In dieser Arbeit soll auf einen Zeitpunkt der Geschichte eingegangen werden, zu dem der Umgang mit behinderten Menschen ein extremes Ausmaß an Unmenschlichkeit angenommen hat. Gemeint ist die nationalsozialistische Herrschaft zwischen 1933 und 1945. Diese zeichnet sich wie kaum ein Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte durch massenhafte Sterilisationen und Ermordungen Behinderter aus. Dabei kamen weit mehr als 100 000 Menschen ums Leben. Hier soll in erster Linie der Frage nachgegangen werden, wie es möglich war in kürzester Zeit diese Form des Umgangs mit Behinderten zu etablieren und zahlreiche Menschen zu finden, die sich widerstandslos und oftmals bereitwillig an der Praxis des Mordens beteiligt haben. Dazu ist es notwendig zunächst den ideologischen und den gesellschaftshistorischen Hintergrund bis hinein ins Ende des 19. Jahrhunderts genau zu beleuchten, um von dort auf allgemein verbreitete Sichtweisen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zu schließen. Nach der Klärung der Hintergründe werden Entwicklungen während der nationalsozialistischen Herrschaft beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtlicher Hintergrund vor 1933
- Das Rassedenken
- Der Darwinismus
- Zeit des Nationalsozialismus
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Umgang mit behinderten Menschen im Nationalsozialismus und analysiert die ideologische Grundlage dieses extremen Vorgehens. Ziel ist es, zu verstehen, wie es möglich war, in kurzer Zeit eine derart grausame Praxis zu etablieren und viele Menschen zur Teilnahme an der Tötung Behinderter zu bewegen. Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung des Rassedenkens und des Darwinismus, die als wichtige ideologische Voraussetzungen betrachtet werden.
- Das Rassedenken im 19. Jahrhundert
- Der Einfluss des Darwinismus auf die Eugenik
- Die Ideologie des Nationalsozialismus und die Dehumanisierung Behinderter
- Die Etablierung und Durchführung der Euthanasieprogramme
- Die Rolle der Gesellschaft und der Einzelnen in der Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik des Umgangs mit Behinderten im Nationalsozialismus vor und skizziert die zentrale Forschungsfrage: Wie konnte diese extreme Form des Umgangs mit Behinderten etabliert werden? Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, den ideologischen und gesellschaftlichen Hintergrund bis ins 19. Jahrhundert zu untersuchen, um die verbreiteten Einstellungen der 1930er Jahre zu verstehen.
1. Geschichtlicher Hintergrund vor 1933
Dieses Kapitel untersucht die Entstehung des Rassedenkens im 19. Jahrhundert und beleuchtet den Einfluss des Darwinismus auf die Entwicklung der Eugenik. Es analysiert die Denkweise des Rassedenkens, das von der Vorstellung einer genetischen Überlegenheit bestimmter Rassen geprägt ist, und die daraus resultierenden rassistischen Ideologien.
1.1 Das Rassedenken
Der Abschnitt befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des Rassedenkens. Die französische Revolution wird als Ausgangspunkt für die Suche nach genetisch begründeten Unterschieden zwischen Menschen dargestellt. Das Zeitalter der Aufklärung und Romantik prägte die Bemühungen, Rassen zu beschreiben und zu differenzieren. Gobineaus Theorie vom Niedergang der Völker aufgrund einer Entartung durch Vermischung wird als einflussreicher Faktor für die Ausbreitung rassistischer Ideologien hervorgehoben.
1.2 Der Darwinismus
Dieser Abschnitt widmet sich der Darwinschen Evolutionstheorie und ihrer Interpretation im Kontext des Rassedenkens. Darwins Theorie der natürlichen Selektion wird auf die menschliche Gesellschaft übertragen, um die Überlegenheit bestimmter Rassen zu rechtfertigen. Das Konzept der Eugenik, das darauf abzielt, die menschliche Rasse durch Selektion zu verbessern, wird hier in den Zusammenhang mit dem Darwinismus gestellt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind der Umgang mit Behinderten im Nationalsozialismus, die ideologische Grundlage dieses Vorgehens, das Rassedenken, der Darwinismus, die Eugenik, die Euthanasieprogramme und die Rolle der Gesellschaft in der Verfolgung von Behinderten. Weitere wichtige Begriffe sind Rassenhygiene, Degeneration, Entartung, natürliche Selektion und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Arbeit untersucht den historischen Kontext des nationalsozialistischen Regimes, die Entstehung und Verbreitung rassistischer Ideologien sowie die Rolle des Darwinismus bei der Rechtfertigung von Eugenik und Euthanasie.
- Quote paper
- Sandra Kleine (Author), 2001, Der Umgang mit Behinderten im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25291