers Erzählung Fräulein Else - dekompositiv im Sinne Bahrs?
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert Hermann Bahrs Essay "Die neue Psychologie" (1890) im Kontext von Arthur Schnitzlers Erzählung "Fräulein Else" (1924), um das Verhältnis von narrativer Theorie und Praxis in der Wiener Moderne zu erforschen. Die Arbeit untersucht, inwiefern Bahrs Forderung nach einer neuen Methode des Erzählens in Schnitzlers Werk Niederschlag findet, insbesondere hinsichtlich des vollständigen inneren Monologs und dessen Verhältnis zu Bahrs Begriff des "dekompositiven" Vorgehens.
- Die Bedeutung von Bahrs Essay "Die neue Psychologie" für die Wiener Moderne
- Die Entwicklung der narrativen Theorie in der Wiener Moderne
- Die Analyse des vollständigen inneren Monologs in Schnitzlers "Fräulein Else"
- Das Verhältnis von Theorie und Praxis in der narrativen Kunst der Wiener Moderne
- Die Relevanz des "dekompositiven" Verfahrens in der literarischen Darstellung psychischer Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
I. Hermann Bahr und die neue Psychologie
In seinem Essay "Die neue Psychologie" definiert Hermann Bahr die "neue Psychologie" als eine moderne literarische Strömung, die sich durch eine generelle Psychologisierung der Literatur, neue Themen und eine neue Methode des Erzählens auszeichnet. Bahr plädiert für eine "deterministische", "dialektische" und "dekompositive" Methode, die die psychischen Prozesse der Figuren in ihrer vollen Komplexität und Dynamik darzustellen vermag.
II. Schnitzlers Erzählung Fräulein Else - dekompositiv im Sinne Bahrs?
Dieses Kapitel analysiert den vollständigen inneren Monolog in Schnitzlers "Fräulein Else", um zu untersuchen, inwiefern er Bahrs Forderung nach einer "dekompositiven" Methode des Erzählens entspricht. Die Analyse betrachtet, inwiefern der innere Monolog die psychischen Prozesse der Figur in ihrer ursprünglichen Form wiedergibt und ob er die von Bahr geforderte "Reduktion" auf die "kräftigsten und gewichtigsten" Gefühle vollzieht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Wiener Moderne, Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, narrative Theorie, "Die neue Psychologie", "Fräulein Else", vollständiger innerer Monolog, "dekompositiv", Psychologisierung der Literatur.
- Arbeit zitieren
- Judith Blum (Autor:in), 2002, Narrative Theorie und Praxis in der Wiener Moderne - Hermann Bahrs Essay 'Die neue Psychologie' und Arthur Schnitzlers Erzählung 'Fräulein Else', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25289